All-Gemeinheit überall

von Sascha Westphal

Köln, 12. Oktober 2013. Die riesige, gut dreißig Meter breite Bühne im Depot 1, der größeren Interimsspielstätte des Schauspiel Köln auf dem Gelände des ehemaligen Carlswerks, hat ihre eigenen Gesetze. Sie will mit jeder Produktion von neuem erobert werden. Für seine erste eigene Inszenierung an seiner neuen Wirkungsstätte, eine Bühnenadaption von Ayn Rands 1957 erschienenem Roman "Atlas Shrugged", in der deutschen Neuübersetzung von 2012 "Der Streik", hat sich Intendant Stefan Bachmann auf jeden Fall für den Gestus des unerschrockenen Eroberers entschieden.

Jedem seine Funktion
Zunächst bleibt die enorme Fläche kahl und leer. Zwölf Personen verteilen sich über die gesamte Breite des Raums und stehen mehr oder weniger angewurzelt in ihrer jeweiligen Lichtinsel. Eine Party ist im Gange. Der Stahlmagnat Hank Rearden (Jörg Ratjen) und seine Frau Lillian (Nicola Gründel) feiern ihren Hochzeitstag. Das Arrangement des Ensembles im Raum erzählt von einer Welt, in der jeder für sich alleine ist. Die einen halten das aus, die anderen nicht. Die Zweiten werden sich später dann zu Grüppchen und Cliquen zusammenscharen, sich verbünden und heuchlerisch als Sprecher der Allgemeinheit ausgeben, die in Rands Vision, diesem Hohelied auf Eigennutz und Individualität, eher eine All-Gemeinheit ist.

streik 560a davidbaltzer uGesellschaftspanorama in Cinemaskop: "Der Streik" © David Baltzer

Schon in dieser ersten Szene macht sich Stefan Bachmann den Ton und den Gestus der amerikanischen Autorin auf eine seltsam simple Weise zueigen. So wie Rand nur wie in Stein gemeißelte Sätze schreibt, stellt Bachmann seine Schauspielerinnen und Schauspieler wie Skulpturen ihrer selbst auf die Bühne. Sie können sich zwar bewegen, aber davon, dass sie leben würden, kann nicht die Rede sein. Hier hat jeder seine klar definierte Funktion. Sie sind alle Teil eines großen Weltentwurfs, der nur zwei Arten von Menschen kennt: die freien Individualisten und Erneuerer, die nur für sich arbeiten und so den Fortschritt weiter treiben, und die Plünderer, die große Masse, die nichts kann und nichts will als von den Früchten der Arbeit anderer zu leben.

Nur die nötigsten Charakterzüge
Die einen sind Menschen wie die Eisenbahn-Erbin Dagny Taggart (Melanie Kretschmann), der Ölmagnat Ellis Wyatt (Nikolaus Benda), Hank Rearden und der rätselhafte, zur Legende gewordene John Galt (Guido Lambrecht), Einzelgänger und Visionäre. Die anderen sind Menschen wie Dagnys ebenso schwächlicher wie hinterhältiger Bruder James (Niklas Kohrt), der rückgratlose Lobbyist Wesley Mouch (Torsten Peter Schnick) oder der von Allmachtsphantasien getriebene Dr. Ferris (Gerrit Jansen), kleine würdelose Gestalten, die wahre Größe nur zerstören können.

streik 560 davidbaltzer uDer Zauber totalitärer Kunst: "Der Streik". © David Baltzer

So in etwa charakterisiert Ayn Rand ihre Figuren. Mehr als die offensichtlichsten Attribute gesteht sie ihnen nicht zu, und Stefan Bachmann folgt ihr in dieser Hinsicht. Das gesellschaftliche Panorama bleibt ein auf Cinemascope-Breite gedehntes Standbild, in dem sie alle nichts als Sprachrohre ihrer Autorin sind. Nur gewinnen bei Bachmann nicht einmal die Visionäre klare Konturen. Melanie Kretschmanns Dagny irrt eher durch die Welt, als sie zu formen. Nikolaus Benda gibt den Industriellen Ellis Wyatt als ungeschlachtenen Cowboy; und Jörg Ratjens Hank Rearden wirkt so weich und so kindlich-hilflos, dass man ihm den Magnaten einfach nicht abnimmt.

