Deponie Highfield - Wiener Festwochen
Lipizzaner, Lipizza, Ibiza
von Theresa Luise Gindlstrasser
Wien, 24. Mai 2019. Sieben Lipizzaner stehen gesattelt bereit. Drehen die Ohren und schwenken die Schweife. Aus den Nüstern kommt Rauch. Auftritt der glorreichen Fünf: Kathrin Angerer, Birgit Minichmayr, Caroline Peters, Irina Sulaver und Martin Wuttke. Sie reiten, reiten, reiten was das Zaumzeug hergibt, kommen nicht vom grünen Rasen-Fleck. Beharrlich wiederholt "Deponie Highfield" von René Pollesch die Frage, "warum ich dich so schnell vergessen habe". Warum also die große Liebe schon nach zwei Tagen vergessen ist. Und warum andererseits es ein Zeichen für Qualität sein soll, wenn ein Theaterabend lange "nachwirkt".
3 Episodes of Life - Wiener Festwochen
Fuck the Floor
von Theresa Luise Gindlstrasser
Wien, 12. Mai 2019. Die Wiener Festwochen starten mit dichtem Programm in die erste Woche. Neu-Intendant Christophe Slagmuylder präsentierte 27 Spielorte für insgesamt 45 Produktionen. Im Studio Molière (einem Veranstaltungssaal des Lycée français de Vienne) zeigt der in Schweden geborene Künstler Markus Öhrn "3 Episodes of Life". Die Koproduktion mit Kampnagel Hamburg und Mousonturm Frankfurt wird als aufeinander aufbauende Serie an drei Abenden (12. bis 14. Mai) uraufgeführt. Zum dritten Mal ist Öhrn bei den Festwochen zu Gast nach 2012 mit "Conte d'Amour" und 2018 mit der dann für den Nestroy-Spezialpreis nominierten Produktion "Häusliche Gewalt". Ausgehend von vor Wiener Gerichten verhandelten Missbrauchsfällen, untersuchte diese Vorgängerarbeit in fünfstündiger Langsamkeit die Unwägbarkeiten der Triade Mann-Frau-Gewalt. Bei "3 Episodes of Life" verschiebt sich der Fokus vom häuslichen ins berufliche Umfeld von Künstler*innen. Das Thema Missbrauch-Macht-Gewalt bleibt.
Zelt - Burgtheater Wien
Das Theater schwebt
von Michael Laages
Wien, 27. April 2019. Ganz weit oben auf der ewigen Hitparade von Jux und Dollerei im deutschen Theater steht seit mehr als zwei Jahrzehnten der Kampf mit den Liegestühlen – als Christoph Marthaler mit Anna Viebrock und Stefanie Carp "Die Stunde Null" einläutete am Schauspielhaus in Hamburg, mühte sich das komplette Ensemble mit den widerspenstigen Sitzgelegenheiten ab; und selbst wer forcierte Knallchargen-Komik gewohnt war, fiel hier von einer Kicher-Hysterie in die nächste. Damit hätte wohl selbst Herbert Fritsch, seit der Spät-Berufung vom Schauspieler zum Regisseur der Chef-Propagandist für die angeschrägte Farce auf deutsch-sprachigen Bühnen, kaum konkurrieren können; es sei denn, das komplette Wiener Burgtheater-Ensemble hätte jeder und jede für sich den ganzen Abend lang Zelte aufgebaut – und dabei immer wieder das Scheitern zelebriert wie einst Marthaler. Dass nun aber "Zelt", Fritschs finales Kunststück am Theater der scheidenden Intendantin Karin Bergmann, so gar keine Klamotte geworden ist um Häringe und Seile, Zelt-Stangen und Zelt-Planen, ist die größte Überraschung an diesem Abend im Burgtheater.
Regie: Nikolaus Habjan
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