von Susanne Schulz
Zinnowitz, 8. März 2012. Wer sich heute fragen mag, wie sich ein 80 Jahre altes Brecht-Stück zeitgemäß auf die Bühne bringen lässt, kann nur kurz ausgeblendet haben, wie zeitgemäß Brecht ist. Den Beweis tritt Jürgen Kern, langjähriger Regisseur am Berliner Ensemble und seit 2001 unermüdlich fordernder Ausbildungsleiter an der Theaterakademie Vorpommern in Zinnowitz an der Vorpommerschen Landesbühne an, wo er "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" als frappierend klares, kompromissloses Porträt des Kapitalismus inszeniert: seiner Gier, seiner Tricks, seiner Unverfrorenheit, sich selbst seiner Kritiker schamlos zu bedienen.