Hildesheimer Thesen III - Was die unfreiwillige Gemeinsamkeit zwischen Stadttheater und Freier Szene bringen kann
Nachahmung ist im Theater kein Frevel
von Jens Roselt
Hildesheim, 7. November 2012. Fünf Thesen zur Reform der darstellenden Künste:
These 1:
Die gegenwärtige Strukturdebatte konzentriert sich auf die zwei hierzulande vorherrschenden Theatersysteme, welche im Wesentlichen durch öffentliche Gelder finanziert werden: "das" Stadttheater und "das" Freie Theater. Für beide Systeme besteht ein hoher Legitimationsdruck, der gegenwärtig durch die Konsolidierung öffentlicher Haushalte forciert wird. Während die interne Rechtfertigungsrhetorik vieler Theatermacherinnen und Theatermacher despektierlich auf Abgrenzung setzt, stellt sich die Situation von außen anders da. In einer gesellschaftlichen Debatte, in der über die Subvention von Strompreisen für Sozialschwache diskutiert wird, ist auch die Subvention von Theatersesseln für Sozialstarke keine Selbstverständlichkeit mehr, egal ob diese im roten Plüsch eines Stadttheaters oder auf den harten Bänken einer Performancegarage Platz nehmen. Aus dieser Perspektive sitzen Stadttheater und Freie Theater durchaus im selben Boot – wenn auch auf unterschiedlichen Decks.
These 2:
Diese unfreiwillige Gemeinsamkeit gilt nicht nur für das Geld, sondern auch für die Ästhetik. Die simple Gegenüberstellung des Freien Theaters als tendenziell fortschrittlich, innovativ, experimentell, semi-professionell und arm gegenüber dem Stadttheater als tendenziell konservativ, reformunfähig, professionell und reich ist nicht zutreffend. Aufschlussreicher ist vielmehr die Beobachtung, dass beide Systeme in Bewegung geraten, wobei Begegnungen, Zusammenstöße und Kollaborationen von Freiem Theater und Stadttheater möglich werden. Für die zukünftige Entwicklung des Theaters ist nicht entscheidend, was Stadttheater und Freie Theater voneinander trennt, sondern was sie voneinander lernen, abgucken und kopieren. Nachahmung ist im Theater kein Frevel.
These 3:
Die Idee des deutschen Stadttheaters ist ein Mythos, also eine Erzählung, die nachträglich entstanden ist, und – wie bei jedem Mythos – ihre Wirkmacht unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt entfaltet. Historisch gesehen ist das Stadttheater eine widersprüchliche Institution, die von Beginn unter prekären finanziellen Bedingungen stets an den eigenen Ansprüchen und am Publikum zu scheitern drohte. Das Stadttheater ist nie eine reibungslos funktionierende Kultureinrichtung mit Bildungsauftrag gewesen, sondern eine problematische Institution, die auf, vor und hinter der Bühne Krisen und Konflikte provoziert, moderiert oder kaschiert. Es ist zu vermuten, dass die Erzählung vom Mythos des Stadttheaters nach dem 2. Weltkrieg einsetzt, als die Idee des Stadttheaters zu einem wichtigen Referenzpunkt bei der Restrukturierung bzw. Restaurierung des Theaterbetriebs in den wiederaufgebauten großen Häusern wurde.
These 4:
Beide Theatersysteme sind gegenwärtig in Bewegung, wobei Berührungen möglich werden, die von Seiten der Geldgeber durchaus gefördert werden, wie das Programm "Doppelpass" der Bundeskulturstiftung zeigt. Stadt- und Staatstheater veranstalten Festivals und üben sich damit in einem Format, das eigentlich das maßgebliche Forum des Freien Theaters ist. Umgekehrt streben etablierte freie Gruppen nach eigenen Spielstätten und bauen Strukturen auf, die jenseits des einzelnen Projekts längerfristige Perspektiven möglich machen. Dass sich eine Gruppe Hildesheimer Theaterstudierender aus der freien Szene 2012 selbstbewusst als Intendantenkollektiv um die Leitung des Züricher Theaters am Neumarkt beworben hat, bringt diese Tendenz auf den Punkt. Das Antichambrieren von Freiem Theater und Stadttheater bleibt in Hinblick auf die Finanzierung allerdings heikel. Der Verdacht ist nicht von der Hand zu weisen, dass manches Stadttheater mit den Kollaborationen den eigenen Innovationsauftrag vernachlässigt und dabei auch noch die seichten Fördertöpfe des Freien Theaters abschöpft. Mit diesem Insourcing von Innovation bei gleichzeitigem Outsourcing von Risiken verfehlen die Stadttheater letztendlich ihr eigenes Selbstverständnis.
