War's das?

Halle / Dessau, 22./23. Januar 2014. Das Anhaltische Theater Dessau soll ab 1. Januar 2016 kein eigenes Schauspiel und Ballett mehr haben. Das meldet die Mitteldeutsche Zeitung auf ihrer Website (22.01.2014 07:49 Uhr) "unter Berufung auf Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD)".

Angesichts der Bevölkerungsentwicklung halte es Dorgerloh für unausweichlich, dass Sparten geschlossen werden. "Das Ministerium und Dessaus Finanzdezernentin Sabrina Nußbeck hätten einen entsprechenden Vertrag ausgehandelt", der zur Unterschrift bereit liege. Orchester, Chor, Puppentheater und Theaterpädagogik sollen demnach erhalten bleiben. Schauspiel und Ballett müssten für Aufführungen eingekauft werden, dafür stehe aber Geld zur Verfügung, habe Dorgerloh der Zeitung gesagt.

Die Stadt Dessau könne sich, so Dorgerloh, Aufwendungen für Abfindungen der Künstler und Mitarbeiter des Theaters zu 50 Prozent vom Land erstatten lassen. Dies werde aus Mitteln des Strukturfonds beglichen. "Das Angebot gelte auch für Halle. Hier sollen alle Sparten erhalten bleiben, allerdings unter der Maßgabe personeller Kürzungen."

Der Dessauer Generalintendant André Bücker betont der Mitteldeutschen Zeitung zufolge, dass niemand anderes als der Dessauer Stadtrat über den Abbau von Sparten entscheide.

Auch der Operndirektor des Anhaltischen Theaters Felix Losert (also der einzige, der nach Dorgerlohs Plan übrig bleiben soll) betont das in einer Erklärung, die die Mitteldeutsche Zeitung am 23. Januar veröffentlicht: "Was die Menschen in Dessau-Roßlau mit ihrem Theater machen, dass sollen sie selbst entscheiden", schreibt Losert und gibt zu bedenken: "Gerade das Ballett ist in Dessau der größte Zuschauermagnet (und das schreibe ich als Operndirektor)." Sogar die Ballett-Abende, die ohne Live-Musik stattfinden, seien große Erfolge. "Das vollständig zu opfern, erscheint mir gerade unter Finanzdruck eine sehr seltsame Idee."

(Mitteldeutsche Zeitung / jnm / sd)

Kommentare  
Spartenabbau Dessau: Imageschäden im Osten
Eine Hiobsbotschaft nach der anderen aus dem Theater-Osten des Landes: Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und auch in Thüringen steht die Finanzierung nur bis 2016 ... Begreift denn niemand aus den Landesregierungen, welchen Imageschaden und Identitätsverlust diese Regionen durch den Kulturraubbau erleiden? Ganz zu scheigen von den Mitarbeitern in den Theatern, die sich seit Jahren mit existentiellen Sorgen herumplagen und so viel Energie in den Erhalt ihrer Häuser und Sparten stecken müssen, statt sich auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren zu können, einfach nur Theater zu spielen. Ich könnte heulen.
Spartenabbau Dessau: Arbeit des STRUKTURfonds?
Die Abwicklung wird vom STRUKTURfond finanziert? Meine Güte, wenn's nicht so traurig wär ...
Spartenabbau Dessau: Generation ohne Theater
Das ist ein Skandal! Man weiß gar nicht, welche Worte man finden soll, um ihn als solchen auch kenntlich zu machen, denn im Mediengetöse geht selbst so eine Nachricht unter.

Bücker und die Seinen kämpfen seit Monaten und Jahren glorios, sie stellen auch künstlerisch etwas auf die Beine, sind spannende Kooperationen eingegangen (Gorki Theater) - aber im zynischen Politikgeschäft rührt das niemanden.

