Was darf die Kunst kosten?

6. Februar 2014. Die Debatte um die Tarifpolitik des Deutschen Bühnenvereins ist in vollem Gange, angefacht durch den Austritt des Volkstheaters Rostock aus dem Bühnenverein. Bei einem von nachtkritik.de veranstalteten und von Dirk Pilz moderierten Podiumsgespräch in der Volksbühne Berlin fragten sich Rolf Bolwin (Deutscher Bühnenverein), Ulrich Khuon (Intendant des Deutschen Theaters), der designierte Rostocker Intendant Sewan Latchinian und sein Geschäftsführer Stefan Rosinski: Was darf die Kunst kosten?

 



Ulrich Khuon, Rolf Bolwin, Dirk Pilz, Stefan Rosinski, Sewan Latchinian am 6. Februar in der Volksbühne. Videoaufzeichnung von Matthias Weigel.

 

 

Mehr zur Rostocker Situation:

Rostocker Signal – Statement anlässlich des Austritts des Volkstheaters Rostock aus dem Deutschen Bühnenverein von Stefan Rosinski und Sewan Latchinian

Meldung vom 22. Januar 2014: Stellungnahme des Bühnenvereins zum Austritt von Sewan Latchinian

Meldung vom 20. Januar 2014: Intendant Sewan Latchinian legt Ämter im Deutschen Bühnenverein nieder

Meldung vom 5. Dezember 2013: Volkstheater Rostock verläßt den Deutschen Bühnenverein

Meldung vom 28. Oktober 2013: Erneut weniger Geld für das Rostocker Volkstheater

Meldung vom 28. Mai 2013: Volkstheater Rostock schließt Theater am Stadthafen

Meldung vom 16. Mai 2013: Dreht sich der Wind in Rostock?

Kommentare  
Podiumsdiskussion Volksbühne: gut, dass Debatte geführt wird
Hab mir gerade die Bühnenvereinsdiskussion in der Volksbühne reingezogen. Danke für diesen Service. War ein Offenbarungseid des Bühnenvereins.
Fand Latchinian und Rosinski plausibel, überzeugend und symphatisch leidenschaftlich.
Besonders Latchinians Statements gegen Kannibalismus, aber für Hunger wenns sein muß, und Rosinskis Ergänzung, dass Hunger eine fast obszöne Übertreibung sei, bei den Gagen und Gehältern an öffentlichen Theatern beschäftigen mich sehr.
Gut, dass diese Debatte wieder geführt wird, auch durch nachtkritik.
Podiumsdiskussion Volksbühne: im falschen Film?
Mit anfänglich großer Neugier, dann jedoch schnell zunehmender Verwunderung – und Verstimmung – habe ich mir den Mitschnitt der Diskussion "Was darf die Kunst kosten?" angeschaut.


Einerseits erhoffte ich mir tatsächlich Aufschluss darüber, was Kunst kosten darf - was für mich wiederum Rückschlüsse darüber zuließe, wie unsere Gesellschaft künstlerische Arbeit eigentlich bewertet. Andererseits war ich begierig zu erfahren, wie denn das Volkstheater Rostock strukturell, personell und finanziell künftig anders aufgestellt werden soll, um wieder die ganze Aufmerksamkeit auf die künstlerische Arbeit richten zu können und das offensichtlich verloren gegangene Vertrauen der Rostocker Stadtbevölkerung zurückzugewinnen.


Mal abgesehen davon, dass die Leitfrage des Abends eigentlich gar nicht thematisiert wurde (statt dessen wurde ständig nur betont, dass Kunst – und vor allem das Theater - zuviel koste), war ich auch gespannt auf die Vorschläge aus Rostock. Doch welche Vorschläge wurden denn konkret gemacht? Anstehende Gehaltserhöhungen auszusetzen und auch künftig vielleicht für etwas weniger Geld zu arbeiten – das soll es schon gewesen sein? Das, sehr geehrter Herr Latchinian und sehr geehrter Herr Rosinski, ist doch wohl nicht Ihr ernst?


