Weißer Rauch

Berlin, 11. Februar 2013. Die Jury für das Berliner Theatertreffen hat heute ihre Auswahl der zehn bemerkenswertesten und damit zum Theatertreffen eingeladenen Inszenierungen der vergangenen Saison bekannt gegeben:


Disabled Theater von Jérôme Bel
Festival d'Avignon u.a., Regie: Jérôme Bel
Nachtkritik vom 9. Juli 2012

Die heilige Johanna der Schlachthöfe von Bertolt Brecht
Schauspielhaus Zürich, Regie: Sebastian Baumgarten
Nachtkritik vom 29. September 2012

Jeder stirbt für sich allein von Hans Fallada
Thalia Theater Hamburg, Regie: Luk Perceval
Nachtkritik vom 13. Oktober 2012

Krieg und Frieden nach Leo Tolstoi
Ruhrfestspiele / Centraltheater Leipzig, Regie: Sebastian Hartmann
Nachtkritik vom 10. Mai 2012

Medea von Euripides
Schauspiel Frankfurt, Regie: Michael Thalheimer
Nachtkritik vom 14. April 2012

Murmel Murmel von Dieter Roth
Volksbühne Berlin, Regie: Herbert Fritsch
Nachtkritik vom 28. März 2012

Orpheus steigt herab von Tennessee Williams
Münchner Kammerspiele, Regie: Sebastian Nübling
Nachtkritik vom 29. September 2012

Die Ratten von Gerhart Hauptmann
Schauspiel Köln, Regie: Karin Henkel
Nachtkritik vom 20. Oktober 2012

Reise durch die Nacht von Friederike Mayröcker
Schauspiel Köln, Regie: Katie Mitchell
Nachtkritik vom 13. Oktober 2012

Die Straße. Die Stadt. Der Überfall von Elfriede Jelinek
Münchner Kammerspiele, Regie: Johan Simons
Nachtkritik vom 27. Oktober 2012

Das Theatertreffen findet in diesem Jahr vom 3. bis 19. Mai statt. Es wird zum zweiten Mal von Yvonne Büdenhölzer geleitet, die zur Auswahl sagt: "Seit einem halben Jahrhundert feiert das Theatertreffen nun die herausragenden und zukunftsweisenden Arbeiten des deutschsprachigen Theaters. Auch in seiner 50. Ausgabe spiegelt das Festival die Vitalität und Vielgestaltigkeit der deutschsprachigen Theaterlandschaft. Besonders bemerkenswert an der diesjährigen Auswahl ist die Rückbesinnung auf große Stoffe und Geschichten, auf Klassiker und Klassiker der Moderne – flankiert von Stückentwicklungen und neuen Texten. Im Zentrum der Inszenierungen steht oft eine Neubefragung sozialer Themen oder gesellschaftlicher Werte. Überragende Ensembleleistungen zeigen die Bühne als Ort, an dem existentielle Fragen gestellt werden."

Zur Jury gehören in diesem Jahr: Vasco Boenisch, Anke Dürr, Ulrike Kahle-Steinweh, Christoph Leibold, Daniele Muscionico, Christine Wahl und Franz Wille. Insgesamt wurden 423 Inszenierungen in 69 Städten gesichtet. Jedes Jurymitglied sah zwischen 85 und 117 Vorstellungen.

(mw / geka)

 

Hier erfahren Sie, wer die Nominierten und die Erwählten des virtuellen nachtkritik-Theatertreffens 2013 waren.

 

Presseschau

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat diesmal in ihrer gewohnt kurz angebundenen Meldung  immerhin Lob für die Jury übrig: Dafür, dass sie "noch einen Restfunken Bewusstsein für wahre Qualität zu besitzen scheint" und dafür, "dass davon das Schauspiel Frankfurt (zu Recht!) profitiert".

