Bauhaus inmitten italienischer Sehnsucht

von Hartmut Krug

Dessau-Wörlitz, 12. Juli 2013. Der Spielort auf der künstlichen Insel "Stein" am östlichen Ausläufer des Wörlitzer Sees im Gartenreich Dessau-Wörlitz ist eine mit manch Bedeutung behaftete Idylle. Hier ließ Fürst von Anhalt-Dessau sein Sehnsuchtsbild von Neapel mit künstlichem Vulkan und der klassizistischen Villa Hamilton erbauen, und das kleine Amphitheater auf der Insel eröffnete er 1794 mit Goethes "Iphigenie auf Tauris". Natürlich hat auch der Dichter den Fürsten und das Gartenreich besucht. Wer jetzt die Iphigenie-Inszenierung des Anhaltischen Theaters Dessau im von Felsen und Baumwerk malerisch umhegten Amphitheater besucht, muss diese Hintergründe nicht kennen. Allenfalls für die bildungsbeflissene Vermarktung spielen sie eine Rolle.

Die Inszenierung nimmt auf sie keinerlei Bezug, sondern kämpft so verzweifelt wie vergeblich um eine heutige Darstellungsform für Goethes Iphigenie, auf die man Schillers Urteil, sie sei "erstaunlich modern und ungriechisch", weil Goethe das undramatische äußere Geschehen ins Innere der Figuren verlegte, nicht unbedingt mehr anwenden möchte. Modern ist in Wörlitz vor allem das touristische Kultursommerarrangement, in das die Aufführung in Zusammenarbeit mit einem Hotel gebettet ist. So kann man sich in Gondeln durch das Gartenreich zum Spielort rudern lassen und dort vor der Aufführung in der Villa elegant speisen.

Opfer- oder Mückenschutzschalen?

Die Aufführung beginnt mit einem langen, atmosphärischen Trommelkonzert des Perkussionisten Alex Wäber, der Goethes Seelendrama, in dem die Figuren wortreich um Humanität und "reine Menschlichkeit" ringen, immer wieder atmosphärisch umrahmt und untermalt. Dann steigen zwei Priesterinnen, ganz in Weiß, zwischen den Zuschauern hinab auf die nur mit einem Tisch und vielerlei Opfer-, Weihrauch- und Mückenschutzschalen bestückte Bühne. Es folgt Iphigenie, auch sie in zeichenhaft schickem langen, weißschwarzen Outfit und mit einem sie überragenden weißen Stab, der ihr inneren Halt und Festigkeit beim Spiel gibt.

Sie alle entzünden viele kleine Feuer, bis Iphigenie, nach all ihren rituellen Handlungen verhalten und in sich gekehrt, ihren "Heraus in Eure Schatten"-Monolog aufsagt und "das Land der Griechen mit der Seele" sucht. Dabei schaut sie so vor sich hin, zwar dem Publikum zugewandt, aber sich nicht an es wendend. Ohnehin sprechen hier alle Darsteller vor allem in die Leere zwischen sich und dem anderen.

iphigenie2 560 claudiaheysel uIphigenie auf Tauris © Claudia Heysel

Schon aber kommt Arkas, der königliche Bote, mit der Ankündigung, sein Herr werde erneut um Iphigenie werben. Und so beginnen die Probleme für Iphigenie und das Unheil für die Aufführung. Denn Regisseur André Bücker muss sich gesagt haben, dass Goethes hoher Ton dem Zuschauer, ja was eigentlich, nicht zumutbar, nicht verständlich sei? Also sucht er eine Körpersprache für die Gefühle und verordnet seinen Schauspielern ein heftiges gestisches Zeichensystem. Hier werden die Glieder diszipliniert ausgestellt, verdreht und verzappelt. Man wendet sich in erklärenden Auftritten immer wieder mit rhythmischer Bedeutungsgymnastik einander zu, ohne wirklich miteinander zu reden oder zu spielen, und was hier an Händen verdreht und gespreizt wird, erschließt sich in seinem Wunsch einer Ausdrucksverdoppelung für die Texte keineswegs immer. Oft wirkt es eher unfreiwillig komisch.

Unterm Kastenhut

Der arme Darsteller des Arkas, der mit hochschnellenden Knien und Armen wie eine Kasperlefigur auftreten muss, bringt Belebung der besonderen Art ins Publikum: es gibt verhaltenes Gelächter, ironische Kommentare und Nachspielversuche. Suse Tobisch versucht mit ihren Kostümen, die mit schwarzweiß figurierten Punkten und Kästchen wohl Bauhausversuche zitieren, die Zeit des Geschehens in eine ferne Historie zu legen. Aber sie verdoppeln die bewegte Steifheit der Figuren nur und treiben diese vollends in eine falsche Abstraktheit. So engt zum Beispiel den Darsteller des Königs Thoas dessen Kostüm mit Kastenhut merklich in der Emotionalität ein.