Nun leuchtet mir die Notwendigkeit eines zeitlich begrenzten Gehaltsverzichts für die MitarbeiterInnen des Volkstheaters, um zunächst überhaupt erst wieder handlungsfähig zu werden, zwar sogar ein – obwohl auch ich es für nur schwer zu vermitteln halte, warum die Mitarbeiter eines kommunalen Betriebs schlechter gestellt werden sollen als andere Mitarbeiter etwa der kommunalen Verwaltung. Mit diesem Verzicht sind die strukturellen Probleme dieses Theaters (und aller anderen ähnlich strukturierten) aber doch noch nicht gelöst, sondern lediglich für ein paar Jahre verschoben.


Theater ist und bleibt eine personalintensive Kunst. Hochgradig komplexe und arbeitsteilige Aufführungen – man denke nur an bestimmte Werke des Musiktheaters – benötigen hochgradig spezialisierte und vor allem viele Mitarbeiter. Für eine Stadtpolitik heißt das: Will ich solche Aufführungen in meiner Kommune haben, muss ich die benötigten Mitarbeiter auch bezahlen. (Insofern halte ich den Vergleich mit Bibliotheken für reichlich schief, da mir der Personalaufwand hier doch wesentlich geringer erscheint – aber vielleicht ist das auch nur meine Ignoranz.)


Wie man nun die Organisationsabläufe einer Theaterproduktion (wenn schon nicht eines gesamten Theaterbetriebes) so optimieren und flexibilisieren kann, um vielleicht sogar mit weniger (festen) Mitarbeitern auskommen zu können – sofern das gesellschaftlich und sozialapolitisch überhaupt wünschenswert ist –, und trotzdem ganz verschiedenartige (und verschieden aufwändige) Formen von darstellender Kunst ermöglichen kann, darüber hätte ich mir Auskunft aus Rostock gewünscht. Von Herrn Rosinski gab es in dieser Frage aber nur – heiße Luft. Man müsse über neue Strukturen und Modelle nachdenken, neue Wege beschreiten – ja, bitte, gern, aber (über) welche denn? Wo sind denn die konkreten Vorschläge, wie es gehen kann?


Und wo, bitteschön, ist denn die künstlerische Vision, um derentwillen man diese neuen Wege beschreiten möchte? Das ist doch die Debatte, die eigentlich geführt werden müsste: Welche Art von Theater wollen wir haben, und was brauchen wir, um dieses Theater zu produzieren? Nur: Diese Debatte – und in dieser Hinsicht war das Podium wohl leider falsch besetzt – kann man gar nicht ohne die (Kultur)Politik führen, denn es handelt sich um eine gesellschaftliche Debatte, die weit über den Kulturbetrieb hinausreicht.


Die jeweilige Stadtgesellschaft und insbesondere ihre gewählten Repräsentanten, also die Politiker, davon zu überzeugen, dass das, was man da macht, wichtig und richtig ist, dass es natürlich auch Geld kosten darf und dass auch Künstler von ihrer Arbeit leben müssen und wollen – das ist aus meiner Sicht unsere Aufgabe, also die Aufgabe der Theaterleitungen. Ich finde es falsch, wenn wir uns selbst dafür entschuldigen, dass unsere Kunstform Geld kostet.


Ich finde übrigens auch, dass jeder Vertreter eines Kulturverbands, der nicht versucht, für seinen Verband und die in ihm organisierten Institutionen das Maximum herauszuholen oder wenigstens den Bestand so gut es geht zu schützen, falsch auf seinem Posten ist. Warum soll denn - Achtung, Polemik! - Lobbyarbeit nur der Pharmaindustrie vorbehalten bleiben?


Natürlich muss man über Veränderungen in der Theaterlandschaft nachdenken: Sind das stehende Ensemble und der Repertoirebetrieb die besten Möglichkeiten, anspruchsvolles und dem ästhetischen Standard entsprechendes Theater zu produzieren und zugleich eine möglichst breites Publikum anzusprechen? Wie reagieren wir auf die Tendenz der Internationalisierung des Kunstbetriebs? Wie ermöglichen wir künstlerische Kollaborationen über künstlerische Genregrenzen hinweg? Wie verbessern wir die Situation freier Theatermacher? Wie sieht es mit der Gagengerechtigkeit aus? Wie vergrößern wir künstlerische Handlungsspielräume innerhalb der Betriebe – ohne schlimmer als jene Neoliberalismusfetischisten zu agieren, die wir auf der Bühne so gern anprangern? Und welchen Beitrag leisten die verschiedenen Kulturinstitutionen zur Herstellung von Chancengleichheit, der wohl wichtigsten Aufgabe, vor der die Kommunen derzeit stehen?