These 5:
Die Zukunft beider Systeme wird durch eine fortschreitende (De-)Professionalisierung der Theatermacherinnen und Theatermacher gekennzeichnet sein. Im Zuge der aktuellen Medienentwicklung und der Globalisierung entstehen gegenwärtig neue Produktionsweisen und Rezeptionsformen, die sich wechselseitig beeinflussen, tradierte künstlerische Disziplinen entgrenzen und die konventionelle Unterscheidung von professionellen Künstlern und ambitionierten Laien unterwandern. Indizien hierfür sind das Auftauchen nicht-professioneller Darsteller im professionellen Theaterbetrieb ("Expertentheater") sowie die Arbeit von Performerinnen und Performern ohne klassische Schauspielausbildung. Der Begriff (De-)Professionalisierung weist auf eine doppelte Bewegung hin: Zum einen werden historisch entstandene Bedingungen für Professionalität in den Künsten ausgehebelt und zum anderen entstehen gleichzeitig neue Formen und Praktiken der Professionalisierung von Theaterberufen. Jene plakative Unterscheidung von Theater und Performancekunst, wonach Schauspieler besser sprechen können als Performer, Performer im Gegensatz zu Schauspielern dafür wissen, was sie sagen, sollte zukünftig ihre Wirkung verfehlen.
Jens Roselt ist Dramatiker und Theaterwissenschaftler. Seit 2008 lehrt er als Professor für Theorie und Praxis des Theaters an der Stiftung Universität Hildesheim. Zuvor war Roselt Geschäftsführer des Sonderforschungsbereichs "Kulturen des Performativen" an der Freien Universität Berlin. Seit 1995 arbeitete er in dramaturgischer Tätigkeit an verschiedenen Theatern Deutschlands, u.a. an der Volksbühne Berlin, am Schauspielhaus Hamburg und am Staatstheater Mainz. Von 2000 bis in das Jahr 2001 war er Hausautor am Staatstheater Stuttgart.
Mehr zur Vorlesungsreihe: www.uni-hildesheim.de
Alle Hildesheimer Thesen sind im Lexikon zu finden
Siehe auch: die Stadttheaterdebatte auf nachtkritik.de
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These 3 finde ich hochinteressant, und ich wünschte mir nähere Ausführungen dazu:
"Das Stadttheater ist nie eine reibungslos funktionierende Kultureinrichtung mit Bildungsauftrag gewesen, sondern eine problematische Institution, die auf, vor und hinter der Bühne Krisen und Konflikte provoziert, moderiert oder kaschiert."
Was bedeutet das genau? Hatte das Theater Ihrer Ansicht nach gar keinen Auftrag? Und welche Krisen und Konflikte sind gemeint, Krisen innerhalb oder außerhalb des Theaters? Sollten es Krisen außerhalb des Theaters sein, so findet sich doch dort der Auftrag: Eine Krise wie sie i.e. in den Achtgigern um Fassbinders "Müll, Stadt, Tod" entstand, trägt vielleicht nicht zur klassischen Bildung bei, aber doch zur Selbstbefragung einer Gesellschaft.
http://www.youtube.com/watch?v=afUWtkC7FGk&feature=related
(Werter Detlev J.,
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MfG,
Georg Kasch / Die Redaktion)
Meines Erachtens nach sind die Stadt- und Staatstheater heute oft viel zu einheitlich, sie orientieren sich an den Kassenschlagern und wenig an Neuheiten. Sicherlich sind sie dazu aufgrund ihres Vertrages mit der Stadt oder dem Staat verpflichtet, aber sollte nicht eine Kunsteinrichtung auch den grundlegenden Vorsätzen von Kunst weitestgehend folgen? Wo liegt genau der Auftrag des heutigen Theaters und wo lag er damals?
Ich wollte nicht sagen, dass Fassbinder ein Antisemit war. Eine Aufführung wie "Müll, Stadt, Tod" hat - unabhängig von der Qualität des Stücks oder der Inszenierung - eine gesellschaftliche Selbstreflexion in Gang gesetzt. Es ging um Fragen von Kunstfreiheit, stereotyper Darstellung, wirkmächtigen Klischees von vor 1945 etc. Das Theater selbst hat eine gesellschaftliche Krise ausgelöst, indem es an Grundsätzliches rührte. Meine Frage an Prof. Roselt war u.a., ob er solche Krisen meinte.
Übrigens finde ich das, was Fassbinder in dem von Ihnen verlinkten Video sagt, nichtssagend.
