Robert Enkes Witwe prüft Klage gegen Petras-Stück
Schicksal spielen
7. Januar 2013. Teresa Enke, die Witwe des einstigen Nationaltorwarts Robert Enke, prüft angeblich eine Klage wegen des am Wochenende im Berliner Maxim Gorki Theater uraufgeführten Stücks "Demenz Depression und Revolution" von Fritz Kater alias Armin Petras. Das ist unter der Überschrift "Darf man mit dem Enke-Schicksal Theater spielen?" in der heutigen Ausgabe der BILD-Zeitung zu lesen. Die Geschichte von Robert Enke, der sich im Herbst 2009 das Leben nahm, lieferte wesentliches Material für den mit "Depression" überschriebenen Mittelteil des Petras-Abends, den die Schauspieler Michael Klammer und Aenne Schwarz bestritten.
Mit Teresa Enke sei kein Kontakt aufgenommen worden, so das besorgte Boulevard-Blatt, das dies dann in treuer Fürsorge sogleich selbst übernahm. Gestern habe ein BILD-Reporter sie angerufen und informiert, mit Enkes Witwe in der Sache Kontakt aufgenommen zu haben, so Claudia Nola, Pressesprecherin des Maxim Gorki Theaters auf Nachfrage von nachtkritik.de.
Vor allem störe Teresa Enke, wie die BILD-Zeitung weiter schreibt, dass der Herztod ihrer kleinen Tochter thematisiert worden sei. Allerdings hat Kater/Petras in seinem Stück kein unbekanntes Material verwendet, sondern lediglich auf bereits veröffentlichtes Material zurückgegriffen, unter anderem in einer schon 2010 im Piper-Verlag erschienenen Robert-Enke-Biografie (Ronald Reng: "Ein allzu kurzes Leben"). Auf diesen Sachverhalt weist Armin Petras (bzw. Fritz Kater) in seiner Danksagung am Ende des Stücktextes selber hin.
"Vor Erscheinen des Buches wurden die Rechte für eine mögliche Verfilmung bzw. Theater-Aufführung ausdrücklich ausgeklammert", zitiert Spiegel Online am Nachmittag Enke-Berater Jörg Neblung. "Sie liegen, entgegen der Darstellung des Maxim-Gorki-Theaters, nicht beim Verlag, sondern bei Teresa Enke, die damit von Anfang an verhindern wollte, dass der Stoff ungefragt inszeniert wird." Teresa Enke hat Spiegel-Online-Informationen zufolge inzwischen den Kölner Medienanwalt Heiko Klatt mit der Wahrnehmung ihrer Interessen betraut. Dieser habe das Theater auf die Rechtsverletzungen hingewiesen und eine umgehende Stellungnahme gefordert.
(sle)
Hier die Nachtkritik zur Uraufführung von Demenz Depression und Revolution am 5. Januar 2013 im Berliner Maxim Gorki Theater.
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"Regenbodenpresse" ist wirklich schön geschrieben, ist wirklich nicht gerade das gewünschte Jahresauftaktswetter. Juristisch, trockener gesagt, wird das natürlich im Sande verlaufen; ich glaube nicht an die große "Rückrufaktion", wonach jetzt alle aktuellen TheaterHeute-Hefte, zumindestens die fragliche Stückbeilage, auf den Index
kommen. Woher plötzlich all dieses Zartgefühl ? Und dann ausgerechnet bereitwillig gegenüber der größten Schlammschleuder des Landes ?? Natürlich ist dieser Selbstmord traurig und gibt Anlaß, über dieses Ultrahype-Geschäft des modernen Fußballsportes differenziert nachzudenken. Aber, was geschah wirklich ? Eine schaurige Totenkultfeier wurde inszeniert, noch der Tote zurück auf den Anstoßpunkt des Stadions von Hannover 96 (zurück-) gezerrt und: Deckel drauf ! Und jetzt nimmt Frau Enke Anstoß daran, wenn das auch ein öffentlicher Fall für die Bühne geworden ist ?? Bei allem Respekt für die Witwe, aber ist es nicht angesichts des Verhaltens im Vorfeld : der Theatralik einer Beerdigungsfeier, der Nähe zu allerlei "BILD"-Zeitungen , geradezu naiv und inkonsequent obendrein, nun sich zu echauffieren ??? Aber immerhin, für Prospero war das ja der stärkste Teil, der zweite, insofern gibt es möglicherweise doch Diskussionsstoff..
