Der Schauder-Faktor

von Dirk Pilz

3. August 2013. Es gibt ein Los, das einzig Außenseitern beschieden ist, wenn sie ihre Weltstellung auf dem Markt der Ideologie als Gesinnung anbieten, das traurigkomische Los, dass ihre Position entgegen der Absicht kein Außenseitertum, sondern die Mitte der Masse markiert.

Dieses ist jetzt dem Dichter, Dramatiker und Essayisten Botho Strauß widerfahren. Er hat in der bislang noch nicht als Außenseiterforum aufgefallen Wochenzeitschrift Der Spiegel einen Essay unter dem Titel "Der Plurimi-Faktor" veröffentlichen lassen, der "Anmerkungen zum Außenseiter" versammeln will. Es ist dies ein sommerlich lockerer Text, in dem Strauß für sich die Figur des "Idioten" reklamiert, des "Unverbundenen", des Toren, eben jenes Außenstehenden, den der idiotes im antiken Wortsinne meint.

Dieser Idiot hat es laut Strauß besser: Er hat Distanz zum Strudel der gegenwärtigen Ereignisse, sieht also schärfer; er hält sich abseits der Massen, fühlt also eigenständiger, bestenfalls "tiefer"; er stellt sich außerhalb der Vielen, der plurimi-Masse, vernimmt also das von diesen Übersehene, das "Unzeitgemäße". Die schönsten, lehr- und gedankenreichsten, die provokantesten, langlebigsten Einsichten sind solchen Idioten zu verdanken. Hölderlin, Beckett, Emily Dickinson, Cioran, Arnold Geulincx, Pynchon. Oder auch: Botho Strauß.

In seiner Prosa- und Gedankensammlung "Vom Aufenthalt" schrieb er vor vier Jahren: "Ein Isolierter wird in seinem Stoff und in dem, was sich ihm zuträgt, immer neue Isolationen vornehmen und untersuchen." Das war als Warnung zu verstehen, als Idiotenkritik: Die größte Gefahr für den Außenstehenden lauert in der Fleckenblindheit, nur noch zu sehen und zu fühlen und zu vernehmen, was als Isoliertenstoff taugt.

Eifriges Kopfnicken

Böse, hinterhältige Dialektik, dass Strauß nun selbst zum Objekt (oder Opfer?) seiner Warnung wird: Er schaut auf die Gegenwart und findet, glaubt er, sein Idiotentum allenthalben bestätigt, vernimmt aber lediglich, was sich über den Stammtischen der Dichter, Denker und Dramaturgen gewöhnlich erhebt.

Wie viel Kopfnicken er dort ernten wird, wie viel inbrünstiger Zustimmung er sich sicher sein kann. Dass die Gegenwart einzig von "geschäftig-geschäftlicher Zukunftssorge" regiert wird, dass "Saturn" und "Apple Store" die "wahren Kult- und Feierstätten" sind, dass die Kunst "liebedienerisch mit Quote und breitem Publikum paktiert" und dieser "intellektuelle Götzendienst vor dem Populären" eine "stete Anpassung nach unten verlangt", dass allerorten ohnehin nichts "außer vermischte Meldungen" interessieren und "die großen Schrecken der Welt zu den geringsten unter den Sensationen zählen" – es werden wenige sein, die diesen Klagegesang nicht mitzuschluchzen wüssten. Und auch nur den Verbohrtesten unter ihnen wird entgehen, dass "wir" den "Gläubigen und Andersgläubigen neben uns unentwegt unsere Freiheiten" aufdrängen.

Verderbliches Netz

Des eifrigsten Zuspruchs von den Etablierten an den Tafeln des Kunst-, Literatur- und Theaterbetriebs darf sich Strauß aber mit seinem Bannspruch über die "Bakterienschwärme neuer Medien" gewiss sein. "Die klassische Proportion, die den Transport der Kultur ermöglichte, beruhte auf der substantiellen Trennung der vielen oder Ausgeschlossenen von den wenigen oder Eingeschlossenen." Das ist der allgemeine Glaubenssatz, der gerade in den vermeintlichen Hochkulturkreisen Dogmenstatus genießt. Bös und verderblich, dass in einer Online-Gesellschaft jede und jeder zum Autor werden kann, schlimm, dass auch die Unberufenen mit ihrer Meinung in die Öffentlichkeit stolpern.

