Domestizierte Kreativität

von Frank Kroll

3. März 2014. Im rheinischen Neuss hat die Firma 3M ihren Sitz. Dieses Unternehmen kann, sollte das Konzept von Ulf Schmidt Wirklichkeit werden, in den nächsten Jahren mit einem deutlichen Umsatzplus rechnen. 3M produziert kleine bunte Klebezettel. Und die verbraucht man palettenweise in jedem Writers Room. (Hier zum Beispiel, und das ist noch ein minderschwerer Fall). Das Unternehmen 3M erklärt den Erfolg seiner Klebezettelchen übrigens so: "Für alle Produkte der Marke Post-it® gilt, dass sie zuverlässig haften, aber auch schnell und rückstandsfrei entfernt werden können – dafür sorgen die Erfinder und Entwickler in den 3M-Laboren."

Amputation am lebendigen Leib

Szenenwechsel: Ulf Schmidt ist Theaterwissenschaftler und Stückautor. Auf einer Mannheimer Dramaturgietagung bescheinigte er kürzlich dem deutschen Theatersystem akute Burnoutsymptome (hier nachzulesen). Sein (von mir fahrlässig verkürztes) Fazit: Man verheddere sich in deutschen Theaterleitungen permanent in ungerichtetem Aktionismus, statt sich endlich der Realität des eigenen Wirkungsverlustes zu stellen. Auf diese (nicht ganz neue?) Diagnose folgt sogleich die Behandlungsempfehlung: Amputationen am lebendigen Leib. Schmidt schlägt einen rigorosen Umbau des deutschen Theatersystems vor.

"Agiles Theater" ist die Überschrift, unter der Ulf Schmidt seine Vorstellungen über neue künstlerische Arbeitsweisen eines künftigen "Theaters der digitalen Naissance" zusammenfasst. Theater müsse sich wieder gesellschaftlich relevant machen, indem es Themen wie Arbeit, "Mitweltzerstörung durch Technologie" und unser Leben in "Digitalien" auf die Bühne bringt. Darüber hinaus, so Schmidts Vorschlag, sollten sich Theaterleitungen mit modernem Projektmanagementverfahren vertraut machen.

Autorenmodelle der TV-Serienproduktion

Agilität? Relevanz? – Das klingt für potentiell ausgebrannte Theaterschaffende zwar nicht nach der erhofften Entschleunigung. Aber wer könnte etwas dagegen haben? WARTS AB, würde Wolf Haas schreiben, JETZT KOMMTS.

writers room frank kroll uEmpty Writers' Room. Wie viel Autor braucht das Theater?Und dann kommts: Eher beiläufig erklärt Ulf Schmidt im hinteren Drittel seines Vortrags den "klassischen Autorenbegriff" zum agilitätshemmenden Alteisen. Die Herausforderungen der nächsten Gesellschaft seien "zu komplex, um von einem einzelnen definiert, aufbereitet und auch noch niedergeschrieben zu werden", so Schmidt. Stattdessen fänden sich in den "Writers Rooms" heutiger amerikanischer TV-Serienproduktionen "Modelle der Zusammenarbeit, die den traditionellen Autor ersetzen" könnten. Mit Organisationstechniken wie "Scrum" und "Kanban" ließen sich auf kooperative und effektive Weise Textvorlagen für das agile Theater recherchieren und generieren.

KIEK AN. Kein Wort über den spezifischen Realismusbegriff des Serienfernsehens, der mit Theater soviel zu tun hat wie Seife mit Klebe. Kein Wort über den sehr eigenen Unterhaltungsanspruch von TV-Produktionen. Kein Wort auch über den möglichen Zugewinn, den Theater durch die Auseinandersetzung (und das heißt eben nicht bloß "Interpretation", sondern in den glücklichen Fällen immer spielerische Eroberung widerspenstiger Vorlagen) mit moderner szenischer Literatur erfährt. (Bemerkenswert auch, dass Schauspielerinnen und Schauspieler im Vortrag nur am Rande erwähnt werden.)

