Künstler fordern Ausreise Jörg Albrechts aus Abu Dhabi
Lassen Sie Jörg Albrecht gehen!
12. Mai 2014. Autoren, Künstler und Freunde des in Abu Dhabi festgehaltenen Berliner Schriftstellers Jörg Abrecht (Jahrgang 1981) fordern in einer Petition und einem Offenen Brief an den Kulturminister der Vereinigten Arabischen Emirate die umgehende Ausreise von Jörg Albrecht aus Abu Dhabi.
Am 1. Mai 2014 war Jörg Albrecht wenige Stunden nach seiner Einreise als geladener Gast der Buchmesse in Abu Dhabi "von der Straße weg" verhaftet und ohne Begründung drei Tage lang inhaftiert worden. Albrecht hatte auf einem ersten Spaziergang in unmittelbarer Umgebung seines Hotels "aus Interesse an der Architektur einige Bauten fotografiert", bei denen es sich in Wirklichkeit um die irakische und die iranische Botschaft handelte, wie er in einem aktuellen Interview auf Zeit Online (12.5.2014) angab. Über drei Tage blieb Albrecht ohne anwaltliche Unterstützung in der Haft der Geheimpolizei Abu Dhabis.
Am 4. Mai 2014 wurde Albrecht gegen Kaution, aber ohne jede Erklärung aus der Haft entlassen. Seither wird er in Unkenntnis gehalten, ob er abermals in Haft muss, ob er eine Geldstrafe zahlen muss und wann er aus Abu Dhabi ausreisen darf. Auf nachtkritik.de postete Albrecht am 10. Mai 2014: "So oder so möchte ich, daß diejenigen, die mich kennen, wissen, daß ich noch nicht in Sicherheit bin."
Im Interview auf Zeit Online sagte Albrecht: "In vergleichbaren Situationen werden die Leute an den Flughafen gefahren und müssen sofort abfliegen. Ich werde hier gehalten, ohne Informationen. Ich weiß gar nicht, warum ich der Spionage verdächtigt werde, da ich doch als offizieller Gast hier bin. Aber diesen Status habe ich offenbar verwirkt. (...) Mir ist ja auch klar, dass ich gegen ein hiesiges Gesetz verstoßen habe. Normalerweise gibt es da für Ausländer aber wohl eine Geldstrafe, und das war es." Zwar setze sich die deutsche Botschaft für ihn ein, aber dass "niemand hier die Dinge beschleunigen kann, obwohl ich doch Teil einer offiziellen Delegation bin, das (...) macht Angst."
Soweit Jörg Albrecht selber weiß, soll er erst in der kommenden Woche abermals einem Gericht in Abu Dhabi vorgeführt werden.
Zu den ErstunterzeichnerInnen der Petition gehören unter anderen die AutorInnen Martin, Alissa und Theresia Walser, Lukas Bärfuss, Saša Stanišić, Sybille Berg, Marius von Mayenburg, John von Düffel, René Pollesch; die SchauspielerInnen Franziska Walser, Edgar Selge; die RegisseurInnen und IntendantInnen Shermin Langhoff, Annemie Vanackere, Amelie Deuflhardt, Kathrin Tiedemann, Heiner Goebbels, Rimini Protokoll, Falk Richter, Matthias Lilienthal, Christian Schwochow, Anselm Weber, Roger Vontobel, Thomas Oberender, Enrico Lübbe; der Wissenschaftler Wolfgang Kraushaar und der Präsident der Akademie der Künste Klaus Staeck.
Zum Text und zur Unterzeichnung der Online Petition geht es hier entlang.
(Zeit Online / jnm)
Mehr dazu: ein Gespräch mit Jörg Albrechts Verleger Thorsten Ahrend vom Wallstein Verlag auf WDR 3 (11.5.2014)
Das Interview auf Zeit Online (12.5.2014) im Wortlaut.
Eine Poetologie seines Schreibens stellte Jörg Albrecht 2008 auf der nachtkritik.de-Festivalseite zum Mülheimer Stückemarkt unter dem Titel Mikro-Heroen oder: immer noch nicht genug vom Bastard Pop vor.
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Wer weiß was?
bitte helft, daß das hier über einen Tag Aufmerksamkeit hinaus geht.
Zeichnet die Petition, teilt sie auf sie sozialen Netzwerken, erzählt euren weniger netzaffinen Kollegen in den Theaterkantinen und Raucherräumen davon. Und sorgt dafür, daß Jörg wieder hierherkommen, ohne Angst sein und seine eigenen Premieren sehen darf.
Danke.