Mit Entsetzen

Berlin, 9. November 2012. Am Montag wird bei der öffentlichen Ratsversammlung in Wuppertal über die Zukunft des Sprechtheaters der Stadt entschieden. Bislang scheint es darauf hinauszulaufen, dass das Ensemble von 14 auf 7 Schauspieler reduziert wird; eine neue Bühne für etwa 200 Zuschauer soll das vielgepriesene alte, aber verfallene Theatergebäude ersetzen. Nachdem bereits das Ensemble protestierte, hat nun auch Ulrich Khuon, Intendant des Deutschen Theaters Berlin und Vorsitzender der Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein, einen offenen Brief an Matthias Nocke (CDU) geschrieben, den Kulturdezernenten der Stadt Wuppertal.

(geka)

 

Der offene Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Nocke,

auf die in Wuppertal geplante Reduzierung des Theateretats kann man nur mit Entsetzen reagieren. Eine weitere Schrumpfung des Schauspielensembles treibt das Theater an den Rand der Wirkungs- und Bedeutungslosigkeit. Selbst wenn man den Bau eines neuen Schauspielhauses als Versuch der Stärkung des Schauspiels bewertet, was schwer genug fällt angesichts des vor sich hin erodierenden alten Schauspielhauses, selbst also bei Unterstellung des guten Willens, kann man die vorgesehene Schrumpfung nur als katastrophal bezeichnen.

Es hatte seinen guten Grund, dass über 60 Theaterensembles vor zwei Jahren nach Wuppertal kamen um für den ungeschmälerten Erhalt des Theaters zu kämpfen. Nun – zwei Jahre später – droht ein verheerender Eingriff doch noch zum Zug zu kommen. Die bedeutsame Theatergeschichte Wuppertals gilt es aber zu bewahren! Und das ohnehin schon beschämend geringe Angebot an Theater in Ihrer Stadt muss verteidigt werden!

Mit sparwilligen neuen Intendanten ist das genauso wenig zu leisten wie mit einer defensiven Kulturpolitik. Deshalb appelliere ich an Sie: Reißen Sie und der Rat der Stadt das Steuer herum!
Die Freiwilligkeit der städtischen Kulturleistung heißt nicht, die Kultur für vogelfrei zu erklären. Sie ist ein Auftrag zur kraftvollen Gestaltung.
 
Mit freundlichen Grüßen

Ulrich Khuon

Intendant und Vorsitzender der Intendantengruppe im deutschen Bühnenverein

Mit Entsetzen

Berlin, 9. November 2012. Am Montag wird bei der öffentlichen Ratsversammlung in Wuppertal über die Zukunft des Sprechtheaters der Stadt entschieden. Bislang scheint es darauf hinauszulaufen, dass das Ensemble von 14 auf 7 Schauspieler reduziert wird; eine neue Bühne für etwa 200 Zuschauer soll das vielgepriesene alte, aber verfallene Theatergebäude ersetzen. Nachdem bereits das Ensemble protestierte, hat nun auch Ulrich Khuon, Intendant des Deutschen Theaters Berlin und Vorsitzender der Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein, einen offenen Brief an Matthias Nocke (CDU) geschrieben, den Kulturdezernenten der Stadt Wuppertal.

(geka)

 

Der offene Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Nocke,

auf die in Wuppertal geplante Reduzierung des Theateretats kann man nur mit Entsetzen reagieren. Eine weitere Schrumpfung des Schauspielensembles treibt das Theater an den Rand der Wirkungs- und Bedeutungslosigkeit. Selbst wenn man den Bau eines neuen Schauspielhauses als Versuch der Stärkung des Schauspiels bewertet, was schwer genug fällt angesichts des vor sich hin erodierenden alten Schauspielhauses, selbst also bei Unterstellung des guten Willens, kann man die vorgesehene Schrumpfung nur als katastrophal bezeichnen.

Es hatte seinen guten Grund, dass über 60 Theaterensembles vor zwei Jahren nach Wuppertal kamen um für den ungeschmälerten Erhalt des Theaters zu kämpfen. Nun – zwei Jahre später – droht ein verheerender Eingriff doch noch zum Zug zu kommen. Die bedeutsame Theatergeschichte Wuppertals gilt es aber zu bewahren! Und das ohnehin schon beschämend geringe Angebot an Theater in Ihrer Stadt muss verteidigt werden!

Mit sparwilligen neuen Intendanten ist das genauso wenig zu leisten wie mit einer defensiven Kulturpolitik. Deshalb appelliere ich an Sie: Reißen Sie und der Rat der Stadt das Steuer herum!
Die Freiwilligkeit der städtischen Kulturleistung heißt nicht, die Kultur für vogelfrei zu erklären. Sie ist ein Auftrag zur kraftvollen Gestaltung.
 
Mit freundlichen Grüßen

Ulrich Khuon

Intendant und Vorsitzender der Intendantengruppe im deutschen Bühnenverein

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