Rebell ohne Sinn und Verstand

von Sascha Westphal

Köln, 10. Januar 2014. Als Luise durch die Intrige des Sekretärs Wurm ihre Unschuld für immer verloren hat und die letzte, tragische Begegnung mit ihrer großen Liebe Ferdinand ansteht, findet Simon Solbergs wild stürmendes und zwanghaft drängendes Schiller-Spektakel "Kabale und Liebe" endlich ganz zu sich selbst. Auf den Kartonwänden, die sich im Hintergrund der Kölner Breitwandbühne erheben, erscheinen Projektionen von Titelseiten deutscher und amerikanischer Klatschmagazine. Die geschmacklosen Fotos, die grellen Farben und die großen Lettern sind in diesem Moment nicht nur Merkmale einer Industrie, die schamlos der Sensationsgier und der Schadenfreude der Menschen huldigt. Sie verweisen zugleich auf Solbergs Stil und seine Ästhetik, die geradeso grell und aggressiv sind.

Wohlwollend ließe sich vielleicht sagen, dass Simon Solberg ein Füllhorn von Einfällen und Assoziationen über Schillers bürgerliches Trauerspiel ausschüttet. Doch das trifft es nicht. Das sind keine Einfälle und letztlich auch keine Assoziationen, mit denen er dieses hitzige Spiel von Liebe und Politik, von jugendlicher Schwärmerei und kaltem Machtdenken, im Hier und Jetzt verortet. Solberg verknüpft nicht Vergangenheit und Gegenwart, er kappt vielmehr die Verbindung von Bild und Wort, Inszenierung und Geschichte. Das Trauerspiel findet noch statt, wenn auch in einer radikal komprimierten Version. Doch es ereignet sich in einer Welt, die vor den Augen des Betrachters in einen Schrottplatz der Zeichen und Zitate zerfällt.

Bei den Billiglöhnern

Keine Schlagzeile und kein Nachrichtenbild ist vor Solbergs Ideen-Zapping sicher. So beginnt die Inszenierung an einem der Orte, die in den vergangenen Monaten immer wieder in den Medien waren: Annika Schillings auffallend gewöhnliche, sich durch nichts als ihre Unbedarftheit auszeichnende Luise und ihre Mutter (Sabine Waibel), eine den Reality-Programmen der Privatsender entsprungene Proletin, die gleich auch noch die gestrichene Vaterrolle übernehmen muss, arbeiten im Logistikzentrum eines großen Internet-Versandhandels namens "amazon.as", das vom Präsidenten von Walter (Wilhelm Eilers) geleitet wird.kabale und liebe1 560 david baltzer uKein Video-Still aus Miley Cyrus' "Wrecking Ball", sondern Marek Harloff und Annika Schilling
als Ferdinand und Luise © David Baltzer

Zusammen mit acht stummen Statisten, die im Programmheft nur als Lagerarbeiter geführt werden, vegetieren Mutter und Tochter als Billiglöhner dahin. Ständig den Zudringlichkeiten des unsäglich schleimigen Sekretärs Wurm (Stefko Hanushevsky) ausgesetzt und von der Willkür des Präsidenten, der stets den Golfschläger schwingt, bedroht. Ja, das sind sie, die Ausgebeuteten und Geknechteten unserer Tage, verkündet Solberg voller Inbrunst, um sogleich nach dem nächsten brandheißen Eisen zu langen.

Die Orgien der Mächtigen

Später wird sich Eilers hemdsärmeliger, immer mal wieder in aufdringlichen Shownummern um die Zustimmung des Publikums buhlender Machtmensch und Kapitalist dann als deutscher Waffenhersteller und -Exporteur gerieren, der ebenso wortreich wie nichtssagend sein Engagement in Krisenregionen und Diktaturen rechtfertigt. Stringenz ist nun einmal nicht Solbergs Sache. Er will stattdessen in knapp zwei Stunden den ganzen Wahnsinn der Welt auf die Bühne zerren, die Verkommenheit der Politik, die Skrupellosigkeit der Wirtschaft, die Geistlosigkeit der Medien und die Hilflosigkeit der Jugend. Nur kommen sein aufklärerischer Furor und sein revolutionärer Zorn kaum einmal über juvenile Plattitüden hinaus.

