Töchter der Freiheit

27. August 2012. Seit Freitag weht auf dem Dach des Berliner Ensembles eine Fahne, die Solidarität mit den drei, kürzlich zu Lagerhaft verurteilten Moskauer Punk-Musikerinnen der Band "Pussy Riot" bekundet. Das Schiller-Zitat "Die Kunst ist die Tochter der Freiheit" ist auf der Flagge mit dem Bild der drei jungen Frauen zu lesen.

bepussyriot© Berliner EnsembleAm 22. Februar diesen Jahres hatten   Nadeschda Tolokonnikowa, Jekaterina Samuzewitsch und Marija Aljochina mit zwei weiteren der insgesamt aus zehn Frauen bestehenden Formation in der Hauptkirche der Russisch-Othodoxen Kirche, der gold bekuppelten Christ-Erlöser-Kathedrale (Chram Christa Spasitelja) ein "Gebet" gegen die Kirche und Präsident Putin vorgetragen. Dafür wurden sie am 17. August 2012 wegen "Rowdytums" und "Anstiftung zu religiösem Hass" zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt. Gegen das Urteil haben die drei jungen Frauen inzwischen Berufung eingelegt. Nach zwei weiteren Bandmitgliedern wird von der russischen Polizei noch gesucht.

Mit der Aktion wolle das Berliner Ensemble seine Bewunderung "für die jungen Moskauer Kolleginnen" ausdrücken, heißt es in einer Erklärung des Theaters, zeige ihre Aktion und ihr Mut "doch exemplarisch die Wirksamkeit der Kunst (des politischen Theaters?!)." So verbinde sich, fährt das BE in seiner Erklärung fort, "der Traum von der Erziehung des Menschengeschlechts unserer Klassiker mit der politischen Gegenwart."

(sle)

 

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Kommentare  
Pussy-Riot-Fahne: müde Verwunderung
Es fällt ja schon hierzulande schwer den Wert und ästhetischen Nutzen von Kunst zu erklären. Wer in Russland versucht wie Schiller die Freiheit der Kunst zu erklären, landet wie Linos mit dem Kopf in der Jauchegrube (siehe Peter Weiss „Die Ästhetik des Widerstands“). Pussy Riot sind da ja kein Einzelfall, aber eben ein recht spektakulärer. Der Bau der politischen Freiheit als das vollkommenste aller Kunstwerke, hat Claus Peymann das Ziel noch im Blick? Ist einen Fahne auf dem Dach schon ein künstlerischer Beitrag? Will das BE echte Solidarität beweisen, oder nur billig eine neue Zuschauergeneration ansprechen? Sich außen eine bunte Fahne anzuhängen, zeugt noch nicht von entsprechenden inneren Qualitäten. Demnächst wird Claus Peymann den beiden aus Russland geflohenen Mitgliedern von Pussy Riot Asyl im BE und Praktikantinnen-Stellen für Regie und Dramaturgie anbieten. Dabei sollte er wohl besser selbst Nachhilfe nehmen. Wer keine eigenen Ideen mehr hat, muss sich welche borgen gehen. Ich würde auch gern mal meine Bewunderung über das Berliner Ensemble ausdrücken. Hier reicht es aber höchstens für eine müde Verwunderung. Das Theater hechelt wie immer der spontanen politischen Performance hinterher. Weitere werden folgen. Und Pussy Riot ist ja nun auch schon eine eingetragene Marke. Die Vermarktungsrechte regelt der Anwalt. Pussy Riot als Töchter der Freiheit auf dem Dach des BE und Claus Peymann gefällt sich in der Rolle des Geburtshelfers. Business as usual. Hauptsache man bleibt im Gespräch.
Pussy-Riot-Fahne: was soll Herr Peymann denn machen?
Ich finde diese Christian Klar Sache ist jetzt irgendwann auch mal durch. Du meine Güte, was soll Herr Peymann denn machen? Wenn er etwas schlechtes macht ist er unten durch, wenn er etwas gutes macht ist er ebenfalls unten durch. Ich finde diese Aktion gut, selbst wenn sie nur dazu dient Menschen auf die Pussy-Riots aufmerksam zu machen. Peymann nutzt hierfür seine Bekanntheit - das ist doch erstmal gut. Welche Hintergedanken er hat (wenn denn) ist doch für die Wirkung erstmal uninteressant. Peymann hat sich auf diese und ähnliche Weise schon immer auf aktuelle (politische) Themen bezogen und als er noch "in" war haben es alle geleibt, also bitte...
Pussy-Riot-Fahne: unfair
Lieber Stefan,
auch wenn ich in künstlerischen Dingen ganz Ihrer Meinung bin, finde ich Ihre Worte über die Fahne unfair.
Wir erleben, wie unter unseren Augen ein ganzes Land in eine Diktatur verwandelt wird: Sicherheitsorgane, Justiz, Kirche - alles hört auf Putins Befehl. Man solle sich vom Westen keine Schuldgefühle in Bezug auf Stalin einreden lassen, ermahnt er sein Volk. Den Kindern wird Stalin als großer Modernisierer des Landes vorgeführt. Die Millionen Stalin-Opfer werden in den Schulbüchern als notwendiger Preis der Elektrifizierung der Sowjetunion verbucht. Von Putins Außenpolitik nicht zu reden...
Da bin ich Peymann dankbar, dass er ein Zeichen dagegen setzt, mitten in Berlin eine Flagge wehen lässt, die die Wunde immer wieder aufreisst und uns täglich sagt: Putin, das ist nicht "Danton's Tod" von vorgestern, sondern das ist die Diktatur hier und heute und mitten unter uns (sofern wir uns den Russen als Europäern brüderlich verbunden fühlen, die Putin nicht gewählt haben: trotz Wahlfälschung nur 49 %), wir sind ihre Zeitgenossen.
Mit welchen Absichten Peymann das tut, ist mir völlig egal. Diese Performance ist für mich seine aufregendste Inszenierung seit Jahren.
Auf einmal wird Theater wieder in einem ganz primitiven, direkten, rohen Sinne politisch: Nicht über Stücke, sondern über ein Statement, das alle in der Stadt sehen. Das Theater geht auf die Straße und drängt sich Theatergängern wie Nichttheatergängern wieder auf. Find ich viel besser als Lesungen und Resolutionen und Solidaritätsadressen und so. Die können zusätzlich auch stattfinden. Jetzt müsste Peymann nur noch Herbert Fritsch einladen, ein Putin-Stück zu machen. Schade, dass er Fritsch nicht mag.

Hat einer hier im Forum eine Idee, welches?
Pussy-Riot-Fahne: eine Fahne ist zu wenig
@ Stefan. - Stefan hat recht: eine Fahne ist zu wenig. Widerstand sieht anders aus. Hier ist er nur modisch. Bald bringt H&M diese blöden Pussy-Riot-Mützen raus. Peymann erinnert mich dabei an den den ehemaligen CDU-Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers, der nach der Schließung des NOKIA-Werkes in Bochum sein eigenes NOKIA-Handy weggeworfen hat. Doof und platt ist das alles. Und so modisch...
Pussy-Riot-Fahne: den Worten Taten folgen lassen
@ Guttenberg
Vielleicht tue ich Claus Peymann Unrecht, mag sein. Vielleicht hat ja tatsächlich die Aktion von Pussy Riot etwas von dem jugendlichen Feuer wiederentfacht, das man so lange am BE vermissen musste. Fähnchen haben für mich aber den bitteren Beigeschmack, dass man sie drehen und in den Wind hängen kann. Losungen und Sprüche sind wohlfeil, wenn nichts nachfolgt. Während wir hier über Schillers Ideale von Freiheit und Kunst philosophieren, geht es in Russland um wesentlich mehr. Putins System versteht es auf perfide Weise Volk und Staat, mit Polizei, Geheimdienst und Justiz, im Bund mit der orthodoxen Kirche gleichzuschalten. Es werden nationale und religiöse Ressentiments geschürt und jeglicher Hauch von Opposition diskreditiert. Putin schafft mühelos den Spagat von Stalin über die Sowjetunion hin zum Kapitalismus. Begründen kann Putin seinen starken Staat immer damit, sich von außen, also sprich vom Westen, eingekreist und bedroht zu fühlen. Es geht nicht nur um Kunst, es geht um Einfluss und Machtinteressen. Und während hierzulande konservative Intellektuelle noch von einem Blasphemie-Gesetz träumen, zahlen in Russland schon Künstler den Preis für ihre Unbotmäßigkeit. Religion spielt dabei gar nicht die entscheidende Rolle und ist nur Mittel zum Zweck. Diese Künstler zu unterstützen ist natürlich das Gebot der Stunde. Peymann täte also gut daran den Worten Taten folgen zu lassen und sein Theater diesen Künstlern zu öffnen, wie im Übrigen auch die anderen Theater darüber nachdenken sollten. Fahnen hissen ist das eine, verfolgte Kunst tatkräftig zu unterstützen das andere. Allerdings darf man darüber nicht vergessen, dass wir auch noch nicht in der besten aller Welten leben. Auf andere mit dem Finger zu zeigen ist einfach und lenkt so schön von den eigenen Problemen ab.
Pussy-Riot-Fahne: Frage
Wenn einer in der Kirche/Mosche kacken wuerde, wuerde es wohl auch "exemplarisch die Wirksamkeit der Kunst zeigen"?