Der Zauber totalitärer Kunst
Letztlich interessiert das ganze Arsenal an Figuren und Typen Bachmann auch gar nicht weiter, ihm schweben eher Bilder vor, mit denen er die Bühne füllen und sich den Raum als Spielplatz von Weltentwürfen und -visionen Untertan machen kann. So fährt mehrmals ein Kipplaster über die Bühne. Außerdem wird ein etwa zehn Meter langes Stück Schienenstrang live verlegt. Das hat in dieser ehemaligen Werkshalle, diesem Ort der Hochindustrialisierung, durchaus Symbolkraft. Doch verweist diese ganze irgendwo im Niemandsland zwischen Hollywood und Sozialistischem Realismus angesiedelte Gigantomanie nur auf sich selbst. Natürlich entfalten einige der von Bachmann und seinem Bühnenbildner Simeon Meier geschaffenen Bilder und Panoramen eine fast schon poetische Ausstrahlung, und auch Jürgen Kapiteins Lichtkunst, die immer wieder einzelne Scheinwerfer setzt und so riesige Schatten an die Wände wirft, entwickelt ihren eigenen Zauber.

Doch das ist der Zauber totalitärer Kunst, die erschlägt, statt zum Denken anzuregen. Ayn Rands Verehrung großer, singulärer Persönlichkeiten und ihr Abscheu gegen das Gemeinwohl leben in diesen Bildern wie auch in den karikierten Figuren ungebrochen weiter. Vielleicht könnte Bachmann den Betrachter eigentlich so zu einer klaren Positionierung zwingen. Nur schreckt er davor dann doch zurück. In der zentralen "Atlantis"-Szene, in der Dagny in einer aufblasbaren Riesen-Schneekugel John Galt kennen und sofort lieben lernt, flüchtet sich Bachmann in eine absurde Zeitlupen-Choreographie und outrierte Sprechweise. Diese billige Ironie soll eine Distanz zu diesen übermenschlichen Elite-Revolutionären schaffen, macht sie aber nur lächerlich. Doch genau das ist Rands Vision auf keinen Fall.

 

Der Streik
von Ayn Rand
Für die Bühne bearbeitet von Stefan Bachmann und Jens Gross, in der Übersetzung von Claudia Amor, Alice Jakubeit, Leila Kais.
Regie: Stefan Bachmann, Bühne: Simeon Meier, Kostüme: Annabelle Witt, Musik: Sven Kaiser, Licht: Jürgen Kapitein, Dramaturgie: Jens Gross.
Mit: Nikolaus Benda, Larissa Aimée Breidbach, Nicola Gründel, Christian Hockenbrink, Gerrit Jansen, Simon Kirsch, Niklas Kohrt, Melanie Kretschmann, Guido Lambrecht, Seán McDonagh, Jörg Ratjen, Martin Reinke, Torsten Peter Schnick, Birgit Walter.
Dauer: 4 Stunden 10 Minuten, eine Pause

www.schauspielkoeln.de

 

Mehr zum Intendanzstart Bachmann am Schauspiel Köln: Stefan Bachmann ließ zunächst andere inszenieren, wir besprachen Ende September den Guten Menschen von Sezuan von Moritz Sostmann.

Mehr zu Ayn Rand auf Theaterbühnen: Im September 2011 arbeiteten sich Jürgen Kuttner und Tom Kühnel in ihrer Inszenierung Capitalista, Baby am Deutschen Theater Berlin an Ayn Rands "The Fountainhead" ab.


Kritikenrundschau

Stefan Bachmann verweigere jede Kommentarebene und erzähle einfach nach, schreibt Stefan Keim in der Welt (14.10.2013). "Zunächst versinkt man in der Vielzahl der Figuren, die von Scheinwerferspots aus der Dunkelheit gehoben werden. Dann zieht sich die Aufführung quälend lang zweieinhalb Stunden bis zur Pause." Viele Wendungen der Handlung wirkten seltsam unmotiviert. Bachmann, "der Experte für unmögliche Stoffe und große Bilder", zeige im zweiten Teil ein paar hübsche surreale Szenen. Und ganz am Schluss gebe es ein bisschen Ironie mit Kitsch und Trash. "Doch das alles hilft wenig, wenn die Textvorlage gar nichts bringt." Der Text sei einfach zu platt, um provokant zu sein. "Stefan Bachmann hat das leider nicht gemerkt." Ein weiteres Problem sei die Interims-Spielstätte des Schauspiel Köln: Die große Halle im Depot draußen in Köln-Mülheim lasse sich kaum bespielen. "Die Schauspieler müssen immer mit Mikroports agieren, durch den Hall ist es kaum möglich festzustellen, woher eine Stimme kommt", schreibt Keim. "Bei mehreren Leuten auf der Bühne sucht man ständig nach dem, dessen Lippen sich gerade bewegen." Außerdem seien die Schauspieler weit weg, Emotionen kämen da kaum auf.