Viele Dialogszenen wandeln beständig am Rande der absoluten Peinlichkeit, und wenn eine Kriegerschar in verhüllenden Kostümpracht auf- und abmarschiert, wirds echt albern. Zu Recht haben sich zuletzt weder Jossie Wieler, der Goethes Iphigenie an der Schaubühne in moderner Alltagskleidung spielen ließ, noch Nicolas Stemann mit seiner Euripides/Goethe Doppelversion in Hamburg so viel überflüssige Gedanken wie André Bücker darüber gemacht, wie Goethes Sprache und seine Gefühlsdarstellung heute zu vermitteln seien. Sie haben die Texte einfach sprechen lassen.

Sinnlicher Klang

Erstaunlich ist, dass auf der Insel Stein zumindest drei Darsteller sich durch ihr skurriles Zeichenspiel nicht irritieren lassen, sondern den alten Text wunderbar klar artikulieren. Goethe klingt. Gut, Katja Sieder muss als Iphigenie arg viel steif-bedeutsam in sich hineinsinnen, und wenn sie beim Abschied von Thoas diesem (zu einer schwebenden Nichtberührung der Hände) ihre Hand reicht, die sie zuvor selbst in einer Blutschale gefärbt hat, stimmt in diesem Moment weder die Figur noch die Situation. Doch wie sie als Frau zur Selbstbestimmung findet, wie sie sich nicht mehr fremd ist und nicht mehr in fremden Regeln gefangen bleibt, das spielt sie mit subtiler Deutlichkeit.

So wirft sie den Stock, der ihr als Symbol für ihre Priesterregeln Halt gab, schließlich fort. Insgesamt vermag Katja Sieder ihrer Figur gegen das Regiekorsett viel Leben zu geben. Das gelingt auch dem kräftigen Sebastian Müller-Stahl als Orest und dem lebhaften Patrick Rupar als Pylades immer wieder, - trotz gelegentlicher Bodenturnübungen. Ein merkwürdiger Abend: Einerseits mit vielen missglückten Darstellungsformen und falschem Bedeutungsdruck, andererseits mit Schauspielern, die Goethes Sprache zu sinnlichem Klang bringen.

 

Iphigenie auf Tauris
von Johann Wolfgang Goethe
Regie: André Bücker, Ausstattung: Suse Tobisch, Musik: Alex Wäber, Dramaturgie: Sabeth Braun, Andreas Hillger.
Mit: Katja Sieder, Stephan Korves, Sebastian Müller-Stahl, Patrick Rupar, Jan Kersjes.
Dauer: 2 Stunden 20 Minuten, eine Pause

www.anhaltisches-theater.de

 

Kritikenrundschau

 "Wäre dieser Abend zu malen, es bräuchte einen Landschaftsmaler vom Format eines Antoine Watteau oder Claude Lorraine, denn er müsste als arkadische Idylle in Szene gesetzt werden", schwärmt Kai Agthe in der Mitteldeutschen Zeitung (15. Juli 2013). Mit sparsamen Mitteln werde eine stimmige Theateratmosphäre geschaffen, in der der Text vorzüglich gespielt werde. Besonders Katja Sieder als Iphigenie erfülle "die Erwartung, die man von dieser Figur hat, vollkommen".

"Optisch überzeugend" findet Gustav Seibt die Inszenierung in der Süddeutschen Zeitung (16.7.2013). Die Ausstattung lasse ihre Muster den Art déco der Zwanzigerjahre zitieren und nicht antike Formen – "so, als seien die Personen nicht rotfigurigen griechischen Vasen, sondern der Keramik der klassischen Moderne entstiegen. Ein guter Einfall, der die Schauspieler von allzu psychologisierendem Spiel entlastet." Die Effekte der musikalischen Begleitung hingegen seien "viel zu grobschlächtig für die auf- und niederrollenden Blankverse (…), mit denen Goethe sich so viel Mühe gemacht hat". Wer dem Stück in seinen seelisch-argumentativen Feinheiten und nicht nur im allgemeinen Handlungsverlauf folgen wolle, müsse dieses unablässige Trommeln, Hämmern, Klöppeln und Brummen energisch ausblenden. Die Darsteller könnten hier nur noch übermäßig dramatisieren. "Und dramatisch machen sie ihre Sache nicht schlecht, vor allem Katja Sieder als eigensinnige Iphigenie und Sebastian Müller-Stahl als verstörter Orest"; der Thoas von Stephan Korves bleibe hingegen blass, weil manieriert schleppend. "Aber die Versbehandlung ist, wie fast immer in heutigen Goethe-Aufführungen, bedrückend verständnislos, um nicht zu sagen: katastrophal."

