Willkommen bei den Hartmanns - Am Akademietheater Wien übersetzt Peter Wittenberg Simon Verhoevens Willkommenskultur-Kassenschlager ins heutige Österreich
Es war einmal
Ein Volksfeind - Am Wiener Burgtheater zeigt Jette Steckel eine starbesetzte Neufassung des Umweltsündenklassikers von Henrik Ibsen
Mitten in der irren Gegenwart
von Eva Biringer
Wien, 18. November 2017. Was wollen uns diese Zwerge mit dem FDP-gelben Bart und den kruppstahlblauen Augen sagen? Etwa, dass in der neo-kapitalistischen Vorgartenhölle niemand eine weiße Weste trägt? Erst stehen sie still, wandern dann über die Bühne, wie von einem unsichtbaren Spieler gelenkte Schachfiguren. Ausgedacht hat sich dieses herrlich obskure Bühnenbild Florian Lösche. Dazu gehört auch ein Eisbecken, aus dem Joachim Meyerhoff als Doktor Stockmann zu Beginn des Stücks in aller Frische auftaucht (Mens sana in corpore sano, Sie wissen schon). Vor allem aber ist dieses Bühnenbild eine Eislaufbahn. Alle Darsteller, mit Ausnahme des Ehepaars Stockmann, gleiten mehr oder weniger talentiert auf Schlittschuhen durch ihre Bühnenexistenz. Gespielt wird Henrik Ibsens "Volksfeind", geschrieben 1882, uraufgeführt ein Jahr später, nun aufs Entschiedenste modernisiert von Frank-Patrick Steckel. Seine Tochter Jette Steckel führt Regie, zum Glück.
1984 – Hermann Schmidt-Rahmer stürzt George Orwells Romandystopie am Wiener Volkstheater in verblüffende Verfremdung
Her mit den alternativen Fakten!
von Theresa Luise Gindlstrasser
Wien, 17. November 2017. Rotes Scheinwerfer-Licht auf einem rosa gestreiften Boden. Phototapete miesester Auflösung betont die Holzhütte als Holzhütte. Eine Reihe von Bildschirmen, flimmernd, Clipart-Atmosphäre. Von oben hängt eine Projektionsfläche, eingefasst in Höhlenromantik. Sieben Schauspielende in beigem Trainingsanzug und mit Kim-Jong-un-Frisur tunken die Gesichter langsam ins dann grüne Scheinwerfer-Licht. Zu langsam, zu bunt, zu hell, zudem ein viel zu leises Gedudel, das hört niemals auf. Am Volkstheater Wien inszeniert Hermann Schmidt-Rahmer den Roman "1984" von George Orwell in richtig ranziger Optik. Die Bühne von Thilo Reuther, die Kostüme von Michael Sieberock-Serafimowitsch, die Videos von Clemens Walter und das Licht von Paul Grilj: Ist alles immer Verfremdungseffekt. Hält die Bühnenillusion in verstörender Distanz.
Die Zukunft reicht uns nicht (Klagt, Kinder, klagt!) - Thomas Köck und Elsa-Sophie Jach inszenieren am Schauspielhaus Wien einen Abgesang auf unsere kaputte Welt
Kassandras Erben
von Andrea Heinz
Wien, 9. November 2017. Man befürchtet schon das Schlimmste. "Die Zukunft reicht uns nicht (Klagt, Kinder, klagt!) Eine postheroische Schuldenkantate" nennt sich das Stück von Thomas Köck, das er gemeinsam mit Elsa-Sophie Jach am Schauspielhaus Wien zur Uraufführung gebracht hat. Das Programmheft hat die Anmutung eines Proseminar-Readers: Wissenschaftliche Texte, Interviews und Zeitungsartikel, alles schön unterstrichen und angemalt, damit auch wirklich kein Zweifel aufkommt. Es geht hier um das Erbe. Darum, was für eine schrecklich kaputte Welt die Alten den Jungen hinterlassen werden.
Regie: Anna Badora
Regie: Simone Young / Jonathan Meese
Regie: Monika Gintersdorfer, Frank Edmond Yao
Regie: Derrick Ryan Claude Mitchell
Regie: Bara Kolenc & Atej Tutta
Regie: Nele Stuhler & Falk Rößler (FUX)
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