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Seifenblasen auf der Riesenholzwelle

von Esther Slevogt

Berlin, 22. Juni 2012. Ein leichtes Thalheimerfeeling zunächst. Eine hölzerne Riesenwelle schwappt über die nackte schwarze Bühne des Berliner Ensembles. Zumindest ließe sich der breite, auf- und abgeschwungene Holzsteg so deuten. Schließlich spielen die "Geschichten aus dem Wiener Wald" an der Donau, der blauen, deren Wellen aber hier eben nur eine einzige erstarrte, hölzerne ist.

Die schwer allegorisierende Bühne stammt nicht von Olaf Altmann, sondern von Hugo Gretler. Wie auch der Abend nicht von Michael Thalheimer, sondern von Enrico Lübbe inszeniert wurde, seit zwei Tagen designierter Nachfolger von Sebastian Hartmann als Intendant des Leipziger Theaters. Statt der Johann Strauß-Musik, die Ödön von Horváth zum Titel für sein bitteres Volksstück über das Verunglücken des Einzelnen in der unstillbaren Lebensgier inspirierte, dräut ein schicksalsschwerer Sound aus E-Piano und E-Gitarre von Bert Wrede.

Spiel der Physiognomien

In kurzen festgefrorenen Szenen werden in den nächsten hundertvierzig Minuten die bekannten Gesichter des BE-Ensembles auftauchen, wie sie so oder so ähnlich aus vielen Inszenierungen am Haus längst geläufig sind: in einer merkwürdigen Mischung aus Abstraktion und Verortung im Schrill-Pittoresken, sich gelegentlich um Kopf und Kragen mimend (und um alle Glaubwürdigkeit).

Axel Werner beispielsweise, der immer diese leicht verknarzten, vertrockneten Lulatsche spielt. Hier gibt er den Rittmeister in grauem Dress mit Reitpeitsche und leicht melancholischer (aber vielleicht nur alkoholischer) Schlagseite. Roman Kanonik, der immer ran muss, wenn sanfte Brutalos benötigt werden, hier als kompakter Schlachtergehilfe Havlitschek mit blutiger Schürze. Ein Naziabziehbild darf natürlich auch nicht fehlen, und so gibt Ulrich Brandhoff Jungfaschisten Erich gebührend verschwitzt.

wienerwald3 560 MonikaRittershaus uAufstellung, bis das nächste Dunkel kommt: "Geschichten aus dem Wiener Wald".
© Monika Rittershaus

Oder Angela Winkler, das ewige Mädchen, als Trafikantin Valerie, deren hochgeschraubte Heliumstimme hier nicht zum ersten Mal akute Knebelwunschreflexe im Parkett auslöst. Norbert Stöß gibt eine verruchte Baronin, die im spektakulärsten Bild dieses Abends im geschlitzten lila Samtkleid unter tellergroßen, kreisenden Diskoreflexen das gefallene Mädchen Marianne als glitzernde Donaunixe am Trapez aus dem Bühnenhimmel zaubert und wieder dorthin verschwinden lässt. Schließlich Boris Jacobys schwerer Trauerkloß Oskar – "Marianne, Du wirst meiner Liebe nicht entgehen" ist ja der berühmte Satz, den er am Ende zu ihr sagt. Als sie mit ihrer eigenen Vorstellung von der Liebe furchtbar gescheitert ist. Und schon die ganze Physiognomie dieses Schauspielers sagt, dass diese Liebe sich sehr schwer auf das Leben legen wird.

Fotohafte Schicksalsbilder

Enrico Lübbe ist also der Regisseur dieses Abends, der sich ziemlich nahtlos in die BE-Ästhetik der bunten Bilderbögen fügt, die ihre Welthaltigkeit gelegentlich bloß behaupten. Und eben meist nur bunt, aber ohne Zwischentöne sind. Horváths Geschichten fügt er auf der großen Holzwelle in knappen Szenen aneinander. Im Dunkeln versammeln sich immer wieder neue Menschenparodien auf der Bühne, im Dunkeln laufen sie nach gespielter Szene wieder auseinander. Um im nächsten Bild wieder neu arrangiert zu werden. Wie Menschen, die sich kurz für ein Foto aufstellen, was an diesem Abend einmal konkret auch geschieht, um das Prinzip zu verdeutlichen. Figuren, deren Defizite hier grell, fast zeichenhaft ausgestellt werden.