"André Bücker hat dieses klassische Stück in klassischer Theatermanier auf die Bühne gebracht, bar jedweder Modernisierung", schreibt Helmut Rohm in der Volksstimme (18.07.2013). "Doch wohl gerade deswegen hinterlässt diese Wörlitzer 'Iphigenie' eine starke Wirkung, liegen doch die aktuellen Parallelen bezüglich Toleranz, Humanität, Identität, Gewaltverzicht auf der Hand." Der "international erfolgreiche" Percussionist Alex Wäber verleihe "mit längeren Passagen und kurzen, einzelnen Szenen unterstützenden Sequenzen der Dramatik zusätzliche Spannung und emotionale Wirksamkeit. Einfallsreich gestaltete Kostüme im kontrastierenden Schwarz -Weiß verleihen der Handlung starke Symbolkraft."

 

Kommentare  
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: mitten in der Finanzkrise
Das ist das Grauen, was Hartmut Krug dort beschreibt. Man möchte nicht dabei gewesen sein. Mitten in einer sich anbahnenden Finanzkrise, fragt man sich nur noch: Für was es heute alles Subventionen gibt?
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: Axt der Dummheit
Inmitten einer sich anbahnenden Bildungsverarmungskrise fragt man sich schon, welche hoffnungslosen Fälle bisher von Subventionen profitiert haben, wenn sie anscheinend nicht einmal imstande sind sich eine eigene Meinung zu bilden und mit der Axt der Dummheit wüten.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: verkürzter Kulturbegriff
Am Besten sie verteilen die Subventionsgeldern mitten in einer sich abahnenden Finazkrise selbst, Herr Baucks! Dann wäre ja für das Überleben gesorgt. - Es ist einfach nur erbärmlich wie sie ihren verkürzten Kultubegriff hier offen legen.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: Krise hat zwei Pole
@anonym und Pfui

Sie müssen so voller Zorn sein, dass sie nicht mal mehr eine Kritik objektiv lesen können, wenn es darum geht ein "Theater zu retten", dann ist plötzlich alles gut, und man sucht nach dem gemeinsamen Feind. Ich glaube, ich bin dazu ungeeignet. Bei mir können sie nichts bewirken, denn ich verteile keine Subventionen. - Einen verkürzten Kulturbegriff und eine Axt der Dummheit wollen sie mir also vorhalten. Woher wollen sie die nehmen? Sie schäumen vor Wut. Aber auch das ist wenig hilfreich.

"Viele Dialogszenen wandeln beständig am Rande der absoluten Peinlichkeit, und wenn eine Kriegerschar in verhüllenden Kostümpracht auf- und abmarschiert, wirds echt albern."

Dies ist nur ein vernichtender Satz aus der Kritik. Ist Herr Krug dann auch dumm und verkürzt? Oder ist es eher diese Veranstaltung zu der man sich auch mit einer Gondol hinfahren lassen kann und und und...

Diese Krise hat zwei Pole. Da sind einmal die Sparanforderungen und dann ist da noch die recht sparsame und spärliche Haltung zur Theaterkunst der Macher, die offensichtlich bieder jeder Grundanforderung nach Relevanz aus dem Wege gehen wollen.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: man muss das aushalten
Der Vorwurf des verkürzten Kulturbegriffs bezog sich darauf, dass sie gleich Subventionen in Frage stellen, wenn irgendwo ein scheinbar schlechtes Stück inszeniert wird. Das ist eine Argumentation, die - und das sollten sie wissen - absolut gefährlich ist. Schlechte Kunst muss man in einer pluralistischen Gesellschaft aushalten. Denn wer bestimmt, was gut und schlecht ist? Sie können hier doch gern ihre Meinung vertreten (schön, wenn sie es dabei noch selbst gesehen hätten), aber spielen sie sich doch hier nicht zum Kultusminister auf!
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: obektiv und subjektiv
Groß! ObjektiveinesubjektiveKritik lesen und daraus über die Vergabe von Subventionen urteilen. Das nenn ich mal einen politischen Lösungsansatz. Bitte nichtdiese Inszenierung anschauen, bittenicht hingehen, denn dann könnte dassubjektiveEmpfinden grausame Verwirrung stiften und das will doch nun wirklich niemand.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: Frisur und Kostüm
Aber ich bitte sie. Da werden Rahmenbedingungen geschaffen, wie bei einer durch und durch kommerziellen Veranstaltung, wie sie auch von einer Event-Firma konzipiert werden könnte. Zusammenarbeit mit einem Hotel, feines Essen, Bootsfahrten und wahrscheinlich auch Übernachtungen. Das ist wahrlich nicht der Rahmen, in dem subventionierte Veranstaltungen, die andere Ziele verfolgen, stattfinden sollten. Daraufhin kann man schon mal Subventionen hinterfragen. Auch das sollte man aushalten können, ohne gleich den Knüppel aus dem Sack zu hohlen.