Lokalpatriotismus hin oder her, Christine Dössel von der Süddeutschen Zeitung (12.2.2013) findet, dass Simons' Jelinek-Abend beim "Theatertreffen als Best-of-Schau der 'bemerkenswertesten zehn Inszenierungen' eines Jahres (...) eigentlich nichts verloren" habe – "Es muss wohl der Zauber von Sandra Hüller sein, die als fashion victim und plapperndes Alter Ego der Autorin wirklich großartig ist". Dössel bedauert außerdem, dass aus München statt Martin Kusejs "Petra von Kant" Nüblings "Orpheus" dabei ist, mit dem er sich "bestimmt nicht selbst übertrifft". Bedauern auch über das Fehlen von Christoph Marthalers "Glaube, Liebe, Hoffnung" von der Volksbühne; dafür Freude über das "Must-have" "Murmel Murmel", denn "wie dieses Gemurmel umgesetzt ist, das hat große sprech- und körperakrobatische Klasse und ist ein furioser Spaß". Im Jubiläumsjahr wisse die Theatertreffen-Auswahl "weder groß aufzuregen noch zu überraschen. Business as usual. Das Chaos ist aufgebraucht, die Avantgarde müde. Es dominiert das gute alte, sich letztlich doch immer wieder erneuernde Stadttheater."

Katrin Bettina Müller von der taz (12.2.2013) beschreibt ihre gemischten Gefühle gegenüber vielen der Eingeladenen so: "Man ist ja froh, dass man sie hat (...) – aber große Überraschungen erwartet man da eigentlich nicht mehr." Die Handschriften seien bekannt, die Leistungen der Ensembles aus Köln und München sowie die einzelner Schauspielerinnen bereits mit Preisen ausgezeichnet. Das spreche "nicht gegen die Auswahl", sei "eher ein Garant für ihre Solidität", nehme einem allerdings die Illusion, "dass sich das Theater im Raum seiner vielen Möglichkeiten irgendwo immer, wenn man nur sorgfältig genug sucht (...), auch in eine neue Richtung entwickeln kann, andere Stoffe und Denkformen findet. Letztes Jahr war das so - dieses Jahr nicht." An einem Punkt habe "die Gegenwart der Auswahl aber doch ihren Stempel aufgedrückt": "die soziale Kälte der Gegenwart, die Entsolidarisierung der Gesellschaft" lasse die Dramaturgen und Regisseure nach den Texten von Fallada, Hauptmann und Brecht greifen. Es sei allerdings "auch ein bedenklicher Befund - dass unsere Stadttheater keine anderen Texte als diese Klassiker haben, den aktuellen Problemlagen heute auf den Leib zu rücken". Eine "schöne Geste" nennt die Kritikerin die Einladung von Hartmanns "Krieg und Frieden", dem sie einen "großartigen Zugriff auf einen Roman, Verdichtung von Motiven und Verwandlung von Bildern" attestiert.

Für Patrick Wildermann vom Berliner Tagesspiegel (12.2.2013) droht das Theatertreffen bei seinem 50. Jubiläum zu einer "Gewohnheitsfeier" zu werden. Die Auswahl klingt für ihn "nach Konsens" statt "nach Versprechen", kein "kein schwarzes Schaf" werde wohl "den Frieden der Theater-Jubilare" bei ihrer "Familienzusammenkunft" stören. Aber, wendet er zur Verteidigung der "schwer übernächtigten" Jury ein, "das Theaterleben ist kein Wunschkonzert, man kann nur einladen, was produziert wird". Die "einzige echte Überraschung" sei Jérôme Bel mit "Disabled Theater", wobei Wildermann darauf hinweist, dass auch Monster Trucks "Dschingis Khan", das gleiche Thema bearbeitend, "nicht weniger provokant zugespitzt" sei. Dass die freie Szene darüber hinaus nicht präsent sei, verwundert ihn nicht: "Was hätte sich auch groß aufgedrängt? Herausragende Arbeiten (...) waren zuletzt nicht zu sehen." Stattdessen dominiere "das Stadttheater jüngerer und mittelalter Prägung". Fazit: "viel Klassik und moderne Klassik, wenig frisches Blut, wenig Gegenwart".