"'Der Streik' ist bei Bachmann kein Charakterstück, aber ein ergiebiger Bilder-Steinbruch und ein Ideenschlachtfeld", schreibt Hartmut Wilmes im General-Anzeiger (14.10.2013), und: "Diese Inszenierung feiert ein visuelles Fest." Das Ereignis des Abends sei Melanie Kretschmanns ebenso elegante wie forsche, sinnliche wie skrupellose Dagny, bei der die Erotik der Gier in besten Händen ist. In der zweiten Hälfte gingen "die makellose Präzision und der Kinosog des Anfangs" verloren. Aber insgesamt findet Wilmes den Abend lohnend: Ayn Rands steile Thesen widersprächen Europas Staatsethik und einer Theaterpraxis, die ideologische Toleranz lieber an Brechts sozialistischen Lehrstücken beweise. "So wirft Bachmann den Zuschauern durchaus einen provokativen Brocken vor."

Der ökonomische Stillstand sei den Akteuren in der Bühnenfassung zunächst arg in die Glieder gefahren, schreibt Vasco Boenisch in der Süddeutschen Zeitung (14.10.2013). Eine lange halbe Stunde stünden sie starr in einzelnen Lichtkegeln und reden. "Es muss ja einiges an Wirtschaftstheorie verhandelt werden." Dramaturg Jens Groß habe zwar fast nur Dialoge aus dem Roman geschält, doch der Rhythmus gerate öfter mal ins Stocken, und dann schleppe sich der Abend schwer voran, ehe er wieder Fahrt aufnehme. Streckenweise wirke das spleenige Märchen aus dem Industriezeitalter technokratisch. "Zug kriegt es, wo es düster und elegisch wird, als bildstarke Saga aus dem wilden Westen des freien Marktes."

Der Abend finde "kein konsistentes interpretatorisches Verhältnis zum Roman und zu seinen Thesen", schreibt Alexander Haas in der taz (15.10.2013). Er beschränkt sich aus Sicht des Kritikers darauf, entscheidende Szenen bildstark umzusetzen. Während drei Vierteln des Abends hat Haas den Eindruck, "dass Bachmann vor allem damit beschäftigt ist, den Roman möglichst gut gemacht nachzuerzählen. Erst spät springen endlich mal ein paar Funken von der Rampe ins Publikum über."

Für Hans-Christoph Zimmermann in der Neuen Zürcher Zeitung (15.10.2013) liegt das Hauptproblem des Abends ebenfalls darin, "dass Bachmann keine Haltung zum Stoff entwickelt". Aus Zimmermanns Sicht flüchtet sich Bachmann "allzu oft in eine vermeintliche erzählerische Neutralität, anstatt sich den Stoff zu eigen zu machen – oder ihn zu konterkarieren." "Das Verfahren mit Cinemascope-Bildern, Parallelmontage und Rückprojektion sorgt zusammen mit Sven Kaisers brillanter Filmmusik" Zimmermanns Eindruck zufolge lediglich am Anfang für eindrückliche Momente

Kommentare  
Streik, Köln: Zeitverschwendung
Selten habe ich im Theater eine solche langweilige und uninspirierte Inszenierung gesehen. Eine einzige vierstündige (!) Zeitverschwendung!
Streik, Köln: kürzer ist besser
Ein Vierstünder: gnadenlose Attacke aufs Sitzfleisch. Wann kapieren Theatermacher endlich, dass kürzer i m m e r besser ist?

Die Aufführung: eine Veranstaltung des Arbeitgeberverbandes? Sprachlose Sprechblasen von gesichtslosen Typen. Keine Menschen. Wer ist wer? Zum Glück ist die Akustik der Industriehalle miserabel. So versickert viel reaktionärer Schwachsinn ungehört.