Ja, so sind sie, die Menschen!, buchstabiert uns diese Inszenierung den ganzen Abend lang überdeutlich vor. Das ewige Begehren, diese ewige Gier! Sabin Tambreas Alfred, ein labiler Strizzi, ohne Kontur. Roman Kaminski, der den Zauberkönig als grobschlächtiges, rotgesichtiges Mannsmassiv anlegt, nach jedem Busen, der sich ihm bietet, greift, Tochter Marianne (als großäugige Naive: Johanna Griebel) jedoch samt Kind verstößt.

Erleuchtete Momente

Am Ende gibt Kaminski seine Figur als geläuterten Opa mit albernem Tütenkasper dem Gelächter preis. Gudrun Ritter, die als winzige dämonische Großmutter den ganzen Abend mit Krücke giftend über die Bühne gehumpelt ist, entreißt dem entzauberten Zauberkönig die durch den Tod des Kindes sinnlos gewordene Handpuppe, um sie in einer grotesken Nummer immer wieder zu lautem, höhnisch kreischendem Gestöhn rhythmisch am Stab aus der Tüte raus und rein zu schieben.

Die Szene ist natürlich wohlfeil gedacht, funktioniert in ihrer schlichten Wucht aber trotzdem. Wie auch der ganze Abend doch gelegentlich von Momenten erleuchtet wird, wo man aufhorcht, zuhört, und manchmal fast berührt ist von diesen komischen Gestalten, die so verbittert den geplatzten Seifenblasen ihrer Träume hinterher schauen, derweil sie gierig nach den Krümeln grabschen, die noch vom Tisch des Lebens für sie abfallen. Aber eben nur fast.
 
 
Geschichten aus dem Wiener Wald
von Ödön von Horváth
Regie: Enrico Lübbe, Mitarbeit Regie: Torsten Buß, Bühne: Hugo Gretler, Kostüme: Bianca Deigner, Musik: Bert Wrede, Dramaturgie: Dietmar Böck.
Mit: Sabin Tambrea, Claudia Burckhardt, Gudrun Ritter, Michael Rothmann, Angela Winkler, Boris Jacoby, Anna Graenzer, Roman Kanonik, Axel Werner, Krista Birkner, Johanna Griebel, Roman Kaminski, Ulrich Brandhoff, Norbert Stöß, Veit Schubert, Amy Benkenstein, Judith Erhardt, Therese Korritter, Heidrun Schug, Judith Zimmermanns.

www.berliner-ensemble.de

 

Kritikenrundschau

Enrico Lübbe habe bei seiner ersten Inszenierung in Berlin "das Berliner Ensemble wachgeküsst", meint Andreas Schäfer im Tagesspiegel (24.6.2012). Von "angestrengten Posen und Bedeutungsvorspielerei", wie man sie sonst häufig an diesem Haus sehe, sei keine Spur. Stattdessen arrangiere Lübbe die Schauspieler "zu Bildern, stellt sie – das Licht geht aus und wieder an – zu Postkartenmotiven auf, die 'Wohlanständigkeit' oder 'Ausflug zum See' oder 'romantische Liebe' heißen könnten. Trotz der Statuarik, es hat nichts Schweres." Und es sei "die wunderbare Begleiterscheinung von Lübbes Einfachheit: Die Schauspieler haben viel Raum um sich, den sie mit Ruhe dazu nutzen, die Gefühlslagen auszubalancieren."

