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Schauspielerin Margit Carstensen gestorben
Immer mit besonderem Lächeln
2. Juni 2023. Die Schauspielerin Margit Carstensen ist gestern im Alter von 83 Jahren verstorben, das melden verschiedene Medien, unter anderem der Spiegel. Sie lebte zuletzt in einem Dorf bei Heide. Die gebürtige Kielerin gehörte nach dem Schauspielstudium in Hamburg vier Jahre lang bis 1969 zum Ensemble des Hamburger Schauspielhaus. 1969 wechselte sie unter der Intendanz von Kurt Hübner nach Bremen, wo sie Rainer Werner Fassbinder kennenlernte, mit dem sie eine jahrelange Zusammenarbeit verband, erst in seinen Theaterarbeiten in Bremen und dann am TAT Frankfurt. Ab Anfang der Siebzigerjahre spielte sie in vielen seiner Filme. In einem Interview im Jahr 2010 sagte Carstensen: "Ich bin vorher überhaupt nicht und später auch häufig wenig gefordert worden."
1977 bis 1980 war Carstensen an den Staatlichen Schauspielbühnen Berlin engagiert, 1981 bis 1985 in Stuttgart, bis 1988 am Theater Essen. In den Neunzigerjahren spielte sie dann immer wieder in den Inszenierungen von Leander Haußmann am Bayerischen Staatsschauspiel München und unter anderem auch in seinem Film "Sonnenallee". 1995 ging sie mit ihm ans Schauspielhaus Bochum und gehörte zehn Jahre lang zum Ensemble. In Erinnerung bleibt sie als wichtige Protagonistin in den Arbeiten von Christoph Schlingensief. Unvergessen auch ihre anderen Volksbühnen-Auftritte wie in René Polleschs "Schmeiß dein Ego weg!". Margit Carstensen wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
In einer ersten Reaktion vom Schauspielhaus Bochum auf ihren Tod, heißt es von Chefdramaturg Vasco Boenisch: "Sie war ein Bühnen-Wesen, auch wenn das viel zu kitschig für Margit Carstensen klingt, mit einer unvergleichlichen Aura: hoch gewachsen und doch flirrend zerbrechlich, hanseatisch spröde konnte sie wirken und war gleichzeitig so wunderbar subtil gewitzt. Sie war ein Unikat. Eine Ausnahmeschauspielerin auf den deutschsprachigen Bühnen."
(sik)
Medienschau
"Carstensen, die in der Theater- und Filmszene Kultstatus genoss, war für Experimente und Neues immer aufgeschlossen", schreibt Christine Dössel in der Süddeutschen Zeitung (2.6.2023) und blickt genauer auf die Fassbinder-Jahre: "Die hochgewachsene, hochempfindsame, flattrig-fragile Carstensen hatte die Ausstrahlung einer wehen Salonschönheit. Für Rainer Werner Fassbinders Melodramen und extrakünstliche Ästhetik brachte sie eine kongeniale Aura mit. Die von ihm verlangte Künstlichkeit konnte sie bis ins Puppenhafte treiben, wobei sie stets geheimnisvoll wirkte, unergründlich noch in der devotesten Rolle."
"Margit Carstensen war neben Hanna Schygulla die große Diva in den Filmen Rainer Werner Fassbinders. Wie alle in dessen Umgebung musste sie sich irgendwann von ihm befreien, um zu überleben", heißt es im Artikel von Filmredakteur Hanns-Georg Rodek in der Welt (2.6.2023), der eindringlich die Machtpraktiken des Regisseurs thematisiert: Für Carstensens "Rolle als demütiges Groupie setzte er ihr eine Brille mit so dicken Gläsern auf, dass sie an optische Folter grenzten. In einem Interview am Drehort berief sich Carstensen auf ihr berufliches Können: Man könne als Schauspielerin dem Regisseur 'im Grunde nur ein einziges Angebot machen, das wirklich stimmt... Es geht nicht, dass man wie ein Komödiant einfach verschiedene Sachen anbietet'."
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