(...).
Streik, Köln: wie bei IKEA
Wenn man für einen Hamlet inzwischen wieder 5 Stunden braucht, dann ist das auszuhalten. Früher sagte man zwar, dass ein Dramaturg, der nicht streichen kann, seinen Beruf verfehlt hat, aber sei's drum, manche Texte tragen.
Nur wenn man einen so belanglosen Text wie diesen hier nicht zusammenstreichen kann, dann fehlt etwas. Es gibt in den vier Stunden keinen einzigen Satz, den man behalten möchte, es ist keine einzige Textstelle in der Lage, irgendetwas in einem zu bewirken, es ist noch nicht einmal irgendetwas rätselhaft. Das war alles so banal wie eine Bedienungsanleitung von Ikea, die nicht nur eine Seite, sondern gar 400 Seiten umfasst. 4 Stunden Belanglosigkeit! Kein Funke Intellekt, kein Witz, kein Humor. Gut, einmal kam ein Laster auf die Bühne, das war was, Mensch! Und dann brannte auch mal eine Tonne (das hatte Kresnik in Bremen aber mal eindrucksvoller hingekriegt).
Vielleicht ist das auch alles ein Missverständnis. Wir Kölner sind nämlich keine Dorfbevölkerung, der man noch in Hauptsache sauber gesprochenen Texten erzählen müsste, wie es um den Kapitalismus bestellt ist. Hätte die Sendung mit der Maus sich des Themas angenommen, wäre man in einer halben Stunde damit fertig gewesen. So wenig Inhalt war das.
Die armen Schauspieler standen wie Schablonen auf der Bühne, waren in der einzigen Szene, wo sie wie im Traum gehen sollten auch noch damit überfordert (...) und waren nicht auseinanderzuhalten, weil sie alle über denselben Lautsprecher zu hören waren. Machte aber nichts, denn kennenlernen wollte man sowieso keinen von denen. Nicht mal im Traum.
Es wäre spannender gewesen, man hätte Fromm's "Haben oder Sein" auf die Bühne gebracht, da gibt es wenigstens ein paar witzige Bemerkungen. Oder man hätte, das wäre dann auch wirklich gewagt gewesen und hätte inhaltlich dasselbe gebracht, den Denverclan aufführen können.
Alles besser als diese Qual.
Aber eine zweite Chancen sollten wir den neuen Leuten schon geben. Ihre Lebensläufe sind erstaunlich, vielleicht dürfen sie ja beim nächsten Mal zeigen, was sie so können.
Streik, Köln: endlich Gefühle und Spannung
Es war toll! Die Bühnenbilder ein Genuß! Endlich kamen Gefühle und Spannung ins Theater. Endlich hat sich jemand getraut die ewig verkopfte, pseudointellektuelle Langweiligkeit unter der Theaterstücke oft leiden gegen eine frische Inszenierung zu tauschen!
Streik, Köln: anderer Ansicht
Zu Zuschauer 457:
Dann waren wir auf verschiedenen Veranstaltungen... (...)
Streik, Köln: Chance für freie Szene
Na, intellektuell war das sicher der absolute Tiefflug. Aber sehen wir es doch als Chance der freien Szene. Die kann doch jetzt (...) blühen!
Streik, Köln: mutige Wahl
Gut, so wirklich geglückt war das nicht, aber der Versuch dieses Werk,(in den USA das einflussreichste Werk neben der Bibel) auf die Bühne zu bringen(Ja, selbstverständlich ist der Inhalt reaktionär, aber dieser Rechtfertigung des Egoismus wird gefolgt!) ist sehr schlau und wirklich mutig!
Streik, Köln: ohne Ironie
Leider hat der Kritiker recht, ohne Ironie wäre es was gewesen.
Streik, Köln: ohne Inspiration
Stadttheater at his best- kaum zu ertragen - keine Inspiration! Das soll der neue Auftakt gewesen sein? Langeweile pur - Schauspieler welche sich selbst beim spielen uninspirierter Ideen zuschauen... Gruselig.
Streik, Köln: im Stil des 50er Jahre Kinos
Die Wahl der Vorlage ist schon sicher weder mutig noch schlau und Ironie ist leider in der Aufführung überhaupt nicht erkennbar. Die abstruse story mag zwar in den USA immer noch als Bibel gelten, hier lohnt eine Auseinandersetzung mit dem Unsinn allerdings nicht - es sei denn, man findet Mittel ironischer Distanzierung auf der Bühne. Davon ist Bachmann aber leider weit entfernt, statt dessen bleiben die Figuren schematisch und vor allem Dagny wird zur Hollywood-Ikone im Stil des 50er Jahre Kinos. Das alles nach 6 Jahren Karin Beier ist ein regelrechter Absturz!
Streik, Köln: damals reaktionär, heute revolutionär
Ich kann "Links" nur zustimmen: eine sehr mutige Wahl, diesen Stoff als erste Duftmarke in neuer Intendanz auf die Bühne zu bringen! Meines Erachtens dies auch sehr gelungen, mit tollen Bildern, einer herrlich industrieempathischen Bühnenausstattung (der Laster war für mich ein wahres Highlight) und überwiegend großartigen schauspielerischen Leistungen. Die Traumszene, hier stimme ich zu, hätte wohl weniger Ironie vertragen.