Ich wurde oft beschimpft und bedrängt, weil ich die anonyme Kommentarkultur auf nachtkritik.de mitverantworte (und habe an anderer Stelle ausführlich darauf geantwortet). Das, so wurde und wird mir und vielen nachtkritik.de-Kollegen von Schauspielern, Dramaturgen, Regisseuren, Kollegen verschiedentlich vorgehalten, liefere Kunst und Kunstkritik dem Pöbel aus. Der Plurimi-Faktor als Untergangsbeschleuniger: Wo es die Praktiken der Exklusion nicht mehr gibt, verschwinden Kunst, Kritik und Kultur.

Das sagt Botho Strauß; er sagt es im Einklang mit jener inkludierten Kulturbetriebsmehrheit, die keine Gelegenheit auslässt, sich von der Online-Wirklichkeit beleidigt zu fühlen. Strauß ist nicht Idiot und nicht der Reaktionär, als der er sich (zu recht) missverstanden fühlt; er ist Wortführer jener plurimi, für die Online zum Synonym einer "medialen Zunft" geworden ist, die nichts als "Sprachlumpen" und Massenware produziert. Was einst Zauber, Phantasie und Anmut war, sei zum virtuellen Schrott verkommen; das war die populistische Botschaft seines letzten Theaterstückes Das blinde Geschehen, uraufgeführt am Wiener Burgtheater, abgenickt von Matthias Hartmann; mir kam es seinerzeit wie ein ressentimentgeladener Abend vor, der weder von der virtuellen noch von der "stinkrealen" Welt etwas wissen will, weil er ohnehin in allem den Fingerzeig auf eine schwachsinnig gewordene Gegenwart zu erkennen glaubt. So Strauß damals, so jetzt.

Der Blick der Touristen

Aber abgesehen davon, dass selbst der flüchtige Blick auf die Mediengeschichte kaum Gründe finden wird, diese Argumentation für neuartig oder gegenwartstypisch zu halten; abgesehen davon auch, dass sich in ihr vor allem Besitzstandsangst artikuliert, regieren hier noch immer Unkenntnis, Vorurteil und Beobachtungsfaulheit. Diese aber schaffen Gräben, bauen Schimären. Auch darin ist Strauß mainstream: in der Errichtung von Feind- und Fernschaften zwischen Off- und Online, zwischen "Netz" und "Kultur", zwischen "alt" und "neu". Als ob es so etwas wie eine geschlossene, ausdefinierte "Netzkultur" überhaupt gäbe, als ob "Online" eine fremde, bedrohliche Ethnie wäre.

Zur Logik einer Welt in Gräben gehört, dass sie Glaubenskämpfer auf beiden Seiten produziert; es gibt die Online-Jünger, die jeden Netzzweifler zum Häretiker erklären; es gibt die Netz-Verächter, die jeden Klick als Akt der Barbarei erachten. Beide eint der touristische Blick auf die Gegenwart, der an betuchte Reisende erinnert, die im Panzerglasreisebus auf Safari gehen, wilde Tiere und Einheimische begaffen und sich am Schauder weiden, dass diese in solchen Gegenden wirklich zu leben vermögen. Derlei Schauder hat schon immer den Mist genährt, auf dem die Ideologien wachsen. Zum Denken kommt aber nicht der Schaudernde, sondern der Staunende. Wer staunt, überspringt Gräben, wer schaudert, ergötzt sich an ihrem Abgrund.