(ape)

mehr meldungen

Kommentare  
tt13-Auswahl: durchschnittlich
Und wieder zwei durchschnittliche Produktionen aus München.
tt13-Auswahl: überraschend, nicht überzeugend
Och, das ist jetzt ja schon überraschend und nicht so überzeugend. Henkel ausgerechnet mit den "Ratten" und nicht mit viel interessanteren "Idioten" (oder der überall gelobten aber mir noch unbekannten "Elektra")? Aus München schon wieder zwei - freundlich formuliert - mäßige Inszenierungen von den Kammerspielen und nix vom Residenztheater? Von Fritsch "Murmel Murmel" und nicht der viel tollere "Revisor"?
Dieser uninspirierte Mitchell-Abend, die drögen Perceval- und Thalheimer-Arbeiten? Ich hätte mich z.B. über Dortmund ("Meister und Margharita"); Basel ("Don Carlos"), Marthalers "Glaube, Liebe, Hoffnung" oder meinetwegen auch diesen Ulli Lommel-Schnickschnack von der Volksbühne gefreut ...
tt13-Auswahl: im Kreis
Auf das sich die Theaterszene weiterhin nur im Kreis dreht un sich im kleinen Dunstkreis selber feiert. Wie langweilig. Wie erwartbar. Wie uninspiriert. Wie schade!
tt13-Auswahl: Gegenvorschlag?
@Polonius: Man muss das nicht toll finden (wobei Jerome Bel bestimmt nicht zum erwarteten Dunstkreis gehört). So pauschales Gejammer törnt aber eher ab. Bitte wenigstens mal ein paar Gegenvorschläge machen, oder?
tt13-Auswahl: Freude, getrübt
Als Münchner ist man bei dieser Auswahl etwas geneigt sich fremdzuschämen.
Der Jelinekeabend - na ja na ja, aber Orpheus???
Und diese wirklich geniale Karussellmetapher von Bert Neumann in Johan Simons
Hiobinszenierung vor ein paar Jahren lud man damals nicht ein!?!
Ein Erfolg, über den ich mich als MK-Freund nicht wirklich freuen kann.
tt13-Auswahl: Kriterien ändern!
Genauso langweilig wie die alljährliche Auswahl , sind leider auch die Kommentare dazu.
Was man hätte einladen sollen , statt dieser lieber die andere Inszenierung , alles sehr ermüdend.
Entweder ist schon wieder ein Thalheimer dabei oder eben keiner.
Ist doch schon ein Fortschritt , dass es dieses Jahr keinen Pucher oder Kriegenburg gibt.
Ich würde lieber die Auswahlkriterien ändern : kleinere Jury , die jedes Jahr neu besetzt wird.
tt13-Auswahl: Prädikat Überschneidung
vorschlag: das nk-treffen wie gehabt (ggf. +modifikationen) abstimmen lassen, dann geheimhalten. dann tagt die tt-jury auch, ebenfalls geheim. und dann lädt yvonne büdenhölzer die differenz aus beiden einladungslisten ein. die überschneidungen bekommen das prädikat "erwartbar bemerkenswert" und bleiben zuhause. in berlin gibts dann jedenfalls ausgewählt streitbares zu sehen. statt großkonsens.
tt13-Auswahl: Empfehlungen für Theaterleitungen
Ich werde bei diesen Auswahlen der letzten Jahre den Eindruck nicht los, dass die Jury Empfehlungen für Theaterleitungspostitionen ausspricht. Immer wieder Karin Henkel, immer wieder Sebastian Nübling, immer wieder auch Thalheimer, Herbert Fritsch. Wobei nichts dagegen zu sagen wäre, wenn diese Künstler Intendanzen erhielten statt der im Moment vorzüglich bestallten Manager. Und daneben Bekräftigungspositionen: Johan Simons, der als amtsmüde gilt, Luk Perceval, der weitgehend glücklos agiert.
Oder ist das einfach Quatsch und eben die Vorliebe der gegenwärtig agierenden Jury?
tt13-Auswahl: fast prophetisch
das mit dem weißen rauch ist ja fast prophetisch, jetzt wo der papst zurücktritt
tt13-Auswahl: parallel zum Papst?
@6: angesichts des titels dieses threads, könnte man auch überlegen, die jury zu vergrößern, und zwar auf größe der konklave. oder: wenn benedetto zurücktritt, sollte eine siebenköpfige jury das auch können.
tt13-Auswahl: immer erneuern
@gäähhhhnnnnn Sehr gute Idee: Kleinere Jury, jedes Jahr neu besetzt und am Besten noch von Kritikern aus immer unterschiedlichen Regionen ...
tt13-Auswahl: wieder geschlossen
....und ich dachte, dass man endlich das Theatertreffen geöffnet hätte und nun wieder einmal die üblichen Verdächtigen.....und das soll das beste sein, was die deutsche Theaterlandschaft zu bieten hat.....?...Armes Theater....
tt13-Auswahl: Cesare Levis Schicksal
Ich dachte, Karin Henkels "Elektra" in Zürich sei so toll gewesen. Die Beschreibungen lasen sich auch so, dass ich das gerne gesehen hätte.
Schön, dass "Krieg und Frieden" drin ist. Aber ist die Produktion transportabel? Vor langer, langer Zeit (Anfang der 90er) wurde Cesare Levis hinreissendes Basler "Käthchen" in Berlin mal zum Desaster, weil es räumlich überhaupt nicht mit der Volksbühne klar kam.