Gerade der traditionell linkskulturellen Theaterszene dieses Stück vor die Nase zu setzen, mitsamt seiner Emotionalität und Überzeugungskraft einer Ayn Rand der späten Fünfziger Jahre, die doch gerade jener der heutigen Kapitalismuskritiker - und damit auch meiner - so sehr ähnelt, fand ich schlicht famos.

Denn auch das "System" ist letztlich nur ein Gedankenkonstrukt. Alles ist gänzlich austauschbar, eine Frage des Blickwinkels. Was damals reaktionär war, ist heute revolutionär. Und morgen?

Für diese Erkenntnisse von meiner Seite: herzlichen Dank, Stefan Bachmann und allen Mitwirkenden!
Streik, Köln: Raunen konservativen Urgeistes
Es ist schön, dass sich das Stadttheater wieder seiner konservativen Urgeistes besinnt und wieder dieses Raunen zulässt, dasss die Linke schon zu unterdrücken versucht. Danke, Stefan Bachmann!
Streik, Köln: Ostfriesland nix dagegen
Wenn ich einen Laster sehen will, der stinkt, gehe ich auf eine Baustelle. Die Aussage, man habe es der ach so links intellektuellen Theaterszene mal so richtig gezeigt, ist doch ein Konstrukt. Das hätte man ja machen können, hat man aber nicht oder ich habs nicht gesehen. Wo bitte schön hat denn die Regie einmal irgendeine Haltung eingenommen, an der man sich als vermeintlich links Intellektueller hätte stoßen können? Man lässt alles ungebrochen aufsagen und meint das wäre schon was? Nein, man kann sich ziemlich leicht distanzieren von dem Ganzen, da sich alles in ein hier die Guten( die Freien, Schaffenden, Wirtschaftenden), da die Bösen (Verlierer, Verstaatlicher, Mittelmäßigen) einteilen lässt. Das ist so platt, Ostfriesland nix dagegen.
Streik, Köln: feuchte Träume des Neoliberalismus
Der feuchte Traum des Kapitalismus auf einer deutschen Bühne! Chapeau! Muss man sich erst mal trauen. Wer wissen will was die Tea Party antreibt, die bereit ist die Welt über die Klinge springen zu lassen; HINGEHEN! Die wichtigsten Protagonisten dieser Bewegung schwören auf diesen Roman, der die Entsolidarisierung mit den Schwachen der Gesellschaft rechtfertigt. Man muss sich die "positive" Phantasie, des Neoliberalismus doch mal zu Gemüte führten. Herr Reagen und Herr Greenspan, zwei der wichtigsten Weichensteller zur grossen Umverteilung von unten nach oben, bezeichneten Ayn Rand als " die Inspiration meines Lebens". Der Abend ist etwas lang geraten und es ist auch kein reines Vergnügen den elitären Phantasien der Protagonisten zu folgen, zumal wir uns im "Tatort geschulten Deutschland" gewohnt sind, die "richtige" sozialverträgliche Meinung immer mitgeliefert zu kriegen, aber diese Phantasien vom Egoismuss als einzige gesunde Haltung sollte man doch zur Kenntnis nehmen. Frau Beiers, "Kontrakte des Kaufmanns" war natürlich leichter zu konsumieren, da ich mich mit dem Rest des Publikums immer auf der richtigen Seite weiss und das Ganze war ja auch flott inszeniert und man konnte raus und rein gehen. Es scheint doch intellektuelle Schwierigkeiten zu bereiten sich mit den Ideen der Gegenseite zu beschäftigen, auch in Form dieses Gruselromans.
Streik, Köln: Faulheit?
Es existiert bestimmt bessere Theaterstücke über dieses Thema. Sind die Dramaturgen zu faul neue Stücke zu lesen