Wir Theaterschaffende müssen denjenigen, die über die Verteilung öffentlicher Mittel zu entscheiden haben, dabei helfen, diese Fragen zu beantworten. Wir können das aber nur, wenn wir vor allem künstlerisch argumentieren. Es muss uns gelingen, den künstlerischen Diskurs mit den gesellschaftlichen Diskursen zu verknüpfen, also darzulegen, wozu wir das Theater brauchen – und nicht, dass es zu teuer ist.


Sollten wir – und damit meine ich nicht nur die Künstler und Kulturschaffenden, sondern all jene, die an der Gestaltung der Gesellschaft mitwirken, also „die Gesellschaft“ – zu dem Ergebnis kommen, dass das Theater in unserer Gesellschaft tatsächlich noch eine Funktion zu erfüllen vermag, in den momentan existierenden Strukturen aber nicht den Erfordernissen der sich stetig verändernden Kunstpraxis entsprechend zu realisieren ist, gehören diese Strukturen abgeschafft oder wenigstens grundlegend reformiert und die dadurch frei werdenden Mittel anders verteilt. Sollten wir feststellen, dass uns die Kunstform Theater, wie wir sie kennen, insgesamt nicht mehr interessiert, weil sie über die Gesellschaft, in der wir leben, nichts mehr zu erzählen vermag, sollte das Theater also zur reinen Unterhaltung verkommen – bitte, dann gehören die Zuwendungen gestrichen. Diese Diskussion würde ich aber vorher gern führen.


Wer jedoch als Kulturschaffender in leitender Funktion in vorauseilendem Gehorsam (dem Stadtkämmerer oder wem auch immer gegenüber) diese dringend notwendige Debatte dadurch unterbindet, dass er die Institution, die er repräsentiert, ohnehin für nicht zukunftsfähig und vor allem zu teuer hält, ohne jedoch auch nur einen konkreten Vorschlag zu machen, worin denn Zukunftsfähigkeit im Theater besteht – außer in schlechterer Bezahlung der Mitarbeiter – sollte sich fragen, ob er auf seiner Position der Richtige ist.



Christian Holtzhauer

Künstlerischer Leiter Kunstfest Weimar

Vorsitzender Dramaturgische Gesellschaft e.V.
Podiumdiskussion Volksbühne: Sie lassen sich nicht ein
verstehe nicht, wie Sie diese Einwände hier bringen können - denn das wurde doch alles auf dem Podium diskutiert, genau die Frage, dass es eben nicht mehr damit getan ist, zu sagen: Theater kostet, man soll es bezahlen. Wenn es so einfach wäre, wie Sie hier schreiben, hätten wir ja kein Problem. Ich finde, Sie lassen sich auf die Debatte auch noch nicht ein - in vorauseilender Angst ums Geld wahrscheinlich.
Podiumsdiskussion Volksbühne: falsche Erwartungen
zu Christian Holtzhauer

Da saßen Sie wohl mit den falschen Erwartungen im richtigen Film.

Meine Erwartungen wurden erfüllt. Ich begreife das Rostocker Dilemma jetzt besser, wo Kunst momentan nichts kosten darf.

Ob im Bühnenverein oder in der Dramaturgischen Gesellschaft diskutieren wir Ihre oben noch einmal formulierten Fragen, die auch ich wichtig und richtig finde, seit Jahren, ergebnissoffen aber auch ergebnislos, da sollen jetzt Latchinian und Rosinski in ihrem Rostocker Überlebenskampf noch quasi nebenbei den Stein des Weisen finden und in einer kurzen Podiumsdiskussion vorzeigen? Das ist jetzt aber nicht Ihr Ernst, lieber Holtzhauer?

