Tust du lieben mich?

2. Spetember 2022. Dass man sich vorher eine Stückzusammenfassung durchlesen sollte, wenn man hier die Handlung durchschauen will: geschenkt! Denn Regisseur Jan Bosse holt mit erstklassigen Schauspieler:innen einen sündhaft vergnüglichen Abend aus Jakob Noltes eigenwilliger Shakespeare-Neuübersetzung heraus. Nach der Premiere bei den Bregenzer Festspielen ist der Abend nun am koproduzierenden Deutschen Theater angekommen.

Von Martin Thomas Pesl

"Der Sturm" in Jakob Noltes Neuübersetzung, inszeniert von Jan Bosse bei den Bregenzer Festspielen © Bregenzer Festspiele / Karl Forster

24. Juli 2022. Das gab’s auch noch nicht oft, dass sich beim Premierenapplaus der Übersetzer solo verbeugen darf. Freilich war vielen heftig Klatschenden bei den Bregenzer Festspielen wohl nicht klar, dass hier Jakob Nolte nach vorne geschickt wurde, jener Mann, der Shakespeares Zaubermärchen "Der Sturm" ins Deutsche übertragen hatte. So ließ sich bedauerlicherweise weder durch Aufwallen noch Abebben des Jubels feststellen, wie der höchst eigenwillige Text ankam.

Arbeitsverweigerung oder Konzeptkunst?

Der 1988 geborene Schriftsteller ging für diese Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin anders vor als 2019 bei seiner ebenfalls hier erstaufgeführten Bearbeitung des "Don Quijote". Nolte übersetzte den "Sturm" wie ein Philologe, der sich einer toten Sprache nähern möchte: Wort für Wort. Was für manche ein erster Schritt in der Translationsarbeit ist, war für ihn das Endergebnis. "Do you love me?" wurde zu "Tust du lieben mich?", "Follow, I pray you" sinnfrei zu "Folgt, ich bete dich", und die Kontraktion "don't" heißt auf deutsch "tun'cht". Solche Scherze.

Arbeitsverweigerung oder Konzeptkunst? Für Regisseur Jan Bosse ist das keine Frage, zumindest keine hinderliche. Er nimmt den kruden Text und macht daraus großes, lustvolles Theater. "Der Sturm", so Nolte/Bosses These, war eh nie ganz ernst zu nehmen. Weder Komödie noch Tragödie, schwelgt er in einer Traumwelt, in der alles mit einem Fingerschnippen des mächtigen Zauberers Prospero möglich ist.

                               Kreative Seilkunst: Stéphane Laimés Bühnenbild eignet sich hervorragend zur pubertär-komödiantischen Verwertung durch die Schauspieler:innen © Bregenzer Festspiele / Karl Forster

Zumindest hätte Prospero das gerne. Wenn Wolfram Koch anfangs die bis auf das Riesengebläse (das in allen Stücken mit Stürmen offenbar sein muss) praktisch leere Bühne betritt, will er seine Macht anhand des Saallichts vorführen. Plötzlich ist der Saal hell und die Bühne dunkel. Erst nach mehreren Schnippversuchen klappt es wie geplant, aber auch nur, weil Lorena Handschin als Luftgeist Ariel ihre Finger im Spiel hat. Ariel mag zwar Prosperos Diener sein, hat es aber eindeutig besser drauf als der schrullige alte Mann.

Endlose Spielmöglichkeiten

Auf ein weiteres Schnippen hin füllt sich die Bühne von oben mit Hanfseilen. Dicken Stricken, die im Folgenden verlässlich davon ablenken, dass die Figuren miteinander reden wie mit Fremden, die sie für nicht ganz helle halten – so lange, bis man sich an diese Sprache gewöhnt hat. Stéphane Laimés Bühnenbild ist in seiner Kathrinbrack’schen Monothematik das Zentrum der Aufführung. Es eröffnet endlose Spielmöglichkeiten. Mit einem Seil kann man alle anderen Seile zusammenbinden, sodass sie aussehen wie ein in die Bühnendecke wachsender Baum. Oder man kann zwei Stricke zusammenknoten und darauf schaukeln. Ein Seil kann sich bewegen wie eine Schlange, aus einem anderen kommt vorne Flüssigkeit raus – was in der Szene zwischen Caliban (Julia Windischbauer) und Stephano (Jeremy Mockridge) natürlich pubertär-komödiantisch verwertet wird. Regelrecht clownesk wird es, wenn Wolfram Koch eine als Strick "verkleidete" Stange hervorholt, bisschen durch die Gegend schwingt und mit den Worten "Ganz unpassende Stelle" wieder verstaut.

