Wunschkandidat des Kultusministeriums

Nanterre, 6. Dezember 2013. Philippe Quesne ist zum neuen Direktor des Théâtre Nanterre-Amandiers bei Paris ernannt worden. Wie die Neue Zürcher Zeitung meldet, übernimmt der 43-Jährige Anfang 2014 das Amt von Jean-Louis Martinelli.

Das im französischen Vergleich finanziell komfortabel ausgestattete Centre dramatique national in Frankreich war 1982 bis 1990 durch Patrice Chéreau geleitet worden. Wie die NZZ weiter berichtet, möchte Quesne die Künstler Vincent Macaigne, Joël Pommerat und Gisèle Vienne an das Haus binden. Ferner will er an Chéreaus seinerzeit aus finanziellen Gründen nicht verwirklichtes Projekt anknüpfen, im Theater ein Filmstudio einzurichten.

Unter Quesnes Leitung soll neben dem bestehenden, maroden Hauptsaal ein neuer erbaut und nach dessen Vollendung der Altbau abgerissen werden. Die Bauarbeiten sind auf 50 Millionen Euro veranschlagt. Wegen seiner verspäteten Ernennung hat Quesne lediglich sechs Monate Zeit, um die Saison 2014/15 zu planen. Die Stadt Nanterre hatte mit Martial Di Fonzo Bo einen anderen Wunschkandidaten als das Kulturministerium. Als größter Subventionsträger hat sich dieses durchgesetzt.

(NZZ / geka)

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Kommentare  
Quesne nach Nanterre: Nachfrage
Was meinen Sie denn mit "finanziell komfortabel ausgestattet"? Nanterre-Amandiers hat nach meinen Info einen Finanzrahmen von etwa 6 Mio, also in etwa so viel wie das Theater Oberhausen. Ist das auch komfortabel ausgestattet?

(Liebe/r Zahlenmensch, wir haben ergänzt: im französischen Vergleich komfortabel ausgestattet. MfG, die Redaktion)
Quesne nach Nanterre: interessante Wendung
Dann kriegst das eine interessante Wendung: ein im französischen Verlgeich komfortables Theater ist ein armes deutsches Theater? Systemfehler?
Quesne nach Nanterre: ein Unterschied
In Frankreich gibt es (ausser der Comédie Française) keine festen Ensembles nach dt. Stadttheatervorbild und kein Repertoiretheater. 6 Millionen für - sagen wir - 2 eigene Hausproduktionen (die durch Gastspiele - national - wieder einiges einfahren) und ca. 15 Gastspiele, ist also komfortabel. Systemfehler? Lange Diskussion. Aber auf jeden Fall Systemunterschied.
Quesne nach Nanterre: Auch ein deutsches Modell?
@Annabel: Das ist mir schon klar. Ich frage mich allerdings, ob dieses Modell für einige (nicht alle!) deutsche Stadttheater nicht auch überlegenswert wäre, statt dem flächendeckenden Einheitsbrei, den sich einige gar nicht mehr leisten können. Zumindest das Nachdenken darüber würde ich mir wünschen...
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