Enrico Lübbe habe "von Anfang an alles getilgt, was irgendwie an historisches Lokalkolorit erinnern könnte", schreibt Irene Bazinger in der Frankfurter Allgemeinen (25.6.2012). "Hochkonzentriert und beklemmend verdichtet" führten "die wunderbar harmonierenden Schauspieler aus, wie sich die Figuren in Horváths rhetorischen Uneigentlichkeiten durchsetzen und überfordern, finden und verlieren." Weder verurteile Enrico Lübbe "diese unbarmherzigen Durchschnittsbürger", noch sortiere er sie "in Opfer und Täter, sondern betont so kühl wie präzise die grausame Leere um sie herum. Mit famoser Regie-Intensität und spürbarer Menschenliebe" zeige Lübbe "Horváths heikle Theatergeschöpfe als ergreifende Beispiele für das, was unter bestimmten Bedingungen durch Gewalt, Angst und Armut passieren und welche Ungeheuer der Schlaf der Vernunft gebären kann."

Was an Lübbes Versuch, die "Horvath-Kunst rein auf ihren bösen Kern hin zu skelettieren, schnell" ermüde: "dass alles und alle darin eben nichts mehr sind als dieser böse Kern", meint Doris Meierhenrich in der Berliner Zeitung (25.6.2012). "Alle Doppelbödigkeit liegt so weit hinter ihnen wie die Krisenzeit, aus der sie schlüpfen." Bewegung sei "eingefroren, alles spult sich ab und aneinander vorbei, was im Prinzip ganz Horvath ist, aber eben nur im Prinzip. Lübbe verknappt die Wiener Geschichten auf Spotlights, knipst Ausschnitte an und aus und macht eine Art Negativ-Diavortrag daraus." Natürlich entstünden so "scharf konturierte Momente". Daneben aber mühe sich "das skelettierte Stellungsspiel, immer mehr nur zu einem halbgaren Thalheimer-Abend zu werden".

Lübbe versuche gar nicht erst, einen schönen Schein aufzubauen, "er stellt die Figuren gleichsam nackt dar - aber er stellt sie nicht bloß, sondern gruppiert sie (...) immer wieder in andere Zusammenhänge, die so etwas wie Gemeinsamkeit schaffen könnten, es aber nicht tun, weil die Protagonisten aneinander vorbei reden, an sich selbst denken oder nur ihren Instinkten folgen", schreibt Manfred Zwarg in der Chemnitzer Freien Presse (25.6.2012). Feinsinnig bringe die Inszenierung den wunderbaren Text zur Geltung, der keine der Figuren nur auf eine Eigenschaft reduziert, "alle sind sie gut und böse, allen ist nichts Menschliches fremd, alle verraten sie ihren Nächsten, wenn es dem eigenen Vorteil dient oder Vorurteil entspricht, alle sind sie auf der Suche nach dem kleinen Glück". Fazit: "Dies alles weist ohne eine direkte Anspielung auf die stillen Tragödien der Hartz-IV-Gegenwart", das sei großartiges Theater, mit Respekt vor dem Text, ohne Effekthascherei, mit wunderbaren Schauspielerleistungen.

In der Süddeutschen Zeitung (4. Juli 2012) äußert sich Peter Laudenbach im Zuge seines Artikels über Enrico Lübbe als designiertem Leipziger Intendanten auch über "Geschichten aus dem Wiener Wald": Die Inszenierung sei ein wenig zu typenselig und leide unter dem BE-typischen Hang zur Überdeutlichkeit. "Aber sie lässt auch einen metiersicheren Schauspielerregisseur erkennen, der das Volksstück vorm Abrutschen ins Folklore-Sentiment bewahrt und auf abstrakter Bühne, einer großen, gewellten Schräge, seine Figuren ausstellt - moderate Moderne, kein Geniestreich, aber auch keine Blamage."

