Presseschau vom 30. Dezember 2012 – Gespräch mit dem Direktor des Wiener Schauspielhauses Andreas Beck

Dramaturgen und Popstars

Dramaturgen und Popstars

Ein Leser oder eine Leserin hat uns auf das Gespräch aufmerksam gemacht, dass Norbert Mayer für die Samstagsausgabe der Wiener Zeitung Die Presse (30.12.2012) mit Andreas Beck geführt hat. Beck, früher zusammen mit Joachim Lux in der Dramaturgie des Burgtheaters tätig, steht nun bereits im sechsten Jahr dem kleinen Wiener Schauspielhaus als Direktor vor.

Für ein faules Theater

Der Vorteil an einem kleineren Haus zu arbeiten, sagt Beck, sei es, dass man "sehr viel ausprobieren" könne. Unmöglich an einem großen Haus, wo man "zum Erfolg verurteilt" sei. Ihm, Beck, gehe es auf die Nerven, "wenn Intendanten nur mehr über Quoten oder wirtschaftliche Erfolge reden".

Dabei, glaubt Beck, produzierten die Theater alle "zurzeit viel zu viel". Er wünsche sich mitunter "ein faules Theater", in dem nicht alle drei, vier Wochen etwas herausgebracht werde. "Auch die Theater müssten sich entschleunigen." Aber so funktioniere das heute leider nicht mehr. "Wer nicht mindestens einmal im Monat seine Marke setzt, der ist nicht mehr sichtbar. ... Wer 20 Erbsen in die Luft wirft, hat größere Chancen, dass eine oder gar mehrere im Topf, ergo im Ziel landen. Und genau auf dieses Ziel schauen unsere Dienstherren, sprich die Politik."

Der Dramaturg bleibt

Ob er sich als Intendant vor allem als Dramaturg sehe, fragt Norbert Mayer. Die Becksche Antwort zitiere ich, weil informativ, ausführlich: "Der Dramaturg", sagt Andreas Beck, "ist der Bleibende am Theater, der Produzent, der sich der Gewachsenheit und Tradition seines Hauses stellen muss. Er entwickelt nicht nur neue Ideen zu bestehenden Stoffen, sondern verführt die Regisseure dazu. Engagiert Autorinnen und Autoren. Mit unserem Handwerkszeug könnten wir gelegentlich auch inszenieren, aber das hilft dem Theater nicht. Das braucht irrwitzige Feuerköpfe und keine Dramaturgen-Regieeinfälle." Dabei agierte Regisseure natürlich gelegentlich wie "Popstars", der Druck, originell zu sein, sei "gerade bei den Jungen extrem hoch".

(jnm)

 

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