Wirklichkeitsbearbeitung

WO ANFANGEN? Längst berichtet Herr Pollesch an der Volksbühne live aus Digitalien, Frau Zeller begeistert vielerorts mit ihrer Sprachmusik aus der gesellschaftlichen Wirklichkeit, Frau Berg schreibt ein Libretto für eine chorische Choreographie über Orientierungsnot in hochkomplexen Zeiten, am Akademietheater richtet Wolfram Lotz, richten die wunderbar durchgeknallten Künstler des Burgtheaters "Einige Nachrichten an das All" und lassen jeden naheliegenden Globalisierungseffekt weit hinter sich und uns ... WO AUFHÖREN?

Warum sollte nicht möglich sein, was auf den Bühnen längst Wirklichkeit ist? Schmidt will Aufbruchstimmung verbreiten. Das ist ihm hoch anzurechnen. Vielleicht liegt das Nicht-Wahrnehmen heutiger Theaterwirklichkeit, das für mich in Schmidts Beitrag dann aber auch deutlich wird, an etwas nebligen Arbeitshypothesen wie: "Es gibt keinen Raum außerhalb des Netzes mehr – und das Netz selbst ist kein Raum mehr." Und ist es eigentlich ein Zufall, dass Schmidts Aufruf zur Autorenabschaffung zeitlich zusammenfällt mit der Selbstamputation eines der wichtigsten Foren für deutschsprachige Gegenwartsdramatik in Berlin?

Paradoxe Kreativität

Der Soziologe Ulrich Bröckling hat in einem hellsichtigen Essay über die fragwürdigen Beanspruchungen des Kreativitätsbegriffs in neoliberalen Zeiten ein schönes Paradoxon notiert: "Kreativität soll einerseits mobilisiert und freigesetzt werden, andererseits soll sie reglementiert und gezügelt, auf die Lösung bestimmter Probleme gerichtet, von anderen aber ferngehalten werden. Entfesselung und Domestizierung sind dabei ununterscheidbar verwoben, und doch ereignet sich Kreativität gerade dort, wo das Unterfangen scheitert, sie in Regie zu nehmen."

Bin ich befangen, weil ich mein Geld mit Autorinnen und Autoren verdiene, die ihre Texte nicht in Writers Rooms erarbeiten und deren Werke sich weder schnell noch rückstandsfrei entfernen lassen? Das macht erstens diese literarischen Produkte in keiner Weise INAGIL. (Zweitens verdiene ich mein Geld mit MEINER ARBEIT.)

Ich wünsche Ulf Schmidt von Herzen die Gelegenheit, sein Konzept einmal über ein paar Jahre ganz konkret ausprobieren zu können: als Leitungsmitglied eines experimentierfreudigen Hauses. Es muss ja nicht immer gleich der große deutsche Kehraus sein. – BONNE AGILITÉ!

 

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Frank Kroll
ist Leiter des Suhrkamp Theater-Verlags und bloggt regelmäßig auf www.logbuch-suhrkamp.de. Auf nachtkritik.de formulierte er bereits einen Wunschzettel für einen neuen Stückewettbewerb.


 

 
Hier geht's zu Ulf Schmidts Visionen für ein Agiles Theater, mit denen die Debatte angestoßen wurden.