Es käme darauf an, beiderseits nicht an Gräben zu arbeiten, sondern die Beobachtungsfaulheit zu überwinden. Es käme darauf an, anzuerkennen, dass "wir alle" Bewohner verschiedener Kulturen zugleich sind, dass wir off- wie online zu Hause sein können, dass weder Heil noch Fluch sich an klare Grenzverläufe halten, dass die Welt, in der wir hausen, sich den Zuordnungen in Viele und Einzelne entzieht. Jeder gehört zu den Vielen, jeder ist Idiot. Daran hat die Online-Welt nichts geändert, sie hat die Gleichzeitigkeiten allenfalls verschärft: sichtbarer, deutlicher vernehmbarer, widerspruchsreicher gemacht. Der Einbruch der On- in die Offlinewirklichkeit hat die Signatur der Selbst- und Weltkonflikte verändert; das ist es, was jeder weiß, aber allen zu begreifen schwer fällt.

Auch das kann man von Botho Strauß lernen: "Die Menschen sind in ihrem Bewusstsein weit unter das Niveau ihres Wissens gesunken", schrieb er vor vier Jahren. Wie recht er behalten hat.

 

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Kommentare  
Botho Strauß über Netzkultur: kein Wort über Totalüberwachung?
Interessanter Zugang, in jedem Fall Dank an den Autor, also an beide.
Ich muss mal fragen: Spricht Herr Strauss an keiner Stelle das Wort Totalüberwachung aus? Vor vier Wochen kam das raus, als ein ex-Geheimdienstler der NSA namens Snowden einer Tageszeitung so ein paar Infos gab. Also nicht nur, dass das Lügengebäude der Nachwendezeit aus dem Gleichgewicht kommt, das ganze Thema Geheimdienstapparat-Staatraison-Theaterkarriere fällt hinten runter. Wenn sich sone Elite zurückzieht und vorgibt, was Mode ist, müssen wir als Zuschauer oft die Engstirnigkeit, den Mangel an Zutrauen ... aushalten. Die gewagten Inszenierungen sind gewagt, weil der Betrieb sie für gewagt hält .... na ja, hier am FKK-STrand haben jedenfalls die Westdeutschen und verklemmten Italiener die Prüderei eingeführt, schade...
Botho Strauß über Netzkultur: Vorreiter des Neokonservativismus
Guter Trick aller Rechten ist immer, sich als Minderheit hochzustilisieren, dabei gehört genau diese Rechte mit ihrem rechten Kanon längst zur Machtelite. Botho Strauss beflügelte schon beim BOCKSGESANG im Bezug auf die beschworenen Werte den kommenden konservativen Mainstream von Wagner-Oper bis hin zu "Herr der Ringe"-Verfilmung. Dieser Wertkonservatismus war auch Steilvorlage für damals noch junge Zöglinge wie Matthias Hartmann ( der seine Karriere dann auf Botho Strauss-Inszenierungen aufbaute und jetzt der Chef der Chefs ist innerhalb der Szene) - diese damalige Strauss-Setzung beschwörte Mythen, Heimat und Elitarismus ( und damit eben auch die ebenso konservativen Beschwörungen innerhalb des Mainstreams, zudem man eben die erwähnten Tolkien-Filme zählen könnte, die düsteren Bat-Man Filme, aber auch deutsche Filme wie "Der Untergang" ). Diese konservativ reaktionäre Tedenz ist längst an der Macht, sowohl im hochsubventionierten Bereich ( man vergleiche nur mal die Opersubventionen mit denen der freien Szenen ), als auch in dem Mainstream der Marktwirtschaft. Der Typus des crazy-Nerds, des sanft-autoritären Landschaftswanderers ist keineswegs "out", er ist das stille Machtzentrum. Wenn die Hipster heute aufs Land ziehen, spielen sie quasi Botho Strauss nach. Sein Aufsatz war eben