Castorf ist einmalig

Berlin, 2. Januar 2008. In einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel äußert sich Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz positiv über seine eigene Arbeit: "Wenn ich mich in den November 2006 zurückversetze, in die Zeit meines Amtsantritts als Kulturstaatssekretär, dann bin ich doch sehr zufrieden mit dem, was wir erreicht haben. Nach Jahren der Kürzungen haben wir mit dem Kulturhaushalt 2008/09 deutliche Zeichen gesetzt, mit 20 Millionen Euro dauerhaft mehr für 2008 und 25 Millionen Euro mehr ab 2009."

 

 

Die Finanzierung der Opernstiftung oder die Sanierung der Staatsoper – all das sei vor einem Jahr in weiter Ferne gewesen. "Wir haben eine gute Basis geschaffen, um im Rest der Legislaturperiode nicht mehr nur mit den Opern beschäftigt zu sein, sondern uns anderen Fragen zuwenden zu können."

Und dann spricht Schmitz, der ehemalige Verwaltungschef an der Volksbühne, über die "Krise" des Hauses: "Es gibt ja auch Leute, die sprechen von einer Kampagne gegen Frank Castorf und die Volksbühne. Die Volksbühne zählt seit 1992 unter derselben Intendanz zu den führenden Theatern des Landes."

Das müsse erst einmal jemand nachmachen. "Das ist einmalig." Frank Castorf habe Theatergeschichte geschrieben. "Ich traue ihm jederzeit zu, aus einem möglichen Formtief wieder in ein Hoch zu kommen. Die Politik hat Vertrauen in ihn, dass er die Volksbühne noch länger als manche denken auf einem hohen Niveau hält." Das "Gerede von einer Kampagne gegen Castorf" sei "Unsinn, das wird den Kritikern immer unterstellt, wenn Theater nicht gut laufen".

Es gebe aber "die Befürchtung, dass Castorf und die Volksbühne in einem späten Stadium der eigenen Theatergeschichte angekommen sind". Dass man die "Musealisierung" miterleben müsse: "Ich erlebe Frank Castorf als kämpferischen Mann, der viele Ideen hat. Der ist nicht am Ende seiner Karriere, wie einige Zeitungen das jetzt schreiben."

In einem Kulturbetrieb würden eben "keine Volkswagen am Fließband produziert, wo man die Maschinen einstellt, und dann laufen die Modelle vollautomatisch".

Auf die Frage, wer länger Theaterdirektor bleibe, Claus Peymann oder Frank Castorf, antwortet Schmitz: "Auf solche Spekulationen lasse ich mich nicht ein. Beide sind herausragende Theaterleute. Und wir sind glücklich, dass wir sie in Berlin haben."

(dip)

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