Ja, etwas in den Tasten vergriffen und schon kommt eine schöne Metapher heraus. Im Sande verlaufen oder auch im Boden versickert ist ja das Ganze schon damals, nachdem es erst einmal medial ausgeschlachtet und dann in zahlreichen Talkrunden zerredet worden ist. Die Inszenierung eines prominenten Toten als bedauerliches Einzelschicksal. Hier hätte Petras durchaus mehr daraus machen können. Aber dass er so nah an der wahren Geschichte bleibt, macht sie eben nicht allgemeingültig, und dass es Depressive auch außerhalb des Promirummels gibt, fällt dabei ganz hinten runter. Diskussionswürdig wäre eher das, als die Hintergründe über das Zustandekommen der vorliegenden Stückversion.
P.S. @ Sascha Krieger (Prospero): Ich hoffe Ihre Frage ist nicht ernst gemeint. Auch in einer Bild Redaktion sitzen Bildungsbürger aller erster Güte, die sich von einem Petras Abend was versprechen. Der Schriftsetzer muss ja nicht so doof sein wie der Leser. So naiv wollen wir doch nicht werden.
Ich habe gerade in einer Pressemittteilung des ND gelesen, dass Teresa Enkes Berater Jörg Neblung, früherer Manager des Torhüters Robert Enke gesagt haben soll: "Vor Erscheinen des Buches wurden die Rechte für eine mögliche Verfilmung bzw. Theater-Aufführung ausdrücklich ausgeklammert. Sie liegen, entgegen der Darstellung des Maxim-Gorki-Theaters, nicht beim Verlag, sondern bei Teresa Enke, die damit von Anfang an verhindern wollte, dass der Stoff ungefragt inszeniert wird." Wenn das tatsächlich so ist, sieht der Fall schon etwas anders aus.
http://www.neues-deutschland.de/artikel/809230.enke-witwe-uebergangen.html
Na, vielleicht war ich da ein wenig voreilig mit meiner Vermutung über das Juristische ! Ich dachte in etwa so wie Poster Nr.6 an die bekannten-allzubekannten Geschichten der "öffentlichen Personen" (siehe Ausschlachtung, Talkshows) und nicht an direkte Zitate/Textauszüge aus einer dazu nicht autorisierten Buch-Vorlage. Gibt es jetzt einen Streit um die Trennung von Inhalt und Zitat ?? Dazu weiß ich allerdings wirklich zu wenig, wie abhängig sich der Abend gemacht hat von dieser Buch-Vorlage; ich habe das Stück (siehe Januarausgabe TheaterHeute 2013) zwar vorliegen, aber gelesen habe ich dazu bislang nur das Interview mit Franz Wille. In der Laages-Kritik las ich, daß ja "Hannover" im Stück zu "Braunschweig" geworden ist, was wiederum die Fans beider Teams nicht goutieren dürften (ohne Klage), wurde auch ansonsten in solcherlei Art "übersetzt", so liegt der Schluß nahe, daß "man" um etwaige rechtliche Probleme zumindestens Gedanken gemacht hat, unklar, ob wirklich weitgehend genug (möglicherweise wäre es besser gewesen, das im Vorfeld mit Frsu Enke bzw. Beratern der Enkes zu besprechen beziehungsweise jetzt das Gespräch mit ihr zu suchen; Petras und seine Mannschaft sollte doch motivieren können, was sie im zweiten Teil wollten etcpp.). Jetzt aber hängt halt, wie ich es bislang sehe, auch noch die Publikation in TheaterHeute dran, oder täusche ich mich erneut ??
Im Übrigen ist das mit Braunschweig im Stück nur ein Witz gemeint. Der Torwart lässt seine Frau raten zu welchem Verein es als nächstes geht und sie witzelt Braunschweig. Es wird nie gesagt, er spiele bei Braunschweig.
Nachtkritik (Quelle: Spiegel online) und Stefan (Quelle: Neues Deutschland) sprechen aber schon von dem Buch; eigentlich müßte das "Mißverständnis" jetzt nk noch einmal aufzuklären suchen.
Und die Laages-Kritik mußte mich ("Es durfte nicht Hannover, mußte Braunschweig" sein, so in etwa heißt es im Script zur Radioversion der Kritik).