gerade deswegen ein so starker Impact, weil er diesen Neokonservatismus vorausnahm. Heute jammert der Strauss ein bisschen, aber das ist das Jammern des alternden Königs. Auch ganz viele SPD Kulturpolitiker haben diese reaktionäre Tendenz verinnerlicht. Dieses reaktionäre Denken ist nicht ans Parteibuch geknüpft, es ist "Zeitgeist" seit 30 Jahren und gerade deswegen so schwer zu erkennen. Und auch im Netz hat dieses raunende, magische Denken tendenziell viel mehr Anhänger als Gegner. Das ist der interessante Trick bei dieser Art von Polemik: Gerade die Netzgemeinde mag ja diese raunenden Beschwörungen der magischen "Hinterwelten" genauso wie ein Botho Strauss. Deshalb - vielleicht ist sich Strauss dessen gar nicht bewusst - wird Strauss ideologisch immer sehr nahe an der verschwörungsaffinen und kulturpessimistischen Netzgemeinde sein - auch wenn er sie anscheinend so "verachtet".
Botho Strauß über Netzkultur: kein Wort über NSA und Snowden
Werter IM Lustig,
nein, über NSA, Snowden und Totalüberwachung spricht Strauß nicht.
Herzliche Grüße,
Dirk Pilz
Botho Strauß über Netzkultur: Diskursprogramm der Eliten
@3: Vielen Dank für die Information. In diesem Sinne scheint mir "Verklemmtheit" die geeignete Prädikation für den textuellen Beitrag von Herrn Strauß, so dass
@2: Ihnen Recht geben muss, eine Ästhetik-Geschichte seit 1975 müsste auch die besondere Rolle des Wechsels im Dikursprogramm der Eliten aufzeigen, die nach dem Untergang der DDR/SU ihren Wertkonservatismus gekleidet in linkem Gewand unterbrachten.
Botho Strauß über Netzkultur: Schnauze voll von der Kulturschickeria
Achgottchen NSA und Snowden...auch wieder so ein Anlaß für unsere versammelten Frontkämpfer hier, ihrem abgehalfterten Antiamerikanismus zu fröhnen. NSA gleich Stasi. Ja nee, is klar.
Botho Strauß bediene sich eines Tricks, sich als Teil einer Minderheit "hochzustilisieren"[!]?
Machen das nicht eigentlich die Linken immer? (Siehe GG und sein Jahrtausendgedicht zur Causa Israel)
Strauß spricht eher für eine schweigende Mehrheit, die die Schnauze voll hat, sich von der linken Kulturschickeria mit ihrem immer gleichen Gesinnungsmist langweilen zu lassen.
Aber hier gehts ja ums Internet. Sorry, ich schweife ab.
Botho Strauß über Netzkultur: ganz auf Linie
@5: "Achgottchen" - sonen bisschen Totalüberwachung, Mensch, ich als alter Im seh das ja gleichmaßen locker, ich wollt nur mal in die linke Kerbe hauen; in der DDR war das ja auch nicht so wil, seh ich genauso. Und überhaupt diese Kulturscheckeria, ganz links außen, immer auf der Überholspur der GG! Nee, ganz recht, schweigende Mehrheit ist fantastisch, diedie schweigen, hört man auch nie, weshalb sie ja immer die gefühlte Mehrheit sind, wa, Meister?
Ganz auf Linie grüßt
Ihr eng vertrauter immernoch herzlich
IM Lustig
(OV HVA 18/302/579)
Botho Strauß über Netzkultur: ab ins feindliche Nest
@Starnberger See: Genau, sie treffen es auf den Punkt. Botho Strauss spricht nicht für eine Minderheit, sondern für eine Mehrheit, die an der Macht ist. Und mit Macht meine ich nun wirkliche Macht, nicht die kleine Medienmacht der linken Kulturschickeria - ja, wenn sie genau hinschauen, sind an den wirklichen mächtigen und finanzstarken Positionen von Opernhäusern und Burgtheatern alles andere als Linke am Ruder.