Streik, Köln: Vergleich Berlin/Köln
Lieber John Galt,
nur zur Korrektur. Die Regie bei der Uraufführung von "Die Kontrakte des Kaufmanns" in Köln hatte Nicolas Stemann.
Ansonsten gebe ich Ihnen Recht. Es kann durchaus interessant sein, sich mit den Ideologien von Ayn Rand auseinanderzusetzen, wenn diese von führenden Wirtschaftsleuten wieder neu propagiert werden. Übrigens haben das Jürgen Kuttner und Tom Kühnel, wie oben richtig steht, mit "The Fountainhead" in Berlin ja schon probiert. Man könnte ja, wenn man beides gesehen hat, nun den Vergleich ziehen.
Streik, Köln: Dank
@Stefan
Danke für die Korrektur.
Der Streik, Köln: wieder Zeit
Lieber Zar, das ist eine gute Anregung. Unter Karin Baier haben wir ja nicht rechts und nicht links geschaut - wozu sollten wir nach Bonn, Düsseldorf oder Amsterdam fahren, oder mal in die freie Szene gehen? Jetzt haben wir wieder Zeit dazu, wenn das Schauspiel in dieser Liga weiterspielt.
Im übrigen stimme ich denjenigen zu, die sagen, man sollte sich auch mal mit der Gegenseite auseinandersetzen. Allerdings wäre es dann gut, wenn man ihr eine Chance gäbe. Bei diesem Text diskrediert sich die Rechte nicht nur, sondern sie ist auch literarisch so schwach auf der Brust, dass man es schier nicht aushält, auch nur eine halbe Stunde zuzuhören. Mal "Mein Kampf" gelesen oder die "Mao Bibel"? Das ist genauso schrecklich, aber vor allem, weil es genauso furchtbar langweilig und humorlos ist wie dieses Stück.
Streik, Köln: Kunst soll in meinem Veedel sein
Mal agesehen von dem wirklich nichtmehr zu verstehenden und in 20 Sätzen nicht auf den Punkt zu bringenden Irrsinn meiner Vorgänger möchte ich nunmal den Ort loben. Revolutionär die Location Mülheim als Theater-Location. Endlich einmal eine positive Nachricht. Nicht die Nachrichten über Keup-Straße oder Stefan R.... Also echt mal eine Bereicherung für das Veeedel. Groß. Der Garten davor muss wachsen. Und tut dieses.
Zum Stück. Für einen Anwohner wie mich ziemlich harte oder nicht zu verstehende Kost. Ich war trotzdem froh da hzu sein, einen schönen Abend zu haben und mit mit guter Laune nach Hause gegangen, in meinem Veedel. So soll doch Kunst fürs Volk sein. Und zwar Nah.

G.
Streik, Köln: funktioniert nicht
Der Versuch,Prosa auf die Bühne zu bringen, scheitert meistens, so auch hier. Viel zu lang, insbesondere der Monolog von Galt! Das kann man doch besser zu Hause lesen, wie es ja auch von Rand vorgesehen ist - da helfen auch keine nackten Männer oder Sex im Regen (hat es durch die Decke geregnet oder fand er im Freien statt?) - Wo sind die Dramatiker? Ich habe den Schauspielern kaum ein Wort geglaubt. Sie zeigten auch keinen Spaß am gemeinsamen Spiel (bei diesem Text natürlich allzu verständlich). Ich weiß jetzt allerdings wie Schienen verlegt werden. Insofern doch ein Gewinn. M.W.Günther
Streik, Köln: kein Gefühl für gute Texte
ein gefühl für gute texte: das ist das ein und alles. bachmann hat es nicht. verlorene zeit vor uns. fluss ohne wiederkehr. einfach vergessen und nicht hingehen. es ist so traurig, wenn nichts da ist, wenn nichts zu spüren ist. kein gefühl, kein nix, kein geist.
Der Streik, Köln: ohne Emotionen
Liebe Karin Beier,

