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von Wolfgang Behrens

12. April 2014. "Powered by Eventim" steht unten auf der Seite des Webticket-Shops der Berliner Festspiele. Nach dem einstündigen Versuch, online Tickets für das Berliner Theatertreffen zu erwerben, wünscht man allerdings keinem, powered by Eventim zu sein. Eine schwächlichere Performance als diejenige dieses Vorverkaufssystems kann es, zumindest unter Belastungsbedingungen, nicht geben. "Weakend by Eventim" wäre wohl der ehrlichere Slogan.

"Es ist noch schlimmer als sonst!"

Punkt 10 Uhr geht es los, das ist der offizielle Vorverkaufsstart fürs Theatertreffen. Ich klicke "Fegefeuer in Ingolstadt" an, das mit dem grünen Button "Tickets verfügbar" lockt. Die erste Fehlermeldung kenne ich schon aus dem Vorjahr: "In der gewählten Platzgruppe konnten nicht genügend Plätze nebeneinander gefunden werden. Bitte wählen Sie eine andere Platzgruppe oder verringern Sie die Anzahl der Plätze." Wenn diese Meldung kommt, kann man erst einmal aufgeben, sie kommt sogar, wenn man als Anzahl "1" eingibt. Höhere Mathematik.

tt shop gro 560 uNoch lockt der grüne Button: Vorsicht Falle!
Foto: Screenshot
Danach läuft es gut, ich lege zwei Karten für Castorfs "Reise" und eine für "Letzte Zeugen" in den Warenkorb. Jetzt schnell zahlen, bevor noch etwas schief geht. Aber, natürlich, es geht schief! Um 10:14 Uhr schicke ich an meine nachtkritik.de-Kollegen eine Mail: "Beim Gang zur Kasse in den Warteraum geschickt worden. Wetten, dass danach alle Karten weg sind?" Die Wette habe ich gewonnen, es hielt aber keiner dagegen. Antworten der Kollegen: "same here ...", "Same procedure as every year. Ist mir jetzt schon mind. drei Mal passiert ... Man muss in Einzeldosen kaufen, scheint mir. Grrrrr." "Hatte schon Karten für die Eröffnung und wurde dann in den Warteraum geschickt, wo ich aktuell an Platz 927 bin." Immerhin: Ich bin nicht allein unfähig, es liegt nicht an meinem Rechner, der bereits vor 2014 gekauft wurde, es liegt nicht an meiner Verbindung, die nur DSL und nicht was-weiß-ich-wie-schnell ist. Es liegt an Eventim.

"An error has occured"

Um 10:26 Uhr kommt die verzweifelte Mail des Kollegen: "Auch ein Klassiker: Warten bis es auf Warteliste Platz 2 runtertickt und dann auf 987 geschickt werden ..." 10:47 Uhr, eine Kollegin wird ungehalten: "Es ist noch schlimmer als sonst, oder? Ich habe mehrere Tabs offen und rücke auch auf die Plätze 3, 5, 8 vor, aber dann springt es immer wieder auf mind. über 600 ... Zum K...".

Fehlermeldungen machen die Runde: "An error has occured." "Es ist ein Fehler im System aufgetreten. Die Daten konnten nicht bearbeitet werden." "Not Found. The requested object does not exist on this server. The link you followed is either outdated, inaccurate, or the server has been instructed not to let you have it. Please inform the site administrator of the referring page." Und immer wieder werden bereits erhaschte Karten wieder aus dem Warenkorb geschmissen. Danke, Eventim! Mittlerweile leuchtet hinter fast allen Veranstaltungen der rote Button: "zurzeit Tickets leider ausverkauft".

ttshop screenshot 560 u-Shop oder Flop? Der Online-Ticket-Shop der Berliner Festspiele.  Foto: Screenshot

Um 11:03 Uhr schreibt ein Kollege: "Ach komm, ich mach mich doch hier nicht zum Deppen. bzw. noch mehr zum Deppen. Soll'n sie sich ihr Theatertreffen sonstwohin schieben. Ich bin raus. Tschüss." Ich möchte mich zu der Aussage versteigen, dass die Stimmung unter den Webshop-Nutzern angespannt ist. Um 11:29 Uhr schreibt ein anderer Kollege: "Leute bleibt am Ball! Ich habe gerade 'Fegefeuer' für 19 Euro gekriegt ... Jetzt geht vieles auf Gelb."

Eventim verdient daran, dass das System nicht funktioniert

Ich habe mittlerweile Glück gehabt. Großes Glück. Obwohl auf der Website der Berliner Festspiele der telefonische Vorverkauf nur von montags bis freitags geführt wird, habe ich zum Wundermittel Telefon gegriffen. Beim ca. 50. Wählversuch bekomme ich ein Freizeichen: Keiner hebt ab. Zehn Versuche später meldet sich eine gelassene Stimme: "Berliner Festspiele". (Meinen Kollegen war dieses Glück leider nicht beschieden.) Ich kaufe meine Karten, während ich weiter auf meinen Bildschirm starre. Dort bin ich gerade mal wieder Wartenummer 796.

PS 1: Was übrigens besonders ärgerlich ist: Um überhaupt online an Karten zu kommen, neigt man dazu, sie einzeln zu kaufen. Man zahlt aber pro Bestellvorgang 2 EUR Bearbeitungsgebühr. Das heißt: Eventim verdient daran, dass das System nicht ordentlich funktioniert.

PS 2: Liebe Berliner Festspiele, diese Schilderung basiert – ich bitte das zur Kenntnis zu nehmen – nicht auf einem Einzelfall. Es wäre an der Zeit, das Online-Vorverkaufssystem zu professionalisieren. Ob mit oder ohne Eventim.