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Claus Peymann sollte bei Trauerfeier für Manfred Rommel keine Rede halten

Bitte nicht stören?

Stuttgart, 14. November 2013. Claus Peymann hätte bei der heute stattfindenden Trauerfeier für den unlängst verstorbenen ehemaligen Oberbürgermeister Stuttgarts Manfred Rommel gern eine Rede gehalten – aber er durfte nicht. Seine Bitte, bei der Trauerfeier sprechen zu dürfen, wurde laut eines Interviews, das Peymann der Wochenzeitung "Kontext" gegeben hat, abgelehnt. "Ich hätte es schön gefunden, wenn sich in den getragenen Politikerton etwas anderes eingemischt hätte", so Peymann, der von 1974 bis 79 Intendant am Stuttgarter Schauspiels war, im selben Jahr wie der CDU-Bürgermeister in Stuttgart ins Amt kam, und sich selbst als "Kronzeugen für den liberalen Rommel" bezeichnet. "Gern hätte ich ihm an seinem Sarg für seinen Mut gedankt, erzählt davon, was der politische Zeitgeist heute nicht mehr kennt", sagt der Theatermann.

Er vermutet, dass man wohl "unter sich" bleiben und "keine Störung durch einen Künstler" wolle, fragt aber: "Wollte man nicht die eine Zeit hochholen, die so wichtig war für die politische Haltung von Rommel, nämlich die 70er-Jahre, den 'deutschen Herbst', in dem alle in diesem Land verrückt geworden waren?" Manfred Rommel, der damals dafür sorgte, dass die toten Stammheimgefangenen Ensslin, Baader und Raspe gemeinsam beerdigt wurden ("Im Tod hört alle Feindschaft auf"), habe demonstriert, "dass Humanität und Liberalität möglich sind, in einer hasserfüllten und in Panik geratenen politischen Oberschicht". Peymann würdigt Rommel als einen echten Demokraten, "mit dem Mut, sich auch gegen eine öffentliche Mehrheit zu stellen", obwohl der Preis hoch gewesen sei.

Das die Trauerfeier ausrichtende Stuttgarter Rathaus, so stellt der Nachtrag zum Interview fest, lege Wert "auf die Feststellung, dass es keine Entscheidung gegen Peymann gewesen sei", sein Rede-Angebot nicht anzunehmen. Vielmehr habe man sich in Absprache mit Rommels Familie auf drei andere Redner geeinigt: Winfried Kretschmann (Ministerpräsident Baden-Würtemberg), Fritz Kuhn (Oberbürgermeister Stuttgart) und Wolfgang Schuster (Nachfolger Rommels als Oberbürgermeister ab 1997). "Weitere Personen am Pult hätten den Rahmen" der Trauerfeier in der Stiftskirche gesprengt, wird Kuhns Sprecher Andreas Scharf zitiert.

(www.kontextwochenzeitung.de / ape)

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