 

Kommentare  
Wiener Wald, Berlin: kein Holz, dafür Metall
Liebe Frau Slevogt,

ich kann Ihre Unzufriedenheit mit dem gestrigen Abend sehr gut nachempfinden. Doch scheint mir der Ton, den Sie anschlagen, insbesondere den Schauspielern gegenüber, in seiner Boshaftigkeit etwas unangemessen. Haben Sie möglicherweise nicht so genau hingeschaut? Die hölzerner Welle, die Sie beschreiben, ist aus Metall, rostigem Metall. Im Gegensatz zu Ihnen habe ich mir in der Pause das Bühnenbild ein wenig angesehen. Irren ist menschlich, leider zerstört es an dieser Stelle mein Vertrauen in ihre Scharfsichtigkeit.
Wiener Wald, Berlin: Ähnlichkeiten
Nun, man ist als Kritiker wohl nicht unbedingt verpflichtet, das Material des Bühnenbilds persönlich zu untersuchen. Vielleicht bekommen die Kritiker, die in den hinteren Reihen sitzen müssen, demnächst kleine Materialproben zur Analyse mit nach Hause. Aus dem 2. Rang gesehen, kommt diese rostige Donauwelle besonders gut zur Geltung. Ob sie nun tatsächlich mit Metallplatten beschichtet oder nur optisch bearbeitetes Holz ist, spielt dabei für mich keine so große Rolle. Das Bühnenbild tut seine Wirkung auf jeden Fall. Was man, und da muss ich Frau Slevogt Recht geben, von den Schauspielern nicht unbedingt behaupten kann. Hier auf Nachtkritik ist das schon einmal in der Inszenierung von Lübbes Rechnitz-Inszenierung in Chemnitz bemerkt worden. Da ist etwas dran. Für diese vollkommen durchästhetisierte Art Menschentableaus zu inszenieren, braucht man auch die entsprechenden Schauspieler. Man kennt das von Thalheimers Inszenierungen. Die Ähnlichkeit ist frappierend und es weht mehr als nur ein Hauch Thalheimer durchs BE. Das typische Wrede-Gewummere, auch ein Zitat aus einem Kommentar hier, tut sein Übriges. Bühnenbild, Stimmung und Schauspiel wollen bei Lübbe aber nicht so recht zusammenpassen. Es wirkt zuweilen sogar unfreiwillig komisch und auf Dauer langweilig. Die BE-Ästhetik steht Lübbes Regieansatz im Wege. Das ist der einzige Punkt, bei dem ich Frau Slevogt nicht zustimmen würde. Nicht Lübbe fügt sich ins BE ein, die BE-Schauspieler weichen seine Regiehandschrift auf. Für einen richtigen Thalheimer fehlt Lübbes Figuren die Wucht, die Dringlichkeit. Das ist alles so tief melancholisch und dann plötzlich poltert es wieder aus der BE-Schauspielmottenkiste. Es braucht schon einen wirklich starken Regiecharakter um diese Schauspieler in ein bestimmtes Regiekorsett zu zwingen, wie hier am BE Wilson oder eben Thalheimer am DT. Es ist nicht so, dass ich Lübbbe den Thalheimer vorhalten würde. Aber die Prädikate, die man Lübbe gibt, treffen eben auch auf Thalheimer zu und da ist schon verblüffend, wenn man das dann sieht, wie ähnlich sich das ist, mit den besagt Abstrichen natürlich. Wenn Lübbe vorhat, diesen Stil auch in Leipzig zu kultivieren, würde ich da jedenfalls nicht unbedingt mehr hinfahren wollen. Das kann ich viel besser auch in Berlin haben.
Wiener Wald, Berlin: Respektlos?
Liebe Frau Esther Slevogt,