Zu dem, betrachte ich einmal die Frisur, das Kostüm der Hauptfigur, weiß ich sofort, dass dort eine mir fremde Ästhetik verfolgt wird, die wahrscheinlich, so wie der Ort, sehr viel mit touristischer Vermarktung zu tun hat. Für solche Veranstaltungen bin ich nicht zu haben und ich finde ihre Subventionierung fragwürdig.

Außerdem vertraue ich Herrn Krug, der unter anderen auch schon mal eine Arbeit von mir kritisierte. Seine Urteilskraft erscheint mir seriös.

Ich glaube, dass diese moralisierende "Pfui" Haltung sehr viel schädlicher für den Betrieb ist, als berechtigte Kritik. Diese Haltung verdirbt einem den Geschmack am Theater, verstellt einem die Sicht auf die Bühne, weil man ständig genötigt wird Veranstaltungen gut zu heißen, die an sich nicht der Rede wert sind.

ich bin dankbar für diese Kritik, denn sie hält mich auf nachvollziehbare Weise davon ab diesen Abend zu besuchen.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: wofür ich alles nicht zu haben bin
Zwei absolute neue Lieblingssätze der Theaterzuschauer-Verdummung, ich bin begeistert:

"Zu dem, betrachte ich einmal die Frisur, das Kostüm der Hauptfigur, weiß ich sofort, dass dort eine mir fremde Ästhetik verfolgt wird" - Das kann nur Realsatire sein, oder?

Und: "Für solche Veranstaltungen bin ICH nicht zu haben und ICH finde ihre Subventionierung fragwürdig." - Ach, wofür ich alles nicht zu haben bin. Wenn man da immer gleich die Subventionierung streichen würde ...
Aber so ist das eben: Manche sehen ab vom eigenen Geschmack, andere nicht.

"Weil man ständig genötigt wird Veranstaltungen gut zu heißen, die an sich nicht der Rede wert sind." - Nein, man kann ja alles ganz grottig und furchtbar finden, tu ich ja auch manchmal. Die Frage ist, ob es so weit geht, gleich die Subventionierung in Frage stellen zu müssen. Dafür reicht eine Inszenierung meiner Meinung nach nicht ... Für Sie schon, und das ist irgendwie traurig ...
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: kommerzieller Rahmen
@Besucher

Unsinn, es ist der dort geschaffene kommerzielle Rahmen, den ich fragwürdig finde. Ein solches Hotel sollte seine eigenen Events veranstalten und finanzieren. Das ist nicht Aufgabe der Stadttheater.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: Verhältnismäßigkeit
Herr Baucks,
Immer wieder begegnen mir ihre traurigen Kommentare bei Nachtkritik. Sie lassen mich vermuten, dass sie einst gekränkt wurden vom Theater. Dieser Kränkung würde ich wenn ich könnte eine Bühne schaffen, denn dort gehört ihre Wut und ihre Zeit hin.
Aber das sie Subventionen die Daseinsberechtigung absprechen, wegen einer mässigen Inszenierung in Dessau, finde ich etwas übertrieben. Wenn das Törtchen in Görlitz nicht schmeckt, muss der Bäcker in Oberhausen schliessen? Oder anders, Subventionen sind dafür gedacht, dass man scheitern darf und muss. Waren sie nicht auch mal dieser Ansicht?
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: wie Kritiker ticken
Herzlichen Glückwunsch zu der Krug-Kritik zu Ihrer Arbeit! Fast hätte man es schon vermutet. Sicher ist Ihr Lob bei Herrn Krug angekommen! Wann Inszenieren Sie wieder?