Was ich bei den veröffentlichten Begründungen beim tt auch immer schade finde ist, dass sich da schnell so ein Einheitsjargon, der alle Produktionen mehr oder weniger mit denselben Vokabeln beschreibt und lobt. Wir haben mal vor zwei oder drei Jahren so eine tt-Party veranstaltet, wo wir Begründungen aus mehreren tt-Jahrgangsleporellos kopiert, ausgeschnitten und in einen Hut geworfen haben. Dann Inszenierungen aus beliebigen Spielplänen in einen zweiten Hut. Jeder hat eine Inszenierung und eine Begründung gezogen und dann beides gemeinsam vorgelesen. Wir haben uns gekugelt vor Lachen. Die Party hat sehr lange gedauert.
tt13-Auswahl: nach dem Revolutionsjahr 2012
@8: Hilfreich gegen Amtsmüdigkeit wäre eventuell, wenn uns Herr Simons nicht mit bis zu 5 Inszenierungen pro Spielzeit beglücken würde; dass bei einer solchen Streuung der Ideenreichtum gelegentlich doch sehr auf der Strecke bleiben bzw. einem gewissen Leerlauf Platz machen muss, ist vielleicht einfach nur menschlich. Aber muss sowas dann zum Theatertreffen?
Die Glücklosigkeit Luk Percevals ist mir hingegen neu. Der Shakespeare-Zyklus (dessen düsterer Hamlet dem letztjährigen Theatertreffen sehr gut zu Gesicht gestanden hätte) sucht für mich in der heutigen Theaterlandschaft ebenso seinesgleichen wie die atmosphärische Dichte und dramaturgische Souveränität (von den Schauspielern ganz zu schweigen) der Fallada-Adaptionen.
Ansonsten trägt das TT dieses Jahr tatsächlich die Züge eines Klassentreffens, und müsste wohl unter "Restauration" (im Hinblicka auf das "Revolutionsjahr 2012") verbucht werden, wenn nicht die - nach vox populi ja alternativlose - Nominierung Sebastian Hartmanns wäre, die mich sehr freut.
PS. Schade um Antu, der hätte es langsam mal verdient.
tt13-Auswahl: Gratulation
Gratulation Krieg und Frieden - verdient - Ende Neu
tt13-Auswahl: mit Ausrufezeichen
Krieg und Frieden!!
tt13-Auswahl: Freude
Freu mich vor allem für den Jérôme Bel-Abend. Mir fehlen aber die Wiener "Nachrichten an das All".
tt13-Auswahl: wenigstens eine
Von den beiden Theatergück-Überrschungen des letzten Jahres - Jerome Bels "Disabled Theatre" und "Immer Noch Sturm" in der Regie von Stefan Otteni - ist wenigstens eine eingeladen worden: Gut so! Die andere mußte wieder zugunsten der Münchenquote weichen: Schade!
tt13-Auswahl: Gegenvorschläge
@Nummer 6:
Ich finde es keinen Fortschritt dass Pucher und Kriegenburg fehlen, weil ich von denen im vergangenen Jahr Arbeiten gesehen habe, die ich deutlich spannender fand als einige der Eingeladenen ("Sommernachtstraum" von Pucher und "Am schwarzen See" von Kriegenburg).