bitte kommen Sie zurück! Ich will nicht vorschnell urteilen - aber der gestrige Abend mit "Der Streik", Stefan Bachmanns Einstand in Köln, war nahe an der Schmerzgrenze. (memo an mich: kaum erträgliche Stücke werden nach der Pause nur merklich erträglicher - auf jeden Fall während der Pause gehen, nicht bleiben!!!):
Viel wurde schon zum Stück gesagt: zu viel Text, zu wenig Interpretation, eine elendinge Fleißarbeit, das 400-seitige Buch in vier Stunden schlecht dargestellt ohne Emotionen und Interpretation aufzuführen (weniger ist mehr, wo bliebt die Kunst?), vereinzelt nette Bilder (die aber bei einem subventionierten Stadttheater zu erwarten waren) - aber ansonsten eine elendige Qual. Ein Hörbuch, bei dem man nach 10 Minuten einschläft und nach 3:40 Stunden aufwacht wäre erfrischender gewesen. Wozu dieses Stück????
Was soll ich sagen: der Marathon, den ich vor einer Woche in Köln gelaufen bin, hat mich weniger gequält (memo an mich: kein Schauspiel-Abo mehr kaufen).

(…)
Streik, Köln: ärgerlich
Schrecklicher Samstagabend: Interessante Stück-Idee, aber so langweilig, beliebig und ärgerlich inszeniert, als wäre der Regisseur mit Stück und Start als Intendant völlig überfordert gewesen. Da Bachmann es eigentlich "kann", machen mir mit Blick nach vorn eher die teilweise (...) affektierten schauspielerischen Leistungen Angst für Köln - hoffe, Schuld daran waren eher die platten Mono- und Dialogen?
Streik, Köln: gute Inszenierung, aber die Nacktheit!
Zunächst einmal unsere große Anerkennung, daß Sie sich im "Streik" mal eines Themas angenommen haben, das meistens nicht auf Bühnen und in den Medien zu finden ist. Eine gute Inszenierung, interessantes Bühnenbild (zu schwer für die Schauspieler), wäre da nicht die in stereotyper Wiederholung wiederkehrende Nacktheit, eine immer mehr um sich greifende Unsitte auf dt. Bühnen. Hilflosigkeit, Angst, Machtverlust etc. läßt sich auch sehr gut anders darstellen!!Es ist eine Zumutung, nackte Menschen in sämtlichen Körperhaltungen, ca. 2 m entfernt präsentiert zu bekommen. Dieser Meinung sind auch alle unsere Freunde.
Wir hoffen, dass Ihnen für die Zukunft Besseres einfällt. Ansonsten müßten wir auf den Gang ins Theater verzichten, was uns sehr leid tun würde. Zweite Anmerkung: die Stücke sind zu lang (Genesis und Streik)
Der Streik, Köln: dumm und drohend
@Hellmund
Ihr Kommentar ist kunstverachtend, dumm, oberlehrerhaft und drohend.
Tipp: Unbedingt zu Hause bleiben. Leute wie Sie zerstören das Theater!
Der Streik, Köln: Zuschauer gold wert
Ach Köln, Du hast es gut. Solche Zuschauer wie Nr. 24 sind gold wert. Keep the faith.
Der Streik, Köln: Ohne Inspiration
Sehr wenige vermutlich. Der Staat und die sehr wichtige Wohlfahrt schaffen exakt 0 Arbeit und 0 Wohlstand. Keinen Chef zu haben gibt es auch nicht zum Nulltarif, man schläft halt oft auch mal schlecht, wenn es im Betrieb mal nicht so läuft.
Egal, leider war das Stück viel zu lang und ohne jegliche Inspiration. Die Schauspieler haben zwar artig gespielt, aber ich fand, dass man deutlich gemerkt hat, dass sie das Stück selbst nicht mögen. Für mich waren die Monologe grausam und die männliche Nacktheit dumpf und der völlig missglückter Versuch, den Zuschauer in gähnender Langeweile zu provozieren. Klar, Melanie Kretschmann nackt hat dem LKW-Dach ist schon ein Hingucker, aber dafür gehe ich doch nicht ins Theater sondern vielleicht woanders hin.
Insgesamt einfach sehr schwach!
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