Kritiker sind, wie wir Theaterleute wissen, äusserst leidenschaftliche Menschen, lassen sich gern verzücken und verzaubern, gehen immer mit naiven Augen in eine Aufführung, haben nicht selten
schon aktiv in einem Kulturbetrieb mitgearbeitet, wissen genau welche Mühen und Investitionen (nicht finanzieller Art, emotionaler!) nötig sind um ein Werk ins Leben zu rufen. Handwerker machen es mit dem Hammer, Künstler machen es mit der Seele. Das sehen Kritiker, fühlen mit, sind bereit innerhalb der 2,3 Stunden einer Aufführung die gleiche Mühe und Kraft zu investieren wie die Künstler in den 4-X Wochen Proben.

Deshalb - und nur deshalb! kann ich absolut nachvollziehen dass Sie von einem Besuch dieser Aufführung absehen.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: Theater und Tourismus
Sie haben Recht, igitt-igitt, die BesucherInnen sollen auch noch irgendwo übernachten, das ist ja wirklich ekelhaft! Gut, dass andere Festivals nie und nimmer mit Hotels, Touristikern o.Ä. zusammenarbeiten, wo kämen wir da auch hin.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: Kritikunfähigkeit
Liest man so die letzten Kommentare, der Chorgeist, den sie da entwickeln wollen, an dem ist schon so mancher Betrieb zu Grunde gegangen. Bei soviel Kritikunfähigkeit kann man nichts Gutes hoffen und geht lieber auf Distanz und schaut sich die Sache mit Abstand an.

Zu einer echten Solidarität kann es so nicht kommen. Man wartet ab und schaut wie Dessau versucht an der Finanzkrise vorbei zu gondeln mit dem "tapferen Schneiderlein", "Peter und dem Wolf" und einer offensichtlich missratenen "Iphigenie", die wohl eher helfen soll Gelder in private Kassen zu spülen, als dem Auftrag der Stadttheater nachzukommen, gefährdeten Kunstprojekten einen finanziellen Rahmen zu bieten.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: anders reden
vielleicht ist das ja auch das tieferliegende problem von herrn baucks: "wann inszenieren sie wieder?" eben nicht. Ich finde es zunehmend schwierig, dass vom theater frustrierte leute die kommentarspalten bestimmen. auch über eine vielleicht misslungene iphigenie könnte man anders reden als diese ständig auf absolute meinungen bestehende und spaltende art. Vielleicht lieber die leute ran lassen, die in der beruflichen praxis stehen (...).
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: Korpsgeist
Zu 13., 1. Zeile: "Chorgeist" schreibt man "Korpgeist".
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: Relevanz durch gute Arbeit
Liebe Dramaturgin,

ich bin keineswegs vom Theater frustriert. Sie vermuten also ein tieferliegendes Problem und können es auch gleich benennen. Enorm.

Sie scheinen mich ja gut zu kennen. - Nein, da gibt es kein tieferliegendes Problem bei mir, dass mich zu dieser Kritik führt. Es ist einfach eine doch jahre lange Erfahrung mit dem Betrieb, der mich dazu geführt hat ihn kritisch zu reflektieren. Aber auch während meiner aktiven Zeit habe ich kaum anders gedacht.

Ich sehe, wie einige Theater in die Inhaltslosigkeit des Beliebigen abrutschen und sich verzweifelt an Musicals, Märchen und anderem klammern. Sie tragen ihren Teil zur Krise dazu.

Gerade sie als Dramaturgin müssten das sehen. Keine Ahnung, was für eine Art von Dramaturgin sie sind, aber offensichtlich macht es ihnen Spaß sich auf eine persönliche Ebene zu begeben, wo es doch eigentlich um die Ernsthaftigkeit der Theaterarbeit geht. - Vielleicht haben sie ja in dem Bereich nicht soviel zu bieten und versuchen lieber etwas im Trüben zu fischen, dort wo sie meinen, leicht Beifall heischen zu können.

