Theaterbrief aus Ungarn - Im Protest ungarischer Theaterstudent*innen geht es um viel mehr als eine Universitätsreform

Dieser Protest ist stärker

von Noémi Herczog

22. September 2020. Ich kann mich an kein stärkeres und aufbauenderes Zeichen des politischen Protests in Ungarn der letzten Jahre erinnern, als den Widerstand der Studierenden der Universität für Theater- und Filmkunst in Budapest, kurz: SZFE. Junge Schauspieler*innen, angehende Theaterpädagog*innen, Regisseur*innen, Kameraleute, Cutter*innen und Dramaturg*innen setzen sich für ihre Rechte ein und besetzen ihre Universität, blockieren die Eingänge, um sicherzustellen, dass die von der Regierung ernannten neuen Kurator*innen nicht eintreten können. Mit dieser Besetzung geben die Studierenden vielen von uns in diesem Land gerade Hoffnung.

Theaterbrief aus Ungarn (4) - Das Budapester Theaterfestival M.I.T.E.M. und seine Suchbewegungen in Richtung einer Neuformulierung der Nationaltheateridee

Theater gegen die Mcdonaldisierung der Welt

von Esther Slevogt

Budapest, April 2014. Putin-Witze machen die Russen am liebsten selber: Es sei natürlich nur eine Frage der Zeit, bis Wladimir Putin sich auch Alaska zurückholen werde, sagt ein junger Dramaturg vom St. Petersburger Bolschoi Drama Theater und grinst: "Putin's Ice-Krim" sozusagen. Die Halbinsel wäre schließlich 1867 vom dummen Zaren zu einem Schleuderpreis an die USA verhökert worden und natürlich von extremer strategischer Bedeutung. Er ist im Gefolge von Andrej Mogutschis St. Petersburger Lewis-Caroll-Abend "Alice" nach Budapest gekommen, eines der Highlights der ersten Ausgabe des neuen Theaterfestivals M.I.T.E.M. am Nationaltheater.