Eine stinkende Kunst eben...
Pussy-Riot-Fahne: kommt drauf an
@ Daniel
kommt ganz auf den Anlass an. Wenn Sie es einfach nicht mehr rausgeschafft haben, wird es wahrscheinlich schwer werden, das hinterher noch als soziale Plastik zu verkaufen.
Pussy-Riot-Fahne: Unrecht beim Namen nennen
Lasst uns nicht über den Kunstwert dieser Aktion diskutieren. Das führt einfach zu weit, weil wir dazu verbindliche Maßstäbe, also eine verbindliche Ästhetik bräuchten, die es aber nicht gibt, nachdem sich sämtliche Ideologien im 20. Jahrhundert gründlich diskreditiert haben.

Mich treibt an Ihrem Einwand, Stefan, etwas anderes um. "Allerdings darf man darüber nicht vergessen, dass wir auch noch nicht in der besten aller Welten leben. Auf andere mit dem Finger zu zeigen ist einfach und lenkt so schön von den eigenen Problemen ab."
Kein intelligenter Mensch vergisst das. Es ist nur die Frage, worüber wir uns unterhalten wollen: Über die Fehler der Bundesrepublik, wo von der New Yorker Staatsanwaltschaft gerade gegen die Hypo-Vereinsbank ermittelt wird, weil der Verdacht besteht, dass sie iranische Gelder gewaschen hat, z.B., oder über Putins Russland? Da gibt es kein Junktim und man soll es auch nicht künstlich herstellen.
Ich weiss, dass der folgende Vergleich unzulässig ist, aber für mich radikalisiert er Ihre Argumentation, Stefan und entstellt sie zur Kenntlichkeit:
Als Hitler 1938 erst Österreich annektierte, dann das Sudetenland, dann die Tschechoslowakei und 1939 schließlich Polen etc., da haben sie in Amerika und England auch gesagt: haltet still und kümmert euch um eure eigenen Probleme. Hätten sie mal nicht still gehalten...
Ich will Putin um Gottes willen nicht mit Hitler vergleichen und Russland nicht mit dem Dritten Reich. Aber Unrecht muss Unrecht genannt werden dürfen, auch wenn im eigenen Land nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Die Verfolgten und Ermordeten in den russischen Gefängnissen warten darauf. Denn internationale Aufmerksamkeit ist das einzige, was sie noch haben, wenn die Kontrollorgane der Staatsmacht alle gleichgeschaltet sind und den Staat nicht mehr kontrollieren. Mir wird ganz schlecht, wenn ich daran denke, dass Frau Merkel in China gerade Geschäfte einfädelt...

P.S.: Für mich ist diese Fahne einfach ein Ready Made wie Duchamps Urinal. Sie flattert. Keiner kann sagen, was sie bedeutet. Aber sie bedeutet irgendwas. Da zu fragen, was uns der Künstler Peymann damit sagen wollte (um ihn dann für seine Absichten zu kritisieren), finde ich ein bißchen altmodisch. Es ist einfach ein starkes, riesig großes Zeichen mitten in Berlin: ein Stachel im Fleisch. Meinetwegen soll er daneben die Fahne der Hypo-Vereinsbank oder irgend eines deutschen Bomberlieferanten nach Syrien hängen (was, ästhetisch gesehen - Stichwort: Abnutzungserscheinung - ein Fehler wäre). Ich habe in den letzten 15 Jahren keine Peymann-Inszenierung mehr gesehen, die so ein großes Zeichen gesetzt hätte.
Pussy-Riot-Fahne: Kritik an vorherrschenden Machthierarchien
@ Stefan: Ha ha ha, soziale Plastik, das kann ja wohl nicht wahr sein! Wissen Sie, was ich mir dazu gerade bildlich vorstelle? Folgendes, was auch Wolfgang Herrndorf in "Sand" formuliert:

"[...] die Idee eines körperlich dauerhaft ineinander verflochtenen Humankapitals ("Das ist nur eine Metapher" [- echt?!]) scheiterte am Widerstand uneinsichtiger Frauenzimmer."

Ja. Und darauf dann diese Heuchelei einer Solidaritätsaktion mit "Pussy Riot". Gerüchte besagen, dass das BE stattdessen vielleicht lieber Klopapier hätte flaggen sollen. Wozu die Verteidigung der Freiheit der Kunst, wenn man dann innerhalb des eigenen Betriebs selbst nicht danach handelt? Es geht um die Vermittlung des Politischen und Künstlerischen, es geht um eine fundamentale Kritik an vorherrschenden Machthierarchien:

"das ganze patriarchal.autoritäre Muster unerträglich"
(Peter Weiss in den Notizbüchern zu seiner "Ästhetik des Widerstands")

"Die eigentliche Aufgabe besteht nicht in kurzzeitigen demokratischen Explosionen, welche die etablierte 'polizeiliche' Ordnung untergraben, sondern in dem, was Badiou die 'Treue' zum Ereignis nennt: Wie kann die demokratische Explosion in die positive 'polizeiliche' Ordnung übersetzt/eingeschrieben werden, wie läßt sich eine NEUE dauerhafte Ordnung in der gesellschaftlichen Wirklichkeit durchsetzen? DIES ist die eigentlich 'terroristische' Dimension jeder echten demokratischen Explosion: die brutale Durchsetzung einer neuen Ordnung."
(Slavoj Zizek, "Auf verlorenem Posten")
Pussy-Riot-Fahne: Was verstehe ich unter Freiheit?
@ Guttenberg
Die Diskussion geht doch hier gar nicht unbedingt nur um Kunst. Es ist der Freiheitsbegriff. Was verstehe ich überhaupt unter Freiheit? Ist Freiheit systembedingt oder systemunabhängig? Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, warum die Nato in Libyen sofort eingegriffen hat und Syrien noch nicht? Und warum Russland und China immer dagegen sind? Es ist doch egal, ob irgendeine Pussy Riot die Hosen in der Christ-Erlöser-Kathedrale oder im Capitol runter lässt. Es passt immer.
Pussy-Riot-Fahne: Einigung auf Minimalkonsens?
@ Stefan
Richtig! Es geht um Freiheit.
Freiheit ist, wenn bei mir nicht morgens um 6 Schlägerbanden klingeln und mir auf dem Polizeipräsidium irgendwelche kriminellen Vergehen andichten, um mir Lösegeld abzupressen.
Freiheit ist, wenn ich nicht von Merkel- oder Westerwelle-Trupps zusammengeschlagen werde, weil ich ihre Partei nicht wähle.
Usw.
ad infinitum...

Klar können wir uns über systembedingte Zwänge unterhalten. Aber wenn man über Pussy Riot oder Putins Russland spricht, geht es doch um das Kleine Einmaleins der basalsten Menschenrechte. Warum machen Sie die Sache komplizierter als sie ist und fahren Riesengeschütze der Systemkritiker auf. Die Leute wollen leben, das ist alles. Oder fehlt selbst hier der demokratische Minimalkonsens?