mehr debatten

Kommentare  
Replik Agiles Theater: miteinander arbeiten
Ich finde diese Antwort auf Ulf Schmidt gut - und wichtig. Aber ging es bei der Idee der sogenannten "writers rooms" nicht auch darum, fähige junge Autorinnen und Autoren fest anzustellen, sie MITEINANDER arbeiten und üben zu lassen und ihnen für gewisse Zeit ein Schreiben ohne ständigen Selbstvermarktungs-Aufwand zu ermöglichen? - Nach den Massgaben der einschlägigen Wettbewerbe und Stückemärkte erfolgreich sein zu müssen, um überhaupt in den Spielplansitzungen diskutiert zu werden, profilieren, profilieren, profilieren - in diesem kurzatmigen Hamster-Hype-System soll kein "neoliberales Konkurrenzdenken" am Wirken sein? BIDDE?
Replik Agiles Theater: Writers Room-Realität
Welche Ergebnisse sich erzielen lassen, wenn man Schreibende unter Aufsicht in einer Gruppe arbeiten lässt, kann man unter anderem an den im deutschen Fernsehfunk ausgestrahlten Serien der Produktionsfirma Ufa-Grundy sehen. Obwohl dieses Unternehmen seine Autoren im Vergleich zu den Theatern tatsächlich anständig bezahlt, was bei der Bezahlung von Autoren am Theater auch keine tatsächliche Leistung ist, werden ständig neue Autoren gesucht. Wobei hiermit ausdrücklich nicht behauptet wird, und auch nicht behauptet wurde, dass sowohl bei Ufa-Grundy als auch bei den Mitbewerbern eine hohe Fluktuation herrscht, die Autoren die Creative Lofts ungeachtet der Traumgagen, die sie dort bekommen, massenweise verlassen, weil sie die Blödheit nicht mehr ertragen können. So stellt sich am Ende doch heraus, dass das Arbeiten in der Gruppe, wie das Arbeiten auf einer römischen Galeere, möglicherweise doch keine wirkliche Alternative ist

http://www.ufa-serialdrama.de/karriere/autoren/
Replik Agiles Theater: Machtphantasien von Dramaturgen
Es sei daran erinnert, dass die so genannte Diskussion um eine neue oder auch neuartige Organisation von Autorenarbeit mitnichten ihren Anfang bei einem Autorentreffen genommen hat, sondern bei einer Zusammenkunft von Dramaturgen. Wo niemand unter ihnen steht, den sie treten können und schubsen, könnte es den Damen und Herren Dramaturgen nur zu gut gefallen, auf einmal jemanden zu haben, dem sie Anweisungen erteilen können. Wie toll wäre es für die heute in der Frage des Schreibens so verunsicherten Dramaturgen, plötzlich eine Tür zu einem Raum öffnen zu können, um die Entwicklung einer Idee daselbst delegieren zu können. Wie fantastisch wäre es für die Unfähigsten von allen, aus dem Nichts heraus als Leiter der gesamten Unternehmung dazustehen, einmal selber Regisseur spielen zu können. Bleibt zu hoffen, dass die Tische bald zusammengeschoben werden, dass den Studenten der Schreibschulen auf ehrliche Weise ihre Perspektive aufgezeigt wird, dass dem Theater und somit seinem Publikum geliefert wird, wonach es hier ruft.
Replik Agiles Theater: das Allerbilligste
Wie gehaltvoll die durch den Intendant Oberender im Rahmen des letzten Theatertreffens getätigte Aussage, Die Regisseure seien die neuen Autoren, tatsächlich ist, belegt der Abgleich mit der Arbeit jener Regisseure, die die neben ihrem Inszenieren noch die Zeit finden literarische Texte zu verfassen. Dass es niemanden anficht, dass Oberender, dereinst selber Autor, für sein persönliches Unvermögen eine ganze Berufsgruppe in Geiselhaft nimmt, ist nicht weiter verwunderlich. So ist es ein ganz und gar gewöhnlicher Handgriff, und somit von allem das Allerbilligste, die Leistungen der Autoren in der Öffentlichkeit pauschal einer Lächerlichkeit preiszugeben.