allein der Beginn Ihrer Kritik, löst bei mir das Gefühl aus, dass Sie schon eine gewisse ablehnende Grundhaltung gegenüber dem Regisseur und dem Ensemble des BE haben. Das finde ich sehr schade. Auch wenn ich als Zuschauerin des gestrigen Abends ebenfalls einige kritische Gedanken zu der Inszenierung habe , finde ich jedoch Ihre Äußerungen über das Ensemble respektlos, gemein und letztendlich unzutreffend. Ich hätte mir gewünscht, dass Sie Ihre Meinung differenzierter darzustellen wissen.
Wiener Wald, Berlin: kein Widerstand gegen Konzept
Zum direkten Vergleich empfehle ich die Thalheimer-Inszenierung von Dea Lohers "Unschuld" am DT. Was nicht heißen soll, dass da abgekupfert wurde. Aber das kommt davon, das immer wieder die gleichen Leute, nur in anderen Konstellationen, für bestimmte Projekte verpflichtet werden. Den Unterschied machen dann irgendwann nur noch die Schauspieler. Was ja nicht unbedingt schlecht sein muss, wenn die sich gegen solch starre Konzepte wehren. In diesem Falle hat es eben nicht geklappt, aus den oben stehenden Gründen, was man auch an den anderen Kommentaren hier feststellen kann. Lübbes Ästhetik stößt sich mit der des normalen BE-Publikums, die ihre Schauspieler gegen die Kritik verteidigen.
Wiener Wald, Berlin: fällt das Feuilleton drauf rein?
Zu Häme den Schauspielern gegenüber besteht kein Anlaß. Vielmehr diesen abgehalfterten Regiestil als das zu bezeichnen, was er ist: Kunsthandwerk aus dem Avonkoffer. Diese Art von Bausatzinszenierung hat Herr Lübbe doch bereits in diversen anderen deutschen Stadttheatern abgeliefert. Schablonenhafte, oberflächliche Figuren, die stets ihre einzeilige Interpretation auf der Stirn tragen; pseudoatmosphärische Dosenmusik und minimalistische (sprich: einfallslose) Bühnen. Nun gut, wenn's der Karriere nützt. Das Feuilleton wird schon drauf reinfallen.
Wiener Wald, Berlin: Was heißt BE-Ästhetik?
Um Himmels Willen! Was heißt eigentlich immer BE-Ästhetik? Das Haus, das BE hat einen Spielplan und damit verbunden im besten Falle eine Meinung und eine Ausrichtung, es hat eine große Geschichte und eine Anzahl an Regisseuren, die das Haus ästhetisch prägen und geprägt haben. Aber jeder neue Regisseur – ein gutes Beispiel hierfür sind die letzten beiden Arbeiten von Mona Kraushaar – der dazu kommt hat die Möglichkeit, seine EIGENE Ästhetik mitzubringen. Das Ensemble ist hochprofessionell und die jungen Spieler sind talentiert und von den renommiertesten Schulen der Republik. Man muss diese Spieler nicht aus der "BE-Schauspielmottenkiste" befreien, man kann mit ihnen arbeiten, wie man es mit den Schauspielern am DT, am Gorki oder auch an der Schaubühne macht. Um auf die "BE-Schauspielmottenkiste" hereinzufallen, um immer gleiches abzuliefern, dafür ist das Ensemble einfach, ich wiederhole mich, zu professionell. Und ob man Schauspieler in ein "Regiekorsett" zwingen sollte, ist eine andere Geschichte.
Wiener Wald, Berlin: Reden über Holzwellen
Wenn Theater nichts mehr kann, dann redet man über Holzwellen, Blackfacing und Intendantenposten. Never forget, Theater muß nicht sein.
Wiener Wald, Berlin: Geben Sies zu
Ach Gott, Frau Slevogt! Da haben Sie‘s ja mal wieder allen gezeigt, was? Dass Sie als nachtkritik-Mitarbeiterin nicht zugeben können, dass Lübbe ein beachtliches Berlin-Debüt hingelegt hat – das übrigens ist nicht vielen gelungen, über Hartmanns Trinker reden wir hier mal gleich gar nicht! – verwundert nicht.
Mich verwundert lediglich, dass Ihnen Dirk Pilz oder Hartmut Krug nicht noch einmal Lübbes Bewerbungsschreiben für Leipzig diktiert haben und Sie das auch gleich noch einmal mit abgefrühstückt haben. Damit in Ihrem Forum mal wieder was los ist! Wollten Sie nicht sehen und schreiben, was Sie eh nicht schon vorher wussten?! Gott sei Dank haben seriöse Blätter wie FAZ und Tagesspiegel hingeguckt.
Berlin hat mit Lübbes Wiener Wald eine der interessantesten Produktionen der Saison in Berlin! Und das am BE. Geben Sies doch einfach mal zu!
