von Martin Krumbholz
Hagen, 12. Januar 2019. Auf einem Monitor im Foyer des Hagener Theaters läuft in Endlosschleife ein Fernsehvortrag des neunzigjährigen Marcel Reich-Ranicki über sein Lieblingsstück "Die Räuber". Wie üblich reiht der alte Mann neben einigen Banalitäten (dass das Stück vor Unwahrscheinlichkeiten nur so strotzt) auch einige Wahrheiten aneinander; etwa, dass Schillers Jugendwerk weniger durch einen angeblichen gesellschaftskritischen Impetus besteche als durch den sprachlichen Furor, den ungeheuren "Schwung", mit dem der Autor aufwarte. Niemand, "nicht einmal die deutschen Regisseure", so Reich-Ranicki, könne die Kraft dieses Stücks bis heute zugrunde richten.