http://www.deutschlandradiokultur.de/das-ende-des-interpretenbetriebs.1396.de.html?dram:article_id=245710
Replik Agiles Theater: Inszenierung einer Kritik
Auf einen Schlafenden einzuprügeln wäre keine größere Leistung. Wie leicht ist es, rundumversorgt, zudem aus einer Gruppe, jemanden vorzuführen, der einzig und allein für sich selbst spricht. Zu verständlich ist die Freude an der Jagd, wo sie nicht mit dem geringsten Risiko behaftet ist. So wird auf der Tagung der Dramaturgischen Gesellschaft über Autoren gesprochen, wie immer über Autoren gesprochen wird, und zwar ohne, dass diese selber in einer angemessenen Weise vertreten sind. Schon der Hinweis, dass jemand auch Autor sei und auch schreibe, gilt als ausreichende Qualifikation um im Grunde über die Köpfe sämtlicher Schreiber hinweg eine Utopie im Namen aller zu präsentieren. Wer einmal erlebt hat, wie die Schriftstellerin Kathrin Röggla einen gerade noch vollen Saal durch die Rede über die Literatur und das Schreiben an sich in Windeseile geräumt hat, wird sich vorstellen können, wie es sich anfühlt, derartigen Treffen beiwohnen zu können. So ist die Kritik an den Arbeitsweisen der Autoren gerade keine Kritik, sondern die Inszenierung einer Kritik. Schon die Auswahl der Debattierenden belegt, worum es bei dieser Debatte tatsächlich geht. Ein ganzer Betrieb verleidet es einigen wenigen, dass diese für sich selbst Entscheidungen treffen. Kein Dramaturg hat sich je für einen Text, den er durch sein Handeln für die Bühne verdorben hat, vor dem Publikum verantworten müssen. Dass gerade diese Dramaturgen nun auch noch den schreibenden Menschen bei der Verrichtung seiner Arbeit überwachen und anleiten wollen, zeigt auf, wo die deutschsprachige Dramaturgie im Moment steht.
Replik Agiles Theater: Widerspruch
Ich bin zutiefst erstaunt über diese Kommentare 1 – 5 auf Frank Krolls Ausführungen. Sie hören sich an als kämen sie von einem(r) schwer Beleidigten und Verletzten. Wie notwendig Dramaturgen sind für ein heute zu machendes Theater, hatte ich versucht zu erörtern im Thread zu der Rede als Antwort auf „Nietzsche“. Sie sind notwendig, aber anders als sie selbst von sich denken. Und sie sind m.E. nicht so überflüssig, wie Sie als „Gast“ offenbar denken. Während meiner ganzen langjährigen Autorentätigkeit habe ich mir nicht ein einziges Mal gewünscht auf einer Dramaturgentagung anwesend zu sein, befragt zu werden oder vor Dramaturgen etwas sagen zu dürfen außerhalb von konkreten Probenplanungen/abläufen oder dergleichen und es ist mir ein Rätsel, wie man solch einen Wunsch verspüren kann, wenn man autark über Theater, Schauspielkunst, Regiekunst, Gesellschaft und Literatur nachdenkt. Hat man dann Zeit für solche Wünsche? Auch fühle ich mich nicht durch Thomas Oberender in Geiselhaft genommen und möchte bitte auch nicht hier öffentlich von jenen total dramaddisch „in Geiselhaft“ ihrer Gefühle genommen werden, die sich so fühlen und deren Berufsgruppe ich mich zugehörig fühle. Ich fühlte mich ehrlich gesagt überhaupt niemals in Geiselhaft genommen. Nicht einmal, wenn es verdammt schwierig wurde in meinem Leben. Außer vielleicht manchmal, wie kürzlich, von einem bildschönen Krokus, der mir zur Unzeit in mein Denken pfuschte und in ihm, dem Denken, eine Idee gebar, die mir und meinem Hintern gar nicht recht war im Moment… Dramaturgen können übrigens Weisungen erteilen oder zumindest Empfehlungen aussprechen… Dafür brauchen sie gar keine Autoren. Dramaturgen sind auch nicht immer rundum