Rechtsextreme Demonstrationen bei Alföldi-Premiere in Budapest
Magyaren gegen "König István"
2. September 2013. Bei der Budapester Premiere der populären nationalen Rockoper "István, a király" ("Stefan, der König") von Levente Szörényi in der Inszenierung des ehemaligen Leiters des Nationaltheaters Róbert Alföldi ist es am 30. August zu rechtsextremen Demonstrationen gekommen, wie das Blog Pusztaranger meldet. Die Neuinszenierung der vor 30 Jahren uraufgeführten Rockoper war Mitte August bei den Freilichtspielen Szeged herausgekommen und nun erstmals in Budapest zu sehen.
Die Besucher der Aufführung mussten laut Pusztaranger die Demonstranten passieren und sich dabei mit Ausdrücken wie "Vaterlandsverräter", "dreckige Schwulensäue", "dreckige Juden" etc. beschimpfen lassen. Ein Bild zeigt einen Demonstranten, dessen T-Shirt die Aufschrift "Ich bin Magyare, kein Jude" trägt.
nachtkritik.de-Interview mit ihm) ablösen lassen.
Der Regisseur Róbert Alföldi hatte als Intendant des Ungarischen Nationaltheaters auch international große Anerkennung gewonnen, war aber bei der rechts-konservativen Regierung Viktor Orbáns auf Kritik gestoßen, was neben der vermeintlichen Vernachlässigung des "nationalen Kanons" auch mit der offen gelebten Homosexualität Alföldis zusammenhängen dürfte. Die Regierung hatte daraufhin den Intendanten-Vertrag des erfolgreichen Alföldi nicht verlängert und ihn von dem regierungsnahen Regisseur Attila Vidnyánszky (hier dasDer Komponist Levente Szörényi selbst, nach Angaben der Dramaturgin Anna Lengyel ein durchaus loyal zum Orbán-Regime stehender Künstler, hatte sich Alföldi als Regisseur für die Jubiläumsinszenierung von "István, a király" gewünscht, da er "das künstlerische Mittelmaß satt" habe.
Die rechtsextremen Demonstration bei der Budapester Premiere von "István, a király" waren indes auch von Gegendemonstrationen der Alföldi-Anhänger begleitet, die laut Pusztaranger im Regierungsmedium "Magyar Nemzet" ihrerseits auf Grund ihrer "Homosexuellenfreundlichkeit" als "extremistisch" dargestellt worden seien.
(wb / Pusztaranger)
Mehr zu den prekären Verhältnissen der ungarischen Theaterszene im Theaterbrief aus Ungarn von Esther Slevogt und im nachtkritik.de-Lexikon.
Wir halten Sie auf dem Laufenden
Wir sichten täglich, was in Zeitungen, Onlinemedien, Pressemitteilungen und auf Social Media zum Theater erscheint, wählen aus, recherchieren nach und fassen zusammen. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrem finanziellen Beitrag.
mehr meldungen
meldungen >
- 24. April 2024 Deutscher Tanzpreis 2024 für Sasha Waltz
- 24. April 2024 O.E.-Hasse-Preis 2024 an Antonia Siems
- 23. April 2024 Darmstadt: Neuer Leiter für Schauspielsparte
- 22. April 2024 Intendanz-Trio leitet ab 2025 das Nationaltheater Weimar
- 22. April 2024 Jens Harzer wechselt 2025 nach Berlin
- 21. April 2024 Grabbe-Förderpreis an Henriette Seier
- 17. April 2024 Autor und Regisseur René Pollesch in Berlin beigesetzt
- 17. April 2024 London: Die Sieger der Olivier Awards 2024
neueste kommentare >
-
Intendanz Weimar Stille Hoffnung
-
Intendanz Weimar Berechtigte Kritik
-
O.E.-Hasse-Preis 2024 Juryarbeit
-
O.E.-Hasse-Preis Jury
-
Intendanz Weimar Identitäts- und Herkunftsgeschwafel
-
Neue Leitung Darmstadt Sprachliche Genauigkeit
-
Der Zauberberg, Weimar Erlösung in der frischen Luft
-
Neue Leitung Darmstadt Gegenfrage
-
Intendanz Weimar Skizze
-
Neue Leitung Darmstadt Welche Legenden?
nachtkritikcharts
dertheaterpodcast
nachtkritikvorschau
wenn europa als politische idee etwas taugt dann sollte sie sich in ungarn beweisen. solange derartige vorgänge nicht sanktioniert werden ist europa ein gefäss ohne inhalt.