Wiener Wald, Berlin: alles ekelhaft
lieber kort er! danke ihnen. meine meinung. diese ganze neid-debatte hier (angeführt von dirk Pilz, Hartmut Krug - auswahlkommission leipzig und löschfreund... -) ist ekelhaft. ich war auch in der premiere wiener wald. und sehe es wie der Tagesspiegel: wenn leipzig (also krug, pilz) lübbe in leipzig nicht wollen, gebt ihm doch das be. sollen doch krug, lösch und pilz leipzig machen. ich gehe dann lieber ins be.
ps: über Krug, Slevogt und Pilz lacht inzwischen die ganze Theaterwelt. Und das ist gut so.
pps: viel Glück mit der nachtkritik-Aktion "big spender". zur info: ich spende nichts!
Wiener Wald, Berlin: kritisch sein
Wenn man zehn Jahre Lübbe-Theater kennt, weiß man, dass dies auf den Kopien Thalheimers baut. Und es ist ganz richtig zu erwähnen, dass das Team um Herrn Lübbe auch früher gern mit Herrn Thalheimer gearbeitet hat. Und es ist richtig, kritisch zu sein. Denn wie mir scheint, ist Kritik heute auch eine Frage von Mut.
Und nur weil jemand ein größeres Haus ab kommender Spielzeit nun leiten wird, braucht man nicht wie das Fähnchen im Winde sich zu drehen.
Herr Lübbe macht ein solides Stadttheater mit teilweise sehr schönen Bildern. Aber ein Magier im Theater ist er nicht und deshalb berührt sein Theater auch nicht. Das liegt an seiner Schauspielerführung bzw. an seinem Regiestil. Man kann diese Kritik ruhig aussprechen und sollte auch immer anderweitig den Mut finden, offen die Dinge anzugehen.
Wiener Wald, Berlin: Leine lassen
Das finde ich schon eine spannende Haltung - diese Seite hier offenbar besuchen, aber dann zu sagen: Ich spende nur, wenn die Artikel auch meiner Meinung entsprechen. Da wird Kritik wirklich wieder an die kurze Leine genommen. Und wenn Sie über Frau Slevogt lachen - soll sein. Dass Sie für die "ganze Theaterwelt" sprechen, wage ich zu bezweifeln. Ich kann die vertretene Kritiker-Meinung mehr als nachvollziehen. Aber nochmal: Das mit der Spende zu verknüpfen, macht deutlich, wie ihr Kunstverständnis aussieht. Ich habe mich schon mehrmals geärgert über Kritiken hier, die ungenau, unwissend und oberflächlich waren - aber ich habe auch sehr tolle Kritiken gelesen (Sogar welche, deren Meinung ich nicht geteilt habe).
Wiener Wald, Berlin: wie kann man sich erdreisten
ja! ich lache auch! sehr herzlich, und zwar über sie. wie mutig sie sind! dass es noch leute wie Sie gibt! ich beneide sie, wirklich: so ein einfaches weltbild, wie machen sie das, dass sie das haben? und dass sie nichs an eine seite spenden, die sich erdreistet, eine andere meinung als sie zu haben - total verständlich! wo kommen wir da hin, wenn sich irgendwelche leute erlauben, nicht ihrer meinung zu sein! pfui aber auch. in bin ganz auf ihrer seite: früher war das alles besser, da gab es weder so figuren wie slevogt & co und noch die mauer und ein BE wie es sich gehört, wo nicht irgendwelche pimpfe mit Kritik kamen. das macht man nicht. Und früher wurde die Posten auch verteilt, ohne dass da jemand einen Mucks gesagt hat. Was hatten wir für eine herrliche Ruhe früher! Ich will das wieder haben.
Wiener Wald, Berlin: radikales Theater
jo, ich bin auch dabei. ich bin für öffentliches auspeitschen von kritikern. bitte auf dem brecht-platz vorm be veranstalten! herr peymann, übernehmen sie! ist eine super performance: pilz peitschen, slevogt schlagen. tolle sache. das ist radikales theater! dafür zahl ich locker 20 euros eintritt!
Wiener Wald, Berlin: Emotionen raus
irgendwie müssten mal die emotionen raus aus dieser debatte. kann man kritik auch versachlichen? auch die kritik der kritik? liebe kritiker: eine nacht drüber schlafen, emotionen auskühlen lassen, damit man diese rationalisieren kann.
Wiener Wald, Berlin: Wenn Horváth wüsste
Wenn das Horvath wüsste, was hier verhandelt wird^^
Wiener Wald, Berlin: überlappende Handlungsstränge
@ kort er

