Nicht realisierbar

24. September 2012. Die Premiere war schon terminiert: am 27. Oktober sollte am Berliner Ensemble Matthias Langhoffs Stück "Sperrzone Kafka" nach Franz Kafkas Erzählung "In der Strafkolonie" herauskommen. Inszenieren wollten er selbst und Manfred Karge. Damit hätte ein einst legendäres Regieduo nach fast drei Jahrzehnten getrennter Arbeit erstmals wieder gemeinsam Regie geführt.

Nun meldet das Berliner Ensemble, dass die Inszenierung "aus technischen und dispositionellen Gründen" abgesagt werden musste. Man habe feststellen müssen, so Dramaturgin und BE-Direktionsmitglied Jutta Ferbers gegenüber nachtkritik.de, dass das Projekt im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten nicht realisierbar sei.

Manfred Karge und Matthias Langhoff hatten sich 1963 mit ihrer Inszenierung von Bertolt Brechts "Das kleine Mahagonny" an Helene Weigels Berliner Ensemble mit Verve den Weg aus dem Tross der rivalisierenden Brechtschüler und -epigonen in die künstlerische Unabhängigkeit gebahnt. Damals waren sie um die Zwanzig. Erfolgreich arbeiteten sie in den 1970er Jahren unter Benno Besson im Leitungsteam der (Ost)Berliner Volksbühne. Seit 1978 inszenierten sie in der (alten) Bundesrepublik, ab 1979 hauptsächlich am Bochumer Schauspielhaus.

Dessen Intendant hieß damals Claus Peymann, und auf dem Dach des Theaters wehte eine Fahne, auf der "Bochumer Ensemble" stand. Denn das Bochumer Schauspielhaus war damals auch eine Art DDR-Exiltheater. Nicht nur Karge/Langhoff, auch Thomas Brasch und Heiner Müller arbeiteten immer wieder dort. Mitte der 1980er Jahre trennten sich die Wege von Manfred Karge und Matthias Langhoff. Ihre Wiedervereinigung findet vorerst nicht statt.

(sle)

 

 

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