versorgt. Niemand, der heute im Moment im Theater – ob frei oder nicht – arbeitet, dürfte sich zufrieden als rundumversorgt empfinden. Außer vielleicht etliche Intendanten oder eine gute Zahl Regisseure. Denn die Rundumversorgung von z.B., selbst festangestellten!, Schauspielern befindet sich im Moment an mehr als vielen Orten etwa auf dem Niveau der Rundumversorgung von langzeitarbeitslosen Hartz 4- Empfängern. Und in vielen Dramaturgien muss in Ermangelung ausreichender, arbeitsteiliger Stellenplanung viel eher geist-losere, aber eben auch wichtige, Arbeit den Hospitanzen aufgehalst werden, die eigentlich schon kopieren können und lieber etwas über Theaterzusammenhänge lernen wollten, als sie ihre unbezahlte Schicht antraten… Wer bitte lässt sich von einem ganzen Betrieb als Einzelner ENTSCHEIDUNGEN verleiden? Nicht einmal ein ganzer Staat könnte es schaffen, mir oder auch anderen Menschen, die ich persönlich kannte oder kenne, auch nur eine einzige eigene Entscheidung, die mein/ihr eigenes Leben und Arbeiten betrifft, zu verleiden… Tut mir leid, ich versteh Sie nicht, ich kann Ihnen einfach nicht folgen, auch wenn ich Gäste eigentlich sehr mag-
Replik Agiles Theater: am Auflösen
Ulf Schmidt versuchte aufzuzeigen, dass unser alle Verständnis von Autorenschaft sich am Wandeln ist und dass dieses neue Verständnis von Autorenschaft neue Herstellungstechniken von Texten erfordert. Frank Kroll gibt in der Tat eine Antwort, warum er diese Ansätze kritisiert. Er verdient mit der Idee der singulären Autorenschaft Geld. Er muss aber nicht Angst haben. Auch kollektiv entwickelte Narrative
kann man verkaufen. Die Idee des Einzelautoren ist sich aber am Auflösen... nur mehr marktwirtschtliche Kampagnen halten die Idee von "Einzelautorenschaft" aufrecht. Suhrkamp-Kampagnen. Schwenkt um.
Replik Agiles Theater: selten
wünsche Ihnen, Rust, eine HartzIV-Dauerrolle, damit Sie aufwachen:"Denn die Rundumversorgung von z.B., selbst festangestellten!, Schauspielern befindet sich im Moment an mehr als vielen Orten etwa auf dem Niveau der Rundumversorgung von langzeitarbeitslosen Hartz 4-Empfängern." So ein abgehobener Schwachsinn ist selten
Replik Agiles Theater: Ideen verleugnen
zu 7. Ja, kollektiv entwickelte usw. kann man auch verkaufen. Selbstverständlich! Ideen lösen sich aber nicht auf. Erfreulicherweise oder eben leider. Gedanken sind frei und keine Kammpagne - auch keine Suhrkamp-Kampagne - kann/könnte eine Idee aufrecht erhalten ebenso wenig wie abschaffen. Möglicherweise kann man Ideen verleugnen, verstecken, verschweigen oder dergleichen. Abschaffen nicht. Gäbe es heute noch eine ausreichende Zitier- und Quellenangaben/Herleitungs-Kultur, hätte sicherlich kein/e einzige/r allein arbeitende/r Autor/in ein Problem damit, seine/ihre Arbeit als zutiefst, tiefer als Sie sich vielleicht vorstellen können, kollektiv enstandene zu begreifen...
zu 8. Danke für Ihre guten Wünsche dafür, dass ich mit so vielen, in deren persönliches Prekariat ich Einblick nehmen durfte, dasselbe persönlich teilen sollte, um aufzuwachen. Ich werde mich bemühen, trotz meines schwachen Sinns, in Ihrem Sinne auf dem Boden zu bleiben - danke also für die Mahnung.
Replik Agiles Theater: Labern verhindert
Zumindest verhindert das Labern über Befindlichkeiten zuverlässig das tatsächliche Zustandekommen eines jeden noch so gut gemeinten Austausches.
Replik Agiles Theater: Lektüre-Unsicherheit
Ironisch sind Sie nicht sonderlich überzeugend, oder wie soll ich Ihren Text deuten?