DerSturm c Bregenzer Fetspiele Karl Forster 5Nein, in den Seilen hängt hier niemand, im Gegenteil: Die Akteur:innen holen aus Jakob Noltes kruder Shakespeare-Neuübersetzung hochvergnügliches Theater heraus © Bregenzer Festspiele / Karl Forster

Solche Scherze. Wer die Handlung durchschauen will, sollte sich jedenfalls vorher eine Zusammenfassung anschauen. Für den Genuss des Abends ist das aber nicht nötig. Dass etwa Prosperos Tochter Miranda (Linn Reusse), die aufgrund des Insellebens außer ihrem Vater noch keinen Mann gesehen hat, den gestrandeten Ferdinand (ebenfalls Mockridge) sehr interessant findet, wird in reizenden stummen Interaktionen ebenso klar wie gerade im liebevollen Umgang mit Noltes Wörtern. Dass Miranda über üppigste Beinbehaarung verfügt, kann als Gender-Kommentar gelesen werden oder als singuläre Geste totalen Realismus: Warum sollte sie auf der einsamen Insel auch auf die Idee kommen, sich zu rasieren? Von dem amüsanten Detail (und dem zerschlissenen, staubigen Anzug Prosperos) abgesehen strotzen Kathrin Plaths Kostüme vor Glamour: Die böse Führungselite aus der Stadt reist in protzigem Mafia-Pelz, an den Geisterwesen schillern Glitzerkleider.

Ironisch verklärt, sündhaft vergnüglich

Ein solches in blau trägt (genau wie Ariel) auch die Multiinstrumentalistin Carolina Bigge, die die Spielszenen rhythmisch befeuert und außerdem gemeinsam mit Arno Kraehahn einige Originalstellen vertont hat. So, wie Lorena Handschin "Hell is empty, and all the devils are here" singt, kann man sich dazu die Titelsequenz zum nächsten Bond-Film vorstellen. Dieser "Sturm" ist ironisch verklärt, genüsslich gespielt, sündhaft vergnüglich. Oder, mit Jakob Nolte ausgedrückt: solches Zeug als Träume sind gemacht von.

Der Sturm
von William Shakespeare, Deutsch von Jakob Nolte
Erstaufführung der Übersetzung
Regie: Jan Bosse, Bühne: Stéphane Laimé, Kostüme: Kathrin Plath, Musik und Sounddesign: Carolina Bigge, Arno Kraehahn, Licht: Marco Scherle, Dramaturgie: David Heiligers.
Mit: Lorena Handschin, Wolfram Koch, Jeremy Mockridge, Linn Reusse, Tamer Tahan, Julia Windischbauer, Live-Musik: Carolina Bigge.
Premiere am 23. Juli 2022
Dauer: 2 Stunden 15 Minuten, keine Pause

www.bregenzerfestspiele.com


Kritikenrundschau

"Die grammatikalisch wie semantisch recht abenteuerlustige Übersetzung schmerzt nicht", schreibt Theresa Luise Gindlstrasser in Der Standard (25.7.2022). "Viel eher verneigt sie sich vor dem sprachlichen Wagemut Shakespeares. " Ein sinnerfassendes Zuhören gestalte sich über die Dauer des Abends hinweg zwar durchaus anstrengend. "Jedoch macht es die wohltemperierte Inszenierung problemlos möglich, sich vom Text als bloßer Klangkulisse der Bühnengeschehnisse berieseln zu lassen", so Gindlstrasser: "Weder Kolonialgeschichte noch postkoloniale Diskurse scheinen für diesen optisch ansprechenden, dramaturgisch gut konsumierbaren Abend eine Rolle zu spielen." Diese Freude am bloßen Handlungsfortschritt wirke seltsam leer und unbedarft. "Sowie der Singsang der Sprache Bedeutungsunterschiede nivelliert, so gleicht die Inszenierung Machthierarchien aus."

