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Medienkünstler Peter Weibel verstorben

Peter Weibel 2020 auf der Online-Konferenz "Postpandemisches Theater" | Screenshot

2. Mai 2023. Peter Weibel ist tot. Der Medienkünstler, Kunst-Theoretiker und Vorstand des Karlsruher Zentrums für Kunst und Medien (ZKM) verstarb am gestrigen Mittwoch, dem 1. März 2023, im Alter von 78 Jahren. Das melden die Badischen Neuesten Nachrichten.

Peter Weibel wurde am 5. März 1944 in Odessa geboren. Er studierte in Paris zunächst Französisch, Film und Komparatistik, dann in Wien Medizin und Mathematik mit Schwerpunkt Logik. Mitte der 1960er Jahre etablierte er sich als Medienkünstler, inspiriert von semiotischen und strukturalistischen Sprach- und Kunsttheorien. Er stand dem Wiener Aktionismus nahe. Seine "Was tun?" betitelte Tirade mit brennendem Handschuh gegen die österreichische Regierung im Hörsaal der Wiener Universität im Juni 1968 gilt als einer der Höhepunkte der Studentenbewegung in Österreich. In seiner Kunst setzte sich Weibel mit diversen Medien, audiovisuellen wie textlichen auseinander, schuf Installationen, Filme, Hörereignisse, computerbasierte Interaktionskunst. Seine Schriften verknüpfen medientheoretische Überlegungen mit Erkenntnistheorie und Ästhetik.

Weibel lehrte an diversen Hochschulen, unter anderem an der Universität für angewandte Kunst Wien, am College of Art and Design in Halifax, Kanada, und am Center for Media Study der State University of New York. Er leitete ab 1994 das Institut für Neue Medien an der Städelschule in Frankfurt am Main und seit 1999 das ZKM in Karlsruhe.

Als Kurator war Weibel unter anderem für die Ars Electronica tätig (von 1992 bis 1995 als ihr künstlerischer Leiter). Von 1993 bis 1999 kuratierte er den österreichischen Pavillon auf der Biennale von Venedig. Zwischen 1992 und 2011 war er Chefkurator der Neuen Galerie Graz, 2008 Kurator der Internationalen Biennale von Sevilla und 2011 Kurator für die 4. Moskauer Biennale. Von 2015 bis 2017 war er Kurator von "lichtsicht", der Projektions-Biennale in Bad Rothenfelde.

Weibels Abschied vom ZKM war für März dieses Jahres vorgesehen, schreiben die BNN. Zu seinem Abschied sollte eine letzte große Ausstellung seiner Amtszeit mit dem Titel "Renaissance 3.0" eröffnet werden. Als Weibels "wohl populärstes Projekt" für Karlsruhe stufen die BNN die Gründung der "Schlosslichtspiele" 2015 ein, die seither jährlich stattfinden.

Zur Konferenz "Postpandemisches Theater"  im November 2020 von nachtkritik.de mit dem Literaturforum im Brecht-Haus Berlin und der Heinrich Böll Stiftung steuerte Peter Weibel einen Video-Input bei. These: "Das Ende der Nahgesellschaft naht. Durch die Corona-Pandemie sind wir gezwungen worden, nachhaltig in die Ferngesellschaft einzutreten."

(bnn.de / chr)

Peter Weibels Impulsvortrag zur Konferenz "Postpandemisches Theater" 2020

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