Die surrealistische Fahrstuhlszene in diesem Stück ist doch möglicherweise bezeichnend für die heutige Situation der Theater. Da fährt man erstmal hoch zum Chef (Kulturpolitiker, Intendanten, Medien), um seinen Auftrag abzuholen, landet plötzlich in Peru und erkennt:
"Irgendwann wird DER ANDERE mir entgegenkommen, der Antipode, der Doppelgänger mit meinem Gesicht aus Schnee. Einer von uns wird überleben" - er wird ums Überleben kämpfen müssen. Oder auch:
"Die Heimat der Sklaven ist der Aufstand." Und zwar aller "Sklaven", egal welcher Hautfarbe und/oder welchen Geschlechts.
Der Auftrag des heutigen Theaters ist es, ein Bewusstsein für u.a. genau solche Fragen und Themen offenzuhalten.
In der oben aufgeführten Zusammenfassung fehlt mir ein Gedanke, der heute im Vortrag, meiner Meinung nach, ganz gut rausgekommen ist: Fällt denn in einem so gut durchinfrarstrukturiertem Deutschland wie heute eine solche Theaterdichte überhaupt noch unter die theatrale Grundversorgung?
Wenn das so weiter geht, verstärkt sich mein Eindruck, dass hier Theaterpolitik aufgeführt wird.
Das Stadt- und Staatstheater könnte sich mit einem geringeren Budget nicht länger unter Wasser halten. Um weiter bestehen zu können, müssen Sie auch anfangen innovatives, neues Theater zu spielen um ihrerseits an weitere Fördermittel zu kommen. Sie müssten versuchen mehr Publikum anzusprechen und ihre "Klassikerpflege" überdenken. Das Freie Theater hätte mit den höheren Mitteln die Chance, nicht nur innovatives Theater zu spielen und sich nicht nur hauptsächlich mit Projekten über Wasser zu halten. Sie könnten auch unterhaltsames und gegenwärtiges Theater spielen. Die beiden Theatersysteme würden sich dadurch aneinander angleichen und es gäbe nur noch ein System. Stellt sich hier nur die Frage, ob die ehemaligen Stadttheater ihre Plüschsessel behalten und man in der ehemaligen freien Szene weiterhin auf Holzstühlen platznimmt.
In der gestrigen Vorlesung ging es ebenfalls um verschiedene Konzeptionsförderungen des Land Niedersachsens für freie Theater. Dabei kam auch zu Wort, dass der Erfolg eines Antrages maßgeblich davon abhängt, wie "innovativ" ein Projekt oder Theaterstück ist, das sich für Fördermittel bewirbt. Jetzt frage ich mich, ob durch diese Vergabetechnik das freie Theater nicht weiter hineingedrückt wird ins Klischee des "innovativen, experimentellen" Theaters? Und wird nicht auch die eigentliche, in den Thesen beschriebene Entwicklung weg von den oben genannten Eigenschaften, dadurch gebremst? Und was ist schon "innovativ"?
Die Frage, die bisher weitesgehend unbeantwortet blieb: Droht uns der "Kulturinfarkt" oder braucht unbedingt jede Stadt ein eigenes Theater?
Professor Roselt hat dabei schon Anstöße gegeben, die vor allem die Strukturen und die Vernetzung von Stadttheatern betreffen. Sein plakatives Beispiel vom Provinzialismus der städtischen Theater zeigt, dass die bürokratischen Strukturen innerhalb des Theaters längst überholt sind.
Hier wird ganz klar Kritik an den Intendanten geübt, die auch schon von Birgit Mandel explizit vorgebracht wurde. Es bedarf daher einer Änderung der Hierachie, bzw. einer Abschaffung der klassischen Theaterhierarchie.
Die Intendanz darf nicht länger der Alleinherrscher sein. Sonst werden Theater weder ihrem Bildungsauftrag, noch ihrer wirtschaftlichen Rentabilität gerecht.
An der Beobachtung an sich ist ja nichts auszusetzen. Für mich baut sich da aber die Erwartungshaltung auf, das ganze im Kontext einer Argumentation zu betrachten.
Was schließen wir also aus der (De)Professionalisierung. Ja, da ist eine Bewegung. Und nun? Da beginnt es doch eigentlich erst spannend zu werden.
Ich erwarte keine vorgegebene Meinung die ich dann bequem übernehmen kann! Jedoch ist dies die Beobachtung, deren Form und Auswirkungen ich gerne näher betrachtet hätte, anstelle der Entstehungsgeschichte der Stadttheaters.
Das Stadttheater kann es sich nicht leisten innovativ zu sein. Dafür ist es zu sehr von Zuschauerzahlen abhängig. Wohingegen die Freie Szene scheinbar die Lizenz zum Scheitern per se inne hat.
