Gespräche über Theaterfusion Rostock-Schwerin gescheitert
Schnittmenge nicht groß genug
13. April 2013. Das Kultusministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern hat die Gespräche über eine mögliche Theaterfusion zwischen dem Rostocker Volkstheater und dem Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin für gescheitert erklärt, bevor sie überhaupt begonnen haben. Das berichtet heute die Schweriner Volkszeitung.
Als Grund für das Scheitern nannte die SVZ das Beharren des Rostocker Volkstheaters, neben der Prüfung der Fusionspläne müsse auch die Variante "Eigenständigkeit und Kooperation" untersucht werden. Diese Variante aber habe der SVZ zufolge weder das Land noch die Stadt Schwerin mittragen wollen.
"Aus Sicht des Kultusministeriums ist die Schnittmenge zwischen Land, Schwerin und Rostock nicht groß genug, um eine Absichtserklärung mit drei Beteiligten zu verabschieden", wird ein Ministeriumssprecher zitiert. Außerdem sei das Land nicht bereit, eine pauschale Zusage über Fördermittel für einen Theaterneubau zu geben. Das hat der SVZ zufolge jedoch Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling gefordert, ohne im Gegenzug konkrete Pläne vorzuweisen.
(SVZ / sle)
Der kaufmännische Geschäftsführer des Volkstheater Rostock, Stefan Rosinski, schrieb auf nachtkritik.de jüngst über Theater als GmbH – Was aus dem einstigen Heilsversprechen geworden ist.
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die Rostocker Bürgerschaft hat in langer Diskussion ein "Prüfangebot" abgestimmt, dass das Fusionsmodell der Firma Metrum um das einer Eigenständigkeit bei verstärkter Kooperation zwischen Rostocker und Schweriner Theater ergänzt. Dieser erweiterte Prüfauftrag wurde seitens des Ministeriums dankend abgelehnt, man betrachte das Angebot einer Mitwirkung nunmehr als hinfällig. Der Witz: nun wollen Schwerin/Schwerin allein die Fusion mit Rostock prüfen, d.h. ohne dass wir in der Arbeitsgruppe mitwirken und daher auch keinen Einfluss auf die Modellstruktur nehmen können. In jedem Fall sollen wir von Landes wegen verpflichtet werden, alle notwendigen Daten zu liefern.
Damit ist immerhin deutlich geworden, dass es trotz neun verschiedener Modelle nie um etwas anderes gegangen ist als die Vollfusion. Das Ganze ist das Schulbeispiel eines autoritären Politikstils, in dem Diskussionsangebote den Charakter öffentlicher-rechtlicher Talkshows haben. Es geht nicht um Sachgerechtigkeit, sondern die Durchsetzung von Kabinettsbeschlüssen, die anderen Leitlinien folgen als solchen einer konstruktiven Entwicklung von Theaterstrukturen.
Die nächsten Wochen werden zeigen, wie es nun in Rostock weitergeht. Neben der Bestellung eines Intendanten ab 2014 ist angesichts der Drohkulisse des Ministeriums ("Kürzung des Landeszuschusses") und der Haushaltssituation der Hansestadt eine Strukturdiskussion des Volkstheaters unausweichlich. Schnell hingeworfene Ideen wie Zwei-, Drei oder Einspartenmodelle sind allerdings genauso wenig seriös wie grob gestrickte Fusionsszenarien, die vor ihrer Prüfung schon als beschlossen gelten sollen. Es bleibt also spannend in Rostock... Herzliche Grüße, Ihr Stefan Rosinski
Als Minister Brodkorb im September 2012 durch die Firma METRUM GmbH neun Modelle zur möglichen Umstrukturierung der Theater- und Orchesterlandschaft M-V vorstellte, hieß es, dass diese reine Diskussionsmodelle seien, die jederzeit veränderbar wären, selbst weitere Modelle seien vorstellbar. Den Kommunen hätten ausreichend Zeit für eine Positionierung.
Doch bereits vor Ablauf der dann doch gestellten Frist beschloss die Koalition die Variante Fusion, damals noch in den Varianten Teilfusion oder Vollfusion. Bereits zu diesem Zeitpunkt, Anfang Dezember 2012, wurde klar, dass eine ergebnisoffene Prüfung von Modellen nie vorgesehen war. Das Ergebnis stand von Anfang an fest. Schließlich hatte das Bildungsministerium METRUM in eine bestimmte Richtung beauftragt, die nicht in Gefahr gebracht werden soll.
Dem Druck aus der Landesregierung beugte sich einzig und allein die Stadt Schwerin. Für den Bereich Mecklenburg ging es de facto auch ausschließlich um sie. Ein maroder städtischer Haushalt, der Jahr für Jahr neue Defizite aufhäuft, kann kein eigenes Theater finanzieren. Dafür, so die Strategen aus dem Ministerium, soll die Stadt Rostock herangezogen werden. Alles andere waren und sind rhetorische Nebelbomben. Diese sind mit dem heutigen Tage endgültig geplatzt und folgende Aussagen des Ministers haben sich als Lügen entpuppt:
-es gehe ausschließlich um die Prüfung von Varianten
-das Prüfergebnis müsse nicht übernommen werden
-es gibt keine Erpressung.