Wenn wir komplexe Themen verhandeln wollen, fände ich eine Diskussion über die Rolle und Notwendigkeit von Rüstungsindustrien für kapitalistische Volkswirtschaften und Verteidigungssysteme weitaus ergiebiger und notwendiger.

Und bitte keinen Ablasshandel mit Kritik-Ausstoß-Zertifikaten nach dem Motto: Wer die Achtung von minimalen Menschenrechten anmahnt, hat bitte vorher eine entsprechende Summe demokratischer Selbstkritik bei der moralischen Clearingstelle einzuzahlen, wo die Quanten dann international verrechnet werden. Was soll denn das für eine Logik sein?
Pussy-Riot-Fahne: an das DT: bitte gegenwärtig sein
Ach ja, ... und bitte, Lieber Herr Khuon, spielen Sie statt Michael Frayns "Demokratie" - ich greife eine Anregung von Stefan auf - lieber das Stück über die Geheimsitzungen der Nato und des Pentagons, wo beschlossen wird, dass man Libyen angreift und Syrien nicht. Mit der Guillaume/Brandt-Affaire kommen Sie nämlich 40 Jahre zu spät.
Pussy-Riot-Fahne: nochmal Schiller
Friedrich Schiller sagte: "Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen."
Pussy-Riot-Fahne: Worum muss es gehen?
Vielleicht müsste man sich heute eher mit dem Begriff der sogenannten "Postdemokratie" auseinandersetzen, anstatt mit dem Begriff der "Demokratie". Das heisst, statt mit der Frage nach der Form der politischen Repräsentation vielmehr mit der Frage nach der Aufteilung der Welt im Hinblick auf rein ökonomische Interessen gegenüber dem allgemeinen Bürgerwillen. Geht es heute noch/wieder(?) um den Kalten Krieg, um die ideologische "Blockkonfrontation" oder geht es nicht vielmehr um die Frage, was wir - eine Mischung verschiedener politischer Akteure - gegen die globale Durchsetzung des Großkapitals, welches im Verein (Stichwort: Lobbyismus) mit der Politik agiert, tun können? Darin liegt nach Badiou die "ewige Idee" der revolutionär-egalitären Gerechtigkeit.
Pussy-Riot-Fahne: warum Stefan nachdenklich ist
@ Guttenberg
Wenn Sie die deutsche Außenpolitik vor dem 2. Weltkrieg ansprechen, dann vergessen Sie bitte auch nicht das Münchner Abkommen und die Rolle Großbritanniens als Schutzmacht. Man hat wohl versucht eher einen Krieg zu verhindern, als einen ultimativ mit vom Zaun zu brechen. Europa hat sich von Hitler die Verträge diktieren lassen. Das kann man tatsächlich heute nicht mehr so vergleichen. Das läuft auch etwas anders ab. Aber so weit sind wir in Russland ja noch nicht, dass man wie damals wieder Länder untereinander aufteilt, zumindest nicht in Europa. Ich will das jetzt auch gar nicht weiter vertiefen und so verbissen sehe ich das Ganze dann auch nicht. Sie leiten aus einem Nebensatz von mir gleich ein ganzes Programm ab. Natürlich geht es Pussy Riot in erster Linie um die individuelle Freiheit in Russland. Ich habe nur auf ein paar globale Zusammenhänge hingewiesen. Kaum einer kennt den Text, der in der Christ-Erlöser-Kathedrale vorgetragen wurde. Hier werden die Zustände in Russland von Pussy Riot schon ziemlich genau beim Namen genannt. Für mich ist das keine einfache Kunstaktion mehr, ähnlich wie bei der Gruppe Femen in der Ukraine. In Europa versucht man zur Zeit fast verzweifelt diese Gruppen irgendwie einzuordnen. Das ist typisch. Es erinnert viele Kolumnisten an die 68er bis hin zu den Auswüchsen des deutschen Herbstes. Das liegt sicher auch daran, dass sich diese Gruppen medial recht gut präsentieren können und die richtigen Bilder produzieren. Außerdem handelt sich um Frauen, die sich bewusst auch als Frauen mit all ihren Reizen zeigen. Valie Export hat z.B. in den 60er Jahren schon ganz bewusst mit diesen Klischees gespielt und das verfehlt auch heute noch seine Wirkung nicht. Das geht bis zum Namen als Logo. Und dieser Logos bedienen sich nun weitere Künstlergruppen, bis hin zum staatlich subventionierten Stadttheater. Aber Schiller passt da einfach nicht mehr rein. Revolte ist wieder schick geworden. Und das macht mich eben bei aller Freude über die Solidarität auch nachdenklich.
Pussy-Riot-Fahne: lächerlich
Oh Gott, Peymann ist auch schon sehr alt und schlicht geworden, wenn er sich mit so lächerlichen Gestalten wie Pussy Riot solidarisiert.
Trotzdem bleiben mir seine kraftvollen Wiener Jahre in bester Erinnerung.
Pussy-Riot-Fahne: reicht nicht
In den letzten Tagen habe ich meine Umgebung beobachtet und mich gewundert. Plötzlich trugen gleich drei junge Frauen/Freundinnen um mich rum und auf der Straße rote Kleider. Und ich fragte mich: Was soll das? Soll das wirklich alles sein? Reicht es aus, als Solidaritätsaktion mit Pussy Riot ein schickes rotes Kleid anzuziehen und ansonsten passiv zu bleiben? Zeigt sich darin nicht nur eine revolutionäre Modeerscheinung? Ähnlich unterkomplex, wie es Falk Richter in "TRUST" beschreibt?:

"ich kann doch nicht immer, wenn ich wütend bin und mir was nicht passt, ein che guevara t-shirt kaufen und damit die straße auf und ab laufen. das reicht nicht mehr, um meine ziele durchzusetzen."

Ja. Genau. DAS reicht wirklich nicht, Falk Richter! Man sollte sich schon bewusst darüber sein, WAS man eigentlich aussagen will. Man könnte ja auch auf die abstruse Idee kommen, dass Peymann sich möglicherweise und natürlich zu seinen Gunsten (das BE als "Kulturbordell") allein auf die sexuelle Freiheit beruft. Und es ist ja mittlerweile bekannt, dass diese allein nicht ausreicht bzw. zu einer Werbemaßnahme verkommen ist. Zizek:

"Der direkte Befehl 'Genieße!' [und beichte, ha ha ha, wie bigott ist das denn?!] ist ein wesentlich effektiveres Mittel, um den Zugang des Subjekts zum Genießen zu versperren, als das explizite Verbot, das den Raum für seine Überschreitung aufrechterhält."