Kürzlich war noch zu lesen, dass der Bundeshaushalt überraschend gut ausgefallen sei, nahezu ausgeglichen, blabla. Bei den Ländern und Gemeinden und insbesondere bei der Kultur kommt offenbar nichts davon an. Wir züchten eine Generation heran, die nicht mehr wissen wird, was Theater und Schauspiel eigentlich ist und leisten. Immerhin: die rein kulinarische Opersparte, bei der man so schön sein Sektglas in der Pause belutschen kann, darf bleiben. Toll!
Spartenabbau Dessau: nach Gutsherrenart durchgezogen
Sinkende Einwohnerzahlen? Die Verbleibenden sind bald auch weg - angesichts sinkender Lebensqulität. Gastspiele? Wann begreift man in den Verwaltungen, welche Schäden man dem Selbstbewusstsein der Städte mit solchen Maßnahmen zufügt? Und das Ganze auch noch nach Gutsherrenart durchgezogen. Gute Nacht, Demokratie!
Der Kampf geht weiter!
Spartenschließung Dessau: avancierte Oper, mennoh!
zu berliner
Keine Ahnung, aber reden. Die Oper war, ist und wird (hoffentlich) in Dessau das avancierte Theater sein. Die Bühne ist eine Opernbühne. und zwar eine von Rang und keineswegs hat das was mit Sektschlürfen zu tun.
Spartenabbau Dessau: Empfehlung des Kulturkonvents
Die Landesregierung Sachsen-Anhalt hat im Koalitionsvertrag die Aufgabe verankert, einen Kulturkonvent durchzuführen, um Empfehlungen zur künftigen Kulturentwicklung und Kulturförderung in Sachsen-Anhalt zu erarbeiten. Die Empfehlungen des Konvents sollen als Grundlage für die Erstellung eines Landeskulturkonzepts für den Zeitraum bis 2025 dienen.
Der KULTURKONVENT EMPFIEHLT, dass Land und Kommunen sich aus ihrem Verfassungsauftrag heraus und trotz der haushaltspolitischen Herausforderungen zu ihrer besonderen Verantwortung für die einzigartige und reiche Kulturlandschaft in Sachsen-Anhalt bekennen.
Es wird empfohlen, Kunst und Kultur als wesentliches Landesmerkmal zu entwickeln und den Kulturetat
auskömmlich und verlässlich zu finanzieren. Der Kulturkonvent empfiehlt dem Land, den Kulturetat ab 2014 eckwerterhöhend mit mindestens 100Mio. Euro und einem Dynamisierungsfaktor in Höhe des Inflationsausgleichs auszustatten.
Spartenabbau Dessau: Frage
Wann kann man die Herren abwählen, bevor sie noch mehr Schaden anrichten?
Spartenabbau Dessau: in der Grauzone
Das Schauspiel untersteht seit dieser Spielzeit dem jahrelang in der "Grauzone" agierenden Journalisten der Mitteldeutschen Zeitung Andreas Hillger, der nun endlich alle seine Stücke und Überarbeitungen (kein Klassiker ist mehr sicher) aufführen darf. Alleine dafür gehört diese Sparte schon geschlossen.
Spartenabbau Dessau: erschreckend unversöhnlich
Sehr geehrte Renate,

aus Ihrem Kommentar spricht m.E. eine erschreckende Unversöhnlichkeit (im Fußball würde man von Nachtreten sprechen, was eine grobe Unsportlichkeit ist). Was war das Vergehen des Herrn Hillger? Er hat unter Pseudonym Stücke geschrieben, die an Theatern aufgeführt wurden, über die er auch journalistisch geschrieben hat (und seine Kollegen haben auch über seine Stücke geschrieben). Das war journalistisch falsch, und Herr Hillger hat schneller, als das je ein Politiker tun würde, seinen Stuhl bei der Zeitung geräumt. Wollen Sie ihn nun mit lebenslangem Arbeitsverbot belegen? Warum sollte er nicht am Theater arbeiten dürfen?
Zudem suggerieren Sie, als würde in Dessau nur noch Hillger gespielt. Was Unsinn ist! Und was soll diese Bemerkung "kein Klassiker ist mehr sicher". Glauben Sie im Ernst, dass nur der Dramaturg Hillger Klassiker bearbeitet? Gerade weil er Dramaturg am Theater ist, erstellt er ja Spielfassungen - das ist eine Kernaufgabe der Dramaturgen. Aber Sie möchten vermutlich Ihre Klassiker am liebsten ganz ungekürzt und am besten auch noch ohne Regie sehen - ich empfehle den Wohnzimmersessel.
Und selbst wenn man Ihren Vorbehalten gegenüber Herrn Hillger zustimmen sollte - was ist das bitte für eine Haltung, wegen einer Personalie eine ganze Sparte schließen zu wollen? Kurz: Ihre ganze Argumentation ist mir in allen Punkten in allerhöchstem Maße unsympathisch.
Spartenabbau Dessau: Links
Nachtkritik selbst behilft bei der Beantwortung der Frage, was das Vergehen des Herrn Hillger sei:

http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&id=6735

http://www.mz-web.de/kultur---medien/in-eigener-sache-das-doppelte-spiel,20642198,17153766.html
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