Ach und wo hier schon Gegenvorschläge eingefordert werden, zusätzlich zu den oben schon von mir genannten werfe ich mal ins Rennen: "Tod und Wiederauferstehung..." aus Hannover (Walburg) und Kafkas "Amerika" aus Graz (Bodo). Die neueste Viktor-Bodo-Arbeit ebendort habe ich noch nicht sehen können, da würde ich aber vermuten, dass ich die ähnlich hervorragend finden werde. Ansonsten meinetwegen noch den Pollesch aus Hamburg. dort im Schauspielhaus habe ich mich ja auch hervorragend unterhalten gefühlt bei dem hier wie überall sonst gebashten "Männer Frauen Arbeit" von Markus Heinzelmann.
Und wenn es denn Köln sein muss, dann wäre mir das Sienknecht-Remake "Werner Schlaffhorst" oder die "Glasmenagerie" deutlich näher gewesen als die stattdessen gewählten Inszenierungen ...
tt13-Auswahl: Berlin rocken
Absolut verdient: Krieg und Frieden !!
Ich freue mich sehr für Sebastian H. und sein Team - sie werden Berlin rocken !!
tt13-Auswahl: leidgeprüft
schön-kein pücher kein kriegenurg-dafür krieg und frieden und baumgarten ansonsten...uiuiui muss irre anstrengend sein soviel langweiliges theater zu gucken 117 vorstellungen das muss richtig weh tun.
tt13-Auswahl: well made Thalheimer
Dass dieser "Medea"-Abend von Thalheimer wieder dabei sein muss. Ich war in der Premiere und fand es war well made Thalheimer-Handwerk, langweilig und selbstbezüglich. Gab es da wirklich keinen anderen Abend, der bemerkenswert war, der in Berlin unbedingt einem größeren Publikum gezeigt werden muss???
tt13-Auswahl: auswandern
Fremdschämen?
Lieber F+F einfach zu Hause bleiben, ein gutes Buch lesen,
Auswandern oder sich die Welt schön trinken.
Prost!
Deine Lorenz Gabi
tt13-Auswahl: Fritsch ist Opium für die Elfenbeinturmbewohner
Inwieweit ist die Inszenierung "Murmel Murmel" zukunftsweisend? Welche sozialen Themen werden neu befragt? Welche gesellschaftlichen Werte? Ist es bereits eine überragende Ensembleleistung, wenn alle Schauspieler 2 Stunden lang auf ein Trampolin springen? Wenn man diese Hauptstadt-Bionade-Biedermeier-Gaudi unbedingt von Berlin nach Berlin holen will, dann bitte ohne fadenscheinige Begründung. Man stehe dazu, dass diese Entscheidung der Übergabe des Friedensnobelpreises an Barack Obama in nichts nachsteht. Man stehe dazu, dass Fritsch Opium für die Elfenbeinturmbewohner der Stadttheatermacher ist. Und, nichts für ungut, innerhalb dieser Auswahl leuchtet auf dem Jérôme Bel-Abend ganz groß der Quoten-Stempel.
tt13-Auswahl: Zugeständnisse
Die ersten vier sind noch ok. Dann folgen nur noch Zugeständnisse.
tt13-Auswahl: Bitte keine Kriterien erfinden
Wo steht denn, dass die Theatertreffen-Stücke "zukunftsweisend" sein müssen, oder "soziale Themen neu befragen" sollen? Das einzige Kriterium ist - wenn ich richtig informiert bin - "bemerkenswert". Und das trifft auf "Murmel Murmel" nun wirklich zu ... so oder so.
tt13-Auswahl: DDR-Funktionärsfragen
@ 24:
"Inwieweit ist die Inszenierung "Murmel Murmel" zukunftsweisend? Welche sozialen Themen werden neu befragt? Welche gesellschaftlichen Werte? Ist es bereits eine überragende Ensembleleistung, wenn alle Schauspieler 2 Stunden lang auf ein Trampolin springen?"