Sehr kompetent wirkt ihr Hohn nicht. Eher hilflos. So retten sie ihr Theater keinesfalls, mit diesem Kantinenspott. Sie verschaffen ihm Relevanz durch gute und ernst zu nehmende Arbeiten. Vielleicht sollten sie sich mehr darauf fokusieren.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: theaternahe Sprache
Helmut Berger (15), ich widerspreche Ihnen nicht. Dennoch bin ich überzeugt, dass Martin Baucks weiß, wie man "Korpsgeist" (mit "s") schreibt. Aber er redet lieber und sagt deshalb "Chorgeist". An anderer Stelle spricht er vom fehlenden Denkmalschutz und schreibt nicht "wegen des fehlenden Denkmalschutzes". Für Martin Baucks gilt das gesprochene Wort, weil es "dem Theater näher" ist. Auf nachtkritik.de schreibe, wem Geschreib gegeben ist: anonym, pfui, seb, Besucher, Schauspieler, Schauspielerin und dramaturgin.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: selber machen, besser machen
Lieber Herr Baucks,
ich verstehe ja, dass Sie sich eine Ferndiagnose Ihres Seelenlebens verbitten. Aber genauso ungerechtfertigt ist ihre permanente Pauschalkritik, dass jede Aufführung, die es nicht geschafft hat, das Theater neu zu erfinden, von kunstfeindlichen Stadttheaterspießern produziert wurde, die ungerechtfertigt Steuergelder verprassen.
Auch mich beschleicht bei der Lektüre ab und zu der Gedanke: Nicht meckern, selber machen, besser machen. Aber dafür bleibt bei der Frequenz, mit der Sie sich hier äußern wahrscheinlich leider nicht genug Zeit - schade!
Eine andere Dramaturgin
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: Antoine d'Agata und Francis Bacon
Liebe Dramaturgin,
ich sehe nicht nur was sie machen, ich sehe vielmehr all dies, was sie nicht machen, all die Künstler, die nicht vorkommen. Ich würde Dessau mal einen jungen Fassbinder, Pasolini oder Castorf wünschen. Aber unter den gegebenen Umständen würde solche Talente wahrscheinlich hinausgeekelt werden.

Ich weiß nicht an welchem Theater sie arbeiten, aber wenn sie unbedingt etwas von mir sehen wollten, bitte. Momentan würde ich gerne an einem Abend zu Antoine d´Agata und Francis Bacon arbeiten. Sie können mich herzlich gerne zu so einer Arbeit einladen. Das Gleiche gilt für Dessau.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: die arbeitenden Frustrierten
@ Dramaturgin - als wenn Leute, die in der beruflichen Praxis stehen, mehr zu sagen hätten, als jene, die nicht arbeiten. Und wieso muss jemand, der kritisiert, immer gleich frustriert sein. Ich kenne viele Theaterleute, die arbeiten, und gerade durch diese Erfahrung frustriert sind.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: offenbart etwas
Sprache, ob gesprochen oder geschrieben, hat etwas mit denken zu tun. Und wenn jemand, der sich hier extrem exponiert, anstatt "Korpsgeist" "Chorgeist" schreibt, dann offenbart das doch einiges über die begrenzte Gedankenwelt dieses Autors. Das kann man nicht einfach abtun. Vor allem, da sich dieser Autor ziemlich aggressiv über andere erhebt.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: für nachtkritik erfunden
Gäbe es nicht Herrn Baucks, müsste Herr Baucks erfunden werden, um die nachtkritik am Leben zu erhalten. Es lebe Herr Baucks - aber er wäre mir durchaus noch sympathischer, wenn er die Kunst des Schweigens noch zu meinen Lebzeiten erlernen könnte.
wieck
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: Grußwort
Lieber liebster Klaus Peter,
lübster klus pöter, ach du lüster clübst pätra, öch, wie löbe ick dir un war leida nie bei däm Milätär, üch ach nöch bön nüch öggressäv un bin än sich gönz von de lüb, abbä wieö söll männ das vermüttle!
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: messerscharf vorbei
ja, lasst uns alle so tun als wäre Martin Baucks von nachtkritik erfunden, damit würden wir alle besser leben, als glauben zu müssen, dass da wirklich einer sitzt, der so genau das theater durchschaut - wenn nicht sogar erfunden hat - dass er uns allen das fürchten lehrt mit seinen analysen, die immer messerscharf an der künstlerischen praxis vorbei führen.
Iphigenie auf Tauris, Wörltiz: Absagebrief
Sehr geehrter Herr Baucks,

vielen Dank für Ihre Bewerbung. Durch die hohe Frequenz Ihrer Beiträge auf nachtkritik.de habe ich bereits eine Vorstellung von Ihren ästhetischen und inhaltlichen Ansätzen. Aufgrund Ihrer pauschalen Ablehnung des subventionierten Theaterbetriebs und der dort arbeitenden Künstler sehe ich leider keine Basis für eine konstruktive Zusammenarbeit. Aber ich reiche Ihre Bewerbung gerne an die Kollegen in Dessau weiter.
Für Ihre berufliche Zukunft wünsche ich Ihnen alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen
Noch eine Dramaturgin
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: fern jeder Praxis
@24

Wenn sie sich da so aus den tiefen der Anonymität heraus melden und sich selber in einen Dramaturginnenhimmeln hineinträumen, in dem eine ganze Weltgemeinde zusamen zu hocken scheint, dann sind so fiktional und fern jeder Praxis, ob nun künstlerisch oder wie auch immer, wie man nur sein kann.