Und sie schweifen auch nicht ab. Mit ihren Sätzen stülpen sie sogar nach aussen, dass im Netz diese Art von düsterer (& anonymer) "Man-darf-ja-nichts-mehr-sagen-und-sowieso-gibt-es-zuviel-staatliche-Kinderkrippen- und-zuwenig-väterliche-Heimaten"-Rhetorik" a la Strauss sehr beliebt ist. Sie sind ein richtig wackerer Netz-Soldat, der sich beschmutzen muss in den Niederungen des Netzes für die Off-line Generäle a la Strauss. Sie wagen sich sogar vor ins feindliche Nest. Das ist wirklich sehr mutig, resp. wäre es, wenn sie nicht anonym schreiben würden.
Botho Strauß über Netzkultur: Snowden übernehmen Sie!
@"Samuel Schwarz"
Soso. Die "wirkliche Macht". Burgtheater, Kapitalismus, DeutschebankBuschdrohneundsoweiter. Hier geht es also um das große Ganze.
Aber welche wirkliche Mcht denn? Hartmanns' "Lumpivazidudelbum"? Breths' klackernde Plastikwürste?
Snowden, übernehmen Sie! Anonymus, reißen Sie dem reaktionären Stadttheaterpack die Maske herunter!
Und halten Sie, lieber "Samuel Schwarz", uns doch auf dem laufenden, was man Ihnen alles schon so ausgespäht hat und mit welchen Konsequenzen. Achso, wissen Sie nicht. Ist ja Geheimdienst und so. Klar.
Meinen wirklichen Name nenne ich übrignes nicht. Den kennt nur die NSA.
Botho Strauß über Netzkultur: spannender Widerspruch
@starnberger see: Wieso reden auch sie über Snowden und Ausspähprogramme, dabei ist das Thema Botho Strauss? Ich habe nicht über Ausspähprogramme gesprochen. Mich interessiert mehr, wie sie denn diesen Widerspruch empfinden, dass Botho Strauss sich als Sprecher einer Minderheit sieht, die Info-Demente genannt werden, gleichzeitig ( so beschreiben sie das ) Sprecher einer schweigenden Mehrheit sei, die die Schnauze voll habe von einer linken Kulturschickeria mit ihrem Gesinnungsmist. Dieser Widerspruch ist spannend und könnte tiefer erörtert werden, evtl sogar ohne Polemik. Aber über Snowden und Ausspähprogramme mag ich hier eigentlich nicht reden.
Botho Strauß über Netzkultur: den Kanon verlassen
Der Pilz'sche Text mit dem knackig-unoriginellen Titel "Der Schauder-Faktor" ist ein schönes Beispiel für Demagogie und Intoleranz. Man erklärt den seit Jahren in der Einsamkeit lebenden und jede Talkshow meidenden Strauß einfach zum Sprachrohr einer angeblichen Machtelite. Vielleicht weil er sich mit seinen Texten über die Zumutungen der Gegenwart und die darin enthaltene Kulturkritik bei den Hohepriestern unserer Moderne nicht eben beliebter gemacht hat. Man wird das Gefühl nicht los, daß es den Garden des Fortschritts, ebenso wie im Fall Peter Handke, als unentschuldbare Taktlosigkeit gilt, wenn jemand den Kanon verläßt. In einigen Fällen endet das im Verfolgungswahn: hier meinen dann Vertreter der Mehrheit, daß sie von Strauß'schen Heerscharen umstellt sind.
Botho Strauß über Netzkultur: gängiges Ressentiment
offenbar hat Herr Thölke weder den Text von Strauß noch den von Pilz gelesen, denn Strauß verteidigt ja gerade (wenn auch nicht als "Hohepriester") die Moderne gegen ihre Verflachung, er geißelt auch nicht den Fortschritt, sondern die Einseitigkeit, und er stilisiert sich zum Einzelgänger, was er gerade nicht ist. Das sagt Pilz, mehr nicht. (Übrigens hat er Handke auf dieser Seite schon vehement verteidigt.) Es geht nicht darum, "ein Gefühl zu haben", sondern man muss schon lesen, vor allem Strauß. Dann könnte man sehen, dass er vor allem inkonsequent in seinem Lob des Idioten ist, darum geht es vor allem. Der Idiot in seinem Sinne würde nicht im Spiegel veröffentlichen und würde nicht diese "Gräben" machen, wo gar keine sind. Mit dem "Bocksgesang" hat Strauß damals einen Nerv getroffen, mit diesem Text diesmal nicht, er hat bloß hingeschrieben, was sowieso gängiges Ressentiment ist. Besser ist sowieso seine Literatur als seine Essays.
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