Lieber Herr Kugel Kugel,
Sie hätten Kulturfunktionär in der DDR werden sollen!
Die haben auf den regelmäßigen Kongressen der Bühnenschaffenden dieselben Fragen gestellt und dieselben Maßstäbe angelegt.

P.S.: Der "gesellschaftliche Wert" von "Murmel Murmel" (wie überhaupt des Dadaismus und seiner Spätformen) besteht darin, solche Mauern zum Fallen zu bringen, die der Kunst/dem Künstler vorschreiben, was sie/er zu befragen hat. Selbst wenn sie nur rhetorisch fragen.
tt13-Auswahl: einfach mal genau lesen
zu 26 & 27
Überheblichkeit funktioniert, m.E., nur dann, wenn Sie vorher genau wissen, über wen oder was Sie sich erheben (wollen). Manchmal hilft dazu, lesen was geschrieben wurde. So wie das hier >>> (ich habe die wesentlichen Stellen für Sie hervorgehoben.) >> "Das Theatertreffen findet in diesem Jahr vom 3. bis 19. Mai statt. Es wird zum zweiten Mal von Yvonne Büdenhölzer geleitet, die zur Auswahl sagt: "Seit einem halben Jahrhundert feiert das Theatertreffen nun die herausragenden und ZUKUNFTSWEISENDEN Arbeiten des deutschsprachigen Theaters. Auch in seiner 50. Ausgabe spiegelt das Festival die Vitalität und Vielgestaltigkeit der deutschsprachigen Theaterlandschaft. Besonders bemerkenswert an der diesjährigen Auswahl ist die Rückbesinnung auf große Stoffe und Geschichten, auf Klassiker und Klassiker der Moderne – flankiert von Stückentwicklungen und neuen Texten. Im Zentrum der Inszenierungen steht oft eine NEUBEFRAGUNG SOZIALER THEMEN oder gesellschaftlicher Werte. ÜBERRAGENDE ENSEMBLELEISTUNGEN zeigen die Bühne als Ort, an dem existentielle Fragen gestellt werden."
tt13-Auswahl: Prädikatsleistung
nun, und bei Murmel Murmel würde ich das Prädikat ÜBERRAGENDE ENSEMBLELEISTUNG ohne zu zögern vergeben. Genau DAS ist es was den Abend so toll macht.
tt13-Auswahl: Mehr als nette Geste
Die Einladung von "Krieg und Frieden" zum Theatertreffen ist erfreulich und sicherlich mehr als eine "nette Geste"; auch die taz-Kritikerin nennt ja durchaus Gründe für diese Nominierung, und in anderen Kritiken landauf-landab finde ich das ganz ähnlich.
Gut, daß die Centraltheaterzeit auf diese Weise auch noch einmal über die Grenzen Leipzigs hinaus Würdigung erfahren darf und dies möglicherweise, vergleichbar der Hartmut-Krug-Nominierung von Leipzig und Dresden im Vorjahr zum Theater des Jahres !, einen Wink für den Nachfolger darstellt, auch mit vollends neuen SpielerInnen und Spielern in Leipzig nicht eine vollendete Kehrtwendung hinzulegen. Wo Sebastian Hartmann und seine SpielerInnen so bleiben, ist bei einigen Leipzigerinnen und Leipzigern durchaus ein offenes Geheimnis; aber da diese hier nicht drüber schreiben in diesem Forum: Warum die Spannung rauben als ein weniger dazu Berufener ?
Was ich hörte, klang jedenfalls nicht nach Rückzug oder dergleichen. Naja, und die Rolle des Insiders ist ja auch ein wenig in Mitleidenschaft gezogen worden, da schrieb doch jemand, daß man an Leipzig garnicht denke und so. Pustekuchen, Hartmann ist dabei und auch der wirklich sehenswerte Perceval !
Hoffentlich klappt die "Umschiffung" nach Berlin, und vielleicht sind "Krieg und Frieden" und "Jeder stirbt für sich allein" dann auch bei den Arbeiten, zu denen 3 Sat den Fernsehmitschnitt austrahlen wird.
tt13-Auswahl: Trefferquote
Ja, an den "Insider" musste ich auch denken, der hat wohl den falschen Zettel (den mit den Ausladungen) im Festspielemüll gefunden..: "Winterreise und Petra von Kant sicher, etwas aus Dresden auch, Henkels Elektra noch auf der Kippe, wegen des schwachem Vorjahres-Mabeth - das war ja immerhin lustig, impliziert es doch, dass die Jury die Stücke erst auf dem Treffen (richtig) sieht - , Hartmann chancenlos da einfach zu epigonal." War das nicht so? Keine schlechte Trefferquote.
tt13-Auswahl: Gerüchteküche
Ich vermute mal, die fünfeinhalb Stunden sind für 3sat zuviel des Guten. Zumal man ja seit Jahren im öffentlich-rechtlichen Fernsehen vorrangig auf Zuschauerquoten bedacht ist und von Theater im Fernsehen offensichtlich nicht viel hält, wie man mit der Abschaffung der ZDF-Theaterkanals bewiesen hat. Aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren.
Daß man Inszenierungen von Sebastian Hartmann auch ab der nächsten Spielzeit sehen wird, kann als sicher gelten, die Spielplanvorankündigungen werden es in wenigen Monaten vermelden, da muß man hier nicht aus der Gerüchteküche plaudern.
tt13-Auswahl: Nicht nur Altbekannte
Wenn ich richtig informiert bin ist Hartmann das erste mal beim tt - also doch kein Treffen altbekannter - das Frau Dössel MM als ein must empfindet glaub ich ihr....
tt13-Auswahl: kleiner Dunstkreis
@33
Nicht nur Sebastian Hartmann, auch Sebastian Baumgarten ist das erste Mal dabei. Aber es ist ja alles so langweilig, erwartbar und stammt aus dem gleichen kleinen Dunstkreis. Bei manchen Kommentaren auf nachtkritik habe ich den Eindruck, daß einfach geschrieben wird, ohne lange darüber nachzudenken.
tt13-Auswahl: Transportschwierigkeiten
@ Thomas Pannicke