Also, was will Peymann, ausser den feministischen Diskurs für seine Zwecke zu vereinnahmen? Im Übrigen halte ich - wie bereits an anderer Stelle erwähnt - die Zusammenführung der Kämpfe für sinnvoller, sprich: Gender, race und class zusammenzudenken und gemeinsam gegen die Entpolitisierung und Ökonomisierung aller Lebensbereiche Widerstand zu leisten!
Pussy-Riot-Fahne: Primitivprotest
Zurück an den Start.Fünf infantile Gören hopsen mit dümmlichen Geschrei in der Hauptkirche der Russisch-orthodoxen Kirche herum( Frage: Warum muß sich die das gefallen lassen??).
Dieser Primitivprotest löst bei unseren ach so demokratischen Gutmenschen eine Massenhysterie aus die völlig übezogen ist,zeigt aber eigentlich nur wie unintelligent sie geworden sind. Wenn die Mädels in der Al Aqusa Moschee auch gerufen hätten, Allah ist Dreck Dreck Dreck und gesteinigt worden wären, hätten unsere Gutis sicher den Mund gehalten.
Pussy-Riot-Fahne: intellektuelles Gemaule reicht nicht
Und was wissen wir jetzt? Dass "Inga" gerne Zizek, Badiou, Weiss, Herrendorf und andere Herren zitiert und sich auch sonst grosse Sorgen um den feministischen Diskurs macht. Dass "Stefan" über enorme historische Kenntisse verfügt und sich an der Kombi Pussy, Schiller, Peymann auf Fahnen reibt. Und dass es recht viele gibt, die Peymann, seine Fahne oder auch beides blöd finden, selber aber auch nix machen. Das sollten wir den Pussies jetzt nach Russland schicken - vielleicht hilfts ja.
Mir Verlaub - abgesehen von "Guttenberg" geht es hier wirklich niemandem um die drei Frauen in den Mühlen der willkürlichen russischen Jusitz. Diskursbedürfnisse hin oder her, Peymanns Aktion fordert zur praktischen und konkreten Kritik! Also, hisst die Fahnen, die BH's, meinethalben auch gebrauchte Unterhosen, oder macht es wie meine Namengeberin Olympe de Gouges und werft Pamphlete in Gerichte, Versammlungen etc., oder tagged die russische Botschaft mit Pussies ein. What ever! Nur intellektuelles Gemaule finde ich zu wenig, Peymann hin oder her.
Pussy-Riot-Fahne: Grab
@grab: steht "grab" für unterirdisch?
Pussy-Riot-Fahne: wann hat die Wärmedecke ihren Sinn erfüllt?
Ich stelle mir die ganze Zeit die Frage, zu welchem Anlass Peymann die Fahne denn wieder einholen will? Also wann hat sie ihren Sinn erfüllt? Was soll sich ändern? In Russland? Bei uns? Am BE im Speziellen? Warum formuliert Herr Peymann das nicht mal, statt eine politische Wärmedecke über seinem Haus aufzuhängen?
Pussy-Riot-Fahne: Fassade der russisch-orthodoxen Kirche
Liebes Grab,
auf Ihre Frage, warum muss sich die russisch-orthodoxe Kirche den Protest gefallen lassen, hätte ich einige Antworten.
Weil sie als Institution schon lange keine religiöse Gemeinschaft mehr ist, sondern eine politische, wirtschaftliche und kriminelle Vereinigung mit geistlicher Fassade ist.
Sie deutet das pazifistische Christus-Wort "Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen" im Sinne der mittelalterlichen Inquisition um.
Sie verfolgt Künstler, Galeristen, Intellektuelle nicht nur aus dem Umkreis der Ausstellung "Achtung Religion!" mit islamistischer Erbarmungslosigkeit und nimmt echte Räuber, Mörder und Mafiosi barmherzig in den Schoß ihrer Gnade auf, sofern sie zahlungsfähig sind.
Dazu macht sie gemeinsame Sache mit Putin, der über seinen Beichtvater Tichon ständig mit der Krake in Kontakt steht und ein Gesetz erlassen hat, dass sämtliche irgendwann einmal für den religiösen Gebrauch entstandenen Gegenstände oder Immobilien in den Besitz der russisch-orthodoxen Kirche rücküberführt werden. Damit wird die Kirche zu einem der reichsten Konzerne Russlands, der seinen Besitz mit Gewalt eintreibt. Wertvolle Ikonen, die überhaupt nur durch ihre Musealisierung überlebt haben, werden aus den Museen geholt und binnen Kurzem durch den Kerzenruß, unsachgemäße Lagerung und den rituellen Kuss der Massen für immer zerstört. 1000 Jahre alte Fresken werden übertüncht oder durch Umbauten für immer vernichtet, weil die alten Gebäude unpraktisch sind.
Außerdem ist notorisch, dass die Beichtväter der Lubjanka, die Beichtgeheimnisse der Insassen umgehend an die Behörden weiterleiten, wo sie archiviert werden, um, falls mal wieder jemand aus irgendwelchen Gründen angeklagt werden soll, daraus eine Anklageschrift zu basteln.

Schließlich trifft, was Sie über Protest in der Al Aqsa-Moschee schreiben, nicht zu. Selbstverständlich wäre er genauso ausgefallen oder erinnern Sie sich nicht mehr an den Streit um die Mohammed-Karikaturen oder um die über Rushdi verhängte Fatwah, an die ständigen internationalen Proteste über Steinigungen.
Ihr Hinweis auf den Islamismus trifft insofern ins Schwarze, als die Orthodoxie, die aus dem Evangelium des Friedens und der Nächstenliebe ein Evangelium des Schwertes, des menschenverachtenden Nationalismusses und besinnungsloser Habgier gemacht haben und damit genauso "mittelalterlich" ist, wie der orthodoxe und politische Islamismus. Wir sollten die aufklärerischen und menschenfreundlichen Vertreter und Traditionen beider Bekenntnisse schützen und nicht holistisch-ideologisch an die Sache rangehen.
So lange die Russisch-Orthodoxe Kirche verbrecherisch handelt, dürfen auch ihre Kulträume kein rechtsfreier Raum sein. Sie hat sich dem Recht und der öffentlichen Kontrolle und Kritik genau so zu unterwerfen, wie jede andere Person und Institution.
Wer sich an die Öffentlichkeit wendet, muss auch ertragen, dass er kritisiert wird.

Und noch einmal: die künstlerische Qualität des Protestes steht in politischen und moralischen Fragen nicht zur Debatte, sondern nur die politische und moralische Qualität!
Oder sind Sie der Meinung, dass Pussy Riot verurteilt wurde, weil sie schlechte Kunst gemacht haben?
Wollen Sie das?
So wie Frau Lewitscharoff und Herr Mosebach?
Strafe für schlechte Kunst?
Pussy-Riot-Fahne: Hausfriedensbruch in der Parteizentrale
So schaut sie also aus die Toleranz unserer Linken. Völlig unbewiesene Behauptungen von Kirchenhassern und schon veliert die Russisch-Orthodoxe Kirche die Rechte in Ihren Kulträumen.
In Ihre Parteizentale wird aber Hausfriedensbruch und Vandalismus schon geahndet,oder?
Pussy-Riot-Fahne: alltagspraktische Solidarität
@ olympe: "What ever!", aha. Und was machen SIE sonst so? Ich kann von mir persönlich jedenfalls nicht behaupten, dass ich untätig geblieben wäre. Im Gegenteil. Wie ich bereits erwähnte, auch hier gibt es - in Bezug auf autoritäre Machtstrukturen, und die können heutzutage natürlich ebenso gut von vulgärradikalfeministischen Pussy-Frauen ausgehen, vergessen Sie das nicht - einige Dinge zu kritisieren, wenngleich die Situation natürlich eine völlig andere ist als in Russland.

Und übrigens, ich habe neulich mal kurz in Dietmar Daths und Barbara Kirchners "Der Implex" reingelesen und dort etwas Interessantes zum Thema Differenzen INNERHALB der Gruppe der Frauen(-Bewegung) gefunden. Da ging es zum Beispiel um Unterschiede zwischen der Gruppe der "bürgerlichen" und der "Arbeiterfrauen" und warum Letztere sich beispielsweise das Tanzen (für die/ihre bürgerlichen Männer) nicht leisten können usw. Es gibt also nach wie vor noch viel zu tun, aber möglicherweise funktioniert das nur, wenn man zunächst mal vom Hass auf "die gesamte Männerwelt" absieht. Dazu müsste sich diese allerdings umgekehrt auch auf "die Frauenwelt" zu bewegen. Kurz: Abstrakt-ideologische Trennlinien haben noch niemandem weitergeholfen, sondern immer nur die alltagspraktische Solidarität.
Pussy-Riot-Fahne: Noch'n Gedicht
@ grab

Mit erstorbnem Scheinen
Steht der Mond auf totenstillen Hainen,
Seufzend streicht der Nachtgeist durch die Luft.
Nebelwolken schauern,
Sterne trauern
Bleich herab wie Lampen in der Gruft.
Dumpfig schollerts überm Sarg zum Hügel,
O um Erdballs Schätze nur noch einen Blick!
Starr und ewig schließt des Grabes Riegel,
Dumpfer - dumpfer schollerts überm Sarg zum Hügel,
Nimmer gibt das Grab zurück.