Replik Agiles Theater: was Theater verlernt hat
Könnte das sehr geehrte Theater mal endlich begreifen, wie neoliberal es schon ist? Könnte es Mal bitte begreifen, dass danach lechzt endlich eine neue Mode zu finden und einem Zeitgeist hinterzukriechen, den es nicht gibt? - die Idee mit Autoren im Plural ist ja schön und gut. sollte man auch Mal ausprobieren. Aber vor allem sollten Theater vielleicht endlich Mal anfangen mit diesen elitären Ansprüchen aufzuhören auf die sie kein Recht hat. Konkrete Themen des Zeitgeistes gibt es doch ganz einfach deshalb nicht, weil die Wenigsten auf der Organisationsebene, eine andere Erfahrung haben als das, was sie tun, und kein anderes Ziel als Kultur. Krankenhausarbeit, Fließbandarbeit, Ausländer werden, sich den Arsch in anderen Fächern abrackern als Ästhetik. Am Besten Geschichte studieren und schon Mal in einem Betrieb jenseits der Kultur gearbeitet und sich die Hände schmutzig gemacht haben, statt immer von Außen alles zu beurteilen. Danach riecht es nämlich im Theater: nach Mangel an Empathie und Klugscheißerei. Und es ist nicht mehr schön anzusehen. Was wichtig ist in jeder Kunst ist die Verbindung von Mensch zu Mensch- das hat das Theater verlernt. Deshalb ist es auch nicht agil. - Der Autorenbegriff muss da nicht modifiziert werden. Es sei denn ihr wollt gute Forschungsarbeit machen. Aber das es ein interessantes Experiment ist verleugne ich nicht.
Replik Agiles Theater: um die Ohren geballert
Auf seiner Homepage gibt Ulf Schmidt an, dass er nebenbei Theaterstücke schreibe. Wie geil ist das denn. Und wenn er nicht gerade nebenbei Theaterstücke schreibe, dann sei er freiberuflich für die Produktwerbung tätig. So hat Schmidt gleich was gemeinsam mit vielen Intendanten, die hier und da inszenieren und ansonsten auch mal im eigenen Haus gesehen werden. Dienstagnachmittag zum Beispiel. Die Methoden der Werbung für das Schreiben. Was muss das für ein Hochgefühl für die Herrschaften Dramaturgen gewesen sein, derart Erfrischendes derart um die Ohren geballert zu bekommen. Das Einrichten von Creative Lofts in den Buildings. Jedem Office sein eigenes Label. Jedem Workspace seine eigene Playstation. Figurendesign. Marktgerechte Aufbereitung. Anfettung. Schmierung. Fette Kampagnen für jedes Project. Praxis.
Replik Agiles Theater: keine Unterscheidung
Sehen Sie Gast, da wären wir uns ja einig: WARUM sollte man danach streben als Autor/in, der/die an Dramatik im Kreis von Dramaturgen beachtet, geachtet oder gar angehört zu werden, solange Dramaturgische Gesellschaften sich von jemandem - und sicher gut bezahlt - erzählen lassen möchten, wie Theater geht, der Werbung, Management, Coaching und Dramatik nicht voneinander unterscheiden kann und will? Dagegen hilft nur eines: Weitermachen. Einfach immer weitermachen. Das alles in Text. Nicht in Posts... Unter ALLEN Umständen weitermachen.
zu 12: Ich denke nicht, dass im Theater die Verbindung von Mensch zu Mensch prinzipiell verlernt worden ist, aber bestimmt die Verbindung der Menschen in der Theaterburg zu den Menschen "da draußen". Mangel an Empathie mit Publikum und seiner Lebenswirklichkeit. Das Problem das ich sehe: die ist nicht künstlich herstellbar, indem ich Regisseure zu Praktika in die Telefonseelsorge schicke oder Dramaturgen ins Hospiz, das züchtet nur Zynismus. Es würde schon helfen, wenn die Theater sich für unverschulten Nachwuchs öffneten, für Quereinsteiger im Regie- und Dramaturgiebereich...
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