"'Der Sturm' ist an sich ein sehr schwieriges Stück Shakespeares. In diesem späten Werk betrachtet der Autor das Theater als symbolische Insel der Möglichkeiten und genau das setzt Jan Bosse in seiner Inszenierung auch um", urteilt Ines Hergovits-Gasser im ORF (24.7.2022). "Sehr viel Zauber und Magie spielen in dieser Inszenierung mit, die noch dazu mit reichlich Special Effekts und Klamauk gespickt ist.". All dies erleichtere es dem Publikum nicht, zu verstehen, was auf der Bühne inhaltlich tatsächlich passiert. "Doch trotz der Komplexität und Kompliziertheit ist dieser „Sturm" des Deutschen Theaters Berlin äußerst kurzweilig und unendlich unterhaltsam."

Jan Bosse habe Shakespeares "eigenartige Mischung aus Romanze, Fantasy und surrealem Drama" in eine "schräge, traumhafte Märchen-Komödie mit Sarkasmus, Klamauk und (Selbst-)Ironie" verwandelt, schreibt Klaus-Peter Mayr in der Allgäuer Zeitung (25.7.2022). "Fast zuviel Spott und Ironie rührt er dazu." Das Publikum im ausverkauften Kornmarkttheater in Bregenz habe am Ende dennoch gejubelt: "wegen des vergnüglichen Spiels, der zauberhaften Bilder und eines Ensembles, das den Theaterglanz der Hauptstadt an den Bodensee bringt – allen voran Wolfram Koch als Prospero".

Da Regisseur Jan Bosse kümmert sich "kaum um Caliban" kümmere, falle "der ganze Komplex von Rassismus und Kolonialismus" aus, schreibt Rüdiger Schaper im Tagesspiegel (2.9.22). "Was bleibt, ist erst einmal das Theater als Illusionsmaschine", urteilt der Kritiker. "Das ist der Kern, so kann man es sehen." Gleichwohl tauchten im Laufe des Abends "grundsätzliche Probleme" auf; eines davon sei die Textfassung von Jakob Nolte. Deren "kindlicher Charme" verfliege schnell, zudem würden "die seltsam eitlen Wendungen" nicht helfen, "die Story zu entwirren".

Einen "Unterhaltungsabend der besseren Art" hat Simon Strauß von der FAZ gesehen. "Vor allem das 'Ironische' hat die Regie am Romantischen interessiert, für die düsteren Facetten des Stücks hat sie wenig Sinn", diagnostiziert er. In Jakob Noltes Neufassung klingen Shakespeares Sätze für den Kritiker "auf einmal unbeholfen und kraftlos". Allerdings meistere das Ensemble "den Nolteschen Sprachhindernislauf bravourös" – Strauß zufolge "ein wirkliches Kunststück".