Aus EINE LEICHENPHANTASIE
von Friedrich Schiller

Ich empfehle Ihnen außerdem noch die Dienste der "Schweigstill Grabmale GmbH" in Kücknitz an der Kehre. Aber vermutlich ist Ihnen der Zentralfriedhof in Wien näher gelegen. Ruhe sanft!
Pussy-Riot-Fahne: Toleranz für Gewalt?
@ 23:
Unbewiesen?
"Gehn Sie doch nach drüben!"
Toleranz für Gewalt?
Nein Danke!
Pussy-Riot-Fahne: kein Zusammenhang zwischen Arbeit des BE und Pussy Riot
Es besteht doch überhaupt kein Zusammenhang zwischen der Arbeit des BE und Herrn Peymann zu dieser Flagge. Warum übernehmen sie hier alle die Arbeit der Dramaturgie des BE und üben sich in ablehnenden oder zustimmenden Kommentaren?

Herr Peymann geht eben so fahrig und undifferenziert vor wie Inga. Er verbindet ein fast willkürlich gewähltes Zitat mit einem öffentlichem Ereigniss und meint davon profitieren zu können.

Als ob Herr Peymann jemals mit dem Tacheles oder dem "Palast der Republik" in seiner Zwischennutzung wirklich solidarisch gewesen wäre. Und die waren nur ein paar Gehminuten von seinem Haus entfernt. Und nun erklärt er eine Solidarität zu einer Künstlergruppe in Moskau, zu der er in seiner Arbeit überhaupt keinen Zugang hat?

Machen sie sich doch nicht zu Kommentatoren einer Null Aktion. Herr Peymann ist nicht Madonna. Davon ist er ebenso weit entfernt, wie von den drei Frauen in russischen Lagern. Peymann ist ein alternder, alberner, wirkungsloser Politclown, der nicht mehr an seine alten Leistungen anschließen kann, weil er ein verfehltes Theater betreibt, dass gerne die Wirkungen dieser Gruppe erzielen würde, aber nicht kann.
Pussy-Riot-Fahne: viele Fragen und ein Vorschlag
Die Orthodoxie ! Daß ich nicht lache. Klar lädt so ein Pussy-Riot-Verhalten zu solchen (westlerischen) wohlfeilen Einschätzungen geradezu ein, und gerade dieses auf den "Effekt" Zielen und ihn unfehlbar erzielen (der Mißerfolg in Putins System spricht ebenso gegen dieses wie der Erfolg der Aktion bei uns gegen das unsere, und insofern könnte sie tatsächlich ein wenig die Augen und Ohren öffnen), dieses unserer Lebensart gleichsam in den Hintern kriechende Gebaren, macht diese ganze Sache so leidlich, denn, klar, werden die meisten Menschen die Reaktion des "Putinstaates" für überzogen halten, aber Stefan hat es schon gesagt, wie herrlich schnell man so von sich wegkommt, ja mehr noch: nur zu seinen angeblich besten Seiten zurückfindet. Fragen wie "Wie kann sich Putin diese Blöße geben ?" stehen schnell direkt neben solchen wie "Offenbar spielt ihm das sogar in die Hand, oder ?" und "Bestärken sich da nicht zwei Seiten, ähnliche Vorannahmen akzeptierend, nicht eher gegenseitig ??" und "Hat man nicht eigentlich Putin nicht nur die Möglichkeit zu einer (möglicherweise noch folgenden) Begnadigungsperformance verschafft, ihm Initiativraum geschaffen und mitunter sogar Verständnis von Gegnern eingebracht ?!" Ein "Ready-made": diese Fahne ?? Dann ist der Begriff nahezu beliebig und einfache Werbeplakate und Orts-Hinweisschilder sind, klar, Kunst. Hier verweist das Ding doch deutlich und politisch eindeutig über sich hinaus ; gerade das tut das Readymade gerade nicht. Aber, vermutlich sollen unsere Werbestrategien sogleich die Dinge des Alltags selbst sein, und die Gesten der Werbung die Umstürze bewältigen: aber, wer das glaubt, der dürfte kaum einen Glauben haben, mit dem es angebracht ist, über andere Glaubensgemeinschaften zu richten. Wie verhalten sich zB. "unsere" Kirchengemeinschaften ? Keine ökumenischen Gottesfeiern mehr mit denen, die da Orthodoxe sind, da die Tarnorganisation enttarnt wurde ?? Weit gefehlt. Keine Gläubigen, Orthodoxe ?? Noch weiter gefehlt. Eine einheitliche "Orthodoxie" ??? Noch weiter gefehlt !. Da gibt es schon von der Russisch-Orthodoxen-Kirche unterschiedliche Patriarchate (Moskauer und Russisch-Orthodoxe-Auslandskirche) , Altgläubige, und die Klöster verhalten sich nochmals ganz eigen, und die jeweiligen Staaten haben noch dazu fast alle eine eigene autokephale Kirchenorganisation. Mag sein, daß jemand gerade in der Kirche gebetet hat für vom Stalinismus drangsalierte, ermordete, ins Exil getriebene Orthodoxe wie Lev Platonovic Karsavin, Nicolai Berdjajew undundund, währenddessen bei Peymann möglicherweise eher alte Stalinisten ein und aus gehen, oder, wer weiß, vielleicht hat eine der Sängerinnen ein falsches Tattoo : heilige Vielfalt auch ! Von Schillers "Freiheitsbegriff" ganz zu schweigen. Das ist wohl kaum eine Freiheit, die Putin zu vergeben hat, oder ? Und es sind ja auch zuviele russische Künstler nach Sibirien verbannt worden, die in noch unfreieren Umständen (wie im Grunde auch Schiller irgendwie)
als Pussy Riot gewiß dazu auch noch nennenswertere Kunst zutage geführt haben. Ich sehe schon die Fahne auf der russischen Botschaft wehen mit den "Teletubbies", Text "Begnadigt, nun laßt Eure Kunst begnadet sein !". Hätte Peymann Humor gehabt, er hätte etwa geschrieben "Sehr geehrter Herr Putin, wenn Sie den Kreml räumen, räume ich das BE !!" Ich habe fertig..
Pussy-Riot-Fahne: zu den russischen Verhältnissen
Sehr geehrter Herr Grab,
um es nicht bei der Polemik zu belassen, hier ein paar Literaturhinweise: Bücher von Betroffenen in Moskau, die als links zu diffamieren Sie lächerlich machen würde.

Michail Ryklin: Mit dem Recht des Stärkeren. Russische Kultur in Zeiten der "gelenkten Demokratie", Suhrkamp 2006. Beschreibt wie die orthodoxe Kirche mit Putins Diktatur fraternisiert, um systematisch Hexenjagd auf Künstler in ganz Russland zu machen und Denken und Schaffen einzuschränken.

Kerstin Holm: Moskaus Macht und Musen, Die andere Bibliothek 2012: Beschreibt all das, was ich in 22 angedeutet habe. Der Schauplatz der Pussy-Riot-Aktion war übrigens die von der Mafia finanzierte Christius-Erlöser-Kathedrale Moskau (S. 196). Wie die Kirche mit Verbrechern gemeinsame Sache macht und sich dessen auch noch brüstet auf S. 119ff. Wie Sie dem Volk ein Fach "Orthodoxe Kultur" aufzwingt, in dem gelehrt wird, die Mutter Gottes hätte den Sieg im Zweiten Weltkrieg errungen (leider kein Witz!) und so zu dem beiträgt, was Ulrich von Hutte im Kampf gegen die Kirche als Dunkelmännertum bezeichnet hat (wir würden heute von vorsätzlicher Volksverdummung reden), S. 226ff., Beichtväter als Spione der Staatssicherheit S. 139, Zerstörung religiöser Kunstwerke durch fromme Indolenz S. 224ff., Pater Tichon, "der Prügler", als Putins Beichtvater S. 201ff. usw.

Über die Allianz von Orthodoxie und Schlägerbanden siehe auch den Roman von Wladimir Sorokin "Der Tag des Opritschnik".