Ich sitze an einem Stück, das ausschließlich aus Nachtkritik-Kommentaren besteht. Es gibt interessante Charaktere, große Konflikte, sich überlappende Handlungsstränge und viel über unsere Zeit zu lernen. Sie jedoch werden nur als herausgestrichene Figur vorkommen können. "Geben Sies doch einfach mal zu", kann ich leider niemanden sagen lassen.
Wiener Wald, Berlin: sogenannte Seite
@14: tztztz
Soll das ein Witz sein? Eine Nacht darüber schlafen, eh man die Kritik schreibt?
Sie befinden sich hier auf der sogenannten Seite "nachtkritik". Suchen Sie - der Einfachheit halber - in Zukunft nach der Seite "nächstentagkritik". Glück auf!
Wiener Wald, Berlin: viel Glück in Leipzig
Gestrige Aufführung war wirklich gut. Gratulation an das Team und Herrn Lübbe. Sehr sympathisches Publikumsgespräch auch. Und tolle Antwort von Lübbe auf die Besucherfrage, ob er nicht das BE übernehmen wolle. Viel Glück in Leipzig. BB
Wiener Wald, Berlin: Freude für Peymann
sehr berührende arbeit. freue mich sehr für peymann und das be.
Wiener Wald, Berlin: Korken aus Flaschen
Alles, was zu der Inszenierung geschrieben wurde, trifft irgendwie, und Dialogszenen wie "Mein Gott, wie Sie das alles aus einem herausziehen." (Marianne) - "Ich will gar nichts aus Ihnen herausziehen." (Alfred) - im Hintergrund zieht Erich Korken aus Flaschen - ist bekannt BE-plakativ, erzeugt zuverlässig Lacher im Publikum und ist kaum zu ertragen.
In der Lübbe-Inszenierung heute habe ich mich nach der unfertigen, vielschichtigen, wunderbar sperrigen Marthaler-Inszenierung von 2006 an der Volksbühne zurückgesehnt.
Marianne (Johanna Griebel) ist die einzige Figur, die in der Lübbe-Inszenierung mehrere Farben hat - und zumindest mich mit ihrem Spiel berührt hat.
Horváth ist aber nicht tot zu kriegen, und trotz seiner teils ärgerlichen Regieeinfältigkeit gelingt es letztlich auch Enrico Lübbe, mit dem Wiener Wald eine spannende Geschichte zu erzählen.
Wiener Wald, Berlin: unglaublich berührend
So ein Quatsch, liebe Frau Paul! Selten habe ich einen so ergreifenden Abend gesehen im Theater. Unglaublich berührend und so einfach, ganz auf die Schauspieler, den Text gestellt. So intelligent muss ein Regisseur erst einmal sein, sich, seinen Schauspielern, einem Text zu stellen und vertrauen. Ich bin selber Schauspielerin und habe mich selten so auf die Bühne gewünscht!!! Groß, ganz groß! Weiter so Herr Lübbe. Ich war begeistert (und viele im Saal auch): Aber das ist ja dann immerhin selbst Frau Paul aufgefallen.
Wiener Wald, Berlin: kluge präzise Regie