Kommentare  
Der Sturm, Bregenz: Gen Sinnlosigkeit
Warum eigentlich nicht gleich auf Englisch, wenn die deutsche Version zur Sinnlosigkeit tendiert?
Auf youtube kann man sich übrigens die bemerkenswerte Version von Peter Brook ansehen. Und auch andere Beispiele dafür finden (etwa von der RSC), wie man dieses Meisterwerk ernsthaft und spannend und nicht im Ambiente einer Schauspielschulproduktion inszenieren kann.
Der Sturm, Bregenz: Deutsche Version?
Warum nicht handfest und detailreich begründet eine deutsche Version, die der geistigen Dimension der ältesten englischsprachigen Fassung, der man habhaft werden kann, am nächsten kommt?
Der Sturm, Bregenz: Entfesselt
Ich habe gestern die letzte der drei Aufführungen in Bregenz gesehen - es war ganz einfach eine Sternstunde des Theaters. Zweieinhalb Stunden lang herrschte atemlose Spannung im Publikum, der Jubel am Ende kannte keine Grenzen, da brachen alle Dämme, der halbe Saal erhob sich kollektiv um die Schauspieler und die Musikerin frenetisch zu feiern. Das war schon eindeutig mehr Rockkonzert denn Stadttheater.
Und dabei war der Abend alles andere als billiger Klamauk: das lag vor allem auch an dieser sehr eigenwilligen Neuübersetzung, die dem elisabethanischen Englisch bis in die Syntax hinein folgt, was zwar im Deutschen dann zuweilen beinah unverständlich wirkt. Doch dieser klassische Verfremdungseffekt wirkt tatsächlich im Brecht'schen Sinn als Entzauberung der Sprache - und zugleich als eine Verzauberung durch die Art und Weise, wie die Akteure mit diesem Text agieren. Einerseits ist dieser Sprache die Dekonstruktion bereits eingeschrieben, andererseits wird durch das Spiel auf der Bühne das Stück aber durchaus auch ernst genommen, und diese beiden Ebenen laufen den ganzen Abend parallel nebeneinander. Ein Stück beim Wort zu nehmen und zugleich zu ironisieren ist hohe Kunst.
Ein weiterer Effekt dieser Art der Übersetzung ist natürlich die absurde Komik, die daraus resultiert und auf so sinnliche wie intelligente Weise den ganzen Abend dominiert. Und nicht zuletzt führt diese verquere Syntax paradoxerweise dazu, dass man stellenweise so nah am Originaltext ist, wie sonst nie: manchmal hört man das englische Original geradezu mit, das stets in dieser Kunstsprache mitklingt und mitschwingt.
Wohltuend war auch der Verzicht auf das heute allgegenwärtige gender- und identitätspolitische Getue auf der Bühne, auch wenn es etwa durch die Hosenrollen und die stark behaarten Beine Mirandas durchaus einen gewissen genderfluiden Touch gab, der aber - wie der Rest der Inszenierung - nie aufgesetzt sondern ganz natürlich wirkte. Und dass man bei diesem Stück auf eine so naheliegende postkoloniale Deutung verzichtet hat, ist dem Regisseur hoch anzurechnen.
Denn stattdessen hat er gezeigt, was Theater mit seinen eigenen Mitteln im besten Fall sein kann: nämlich ein hoch assoziatives, emotionales, spielfreudiges und intelligentes Feuerwerk. Es war ganz einfach wunderbar und auch technisch bemerkenswert, wie die Schauspieler diesen mehr als sperrigen Text beherrschten, da brauchte es (wie so oft an deutschen Theatern) keine halbwitzigen Spielchen mit der Souffleuse.
Neben dieser sprachlichen Seite war der Abend auch hoch artistisch, ja geradezu akrobatisch mit perfektem Timing, etwa wenn die auf die Bühne herabhängenden Seile zu vielfältigem Einsatz kamen. Auch die Musik war stimmig und subtil mit der Inszenierung verwoben, die Musikerin umspielte gekonnt das Geschehen auf der Bühne, wobei vor allem Lorena Handschin zeigen konnte, was sie stimmlich draufhat.
Und nicht zuletzt strahlte dieser Abend eine große Freude, eine allumfassende Liebe aus: durch den Verzicht auf jeden Zynismus spürte man in jedem Moment die Spielfreude der Akteure und die Lust, sich mit Haut und Haaren auf dieses Spektakel einzulassen, das getragen war von gegenseitigem Respekt und Zuneigung.
Gerne hätte man dieser Truppe mit dem unverwüstlichen und großartigen Wolfram Koch als sympathische, liebevolle und leicht verstrahlte Vaterfigur dieses jugendlichen Ensembles noch lange zugesehen bei diesem Theaterzauber, der einen so reich beschenkt und ganz im Sinne der aristotelischen Katharsis von eleos und phobos gereinigt und geläutert in die laue Bregenzer Sommernacht entließ. Danke für diesen Abend!
Liebe Berliner, lasst euch dieses Spektakel nicht entgehen und schaut euch das an: ab 1. September läuft diese Inszenierung am Deutschen Theater. Derart großartiges Theater bekommt man auch in Berlin nicht alle Tage zu sehen.
Der Sturm, Bregenz: Ansteckend
#3 Danke für Ihren schönen, begeisterten und damit ansteckende Besuchsfreude stiftenden Kommentar!
Der Sturm, Berlin: Hinter den Erwartungen
Jan Bosse hat bewiesen, dass er auch aus einem so flachen Text wie PeterLichts Molière-Überschreibung „Tartuffe oder Das Schwein der Weisen“ einen unterhaltsamen Sommertheater-Abend zaubern kann. Aber bei Jakob Noltes sperriger und dadaistischer Wort-für-Wort-Übersetzung will ihm dies nicht gelingen. Regisseur und Autor ernteten bei der Berlin-Premiere einige Buhs.

Das Ensemble kam nie richtig ins Spielen. Stargast Wolfram Koch, der nur hin und wieder in Berlin zu erleben ist, blieb als Prospero überraschend blass. Jeremy Mockridge im Glitzer-Höschen und Tamer Tahan mussten sich durch Knallchargen-
Rollen hampeln.