Dies nur für den Einstieg.
Gerade weil ich Russland und die russisch-orthodoxe Kultur liebe, bin ich entsetzt, was sich da vor unseren Augen abspielt.
Einen Diskussionspartner in der Weise anzupöbeln und mit Unterstellungen zu traktieren, wie Sie das tun, zeugt von einem Mangel an Kultur UND von christlichem Geist.
Pussy-Riot-Fahne: Morningstar-Gedicht
Wo wird einst des müden Wanderers Allah-letzte Ruhestätte sein?
Unter hohen Palmen in dem sonn`gen Süden?
Unter sanften Linden an dem schönen Rhein?
Ach nein ! O nein!
`s wird wohl doch der Wiener Zentralfriedhof sein.

Werd`ich wo in einer Kiste in der Wüste
eingebuddelt von fremder Hand?
Oder ruh`ich an der sagenhaften Küste
eines grünen Meeres in dem goldnen Sand von Samarkand?
(doch Samarkand liegt nicht am Meer)
Doch nein! - Der Zentralfriedhof muss es sein!

Immerhin, mich wird umgeben
Gottes Himmel mit Gebimmel -
dort wie hier -
und als Totenlampen hoch darüber schweben
nachts die Sterne triumphierend über mir!
Pussy-Riot-Fahne: Konstantin Leontjew?
Wes Geistes Kind ist Konstantin Leontjew?
Perlentaucher paraphrasiert die "Neue Zürcher Zeitung" über Leontjews Buch "Der Durchschnittseuropäer" (1872-1884):
"Dieses Buch, so der Rezensent Felix Philipp Ingold, ist ein "Dokument ungezügelten reaktionären Denkens", zu Lebzeiten des Verfassers unvollendet geblieben und heute, mehr als hundert Jahre nach dem Tod des Autors wieder ein Kultbuch der russischen Rechten. Gewettert wird gegen alles, was auch nur im entferntesten nach Aufklärung schmeckt: Demokratie, Säkularisierung, Fortschritt. Dagegen feiert Leontjew die Aristokratie und den orthodoxen Glauben und verteidigt auch die Leibeigenschaft. Der Rezensent fasst sich in seiner Zusammenfassung kurz und gesteht dem Autor immerhin neben "leichtfertigen Pauschalurteilen" auch "genialische Einsichten" zu."
Pussy-Riot-Fahne: wo waren Sie tätig?
@inga: sonst mache ich theater, hänge wäsche raus und lese gute bücher.
zwei fragen hätte ich auch noch? inwieweit können sie behaupten nicht untätig geblieben zu sein - abgesehen vom schreiben auf nk? und was verstehen sie denn unter abstrakt-theoretischen trennlinien? doch nicht etwa meine polemik über ihre zitierwut und die entsprechenden quellen?
Pussy-Riot-Fahne: noch nicht besiegt
Ich sage nur, alles was sie sagen -positiv oder kontraproduktiv- ist noch weit, sehr weit entfernt von unseren tagtäglichen Realität. Eigentlich wisst Ihr sehr wenig (wir sagen "Sie sind nur mediatorisiert")und wir, wir sind noch auf der Suche nach einer richtigen Kampfmittel. Pussy riot ist uns eigentlich egal -als Identität- denn es geht nur ums russischen Volk, aber zugegeben wir haben NOCH NICHT die Angst besiegt. Das ist die Realität der Realität. Den Alltag besser gesagt.
Pussy-Riot-Fahne: Stichwort Affektkontrolle
@ olympe: Sie identifizieren sich mit Olympe de Gouges, einer Bürgerlichen, wahrscheinlich, weil Sie (längst) zur sogenannten "Elite" gehören. Unter "abstrakt-theoretischen Trennlinien" verstehe ich Ihre Polemik gegen Intellektuelle.

Ich habe mich bereits laut und deutlich gegen autoritäre Machtstrukturen im Kontext eines großen Berliner Theaters gewehrt. Ich berief mich dabei auf Wolfgang Engler, welcher zum passenden Stichwort der "Affektkontrolle" sagt:

"Die Eliten geben diesen Kanon und dessen Regeln vor, aber es wird bald klar, dass sie keinen Augenblick daran denken, sich selber länger als nötig daran zu halten. Erhabenheit über die Regeln wird geradezu zu einem Ausweis für die Zugehörigkeit zur herrschenden Klasse. Nach dem Abschied der Oberschichten von der Leistungsgesellschaft und von sozialer Verantwortung wird aus diesem Kanon ein Korsett, das die machtschwächeren Gruppen mehr und mehr einschnürt. Selbst den unerträglichsten Zumutungen sollen sie noch mit Selbstbeherrschung und Zurückhaltung begegnen, wenn sie nicht zu Barbaren erklärt werden wollen.
Deshalb erscheint mir, dass es an der Zeit ist, diesen Modus zu überdenken. Was lange ein zivilisatorisches Erfolgsmodell war, ist offensichtlich zu einer Herrschaftstechnik geworden. Erstaundlich dabei ist, wie etwa die Gewerkschaften diese Strategie noch immer bedienen. Sie reden landauf, landab von Sozialpartnerschaften, welche die Eliten für alle sichtbar länst gekündigt haben. Und auch die Betriebsräte haben keine andere Vorstellung als die eines partnerschaftlichen Modells. Mit dieser Politik der Dämpfung der Affekte bedient man die Strategie der Arbeitsherren, der machtstärkeren gesellschaftlichen Gruppen."
(aus: "Theater der Zeit", September 2010, Heft Nr. 9)

Und wie bereits erwähnt, auch Frauen können "Machtherren" sein.

Schließlich: Unzweifelhaft hilft auch das Schreiben. Es geht darum, sich die Konstruktion der Geschichts-Schreibung von unten her anzueignen und den sogenannten "großen Namen" die eigene Version der Geschichte entgegenzusetzen. Als Beispiel gilt hier für mich Peter Weiss' "Ästhetik des Widerstands".
Pussy-Riot-Fahne: deutsche Kleinbürger
Herrlich, wie sich die deutschen Kleinbürger über die Zustände in Rußland erregen.
Pussy-Riot-Fahne: kein anderes Geschlecht
Frauen können keine Machtherren sein, sie bleiben auch dann immer Frauen, es wächst ihnen nicht plötzlich ein anderes Geschlecht. Wann begreifen sie das endlich!?
Pussy-Riot-Fahne: immer Frauen
Frauen können Machtfrauen sein, sie bleiben auch dann immer Frauen.
Wann begreifen sie das endlich?
Pussy-Riot-Fahne: Gendertheorie?
@ martin baucks: Das ist mir jetzt aber echt zu billig. Es geht doch nicht allein um das biologische Geschlecht und/oder um den umgeschnallten Dildo! Haben Sie schonmal was vom Begriff der "Gendertheorie" gehört? Andererseits ist klar, wer in Bezug auf beispielsweise lesbischen Pornosex (den sich im Übrigen gerade verzweifelt solitäre heterosexuelle Männer ansehen!) die Macht innehat - in den meisten Fällen wohl immer noch der männliche Pornoproduzent.
Pussy-Riot-Fahne: Empfehlung
Befehle nicht, wo Dir die Macht gebricht.
Pussy-Riot-Fahne: alle schlechten Eigenschaften
Es spricht ja nichts dagegen, dass Machtfrauen Frauen bleiben. Abes es spricht etwas dagegen alle schlechten Eigenschaften dieser Welt bei Männern abladen zu wollen. Das ist billig und unwahr.
Pussy-Riot-Fahne: alle schlechten Eigenschaften II
Es spricht auch etwas dagegen alle schlechten Eigenschaften dieser Welt bei Frauen
abzuladen. Und das ist im reichlichen Übermaß schon geschehen, und geschieht immer noch!
Pussy-Riot-Fahne: Grenze zwischen Mensch und Nicht-Mensch
@ martin baucks: Genau da liegt der Fehler. Es geht doch gar nicht um "alle guten" oder "alle schlechten" Eigenschaften, welche stereotyp dem Weiblichen oder dem Männlichen zugeschrieben werden. Denn die Grenze zwischen Mensch und Nicht-Mensch verläuft innerhalb JEDES Menschen und ist also quer zu den bzw. völlig unabhängig vom biologischen UND sozialen Geschlecht eines Menschen zu betrachten. Versuchen Sie doch mal, von Ihrem dualistischen Weltbild wegzukommen.
Pussy-Riot-Fahne: um uns geht es hier nicht
@ inga:

1. ich benutze im netz den namen "olympe" - identifikation ist etwas anderes. das wissen sie als intellektuelle sicherlich, weshalb ich davon ausgehe, dass ihnen klar ist, was da in sachen machtstruktur passiert, wenn sie eine antwort innerhalb eines diskurses mit unsachdienlichen unterstellungen beginnen.