Von welcher künstlerischen Praxis reden sie denn? Von der, die sich täglich mit schwindenem Erfolg auf niedrigstem Niveau dem Publikum anbiedern möchte?
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: Vorformen der Agonie
@25

Entschuldigen sie, aber ich lehne den subventionierten Theaterbetrieb nicht pauschal ab. Und sie wissen das.

Ihre Absage macht nur Sinn, wenn sie uns verraten, wo sie denn so sinnvoll auf einer gesunden Basis mit anderen arbeiten. - Warum gehen sie denn nicht mal inhaltlich auf meinen Vorschlag ein?!

Zudem ist dies hier eine Kommentarleiste, man schreibt schnell und flink mal etwas hin, das kostet nicht viel Zeit. Es hat nichts mit meiner Arbeit als Künstler zu tun. Was wollen sie denn hier herauslesen, was etwas über meine Arbeit sagen würde, die sie wahrscheinlich gar nicht kennen.

Betrachtet man sich einmal genauer den Grundton, der hier vorherrscht, so hört man deutlich Vorformen einer Agonie heraus, eines kranken Patienten, der lieber möchte, dass seine Krankheit beschwiegen wird, weil er sich eigentlich schon aufgegeben hat.

Weil er zu deutlich spürt, dass er nur noch Wellen in der Öffentlichkeit schlägt, wenn es um die Kürzung seines Geldbeutels geht und ansonsten siecht, ich meine dies in Bezug auf einige Theater, nicht pauschal, wie sie vermuten.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: widersprüchlich
@27 warum sollte man ihre arbeit kennen um sie zu kommentieren? Die arbeiten die sie kommentieren kennen sie doch auch oft nicht? alles was sie hier posten ist zutiefst widersprüchlich es lässt sich beim besten willen kein tieferer sinn ihrer aktivität hier herleiten. aber wahrscheinlich ist das auch nicht nötig, sie haben hier narrenfreiheit
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: zurück zu den Argumenten!
Liebe Kommentatoren,

ich würde es begrüßen, wenn Sie, ansatt sich gegenseitig die Kompetenz streitig zu machen, wieder auf die argumentative Ebene zurückkehrten. Herrn Baucks' Thesen mögen provozierend und vielleicht sogar lästig sein, sie mit persönlichen Angriffen zu beantworten, führt aber m.E. nicht weiter.

Es grüßt
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: Weg zum Glück
Lieber Herr Baucks,

sie haben ihren Weg zum Glück doch gefunden, warum bleiben sie nicht stillschweigend dabei?
Anstatt sich über Leute zu erheben, die versuchen Theater für die Menschen in ihrer Stadt zu machen?
Oder ist das so verwerflich? Warum denken sie, dass ihr Weg der richtigere wäre? Und wenn er es ist, warum leiten sie dann kein Haus? Natürlich dürfte dort nicht nur ihre Meinung gelten. Denn Theater lebt von Auseinandersetzung im besten Sinne. Also liebevoll, im Sinne der Sache.
Ich würde ihnen wünschen das sie die Liebe wiederfinden. Zum Theater und den Menschen.
Ohne zynisch zu sein, gehen sie raus, schalten sie den Computer ab und Lächeln in die Welt. Sie lächelt bestimmt zurück,
MfG
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: Kenntnis oder Schweigen
Lieber Herr Behrens, wie kann man auf eine argumentative Ebene zurückfinden, wenn diese gar nicht erreicht ist. Argumentativ-diskursives Denken über nicht gesehene Aufführungen zu fordern ist doch absurd. Eine Regel solle gelten: in Nachtkritik wird über Inszenierungskritiken nur gestritten, wenn von den Streitenden die Aufführung gesehen wurde - ansonsten: Schweigen. Kritik der Kritik ohne Kenntnis des Inszenierungsergebnisses ist immer in der Gefahr, substanzlose Selbstdarstellung zu werden.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: wie weiter?
Lieber Herr Wieck,

es ist ja richtig, dass es nicht glücklich ist, von einer nicht gesehenen Inszenierung auf deren Kommerzialität und dann aufs ganz Allgemeine zu schließen. Das ist Herrn Baucks vorgehalten worden, und wohl mit Recht. Vielleicht sind aber doch - ganz unabhängig von "Iphigenie" – einige der Gedanken von Baucks diskussionswürdig. Oder auch widerlegungsbedürftig. Solche Diskussionen und Widerlegungen wären doch aber interessanter, als ständig auf Persönlichem herumzuhacken, oder? Darum geht es mir. Wie gesagt: dass Herr Baucks "Iphigenie" nicht gesehen hat, wissen wir nun. Aber wie weiter?

