9. November 2012. Immer wenn ich nach Wien gefahren bin, bin ich naturgemäß ins Burgtheater gegangen. Und naturgemäß war da, wann immer ich ins Burgtheater gegangen bin, auch Martin Schwab. Das hatte etwas Tröstendes, denn sollte ich mich über eine Aufführung geärgert haben, dann hatte ich doch wenigstens Martin Schwab gesehen.

schwab 07 1Martin Schwab © BurgtheaterMartin Schwab ist ein alles könnender Allesspieler. Man sieht ihn nicht häufig in Hauptrollen, um so häufiger aber zeigt er sich als ein vollendeter Nebenrollenveredler. Das Wunderbare an seinen Nebenfiguren ist, dass er dem Stereotyp nicht ausweicht, es aber mit darstellerischer Hochherzigkeit beseelt. In Peter Zadeks unvergessenem "Ivanov" (1990) etwa war er Lebedew, eines dieser lebenden, in sarkastischer Güte vor sich hin alternden Salonmöbelstücke Tschechows. Wie Schwab hier Lächerlichkeit mit Würde verband, war einer der großen kleinen Eindrücke des Abends. Und da Schwab wie kaum ein Zweiter lächerlich und würdig zugleich sein kann, konnte er auch – in einer Hauptrolle! – so hervorragend seinen eigenen Intendanten geben: In Thomas Bernhards Dramoletten "Claus Peymann kauft sich eine Hose …" (1998).

Heute wird Martin Schwab 75 Jahre alt. Und da man sich an Geburtstagen etwas wünschen darf, so wünsche ich mir von ihm: Hörbücher. Denn diese leicht kratzende, leicht krächzende, leicht näselnde und doch so klare Stimme, die einen Rest bodenständigen schwäbischen Sprachsingsangs bewahrt, möchte man einfach häufiger in den Ohren haben. (wb)

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