Mit etwas Geduld traue ich den Rostockern in der neuen Konstellation einiges Neues zu.
Podiumsdiskussion Volksbühne: Abhängigkeit verstärkt
Latchinian wird vor allem für die Art gelobt, wie er sein kleines Theater in Senftenberg geführt hat. Umso bedauerlicher ist es, dass er nun nicht für seine künstlerischen Ideen und Inhalte wahrgenommen wird, sondern für seine kulturpolitischen Auslassungen. Durch sein putatives Bekenntnis zur Stadt Rostock, hat er das Abhängigkeitsverhältnis dem Senat gegenüber, in dem er und sein zukünftiges Haus stehen, wie es ungünstiger nicht sein kann verstärkt. Es ist ihm derzeit nicht möglich, die Stadt, die ihr Theater seit Jahrzehnten auf geringem Niveau verwaltet, offen zu kritisieren. So bleibt die Hoffnung, dass es Latchinian wenigstens gelingt, dieses auf eine künstlerische Weise zu bewerkstelligen.
Podiumsdiskussion Volksbühne: So kommen wir nicht weiter
das ist Wagenburgmentalität. so kommen wir nicht weiter. vielen dank nachtkritik, das gespräch ist schwierig. man sieht ja wie schwierig es ist.
Podiumsdiskussion Volksbühne: nicht seit gestern im Geschäft
latchinian ist einer der wenigen die es in den letzten Jahren geschafft haben für ihr Theater subventionserhoehungen zu erhalten.er hat es mit viel Geschick verstanden den Brandenburger Politikern zu vermitteln das das snftenberger Theater es wert ist mehr zu kosten.nun ist er gezwungen andere Wege zu gehen.deswegen muss man ihn nicht gleich zum erfüllungsgehilfen der Kulturfeinde erklären.der Mann ist nicht erst seit gestern im Geschäft.
Podiumsdiskussion Volksbühne: Plebiszite als Lösung?
Die Argumente sind ausgetauscht, die Positionen klar dargestellt. Die dankenswerter Weise von nachtkritik initiierte Diskussion und deren Aufzeichnung haben den Frontverlauf aller in der Theaterrepublik arbeitenden Künstlern und deren Rechtsträgern gezeigt.
Eine Lösung? Vorschlag von mir: In Anbetracht der Tatsache, dass am Ende die Kommune oder das jeweilige Bundesland hier Etats erhöhen müssen und das durch deren gewählte Mandatsträger beschlossen werden muß, schlage ich vor, in solchen Fragen ein verbindliches direktplebizitäres Element einzuführen. Dass nämlich die Stadtgesellschaft oder ein Bundesland direkt über eine Erhöhung eines konkreten Theateretats in einer Volksabstimmung entscheidet. So könnte eine Stadt/ ein Land zeigen, was für einen Stellenwert das Theater hat und im Zweifelsfalle seinem Willen Ausdruck verleihen. Rostock kann den Anfang machen.
Podium Volksbühne: Volksbegehren für Kultur
@ Auch-Kollege: Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Warum gibt es eigentlich kein Volksbegehren FÜR die Kultur? Wenn es schon keinen festen, statt freiwilligen, Prozentsatz für den Kulturetat gibt, welcher in den jeweiligen Verfassungen festgeschrieben und somit vor der Sparwut bzw. dem Sparzwang der Regierungen und Parlamente sicher wäre.
Ich würde von Latchinian und/oder Rosinski dann allerdings auch gern noch wissen, wie Ihrer Meinung nach die "Kannibalisierung" zwischen den Lohnbeziehern am Theater konkret aussieht. Und wer da dann den Kürzeren zieht, inklusive der Foyerarbeiter.
Podium Volksbühne: essen und bezahlen
Liebe Kollegen, kommt doch bitte aus euren Hamsterrädern und produziert - etwas weniger entfremdet - genau so viel wie ihr mit dem Geld das ihr habt finanzieren könnt. Ich (kein Gewerkschafter, kein leitender Dramaturg, 47, 186) esse auch nur so viel wie ich bezahlen kann. Und, PS: erhöht euch eure Gehälter erst dann wenn ihr (wieder) glücklich seid.
Podium Volksbühne: Unternehmen ohne messbare Wertschöpfung
ein volksbegehren oder ähnliche instrumente hätten heute
die schließung der theater als durchaus zu erwartendes ergebnis zur folge.
in unserer gesellschaft sind unternehmungen ohne meßbare wertschöpfung kaum noch unmittelbar.
leider ein effekt des neoliberalen denkens und handelns
Podium Volksbühne: tief reichende Wurzeln
Die Entfremdung zwischen dem Theater und den meisten Rostockern reicht weit zurück. Einst hatten die Bürger es gegen den Senat durchgesetzt, dass ein Theater gebaut (wurde 1942 von Bomben zerstört)und feste Ensembles aufgebaut wurden. Nach 1945 fand eine systematische Verdrängung des heute oft zu Unrecht geschmähten Bildungsbürgertums statt, das einst das Theater getragen hatte. In der viel zu langen Intendantenzeit von Hanns Anselm Perten wurde der Graben tiefer, ging doch dessen Spielplanpolitik, trotz etlicher interessanter Aspekte (Dramatik aus West- und Nordeuropa, oft an den Interessen des Publikums vorbei. Man hatte sich in Rostock einfach nicht so intensiv auf mögliche neue Zuschauer eingelassen wie in Schwerin, wo man in den 1970er Jahren auf die damals vielen zugezogenen Industriearbeiter zuging. Das mag kurz andeuten, wie tief die Wurzeln reichen. Man unterschätze nie solche lang anhaltenden Wirkungen.
Und an eines sei noch erinnert: Das Land M-V hat seit Mitte der 1990er Jahre seine Theatermittel bei 36,8 Millionen Euro eingefroren und das bis 2020! Die Inflation eingerechnet, bedeutet das eine Halbierung des Wertes im Laufe der vielen Jahre. Übrigens machen diese 36,8 Millionen Euro gerade mal etwas über 2% der Gesamtausgaben des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur aus. Zum Vergleich: Der Landtag kostet die Steuerzahler 2014 39 Millionen Euro und die Staatskanzlei schlägt mit über 13,5, Millionen Euro zu Buche.
Podium Volksbühne: Aufforderung
@ postpost: Dann formulieren Sie doch einfach gegen dieses neoliberale Denken und Handeln.
Podium Volksbühne: Infos zu den Volksinitiativen
@Inga:

Sowohl in Mecklenburg-Vorpommern als auch in Sachsen-Anhalt gab es zuletzt Volksinitiativen, die aufgrund der hohen Beteiligung, eine erneute Behandlung der Sparmaßnahmen vor den jeweiligen Landtagen erzwangen.

50.000 in Mecklenburg-Vorpommern
http://www.theater-sind-unverzichtbar.de/

45.000 in Sachsen-Anhalt
http://www.kulturlandsachsenanhalt.de/volksinitiative-kulturland-sachsen-anhalt-wird-im-landtag-gehoert/

Die Besonderheit an Volksinitiativen ist, dass nur Bewohner des entsprechenden Bundeslandes teilnehmen können - eine Verfälschung des Ergebnisses durch bundesweite Unterstützung aller Theaterschaffenden somit ausgeschlossen ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/Volksinitiative_(Deutschland)

Die Politik hat diese Volksinitiativen und die damit verbundenen Demonstrationen nicht weiter berücksichtigt.
Podium Volksbühne: die Dummheit der Politik
@ GDBA-Hauptgeschäftsstelle: Danke für die Information. Hatte ich vergessen, aber von gelesen. Wahrscheinlich auch, weil ich nicht in Rostock oder Halle usw. wohne. Das ist ausgesprochen dumm von "der Politik", dass sie diese Formulierung des Bürgerinteresses nicht weiter berücksichtigt.
Podium Voksbühne: revolutionäre Lustexplosion
Liebe Inga, das ist nicht dumm von der Politik, weil die ja ein Abstraktum ist, sondern dumm von sehr konkreten Politikern, die für die Zähmung der dreisten, ihre Kapitalspuren verwischenden, Wirtschaftsmagnaten nicht klug genug sind und die weder ihr Wahlvolk noch die Demokratie als Staatsform lieben, sondern – aus welchen Gründen immer - das eine missbrauchen für ihr eigenes Wohl solange es eben nicht auffällt und aus der anderen dabei einen Demokratismus machen, der dem Aufbegehren des Wahlvolkes mit einem medial unterstützten Generalverdacht auf Diktaturbedürfnis das Maul stopft.

Destruktivusw.: Ja, Spießer, Schwächlinge, unsexy und ohne sinnvolle Rituale sind immer die andern… Cool. Sie sind ja so toll! Wieso soll das Theater – bei aller Liebe zu und in ihm - nun unbedingt auch noch ein Puff sein, gibt’s davon nicht genug draußen und pausenlos? Das Problem, das ich sehe is: bei so viel erforderlicher, revolutionärer Lustexplosion, wer stellt da am Licht oder organisiert, dass die Pussys unbemerkt in die genau richtige Kirche kommen?

