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Kleist-Förderpreis an Elisabeth Pape

Elisabeth Pape © Daniel Nartschick

18. Januar 2023. Der 28. Kleist-Förderpreis für junge Dramatikerinnen und Dramatiker geht 2023 an Elisabeth Pape. Das teilen das Kleist Forum Frankfurt/Oder und die Stadt Frankfurt / Oder mit, die den Preis seit 1996 gemeinsam mit der Dramaturgischen Gesellschaft jährlich vergeben. Pape wird für ihr Stück "Extra Zero" ausgezeichnet.

Es handelt sich um die Studie einer jungen Frau, die aufgrund einer Essstörung in psychiatrischer Behandlung ist. "Das Stück geht jedoch weit über den Einzelfall hinaus," so die Jury ihrer Begründung. In jedem Satz zeige sich die detaillierte Beobachtungsgabe und umfangreiche, messerscharfe Recherche der Autorin. "Dabei ist die Form, die Elisabeth Pape wählt, keine dokumentarische: Mit stilisierter Sprache stellt sie der Protagonistin einen Chor gegenüber, aus dem sich immer wieder einzelne Figuren lösen." Der Jury gehörten 2023 Florian Vogel (Künstlerischer Leiter Kleist Forum), Oliver Bukowski (Autor), Sabeth Braun (Leitende Dramaturgin Staatstheater Augsburg), Petra Thöring (Dramaturgin Hessisches Landestheater Marburg), Milena Manns (Dezernentin für Kultur der Stadt Frankfurt / Oder), Beata Anna Schmutz (Vorstand Dramaturgische Gesellschaft, Künstlerische Leiterin Mannheimer Stadtensemble), Jasmin Maghames (Vorstand Dramaturgische Gesellschaft, Dramaturgin Schauspielhaus Bochum) Anke Pätsch, Direktorin Kleist-MuseumsFrankfurt (Oder) und Jack Kurfess (Theater Consultant) an.an.

Elisabeth Pape, 1995 geboren, wuchs zwischen Berlin und Czernowitz/Ukraine auf. Sie studierte Theater- und Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin und Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Ihre Stücke liefen als Werkstattinszenierungen sowohl an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin, dem Theaterdiscounter, der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin sowie auf Kampnagel in Hamburg. Für das Theater Koblenz hat sie 2022 Anton Tschechows "Der Kirschgarten" neu bearbeitet und ergänzt.

Die Preisverleihung findet im Rahmen der diesjährigen Kleist-Festtage am 11. Oktober 2023 statt. Laudator ist Oliver Bukowski. Unter den Preisträgern der Vorjahre sind Ivana Sokola, Magdalena Schrefel und Thomas Köck.

(Kleistforum Frankfurt (Oder) / Stadt Frankfurt (Oder) / sle)

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Kommentare  
Kleist-Förderpreis: Verlag?
Guten Tag, und vielen Dank für diese wichtige Meldung!
Frage: Gibt es schon einen Theaterverlag, der die Rechte an Elisabeth Papes Stück vertritt?
Danke vorab für Antwort und beste Grüße

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Lieber Herr Becher,
Elisabeth Pape wird vom Rowohlt Verlag vertreten.
Herzliche Grüsse aus der Redaktion, Esther Slevogt
Elisabeth Pape: Verlag
Das Stück wird vom Rowohlt Verlag vertreten. Liebe Grüße!
Kleist-Förderpreis: "Extra Zero" und "Heim-Suchung"
Elisabeth Papes eindringlicher Text "Extra Zero" über Therapiemethoden essgestörter Jugendlicher wurde gestern zum Abschluss der ATT als eine von sechs szenischen Lesungen präsentiert und war meiner Meinung nach der stärkste Teil des "Heim-Suchungen"-Parcours. Birgit Unterweger aus dem DT-Ensemble steht im Zentrum direkt neben der Toilettenschüssel, die Spieler*innen vom Jungen DT sind im Chor an den Rand gedrängt, langsam arbeitet sich eine von ihnen aus der Gruppe heraus und wird zum selbstbewussten Gegenpart der Erwachsenen-Perspektive (Mutter/Therapeutin/Ärztin), die von Unterweger verkörpert wird.

Um eine „Heim-Suchung“ im ganz wörtlichen Sinn ging es auch in „Brennendes Haus“ von Anaïs Clerc im aufwändigsten Szenenbild: Ev Benzing hat auf der Probebühne 2 einem Trauer-Altar mit dem Sarg aufgebaut, in dem Markwart Müller-Elmau liegt. Die jüngeren Generationen (Jörg Pose aus dem Ensemble und Zalina Sanchez vom Jungen DT) kommen, um Abschied zu nehmen und anzuklagen. Die Schweizer UdK-Absolventin Clerc, in der kommenden Spielzeit Hausautorin in Bern, verknüpft in ihrem überzeugenden Text die Missbrauchs-Erfahrungen junger Frauen, die am Theater unter #metoo-Erfahrungen leiden, und die Übergriffe, die zu lange in der katholischen Kirche vertuscht wurden.

Komplette Kritik: https://daskulturblog.com/2023/05/12/heim-suchungen-theater-kritik/
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