Tschick - Am Gostner Hoftheater Nürnberg auf die Reise geschickt von Thomas Stang

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Von wegen Kunsttransport

von Dieter Stoll

Nürnberg, 21. Juni 2012. In Bayern beginnen die Sommerferien traditionell erst Ende Juli, also kommt dieser angenehm unkorrekte Trip von zwei Vierzehnjährigen mit dem geklauten Auto ins erreichbar platzierte Abenteuer nun am Gostner Hoftheater in Nürnberg wie ein zwinkernder Wink mit dem Zaunpfahl – und auf alle Fälle wie gerufen. Wolfgang Herrndorfs Roman "Tschick", durch "Jugendbuch"-Belobigungen zunächst mal etwas seitlich in die Zielgruppen-Ecke geschoben, thront inzwischen auf zentralem Bestseller-Platz in der aktuellen Literatur-Szene und hat die Herzen der Erwachsenen erobert. Zumindest solange deren Sprösslinge die Anarchie der Freiheit, die da auf denkbar amüsante Weise proklamiert wird, nicht gleich für die eigene Realität einfordern. Aber das konnte die Eltern-Generation, die der Premiere im wichtigsten Alternativtheater Frankens nach 90 Minuten so lange zujubelte, ganz entspannt sehen – für den wahren Alltag darf es ein bisschen weniger sein als in der regelfreien Phantasie.