Ja, das ist gewiß ein Faktor, daß THEATER ganz allgemein im öffentlich-rechtlichen
Fernsehen immer verstärkter marginalisiert wird und es somit als unwahrscheinlich gelten darf, daß "Krieg und Frieden" oder "Jeder stirbt für sich allein" auch als TV-Mitschnitte vom TT-2013 her zu sehen sein werden. Ganz davon abgesehen, daß
ich mir das keineswegs leicht vorstelle, das Theatererlebnis hier sozusagen ins TV-Format zu überführen, schon die Transportation auf eine andere Bühne mit anderen Abmessungen und sonstigen Gegebenheiten sind bekanntlich nicht ohne, und gerade bei dem Perceval mag man da auch so seine Befürchtungen haben, währenddessen der Hartmann-Abend das reisen schon ein wenig gewohnt ist.
Nein. um Klatsch und Tratsch ist mir nicht zu schaffen, es ging mehr um Ermutigung und "Hoffnungsschimmer" für Leute, die ein wenig von der Centraltheaterzeit genießen durften. Sie werden ja auch ein "Centraltheaterfeund" bleiben, wie es auch immer in Leipzig weitergehen möge; und das ist bestimmt kein Gerücht.
tt13-Auswahl: Genießen wir die Vielfalt
Ich freue mich über Krieg und Frieden und Constanze Beckers Medea. Ehrlich, Nunes hätte ich erwartet. Dennoch keine Meckerei, denn ich habe eh nur die Zeit drei oder vier Inszenierungen zu sehen, und die gibt es. Vergesst einfach nicht, es gint in Berlin noch FIND, und die Autorentheatertage... Leider wurde die ehemalige spielzeit Europa in die ferien verlegt, gut füt Touristen, schlecht für sonnenhungrige Berliner.
Genießen wir die Vielfalt in dieser Stadt, alles kann man eh nicht wahrnehmen.
Auswahl TT 2013: Der Spielplan
freunde, zum vormerken & reiseplanen

3./4.5. Medea (Haus der Berliner Festspiele)
5./12.5. Murmel Murmel (Volksbühne)
6./7.5. Jeder stirbt für sich allein (Haus der Berliner Festspiele)
8./9.5. Krieg und Frieden (Volksbühne)
9./10.5. Die Straße. Die Stadt. Der Überfall (Haus der Berliner Festspiele)
10./11./12.5. Disabled Theatre (Hebbel am Ufer 1)
13./14.5. Die heilige Johanna der Schlachthöfe (Haus der Berliner Festspiele)
15././18.5. Die Ratten ()
16./17.5. Reise durch die Nacht (Haus der Berliner Festspiele)
19./20.5. Orpheus steigt herab (Haus der Berliner Festspiele)
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