Die tragische Lebensgeschichte der auch von Sabine Waibel gespielten Lady Milford illustriert Solberg mit vordergründigen, gänzlich unreflektierten Verweisen auf den Terror in den ehemaligen Sowjetrepubliken und auf Zwangsprostitution wie auf dekadente Orgien der Reichen und Mächtigen. So kann das Theater sich politisch relevant geben und gleich noch auf Pfaden wandeln, die schon Stanley Kubrick in "Eyes Wide Shut" und Sasha Grey in ihrem Roman "The Juliette Society" beschritten haben. Später wird die an ihrem Leben verzweifelnde Lady ihr Gespräch mit Luise als Casting-Show, "Lady Milford’s Next TopJungfer", aufziehen.

Ertränkt in grellen Bildern

Das passt zu Solbergs Idee, Luises verhängnisvollen Brief als Video zu inszenieren, das wiederum das berühmte Musikvideo zu Miley Cyrus' "Wrecking Ball" auf überraschend prüde Weise zitiert. Über die Milford, der Sabine Waibel gelegentlich sogar eine Andeutung von Aufrichtigkeit und Tiefe verleiht, erzählt es allerdings nichts. Die Figur und ihr Schicksal gehen unter in grellen Bildern und geschmacklosen Querverweisen. Aber warum sollte es ihr auch besser ergehen als Marek Harloffs Ferdinand, diesem Rebellen ohne Sinn und Verstand, der ein Trikot mit der selbstgemachten Aufschrift "Team Snowden" für ein politisches Statement hält.

 

Kabale und Liebe
von Friedrich Schiller
Regie: Simon Solberg, Bühne: Simon Solberg, Maike Storf, Kostüme: Maike Storf, Video: Joscha Sliwinski, Dramaturgie: Nina Rühmeier.
Mit: Annika Schilling, Sabine Waibel, Marek Harloff, Wilhelm Eilers, Stefko Hanushevsky, Manuel Bashirpour, Luana Bellinghausen, Jana Jungbluth, Georgios Markou, Mona Mucke, Lucia Schulz, Julie Stark, Patric Welzbacher.
Dauer: 1 Stunde 50 Minuten, keine Pause

www.schauspielkoeln.de

 

Kritikenrundschau

"Das Warenlager, das schon für Brechts 'Der Gute Mensch von Sezuan' und 'Der Streik' nach Ayn Rand den Rahmen abgab, als dramaturgische Generalmetapher? Sollte dem neuen Intendanten Stefan Bachmann und seinem Team nicht mehr dazu einfallen, können sie bald einpacken", unkt Andreas Rossmann in der Frankfurter Allgemeinen (13.1.2014). Simon Solberg nehme mit "Kabale und Liebe" "ästhetisch eher Kurs auf Super-Illu und RTL Exclusiv". Keine Assoziation sei "der Inszenierung zu nah und zu billig", der Regisseur, "schon Mitte dreißig", lege "mit dem Abiturstoff seine Unreifeprüfung ab. Eine indiskutable Inszenierung, dumm und dreist."

Der Milieuwechsel liege "nicht wirklich nahe", meint Hartmut Wilmes im Bonner General-Anzeiger (13.1.2014), "doch während Schiller Ende des 18. Jahrhunderts die Fürsten als Volksschinder demaskierte, findet Solberg seine zeitgemäßen Pendants eben bei den Sklavenhaltern in Katar oder bei westlichen Akkord-Arbeitgebern." Solberg produziere "so viele Einfälle, dass die einander an die Gurgel springen". Zeitweise scheine "Solberg als ambulanter Weltenretter sein Zentraldrama zu vergessen, das gleichwohl erstaunlich unversehrt bleibt." Und "die entscheidende Frage, nämlich ob Klassiker heute noch zu uns sprechen", beantworte "diese so übertourte wie energiestrotzende Inszenierung mit einem kräftigen Ja."