Besser erging es ihren Kolleginnen: Linn Reuse, Julia Windischbauer und vor allem Lorena Handschin als Ariel durften den Abend mit einigen Gesangs-Soli (live begleitet von Carolina Bigge) auflockern. Das waren die Lichtblicke eines zähen Abends, der als sommerliche Koproduktion des DT mit den Bregenzer Festspielen konzipiert war. Aber Spielfreude und Unterhaltungswert des Abends blieben hinter den Erwartungen zurück, selten wurde bei einer Komödie so wenig gelacht.

Komplette Kritik: https://daskulturblog.com/2022/09/02/der-sturm-jan-bosse-deutsches-theater-berlin-kritik/
Der Sturm, Berlin: Komödie?
#5 Ach echt jetzt, "Der Sturm" von Shakespeare ist eine Komödie? - Kein Wunder, dass ich den offenbar nie verstanden habe, das hab ich nämlich nicht gewusst, dass das ne Komödie ist! - Wat hätt ich mir für Erschütterungstränchen sparen können beim Lesen immer wieder, wenn ich nur gewusst hätte, dass das so zum Lachen gedacht ist, ich Dummerchen!
Der Sturm, Berlin: Begeisterung
So viel Begeisterung bereitet Freude, Vorfreude. Das braucht das Theater, freudige, interessierte Menschen. Danke, Herr Dr. Breuer. Leider alle Vorstellungen im September in Berlin ausverkauft. ich freue mich sehr auf den November.
Der Sturm, Berlin: Knallchargen
@6: Natürlich lässt sich "Der Sturm" nicht so einfach in die Komödien-Schublade einordnen wie z.B. "Was ihr wollt" oder "Wie es euch gefällt", dazu ist der Text zu schillernd und rätselhaft. Das habe ich auch nicht behauptet, sondern im ersten, auf NK nicht geposteten Teil meiner Kritik eingeordnet. Die Inszenierung von Bosse konzentriert sich sehr auf die komödiantischen und farcehaften Elemente, möchte Komödie sein.

Wunderbar, wenn Theater so begeistern kann wie von @3 geschildert. Ein "hoch assoziatives, emotionales, spielfreudiges und intelligentes Feuerwerk" hätte ich mir auch gewünscht. Seinem Lob für die Songs vor allem von Lorena Handschin schließe ich mich an, ansonsten musste ich über weite Strecken Knallchargen erleben. Ich wünsche @7, dass seine Vorfreude nicht enttäuscht wird, muss aber Georg Kaschs Beschreibung des Abends in der Berliner Morgenpost zustimmen: "grobkomisch", "pubertär" und "an der Oberfläche" bleibend.
Der Sturm, Berlin: Komödienschublade
#8 Also ich finde auch bei "Was Ihr Wollt" und "Wie es Euch gefällt" geht die Komödienschublade nicht ganz zu - eigentlich geht bei keinem eher komödiantisch auslegbaren Stück von Shakespeare die Schublade so ganz zu - vielleicht noch am ehesten in "Der Widerspenstigen Zähmung"? Interessant finde ich, dass Sie einen rätselhaften oder schillernden Text offenbar eher NICHT der Komödie zuordnen - das wäre doch toll, wenn man hier mal solch eine Diskussion eröffnen könnte an anderer Stelle: Was genau macht eine gute Komödie aus? Und was genau macht eine eher komische Auslegung eines Textes aus? Muss die dann zwingend an Tiefe einbüßen? Ist pubertäre Ansprache zwingend auf Oberflächlichkeit abgestellt? Wenn ja, warum eigentlich? usw. -
Der Sturm, Berlin: Sternstunde
Breuers Kritik teile ich (ausführlich auf https://antereisis.substack.com/p/all-the-angels-are-here). Das Stück ist eine Sternstunde des Theaters - auf mehrfache Weise. Klamauk und Knallchargen gibt es in der Inszenierung auf der Bühne nicht. Die beste Kritik lieferte übrigens Christian Gampert im Deutschlandfunk (https://www.deutschlandfunk.de/jetzt-auch-theater-in-bregenz-jan-bosse-inszeniert-shakespeares-sturm-dlf-5d081137-100.html)
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