2. lesen und zitieren ist nicht automatisch intellektuell.

3. wollen sie literaturtipps in sachen olympe de gouges? könnte bei deren einordnung helfen.

4. ja, schreiben und von unten, oben oder der seite her durchdringen hilft sicherlich. im moment allerdings nicht den pussy riots oder anderen künstlern, egal wo auf der diktaturorientierten welt. die brauchen sichtbare, hörbare, streitbare ... zeichen, die vielleicht sogar in der lage sind bei ihnen anzukommen. alles andere ist in sachen diskurstraining schön für uns. um uns geht es hier aber nicht - jedenfalls nicht konkreterdings.
Pussy-Riot-Fahne: nicht für, mit anderen sprechen
@ olympe: Nun ja, wer den Nickname "olympe" wählt, der gibt aber schon eine bestimmte Richtung vor, oder nicht? Sie könnten sich ja zum Beispiel auch "Rosa" nennen. Und natürlich kann ich Olympe de Gouges intellektuell einordnen, danke, da ist keine Hilfe vonnöten. Natürlich ist lesen und zitieren allein nicht intellektuell, aber das, was wir hier tun, das ist es bereits, das (selbst-)reflektierende, dialogische Handeln. Blinder Aktionimus hat noch niemandem wirklich weitergeholfen. Ich würde mich übrigens sehr darüber freuen, wenn Sie unter Ihrem Klarnamen schreiben würden, möglicherweise würde das einiges offenlegen.

Ich weiss auch nicht, ob Sie vielleicht eine Art religiöses (Helfer-)Syndrom haben, denn ich frage mich bei solchen Themen zuallererst, ob ich überhaupt FÜR andere sprechen kann. Besser wäre, MIT anderen zu sprechen. Das, was Peymann macht, empfinde ich als aufgesetzt, insofern er bzw. die Dramaturgie nicht klarstellt, in welchem Zusammenhang das BE mit "Pussy Riot" steht. Oder ob es da nicht doch um etwas ganz anderes geht.

Was genau meinen Sie mit "diktaturorientierter" Welt? Könnten Sie das präzisieren? Geht es nicht vielmehr in den meisten Ländern dieser Welt um die (zukünftige) Durchsetzung des demokratischen Modells, konkreter: um die Demokratie von unten?
Pussy-Riot-Fahne: Altersdiskriminierung
16.
Peymann ist auch schon sehr alt und schlicht geworden...
Benachteiligungsmerkmale beachten: Nicht nur die Rasse, die ethnische Herkunft, das Geschlecht, die Religion oder Weltanschauung, eine Behinderung, die sexuelle Identität - sondern auch das ALTER.
In Nachtkritik wird oft und gern das Alter eines Menschen, Künstlers(Intendanten, Regisseurs) angeführt, um ihn abzuwerten und auszugrenzen, und niemand, auch nicht die Redaktion, die das sendet - protestiert dagegen.
Also Altersdiskriminierung. Diskriminierung aufgrund des Alters.

(Die sie, sehr geehrter Altvater, in Ihrem ersten Satz ja nun selber vorführen. Dennoch Danke, wir werden versuchen auf solche Diskriminierungen besser zu achten.
nikolaus merck)
Pussy-Riot-Fahne: Drachen
Wer zu lange gegen Drachen kämpft wird selbst zum Drachen.
(August Strindberg)
Pussy-Riot-Fahne: Gerüchte, Fragen
@ Altvater: Elmar Altvater und/oder ein alter Vater? Vielleicht geht es hier ja gar nicht um diese Kategorien, sondern vielmehr um Differenzen in der (Wahrnehmung einer) Sache. Demokratische Aufklärung impliziert, dass Menschen aufeinander zugehen und voneinander lernen können. Das ist ein wechselseitiger Prozess. Ist Peymann jemals dazu bereit gewesen, sich mit der ihm nachfolgenden Generation offen auseinanderzusetzen (mal abgesehen davon, dass er Fähnchen in den Wind hängt?)? Gerüchte besagen, dass dem leider nicht so sei.

@ Drache und Drachin: Und wer ist hier jetzt der Drache, gegen den gekämpft wird bzw. werden muss?
Pussy-Riot-Fahne: schwer erträglich
Was wird das hier, ein Zitatewettbewerb? Dann mach ich mit:

Zicke-Zacke, Hühnerkacke
(Dicki Hoppenstedt)

Es ist schon wirklich schwer erträglich, wie man sich hier mit fremden Worten und Gedanken schmückt, um ja nicht selbst formulieren zu müssen.

Peymann macht doch nichts Neues, Fähnchen in den Wind, ist ja nicht das erste Mal, wurde auch schon gesagt. Selber ist er ja sowieso eiin lupenreiner Theater-Demokrat, klare Sache. Für seine Mitarbeiter muss sich das wie der wahre Hohn ausnehmen.
Ich fände es ja toll, wenn es nicht beim Fähnchenaufstellen bliebe, sondern ein Teil der zu erwartenden BE-Finanzüberschüsse in einen Pussy-Riot-Fond entrichtet würden. Oder eine der üblichen schwarz-weiß-Produktion zugunsten eines progressiven und aktuellen Russland-Stückes (mit Beteiligten von vor Ort) gekippt würde...oder oder oder.

Und sonst so?
Klar, Solidariät ist gut, Revolution ist besser: Frauen an die Macht, Baucks ins Gleichstellungs-, Steckel ins Finazministerium und Inga als Sekretärin und Büroleiterin für alle beide! Darauf einen Guttenberg...Stößchen!
Pussy-Riot-Fahne: Käsediebstahl
@ Olymp: Sie sind komisch. Und wer klaut mir so charmant den Käse?
Pussy-Riot-Fahne: Revoluzzer sind sein Milieu
oh, ich war schon lange nicht mehr hier..und ..oh wunder! ..oder : oh schreck!! ..es tummeln sich immer noch diesselben kommentatoren wie vor einem jahr hier rum......huch...wie langweilig und öde!! habt ihnr nichts besseres zu tun??!!.. - und ..apropos peymann und seine von euch angeprangerte ödnis.....er hat schon damals in stuttgart!! anno soundso siebziger jahre...oder so...im letzten jahrhundert jedenfalls!.. sich für die raf in stammheim stark gemacht: da gab es euch wahrscheinlich alle noch gar nicht oder höchstens in den windeln....ergo: für peymann ist das alte schule..nicht kalter kaffee: aber das gehört für ihn zum guten ton, und damals war er stark und spannend und legendär..laßt ihn doch dorthin zurückkehren: zur politik verknüpft mit kunst und theater...da gehört er hin..da kommt er her..klar..ist er über die burg und das alter eingeschlafen..aber sich für die politisch verfolgten und revoluzzer stark zu machen ist sein metier..gebt doch zu, daß er so was hat..wie sonst hätte er sich so lange halten können..irgendwo am theater...und vielleicht tut ihm so ne fahne aufm hausdach ganz gut..eine art jungbrunnen, die auch die kreativen zellen wieder schmieren...wer weiß: wir wünschen es ihm ...und uns..und pussy riot sowieso..schaden kann das nicht...und wenne r damit der volksbühne politisch konkurrenz macht...was solls... .-)
Pussy-Riot-Fahne: Olymp der Zitate
hey "Olymp"! willkommen im selbigen, der zitate und beschimpfungen natürlich. mit inga als sekratärin schaffen sie allerdings gleich den ersten fall für den gleichstellungsbeauftragten baucks, dessen posten eigentlich inga bekommen müsste;-).