Solberg halte sich nicht "mit der erstbesten stimmigen Idee auf, er unterbricht jede Wendung des Dialogs mit neuen Assoziationen, hat beinahe für jede Zeile die passende musikalische Untermalung, das querverweisende Bild im wilden Ritt durchs You-tube-Archiv gefunden", schreibt Christian Bos im Kölner Stadt-Anzeiger (13.1.2014). "Das nervt, gerade am holprigen Anfang, in seiner Zwangsjugendlichkeit gewaltig." Dabei behandle Solberg Schillers Text "mit großem Respekt. Dekonstruiert oder schlicht ins Lächerliche gezogen wird hier nicht. Vielmehr wirkt es, als stünde Solberg staunend vor der scheinbaren Aktualität des Textes." Die Inszenierung liefere "eine Steilvorlage für den klassischen, grellbunten Aktionismus anprangernden Feuilleton-Verriss". Und doch: Das Ganze sei "keine Sekunde langweilig" und vor allem treffe "Solberg mit seinen beschleunigten Sinnteilchen fast immer den – oder wenigstens irgendeinen – Punkt."

 

Kommentare  
Kabale und Liebe, Köln: redliche Tilgung
Wieso: "Kabale und Liebe" von Schiller? Von wem für wen auch immer, der Name Schiller hat hier nichts zu suchen. Das sagt nichts über die theatralische Qualität des Unternehmens von Solberg, aber redlicherweise sollte jeder Verweis auf Schiller getilgt werden.
Kabale und Liebe, Köln: idealistisch gefragt
Ja. Als Idealist könnte man hier tatsächlich fragen: Was ist daran eigentlich noch Schiller, wenn Solberg hier unbedingt Miley Cyrus' "Wrecking Ball" zitieren muss? Ein äusserst seichtes Popvideo, in welcher die Frau sich allein über ihren verführerischen, nackten, perfekten, aber gerade dadurch auch wieder uninteressanten Körper schamlos und in pornographischer Absicht dem Männerblick präsentiert - und das dann auch noch mit dem Songtext als zerstörerisches und zerstörtes Opfer(!). Emotionale und seelische Stärke, lebendige Sinnlichkeit und/oder auch die Anziehungskraft über den (weiblichen) Geist fehlen da völlig. Sprich: Emanzipation. Tja, Luise. Wollte Solberg uns sagen: Was du nicht bist, das zeig auch nicht?
Kabale und Liebe, Köln: überraschend, spannend, heutig
Die Sache ist doch so: alles Mögliche versucht man, um nicht auch noch in Schillers Kabale und Liebe zu müssen. Jetzt gelang das nicht und man sitzt im Theater - na gut, nur knapp zwei Stunden soll es dauern.
Was passiert? Es wird von Mal zu Mal besser, ein überraschender Dreh, eine Fülle von Einfällen, zunehmende Spannung, getragen von einer hochtourigen Inszenierung, von überzeugenden Schauspielern, denen es gelingt, die so nicht vermutete unheimliche Spannung des Stücks in der Jetztzeit zu zünden. Überrascht und dankbar stimmt man in den langen-langen Beifall ein.. Anschließend lebhafte Diskussionen mit dem Tenor von Zustimmung, von Überraschung, dass Schiller, dass Kabale und Liebe auch heute noch geht.
Was aber dann? Dann hier oben eine so durchgehend negative Kritik, 2 negative Publikumsstimmen gleich nach sich ziehend.
Nicht zu glauben - wie unterschiedlich die Welt doch wahrgenommen werden kann!
Da hilft nur eins: sich selbst ein Urteil bilden, offenen Sinnes. Ich rate: nichts wie hin!
S.H.
Kabale und Liebe, Köln: woman is the nigger of the world
Man kann es ja auch so sehen: unsere Gesellschaft bietet jungen Frauen zu Schillers Zeit wie heute immer noch nur eine sehr begrenzte Auswahl an Lebensentwürfen und Vorbildern, junge Frauen sind in der Arbeitswelt und im Alltag immer noch benachteiligt, Chancengleichheit herrscht nicht. Schiller räumt seiner Luise nur sehr beschränkten Handlungsraum ein, wir leben in einer Welt, in der junge Mädchen mit Prinzessin Lillifee, Miley Cyrus und M(others)I('d)L(ike to)F(uck)ords wie Heidi Klum aufwachsen, das sind Bilder, die das Rollenverständnis prägen. Solberg spiegelt in seinen Assoziationen die Realität einer jungen Frau. Ich finde, er tritt mit seiner Interpretation "woman is the nigger of the world (John Lennon)" wesentlich emanzipatorischer an die Luise heran als die Großzahl seiner weiblichen Regiekollegen und beschreibt letztendlich, dass die Figur an der ihr zugewiesenen Rolle als (Lust-)Objekt stirbt.
Dazu ist nicht die vollständige Entkleidung Annika Schillings notwendig, da der Vorgang des Ausverkaufs also der Kabale brutal genug ist und es nicht um den nackten Körper geht. Es beweist, dass Solberg mit viel Liebe an seine Arbeit herangeht und ihm mit Kabale gedankt wird.
Kabale und Liebe, Köln: geht nur mit frischem Kopf
fraglich warum man die "Kritik" hier auf dem weg zu den Kommentaren überhaupt noch ließt. in jedem Fall ein Stück für Theater(un)begeisterte jeden alters aber bitte nur wenn der kopf noch ein bisschen frisch ist und etwas nachdenken zulässt.
Kabale und Liebe, Köln: Rollenbilder
@ S. M.: Echt? Sind Sie ein Mann oder eine Frau? Also, mich prägten in keinstem Fall diese seltsamen, weiblichen Rollenvorbilder. Meine weiblichen Rollenvorbilder sehen ganz anders aus: Meret Oppenheim, Rosa Luxemburg, Zeruya Shalev, Simone de Beauvoir, Susan Sontag, Janis Joplin usw. Aber es mag sein, dass es in der jüngeren Frauengeneration (bis 30) anders aussieht, das kann ich nicht beurteilen. Trotzdem empfinde ich es absurd, wenn sie jetzt behaupten, es sei emanzipatorisch, die Frau als "nigger of the world" darzustellen. Erkennen Sie nicht den Widerspruch?