Wir können es uns nicht mehr leisten: die Stadttheater mit 500 Plätzen und jede Woche fünf verschiedene Aufführungen. Allein deswegen muss an Stadttheatern gekürzt werden.
Wir sind theatral über-grundversorgt. Die Institution des Stadttheaters ist veraltet und nicht mehr länger halt- und hinnehmbar.
„Ich glaube, dass Zukunft nur dann möglich sein wird, wenn wir lernen, auf Dinge, die machbar wären, zu verzichten, weil wir sie nicht brauchen.“ sagte Günther Grass
Innovation kann man nicht erzwingen.
Das dieser Prozeß eine (De-)Professionalisierung nach sich zieht ist nur eine logische Konsequenz aus dieser Zusammenführung, ich würde das aber nicht pejorativ verstehen, sondern eher als eine Verschiebung der Vorraussetzungen, um Theater auch in einem "professionellen" Rahmen machen zu können und das ist in meinen Augen prinzipiell etwas sehr positives.
Natürlich möchte ich nicht sagen, dass es damit getan ist. Natürlich müssen noch mehr Projekte, neue Programme und Formate ausprobiert und umgesetzt werden. Eine komplette Umstrukturierung des Betriebs an Stadt- und Staatstheater ist denke ich jedoch schwierig und nicht so leicht umsetzbar.Oft wir der Anschein erweckt, dass klassische Stücke und klassische Inszenierungen völlig vom Spielplan verdrängt werden sollen. Sicherlich würde man mit modernen Inszenierungen, Festivals und Performances ein neues, junges Publikum ansprechen. Aber würde man mit einem kompletten Wandel nicht gleichzeitig eine andere Zielgruppe, zum Beispiel etwas ältere Generationen, verdrängen? Man müsste versuchen ein gutes Mittelmaß zu finden, doch das ist natürlich immer leichter gesagt als getan.
Werden bald staatlich ausgebildete SchauspielerInnen und nicht-professionell ausgebildete PerformancekünstlerInnen/TheatermacherInnen sowohl an Staatstheatern wir auch in der freien Szene gleich gefragt sein?
Fraglich bleibt, ob die beiden Parteien es schaffen ihren Idealismus zu überwinden und sich aufeinander zu zubewegen. Es müssen kulturpolitische Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass es sich das Stadttheater leisten kann, nicht über Finanzen sondern über Formen des Arbeitens mit Ort und Menschen nachzudenken und dass das „freie“ Theater keine Selbstausbeutung mehr betreiben muss und als hübsch idealisiertes, ehrenamtliches Engagement verkommt. Manchmal scheint es, als herrsche im Allgemeinen, unabhängig vom Gesagten, die Auffassung darüber, die einzig wahre Lösung bestünde in der Auflösung des in Rufmord geratenen Stadttheaters, in der Anpassung, Annäherung an das „freie“ Theater, in der Bekehrung eines Publikums, in der Zielgruppenneufindung etc. nicht aber ebenso eine Sinneswandlung innerhalb des „freien“ Theaters. Ein Fehler. Die Annäherung vollzieht sich nicht einfach so. Es bedarf zunächst beidseitig einer System- und Strukturangleichung. In den Köpfen und in der Politik. An die Konsequenz Verlust von Vielfalt glaube ich nicht, eher an die Schaffung einer neuen Form von Professionalisierung. Denn die braucht das Theater.
@Johann Holbop „Die Intendanz darf nicht länger der Alleinherrscher sein. Sonst werden Theater weder ihrem Bildungsauftrag, noch ihrer wirtschaftlichen Rentabilität gerecht.“
Ich verstehe diese Aussage noch nicht ganz. Die Intendanz ist momentan Alleinherrscher des Theaters? Tatsächlich? Und was genau ist er nun, der „Bildungsauftrag“ eines Theaters?
Den Fragen meines Vorredners kann ich mich nur anschließen.
Als Grundlage für die Zukunft der Theaterstrukturen in Deutschland muss weiterhin gegen das Ansehensproblem der Freien Szene gekämpft werden. Künstler freier Theaterkollektive sind nicht grundsätzlich unprofessioneller, nur weil sie vielleicht keine klassische Schauspiel- oder Regieausbildung abgeschlossen haben. Vielmehr sind sie durch andere Ausbildungen und Erfahrungen qualifiziert, und ihre Arbeiten sind häufig facettenreicher und bodenständiger. Eine De-Professionalisierung schafft niedrigere Zugangsschwellen für Produzenten und Rezipienten und bewegt sich von einer elitären Kunst hin zu ästhetischen Erfahrungen für ein breiteres Spektrum an Publikum und Teilnehmenden.