Mottiusw.
Podium Volksbühne: Nachfrage
@ Mottiusw.: Könnten Sie den zweiten Absatz Ihres Kommentars bitte nochmal näher erläutern? Er scheint mir irgendwie aus dem Kontext gerissen. Wie kommen Sie hier jetzt plötzlich auf das Thema "Theater als Puff" und "Pussy Riot"?
Podium Volksbühne: Pardon!
Inga, völlig korrekt. Das ist ein Überarbeitungs-Irrläufer, der unter Agiles Theater/Stadttheaterdebatte VIII als Antwort gedacht war. Pardon! - Morgen is Schneeglöckchengucken angesagt, danach klappt das wieder besser...
Podium Volksbühne: Mehr Pflicht als Kür
Das "Rostocker Signal" halte ich grundsätzlich für richtig, und Latchinian/Rosinski haben sich ja jetzt auch für die Nachtkritik-Öffentlichkeit vernehmbar gehörig selbst in die Pflicht genommen,
und daß es sich sehr um Pflicht und zunächst weniger um "Kür" drehen kann, ist ganz allgemein glücklicherweise weitestgehend durchgedrungen: es ist natürlich illusionär, stante pede neue Rezepte zu erwarten, wie es jetzt plötzlich ganz anders gehen soll als in den meinethalben 22 Jahren zuvor; es war und ist ja zunächst begrüßenswert, daß die 5 Herren hier überhaupt zu so einem Podium geschritten sind, und das ist schon auch der erste Erfolg des "Rostocker Signals" im Grunde, und der Bühnenverein hat qua Präsenz hier sogar -das sage ich ganz unzynisch- mitgeholfen. Dennoch bleibt das Prinzip der Selbstausbeutung bei gleichzeitiger Neoliberalismuskritik, wie es ein Zuschauer noch einmal vorgetragen hat, das Problemsyndrom schlechthin, und es ist äußerst fraglich, ob an der sogenannten SYSTEMFRAGE diesbezüglich überhaupt herumzudoktern ist. Kulturpolitiker, Kulturträger inklusive der Theater und Publikum müssen nicht auf Schlaglichtveranstaltungen sondern beständig zusammenwirken, so immer wieder die Frage/der Antwortansatz qua Dirk Pilz: ja, auch das Publikum muß sich fragen, was es für sein Theater darüberhinaus tun kann und will; das dürfte gerade auch in Rostock zentral sein, wo jetzt unverzüglich Vorschläge für das Programm 2014/2015 gesammelt und diskutiert werden sollten; auch KritikerInnen könnten hier Ideen und Wünsche einmal ganz offensiv vertreten; ich jedenfalls bin jetzt seit geraumer Zeit alle 5 Wochen in Rostock und werde diesen Turnus unbedingt beibehalten (im Gästehaus Lütten-Klein gibt es aus dem 10. Stock dazu einen preisgünstigen Blick über die Stadt, der schon alleine lohnt !, mir persönlich ist Rostock ohne Theater -ehrlich gesagt- noch lieber als Kiel mit Theater, aber das nur am Rande); wer weiß, vielleicht wird auch die Reibung mit den Parchimern Effekte bereithalten. Dennoch ist das Podium, schon um die Bereitschaft bei Khuon und Co. nicht allzusehr abzuschrecken, nachtkritik-offen zu bleiben, ein wenig zu peacig ausgefallen für meine Begriffe. Die Nordsektion des Bühnenvereins ist für mich ein Phantom, die Einstellung des Norddeutschen Theatertreffens seit 2007 (Göttingen) ein resignatives (!!) Symptom, und die Nichtbesprechung der unseligen Fusionsanstrengungen bzw. Bereitschaft von Intendanten zu Doppelintendanzen (die zum politischen Umfeld der Rostock-Sache sehr wohl dazugehören !!!)ist eine spürbare Folge genuin eher besitzstandswahrerischen Taktierens
(das ist auch sehr verwandt dem VERDI-Syndrom). Dennoch, für ein breiteres Verständnis für die Problemlage(n) war das ein gutes Podium, auch wenn es vermutlich nur diejenigen erreicht, die eh interessiert sind, der Clou ist für meine Begriffe ein Handlungsimpuls daraus, sich als Publikum endlich einmal mitzubefragen..
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