@inga. tut mir leid, aber irgendwie macht das mit ihnen keinen echten spaß. anstatt sich mit argumenten auseinanderzusetzten, oder wenigstens humor zu beweisen, sind sie immerzu mit spekulationen unterwegs. das "religiöse helfersyndrom" ist dann allerdings doch fast schon wieder lustig, wenn man bedenkt, warum die pussy riots im knast sitzen. so haben sie's wahrscheinlich nicht gemeint und dabei die hilfe an und für sich diskreditiert, um sie dann auch noch mit der solidarität zu verwechseln. außerdem handelt es sich bei den russischen frauen doch nicht um unterernährte kinder vom misereor-plakat, sondern um kolleginnen aus dem kulturwesen. gibt es bei ihnen da einen unterschied, oder betrachten sie alles, was sich außerhalb ihres diskurszäunchens befindet auf der gleichen ebene?

und last but not least: olympe de gouges, geb. marie gouzes, tochter einer dienstmagd im vorrevolutionären frankreich, vater fraglich. nennt sich später de gouges, weil sie sich tocher eines adeligen wähnt. stirbt durch die guiliotine, wegen hochverrats, letzlich wegen ihrer brisanten politischen pamphlete und theaterstücke. vieles liegt noch in den tiefen der frz nationalbibliothek, einiges allerdings ist gehoben, manches sogar übersetzt. wurde übrigens in den zeiten nach der revolution von den jungs aktiv aus den chroniken gelöscht - ein weites forschungsfeld.keine heilige, aber eine mutige - immerhin.

und nu doch zuletzt: "diktaturorientierte welt"? ja eigentlich ganz einfach. es gibt halt länder auf unserer erde, die nicht nach demokratie streben. zumindest nicht offiziell und schon gar nicht die herrschende politische klasse. und weil die sich - sh russland - trotzdem gerne mit dem lable "demokratie" schmücken und einige auch tatsächlich in den grauzonen rumregieren - sh z.b. ungarn, ukraine ... -, nenne ich sie eben "diktaturorientiert". das ist jetzt völlig ungeschützt und von nix und niemand abgeleitet, sondern einfach nur höchstselbst formulierter gedanke. nix weiter.

ach so: klarnamen. hm. aus "inga" werde ich ehrlich gesagt auch nicht wirklich schlau. und ehrlich gesagt, will ich auch gar nicht rumgoogeln, um ihre beiträge. über das hinaus, was sie schreiben, zu interpretieren. ich nehme sie einfach beim wort. warum auch nicht? machen sie es doch einfach genau so. oder gibt ihnen das jetzt was, wenn sie wissen, dass ich martina heisse?
Pussy-Riot-Fahne: Erläuterung
Herr Nikolaus Merck. Ich habe nur 16.Wiener, wiedergegeben, als ein Beispiel, welcher schreibt: Oh Gott, Peymann ist auch schon sehr alt und schlicht geworden...
Pussy-Riot-Fahne: kreativer Widerstand
@ chariot: Und? Was ist an der RAF jetzt so toll? Meinen Sie wirklich, dass man mit Gewalt politische Veränderungen erreicht? Als letztes Mittel, okay. Ich würde aber lieber auf kreativen Widerstand bzw. auf die Sprache setzen. Denn nur die Gewalt schweigt, und zwar sowohl auf Seiten des Staates als auch auf Seiten der RAF.

@ olympe: Dito. Ich finde auch, dass das mit Ihnen keinen echten Spaß macht, weil Sie mir hier jetzt auch noch ein Referat über Olympe de Gouges halten wollen, obgleich ich Ihnen versicherte, dass da keine Hilfe vonnöten wäre. Warum ist Ihnen diese Frau eigentlich so wichtig? Für die damalige Zeit war sie sicherlich wichtig, weil eine der ersten, welche sich für Frauenrechte einsetzte. Aber heute, wo wir doch auch im Genderdiskurs längst weiter, das heisst beim Zusammendenken von gender, race und class angekommen sind, da empfinde ich es als etwas zu einseitig, sich immer nur wieder und allein auf die Frauenrechte zu beziehen. Warum nehmen Sie dann nicht lieber Judith Butler, zum Beispiel?

Zu Ihrer Begriffswahl der "diktaturorientierten Welt". Klar gibt es genug Länder dieser Welt, wo noch "vorrevolutionäre" Verhältnise herrschen, das kann man auch die "Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen" nennen. Ich entnahm Ihrer Art der Argumentation allerdings, dass Sie diesen Begriff möglicherweise auch auf die Welt der Männer beziehen wollten. Vielleicht kommen Sie ja auch vom Planeten Lesbos und heissen gar nicht Martina, wer weiss das schon so genau.
Pussy-Riot-Fahne: konkrete Idee?
ja inga, wer weiss das schon so genau. insofern ist es dann ja auch wurscht. auch unter welchem pseudonym ich schreibe. die kurze einlassung über de gouges habe ich übrigens nur gemacht, weil sie ein menge unsinn über die frau verbreiten und das ist nicht wurscht, wenn man sich dafür interessiert, was historische herleitungen für heutige verhältnisse an perspektiven und erkenntnissen bringen. auch die pussies stehen nicht bezugslos in ihrer zeit und ihrer geographie. warum sich also nicht reiben an dem, was man selbst anders sieht und darauf reagieren?
gegenfrage: warum regt sie dieses viertle, das ich bislang zu ihren anwürfen und provokationen in sachen pseudonym "olympe", geschrieben habe, so auf? sie leiten einige ihrer unterstellungen doch direkt davon ab.
jetzt mal was ganz anderes: wie sehen sie das jetzt eigentlich mit den pussy riots jenseits von peymann? was wäre denn ihre konkrete idee in sachen solidarität zeigen oder mit den frauen gegen die inhaftierung streiten, oder finden sie das schon im kern doof?
Pussy-Riot-Fahne: pseudohaft geflaggt
@ olympe: Nein, genau das ist eben gerade nicht wurscht. Wenn Sie wirklich lesbisch sein sollten, warum stehen Sie dann nicht dazu?

Und worin besteht der (angebliche) Unsinn, welchen ich über Olympe de Gouges verbreite? Nun werten Sie doch nicht gleich alles pauschal ab, was ich schreibe, nur weil ich eine andere Perspektive auf diese Frauenrechtlerin habe. Versuchen Sie, MIT mir in einen Dialog zu treten statt mir Ihre Haltung aufzuzwingen. Oder wissen Sie etwas, was ich nicht weiss.

Ja, die Aktion von Pussy Riot im Kontext der Putinschen Diktatur würde ich natürlich immer unterstützen. Allerdings geht es hier jetzt tatsächlich und ENTSCHEIDEND um die Frage, warum Peymann. Ansonsten könnte man nämlich behaupten, dass die Jungen bzw. die jungen Frauen die Geld- bzw. Werbe-Maschinerie schmieren und der Alte absahnt. Nur dazu will sich hier ja keiner äussern, zum Unterschied zwischen einem Verfahren zur Wahrheitsgewinnung und einer pseudohaft aufgesetzten bzw. geflaggten Meinungsfreiheit.
Pussy-Riot-Fahne: gebe auf
okay, ich bin ein lesbischer mann mit migrationshintergrund und postreligiösem helfersyndrom. liebe inga, ich steh im wald und gebe an dieser stelle auf. viel spaß noch beim recht haben und tschüß.
Pussy-Riot-Fahne: Frauen und Führungspositionen
Liebe Inga,
"Fast jede zweite Führungsposition in Deutschland geht an eine Frau." (FAZ, 6.9.2012) Hurra!
Pussy-Riot-Fahne: Wahrheitsgewinnung
@ olympe: Schade. So werden wir wohl leider nicht weiterkommen. Mir geht es nämlich gar nicht darum, "Recht zu haben" - was Sie mir offenbar unterstellen wollen -, sondern vielmehr um die Frage, was Demokratie eigentlich (noch) ist, wenn nicht ein Verfahren zur Wahrheitsgewinnung, auch in Bezug auf das subjektiv und/oder kollektiv Verdrängte. Und inwiewfern stehen Sie im Wald?
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