Presseschau vom 13. Dezember 2013 – Die Berliner Zeitungen über die Finanzierung von Sasha Waltz & Guests

Kulturpolitik mit Fußnote

Kulturpolitik mit Fußnote

Berlin, 13. Dezember 2013. In den Berliner Tageszeitungen rollen die Tanzkritikerinnen den andauernden Streit um die Finanzierung der Tanzcompagnie Sasha Waltz & Guests auf.

Zum Abschluss eines "künstlerisch unglaublich erfolgreichen Jahres" befinde sich Sasha Waltz in einer "absurden Situation", schreibt Michaela Schlagenwerth in der Berliner Zeitung (13.12.2013). "Auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs" müsse Waltz das "Ende ihrer Compagnie in der bislang bestehenden Form bekannt" geben. "Alle 13 fest angestellten Tänzer werden zum 1. Januar 2014 entlassen, allein drei Repetitorenstellen und 19 Stellen für die künstlerische Leitung und das Betriebsbüro werden bleiben." Ab sofort bleibe Waltz nichts anderes übrig, als alle Tänzer nur noch für jeweilige Gastspiele verpflichten.
Der Jahresetat der weltweit tourenden Compagnie betrage vier Millionen Euro, davon die Hälfte selbst verdient, gegenüber den üblichen 30 Prozent und weniger. Möglich sei das nur gewesen, weil Sasha Waltz & Guests mehr Aufträge und Tourneen angenommen hätten, "als es sich eigentlich mit ihren Kräften vertrug". In diesem Jahr nun habe Waltz eine Deckungslücke von 975.000 Euro angemeldet, auch die Kulturverwaltung habe dringend "die längst überfällige Erhöhung des Etats empfohlen".
Die Entscheidung des Berliner Abgeordnetenhauses, den Kulturhaushalt um 2,5 Millionen Euro aufzustocken, aber ausgerechnet der berühmten Compagnie von Waltz nicht mehr Geld zu geben, sei nicht "nachvollziehbar". Der Grund: Einige SPD-Abgeordneten wollten "Ärger mit der Klientel ihres eigenen Bezirks" vermeiden und der Regierende Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit habe sich für die Choreografin schlicht "nicht einsetzen" wollen. Ob Waltz ihre Compagnie unter diesen Umständen am Leben erhalten könne, sei "offen". Vermutlich würden sich viele TänzerInnen lieber anderswo neue Engagements suchen.

Im Berliner Tagesspiegel schreibt Sandra Luzina: 500.000 Euro seien nunmehr im Etat der Opernstiftung zur Deckung des Finanzbedarfs für die Choreographin und ihre Truppe gesperrt, wobei die Entscheidung über diese Mittelvergabe beim Regierenden Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit liege. Diese Lösung gehe aus einer "Fußnote" in den Akten zur Hauptausschusssitzung des Berliner Abgeordnetenhauses vom 20. November hervor, auf der über den Haushalt 2014/2015 beraten wurde. Auf dieser Sitzung waren auch die erwarteten Mehreinnahmen durch die von Berlin geplante City Tax Gegenstand.
Die Choreographin Sasha Waltz hatte schon länger über die finanzielle Ausstattung ihrer Compagnie geklagt und mit ihrem Weggang aus Berlin gedroht. Von einer Abwanderung ist im Tagesspiegel-Artikel keine Rede mehr; Sasha Waltz stehe allerdings die Verkleinerung ihres Ensembles bevor. Sie werde "einen großen Teil der insgesamt 35 Stellen (davon 13 feste Tänzerstellen) streichen müssen", heißt es. "Sasha Waltz & Guests" werde, laut Tagesspiegel, derzeit mit 975.000 Euro vom Land Berlin gefördert, hinzu kommen 875.000 Euro vom Hauptstadtkulturrfonds. Die Senatsverwaltungen für Kultur und Finanzen habe "einen Mehrbedarf in Höhe von 970.000 Euro anerkannt". Etwa die Hälfte ihres Etats (rund 2 Millionen Euro) erwirtschafte die Compagnie selbst.

(chr / jnm)

mehr medienschauen