Medienschau: Tagesspiegel – Über Theater, Treffen und Kritik

Dramatische Vergartenzwergung

Dramatische Vergartenzwergung

12. Mai 2023. Im Tagesspiegel wird anlässlich des heute beginnenden Berliner Theatertreffens in zwei Texten über den Status quo des Theaters nachgedacht – auch im Verhältnis zur Kritik.

Das Verhältnis zwischen Theaterkünstlern und Kritik sei "schwieriger geworden", stellt Rüdiger Schaper fest und sieht die Gründe dafür unter anderem auch im Theater selbst, das "die moralische Anstalt des 21. Jahrhunderts" geworden sei: "Über ästhetische Fragen wird nicht gern debattiert, obwohl in Gesprächen mit Zuschauern und auch Theaterleuten ein tiefes Bedürfnis nach künstlerischen Fragen zu spüren ist" stellt der Kritiker fest. "Im Theater arbeiten vielerorts die Guten mit der richtigen Botschaft, und Kritik steckt häufig in dem Dilemma, Gesinnung beurteilen zu sollen, und da gerät man schnell auf die falschen Seite, wenn man den missionarischen Eifer nicht teilt".

Patrick Wildermann wiederum nimmt das Rahmenprogramm des diesjährigen Berliner  Theatertreffens für seine Überlegungen zum Status quo der Bühnenkunst in den Blick. Die "Treffen", mit denen die neue Festival-Leitung das Hauptprogramm – die traditionsgemäß von einer Kritiker:innen-Jury getroffene Auswahl zehn bemerkenswerter Inszenierungen – umstellt, hält er für eine "bedenkliche Tendenz". Sie führe, argumentiert der Kritiker, zu einer "Vergartenzwergung des eigenen Profils".

(Der Tagesspiegel / cwa)

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