Kabale und Liebe, Köln: Jubeln und Grimmen, Freude und Mut
Ich fand es grossartig. Lebendig, frisch. Ein Spiel mit Bildern, Klischees, viel Tempo und wunderbaren Schauspielern, die Spielfreude zeigen.. Ich beneide Simon Solberg um seine geistige Freiheit, hat er doch seine ganz eigenwillige Sicht der Dinge auf die Bühne gebracht, spricht eine eigene Sprache. Er wird doch wissen, welch gefundenes Fressen sein Spiel mit Bildern und Brüchen, das Tempo und die Lautstärke bieten. Und irgendwie gehört das doch zu einer lebendigen Inszenierung dazu, dass die einen jubeln und die anderen grimmen. Egal ob man für oder wider ist, es hat etwas ausgelöst und das habe ich bei so manch anderen Stücken vermisst. Mir machen diese jungen RegisseurInnen Freude und Mut.
Kabale und Liebe, Köln: Brüche und Widersprüche
@Inga: Ich bin 41 Jahre und weiblich. Und ich teile Ihre Rollenvorbilder, insbesondere Shalev und Beauvoir. Und habe mich von Solberg als Frau verstanden gefühlt, mochte es, wieviel Raum die Frauen auf der Buehne hatten. Ich teile die Einschätzung von S.M zum emanzipatorischen Anspruch, der m.E. erfüllt wird. Es ist die Aufrichtigkeit, mit der weibliche Rollen dargestellt werden. Aufrichtig in ihrer Vielfalt, in ihren Brüchen und Widerspruechen, mit all ihrer Phantasien und Begabungen, ihren Abgründen, Unreifen und Unschönheiten, die Entwicklung fordern. Die Welt ist komplexer, schneller und dynamischer als zu Zeiten von Beauvoir, das betrifft auch die Frage, was emanzipierte Frauen kennzeichnet. Das alles gehört für mich bei einem modernen Stück auch auf die Bühne. Solbergs Inszenierung lässt Schiller in der Moderne ankommen, das ist das Recht der Jugend und meiner Meinung nach notwendig und zu honorieren. Die Schwere ellenlanger, entschleunigter Inszenierungen, die sich an sich selbst berauschen und alles richtig machen möchten, langweilen mich zunehmend.
Kabale und Liebe, Köln: berührt im Innersten
#Inga: Liebe Inga, es ist schön, dass Sie in einer so behüteten Welt leben, in der Ihnen der Zugang zu Meret Oppenheim, Rosa Luxemburg, Zeruya Shalev, Simone de Beauvoir, Susan Sontag und Janis Joplin nicht mit H&M Reklame zugekleistert war. Sie gehören zu einer Elite und darüber können Sie sich freuen. Die Realität, was der Mehrzahl an jungen Frauen geboten wird, sieht aber anders aus. Ich spreche hier als Frau Anfang 30 mit humanistischer Gymnasialbildung und Hochschulstudium, die den von Ihnen aufgelisteten Frauennamen im Lehrplan nur als Randnotiz begegnet ist und der nur das private Interesse eine weitere Auseinandersetzung mit ihren Biographien ermöglicht hat. Solbergs Bildwahl und Inszenierungssprache thematisiert durchaus dieses Manko in einer patriarchal geprägten Kulturlandschaft zu leben, in der ein Ferdinand nicht nur aufgrund seiner sozialen Stellung träumen und spielen darf und eine Luise durch ihre Herkunft und ihr Geschlecht auf ihren Platz verwiesen wird. Sie mögen Miley Cyrus jegliche Form von sozialem Gestus absprechen, aber Miley Cyrus ist durchaus ein Phänomen unseres Medienzeitalters. In unserer Realität wird jede Möglichkeit einer gleichberechtigten Liebe zwischen einem Industriellensohn und einer jungen Frau aus der Unterschicht aus Mangel an geistigen Berührungspunkten minimiert. Solberg thematisiert die Utopie einer gleichberechtigten sich bereichernden Liebe, die an den gesellschaftlichen Missständen scheitert. Das ist ohne Vorschlaghammer emanzipatorisch und sozialromantisch und berührt daher im Innersten. Das was man um sich herum sieht, wahrzunehmen und künstlerisch zu verarbeiten und zur Disposition zu stellen, ist doch ein ungemeiner Mehrgewinn. Sie mögen vielleicht andere Inspirationsquellen vorziehen, aber dass Sie und ich sich hier austauschen ist doch ein wertvoller Moment, den wir im Theater halten müssen. Wenn jetzt noch alle Schulklassen dazu kommen, die weil Theater sie mit ihrer Welt abgeholt hat, weiter dorthingehen, haben wir doch schon ne Ebene, wo Sie was über Meret Oppenheim erzählen können. Dann gehts doch weiter, denn bis auf Zeruya Shalev sind alle Ihre Vorbilder tot, da ist Heidi Klum lauter.
Kabale und Liebe, Köln: Ausverkauf des Menschen
@ Milla: Schiller sah die Schaubühne als moralische Anstalt, welche (auch) durch die Amoralität in der Ästhetik hindurchgehen müsse, um zur Erkenntnis des Idealistischen zu gelangen. In diesem Sinne verstehe ich die Inszenierung Solbergs als materialistisch interpretierten "Ausverkauf des Menschen" in einer hyperkapitalistischen Welt. Gibt es also keine Gleichberechtigung in der Liebe, weil die Verhältnisse nicht so sind? Oder liegt es nicht auch an den Menschen, welche sich wechselseitig wie "Dreck" behandeln? Und das fängt früh an:

"We insult her every day on TV
And wonder why she has no guts or confidence
When she's young we kill her will to be free
While telling her not to be so smart we put her down for being so dumb"
(John Lennon/Yoko Ono)
Kabale und Liebe, Köln: Oppenheim statt Klum
@ S. M.: Der Begriff "Elite" sagt nichts über meine jetziges Leben aus. Aber ich stimme Ihnen zu, dass ich über die (Selbst-)Bildung zu meinem Wissen gelangt bin. Auch in meinem Studium gab es nur Anregungen, sich selbst zu bilden und ein Eigeninteresse zu entwickeln. Bei Vermittlungsfragen würde ich daher auch immer erst von den Interessen meines jeweiligen Gegenübers ausgehen. Und wenn da dann doch immer wieder nur Heidi Klum bei rauskommt, was ich übrigens mitnichten als Erstes unterstellen würde, dann würde ich vielleicht doch lieber Meret Oppenheim oder ähnliches vorschlagen. Vielleicht kommen aber auch ganz überraschande, andere Vorschläge, von denen ich wiederum noch gar nichts weiss, weil sie nicht meiner Erfahrung entspringen. Also Bildung im Sinne der sozialen Plastik: Alle "bauen" am Gemeinwesen mit.
Kabale und Liebe, Köln: ohne Aussicht auf Erfolg
Und wenn Du nun, Jahr für Jahr, an deinen dramatischen Sachen schreibst, und also am Gemeinwesen "mitbaust", ohne Bezahlung,
und ohne Aussicht auf größeren Erfolg in der Öffentlichkeit - das eigene Talent jedoch
nicht zu gering (über)schätzt, dann . . .