Heute hat das Bildungsministerium die seitens Bürgerschaft und Stadtverwaltung Rostock beschlossene Vereinbarung zur vertieften Prüfung von Varianten strikt zurückgewiesen. Eine Kooperation käme gar nicht in Frage, nur eine Vollfusion, bei eventuellem Zugeständnis eine Teilfusion. Wenn Rostock der Fusion nicht sofort zustimme, dann überlege sich die Landesregierung, ob sie sich am Theaterneubau beteilige. Sie respektiere aber die Eigenständigkeit des VTR. Akzeptanz bei Mittelentzug stellt den Versuch erneuter Erpressung dar.
Es ging nie um eine Prüfung, sondern ausschließlich die sofortige Zustimmung zu einer Fusion, geprüft werden sollen lediglich die Wege zu dieser Vollfusion. Genau dies hatte die Fraktion Rostocker Bund/Graue/Aufbruch 09 von Beginn an erklärt und bereits im Dezember den Antrag gestellt, ein Konzept für ein eigenständiges VTR zu erarbeiten. Das wurde durch die Bürgerschaft abgelehnt. Nun muss sie es tun, mit vier Monaten Verspätung.
Der Rostocker Steuerzahler sollte zur Abwendung der für ca. Mai anstehenden Insolvenz des Schweriner Theaters herhalten. Das ist aber nicht Aufgabe der Rostocker Bürger. Zumal die Schweriner es versäumt haben, die Auflagen des sog. WIKOM-Gutachtens zu ihrem Theater umzusetzen oder Alternativen aufzuzeigen. Die Umsetzung aber war für METRUM die Voraussetzung aller neun Modelle. Schwerin hat seine Finanzhausaufgaben nicht erfüllt und wollte sich bei den Rostockern bedienen. Das ist nun definitiv gescheitert.
Die METRUM GmbH wird die Vollfusion der Theater Schwerin und Rostock auch ohne Beteiligung der Hansestadt prüfen (das stand schon immer fest, man wollte beide Kommunen nur mit ins Boot holen um von Beginn an das Ergebnis Fusion akzeptiert zu bekommen). Das VTR soll dazu die Zahlen liefern, aber keinen Einfluss auf deren Verwendung haben. Dass dies zu falschen und unvollständigen Ergebnissen führt, ist bereits der ersten Studie zu entnehmen.
Die Hansestadt Rostock sollte daher Zahlen nur dann an METRUM liefern, wenn das Studienergebnis vor Veröffentlichung durch die Stadt Rostock auf korrekte Wiedergabe und Einordnung geprüft wurde. Ansonsten sollte sich Rostock der Weitergabe von Zahlen verweigern.
Die Hansestadt Rostock wiederum hat drei Aufgaben zu erfüllen:
1.Die Darstellung der finanziellen Machbarkeit eines eigenständigen Vier-Sparten-Ensembletheaters ab Fertigstellung des Neubaus, bei gleichzeitigen internen strukturellen Veränderungen und einer inhaltlichen Profilierung.
2.Die Suche nach Übergangslösungen bis zur Fertigstellung des Neubaus (ca. 2020). Hierzu gehört auf jeden Fall eine Veränderung beim Orchester: Entweder wird ein Haustarif bei der Philharmonie durchgesetzt oder sie wird in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert, die sich mittels der angebotenen Leistungen selbst finanziert. Ab 2020 kann neu überlegt werden.
3.Stadtverwaltung und Theaterleitung lassen Schritte zur rechtlichen Durchsetzung einer gleichberechtigten Teilhabe an der Landesfinanzierung der Theater und Orchester in M-V prüfen.
Eine Politik, die auf Druck und Erpressung basiert und keinerlei Denkalternativen zulässt, ist weder demokratisch noch echte Politik. Das Land musste damit scheitern.
Rostock hat nun die Chance und Pflicht mit eigenen Ideen in die Offensive zu gehen. Und eine Kooperation mit Schwerin ist weiterhin möglich, aber erst, wenn das dortige Theater eigene Anstrengungen zur Sanierung unternommen hat.
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Einer zunehmenden Radikalisierung der jungen Generation, zumeist nach rechts, der Resignation der Eltern- und Grosselterngeneration, steht eine in Deutschland beispiellose Urlauberbespassung gegenueber. Dieses deutschlandweit einmalige Potential gilt es natuerlich zu nutzen, wobei die Verantwortlichen zunaechst begreifen muessen, dass sich der Nutzen des Theaters nicht alleine ueber den Verkauf von Karten bemessen laesst.