Herzlich grüßt
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: Gegenentwurf
Liebe Schauspielerin,

meine Liebe zum Theater ist ungebrochen. Auch erhebe ich mich über niemanden. Ich versuche lediglich mal einen kleinen Gegenentwurf zu dem aktuellen Spielplan von Dessau.

Heute morgen las ich ein wenig in den Briefen von Artaud an Génica Athanasiou und fragte mich in wie weit man diese Briefe mit der dem Paar und den Bildern von Antoine d´Agata aus "Zimer in Kambodscha" verbinden, zusammen denken könnte, um ihnen mal ein wenig von meiner Theaterliebe zu berichten, die wenig mit der seltsamen Mode dieser Iphigenie-Figur zu tun. Darauf kann man doch als Dramaturgin oder Schauspielerin eingehen ohne gleich vor Wut zu schnauben.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: keine Erkenntnisse
in diesem format kann es keine diskussion geben, die wirkliche erkenntnisse bringt. solange anonym debattiert werden darf, werden sich diejenigen, denen ihr ruf noch etwas bedeutet nicht offen beteiligen. Also debatte unter ausschluss von realen dramaturgen, chefdramaturgen, schauspieldirektoren, intendanten und kulturpolitikern. stattdessen weiter semi-anonymes baucks-theater.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: purer Hohn
lieber herr behrens, sie brauchen diesen kommentar nicht zu bringen, aber:
Ich nehme ihren kommentar - zurück zu den argumenten - als puren hohn war. Herr baucks darf darf nicht nur inhaltslos, selbstgerecht, unter der gürtellinie posten, die redaktion lässt ihn durch - mein kommentar zB über das gute stück das er geschrieben hat, wird zensiert. Ist denn baucks ein maskottchen, eine art haustier bei nachtkritik, dass er eine derartige stufe der protektion erreicht hat - oder, zynischer, füllt er einfach ihr sommerloch?
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: kein Maskottchen
Nein, liebe dramaturgin, Herr Baucks ist mitnichten ein Maskottchen von nachtkritik.de, und der Aufruf "zurück zu den Argumenten" galt natürlich genauso für ihn. Und auch Herr Baucks hat sich verschiedentlich schon bitter oder auch höhnisch beschwert, wenn wir einen Kommentar von ihm nicht gebracht haben.

Ich habe allerdings den Eindruck, dass dieser Thread mittlerweile einer derjenigen zu werden droht, in denen nur noch über die Form der Diskussion selbst diskutiert wird. Sollte dies so bleiben, werde ich unserem Redaktionsteam die Schließung vorschlagen.

Es grüßt herzlich
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: … und gut!
Weder bitter noch höhnisch. Dann sag ich es noch mal zum schluss anders, herr behrens : dadurch dass sie auf nk leute wie baucks so unqualifiziert holzen lassen, dass er aus jeder betrachtung eines inszenieungsphotos eine theatertheorie bastelt - dadurch schaffen sie überhaupt erst das klima für solche substanzlose metadiskussionen. Und gut.
Iphigenie auf Tauris, Wörlitz: Gurken und Salat
Liebe Dramaturgin,

ich weiß gar nicht mehr wieviele Qualifikationen ich habe, ich denke mal an der "Iphigenie" habe ich mich sowohl in Dresden, wie in Leipzig versucht, es ist auch völlig unwichtig.

Dies ist keine substanzlose Metadiskussion. Jeder hat das Recht nach einer solchen Kritik eine Vorstellung nicht zu besuchen. Auch ich. Wenn überall angekündigt wird, dass man in Hannover faule Gurken verkauft werden, reisen sie auch nicht dort hin, um Salat zu essen.

Génica Athanasiou war eine erstaunliche "Antigone"-Darstellerin. Man kann über sie in diesem Zusammenhang reden. Man kann darüber reden, ob die Entwürfe/Bilder von d Ágata, von Bacon in den Rahmen einer Iphigenie passen, die nicht soweit von der Antigone entfernt ist.
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