zu 11.
Kabale und Liebe, Düsseldorf: Kain Theater
Wie wäre es dann mit:

EIN NEUES HELLES HEITERES NARRENSPIEL

oder

M A C H T - KAIN-THEATER !
Kabale und Liebe, Köln: Anonyme Langweiler
schon wieder die übliche inzestuöse nachtkritik-kommentar-scheisse unter pseudonym. es langweilt. alles löschen. ihr suhlt euch im eigenen saft und keine sau interessiert es. internetanonymität sei dank geht das hier weiter. viel spass.
Kabale & Liebe, Köln: moderner Schwachsinn
Ich hatte mich gefreut endlich mal ins Theater zu gehen. Bin extra nach mühlheim gefahren, weil das Schauspielhaus umgezogen ist. Hatte mich auf ein traditionelles Stück gefreut und dann bekomme ich so einen modernen Schwachsinn vorgesetzt und muss im Deutschunterricht auch noch darüber reden und eine Rezension schreiben! Was soll ich da hinschreiben? War scheiße?
Kabale und Liebe, Köln: Ist es etwa besser geworden?
Da stürmt es, da drängt es - immer noch, und immer weiter, die literarische Strömung der Epoche der Aufklärung.
Das Stück zählt heute und sicherlich auch zukünftig zu den bedeutendsten deutschen Theaterstücken. Die Luise Millerin, ein bürgerliches Trauerspiel. Die leidenschaftliche Liebe zwischen der
bürgerlichen Musikertochter Luise Miller und dem Adelssohn Ferdinand von Walter, wird durch niederträchtige Intrigen - diese
ewigen Kabalen! - vernichtet und zerstört. -
Auch heute noch, wie immer, sind, wo es um Liebe geht, Kabalen im Gange - und Liebe von einiger Bedeutung, wird fast immer zerstört,
gestört und unmöglich gemacht. Oder ist es nicht so - ist es damit
etwa besser geworden . . .
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