nachtkritik-Theatertreffen 2009: Das Ergebnis
nachtkritik-Theatertreffen 2009: Das Ergebnis
8. Februar 2009. Sieben Tage lang hatten die Leser und Leserinnen von nachtkritik.de Zeit, Ihre Auswahl für das nachtkritik-Theatertreffen 2009 zu bestimmen. 33 Aufführungen, nominiert von unseren KorrespondentInnen, standen zur Wahl. Jeder Leser, jede Leserin von nachtkritik hatte zehn Stimmen zu vergeben, um die wichtigsten Inszenierungen der vergangenen 12 Monate zu küren. Insgesamt haben 1050 LeserInnen 5352 Stimmen abgegeben.
Das Ergebnis überrascht überhaupt nicht, denn erwartungsgemäß hat der haushohe Favorit, Jürgen Goschs Möwe, gewonnen. Auch die Doppelplatzierung von Andreas Kriegenburg mit seinem Münchner Prozess und der Dea Loher-Uraufführung Das letzte Feuer vom Thalia Theater aus Hamburg bestätigt nur den Einheitstrend der letzten Jahre. Auch die Rückkehr von Frank Castorf mit Kean mag man als business as Theatertreffen-usual abhaken.
Aber, ABER: bleiben noch sechs weitere Gewinner. Herbert Fritschs Oberhausener Inszenierung von Tartuffe: eine faustdicke Überraschung, die noch übertroffen wird vom Einlauf der Performer andcompany & co auf dem zweiten Platz und dem fünften Rang für Anne Sophie Mahlers Glasmenagerie vom kleinsten Deutsch-Schweizer Stadttheater Biel-Solothurn, zwei Arbeiten, die nicht einmal die gemeinhin wohl informierte nachtkritik-Redaktion auf dem Speisezettel hatte und die deshalb unbesprochen blieben. Selbst wenn man davon ausgeht, dass nur die exquisite Lobbyarbeit von andcompany & co und den Fritschianern sowie die Beteiligung der Gesamtbevölkerung von Biel und Solothurn zu diesen Platzierungen führen konnte ... zeichnet sich darin vielleicht auch so etwas ab wie die Sehnsucht nach einem anderen Theater. Auch Christoph Schlingensiefs Verwandlung des persönlichen Leides in Kunstanstrengung und Martin Wuttkes Faust-Solo mit Frauenchor markieren Außenseiter-Positionen im hiesigen Theaterbetrieb. Mit der Platzierung von Burkhart C. Kosminskis Mannheimer Tracy Letts-Inszenierung "in den Kränzen" (wie unsere Schweizer Kolleginnen es ausdrücken) wird schließlich die fleißige, engagierte, literarische No-Names nicht scheuende Arbeit eines mittleren Stadttheaters völlig zurecht gewürdigt.
Im Folgenden listen wir die von den nachtkritik-Leserinnen und -Lesern ausgewählten zehn wichtigsten Aufführungen des letzten Jahres nach der Anzahl der für sie abgegeben Stimmen auf:
1. Deutsches Theater Berlin:
Anton Tschechow, Die Möwe,
Regie: Jürgen Gosch, Premiere: 20. Dezember 2008
263 Stimmen
2. Staatsschauspiel Stuttgart:
andcompany & co, Showtime: trial & terror,
Premiere: 11. April 2008
259 Stimmen
3. Theater Oberhausen:
Moliére, Tartuffe,
Regie: Herbert Fritsch, Premiere: 20. September 2008
236 Stimmen
4. Ruhrtriennale 2008:
Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir,
Regie: Christoph Schlingensief, Premiere: 21. September 2008
212 Stimmen
5. Theater Biel-Solothurn:
Tennessee Williams, Die Glasmenagerie,
Regie: Anna-Sophie Mahler, Premiere: 22. Januar 2009
207 Stimmen
6. Münchner Kammerspiele:
Franz Kafka, Der Prozess,
Regie: Andreas Kriegenburg, Premiere: 25. September 2008
203 Stimmen
7. Thalia Theater Hamburg:
Dea Loher, Das letzte Feuer,
Regie: Andreas Kriegenburg, Premiere: 26. Januar 2008
196 Stimmen
8. Volksbühne Berlin:
Alexandre Dumas, Kean,
Regie: Frank Castorf, Premiere: 6. November 2008
182 Stimmen
9. Nationaltheater Mannheim:
Tracy Letts, Eine Familie/August: Osage County,
Regie: Burkhard C. Kosminksi, Premiere: 31. Oktober 2008
177 Stimmen
10. Berliner Ensemble:
Johann Wolfgang von Goethe, Gretchens Faust,
Regie: Martin Wuttke, Premiere: 27. März 2008
176 Stimmen
Hier noch einmal die Liste derjenigen Inszenierungen, die zur Auswahl standen.
Herzlichen Glückwunsch!!!
nachtkritik.de gratuliert den Produktionsteams aller ausgewählten Inszenierungen, gratuliert den Autoren und Autorinnen sowie den Theatern, an denen diese Aufführungen entstanden. Wir werden sehen, inwiefern sich die Auswahl der Korrespondentinnen und Leser von nachtkritik.de unterscheidet von dem Einladungs-Tableau, zu dem sich die JurorInnen des Berliner Theatertreffens in der Nacht zum Dienstag durchringen werden.
Auch der Sieger des nachtkritik-Theatertreffen Gewinnspiels steht jetzt fest. Er heißt Tino Hillebrand. Nochmals herzlich, herzlich.
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Genau DAS ist doch das Schöne, genau DARUM macht man ja Theater: Dass Menschen hingehen und es sich anschauen. Und begeistert rausgehen. Und dann vielleicht sogar bei einer nicht mal sehr bedeutenden Internetabstimmung für IHR Theater abstimmen. Wenn wir in der (von Berlin aus gesehen) PROVINZ fast gleich viele Begeisterte zur Abstimmung mobilisieren können wie das Deutsche Theater Berlin - ja, da freuen wir uns!
Und, lieber Chauffeur von Lady Jaguar: Biel und Solothurn sind sogar gleich zwei Städte! Fahren Sie doch mal vorbei, kommen Sie zu Besuch, es ist aufregend hier!