Wir sind auch etwas irritiert, wie Sie, Frau Paul, hier so etwas behaupten können? Es waren gestern Abend so hervorragende schauspielerische Leistungen zu sehen: Gudrun Ritter, Axel Werner, Roman Kaminski, Boris Jacoby, Angela Winkler. Und eine kluge, präzise Regie. Wir gehen auch oft und in die verschiedensten nicht nur Berliner Theater. Und haben auch schon Berliner Horvath-Inszenierungen gesehen, die Ihrer Beschriebung genügen (Gotscheffs Wiener Wald am DT war eine Katastrophe, Marthalers Wiener Wald an der Volksbühne hatte skurile Schauspieler aber war nur Firlefanz). Gestern Abend: klar, pointiert und nachhaltig einprägsam. Und wie oben bereits geschrieben: Die Publikumsreaktionen am Ende haben unseren Eindruck deutlich bestätigt. Punkt.
Wiener Wald, Berlin: zwei Begeisterungsrufe
Liebe Schauspielerin N.N., liebes Ehepaar F., ich bin überrascht von Ihren Anwürfen, weil ich meinte, von einer annehmbaren Aufführung gesprochen zu haben. Ein ergreifender, unglaublich berührender, begeisternder, hervorragender, nachhaltig einprägsamer Theaterabend, um Sie zu zitieren, wird am Ende aber doch mit mehr als drei Vorhängen und mit lautem bis rhythmischem Händeklatschen, mit Fußtrampeln und mit Bravorufen beantwortet, oder? Gestern waren genau zwei Begeisterungsrufe zu hören, und die waren von mir und galten Johanna Griebel.
Wiener Wald, Berlin: zu begeistert
...machmal ist man aber auch einfach zu ergriffen und begeistert, um mit rhythmischem händeklatschen oder fußtrampeln zu reagieren.
Wiener Wald, Berlin: schöne Abwechslung
danke sehr. danke. sie sprechen mir aus der seele! manchmal erzeugt ein leiser, intensiver abend wie dieser wienerwald eben nicht für getrampel und gejohle. und das ist auch gut so. und auch mal eine schöne abwechslung in der heutigen theaterlandschaft.
Geschichten aus dem Wiener Wald, BE: bleischwer
Lübbes Horváth-Abend versucht viel zu sehr Thalheimer zu sein und hat doch nicht die Fähigkeit dazu. Die eindimensinale Figurenzeichnung, die karikaturenhafte Überzeichnung, das unmotivierte Abkippen ins albern Komische, die zuweilen sehr simpel gestrickte Plakativität behaupten nur, wo Thalheimer bewegt. Der Abend hat berührende und eindringliche Momente, etwa das Schlussbild oder fast jede Szene mit Gudrun Ritter, demgegenüber steht aber eine über weite Strecken bleischwere Inszenierung, die überraschend kalt lässt.

Komplette Kritik: http://stagescreen.wordpress.com/2012/09/19/die-perfekte-welle/
Geschichten aus dem Wiener Wald, BE: Prioritäten
Ach, deswegen macht Gudrun Ritter nicht mehr beim DT "Onkel Wanja" mit, da sie nebenan am BE gleichzeitig spielt. Das sind Prioritäten...
Wiener Wald, BE/Ruhrfestspiele: vielen Dank
Vielen Dank an die Schauspieler und die Regie für diese wunderbar berührende Aufführung bei den Ruhrfestspielen.
Annegret
Wiener Wald, BE/Ruhrfestspiele: ungewöhnlich
Ich war zuerst sehr irritiert über die Bühne,die Kargheit und dann hat mich die Konzentration auf die Geschichte,die Schauspieler zutiefst fasziniert!Ein ungewöhnlicher Abend.
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