Wastwater - In Wien inszeniert Stephan Kimmig den Dreiteiler von Simon Stephens
Schwelende Paranoia
von Martin Pesl
Wien, 29. April 2012. Eine niedliche kleine Ironie: Im Programmheft zur Uraufführung seines Stückes "Wastwater" in Koproduktion mit den Wiener Festwochen erklärte Simon Stephens letztes Jahr, durch seinen verstärkten Kontakt mit deutschem Theater zu formalen Innovationen inspiriert worden zu sein. Tatsächlich hat er statt eines "well-made plays" drei kurze geschrieben: eine Fingerübung im dialogischen Erzählen.
Kinder der Sonne - Nurkan Erpulat inszeniert Maxim Gorkis Abrechnung mit der vorrevolutionären russischen Intelligenzija am Wiener Volkstheater
Selbstabschottung im Theatersonnenlicht
von Leopold Lippert
Wien, 27. April 2012. Wenn sich an den Wiener Bühnen ein Frühjahrstrend abzeichnet, dann der, das Theater als realen, materiell-institutionellen Ort zur Debatte zu stellen. Das Burgtheater und sein Zuschauerraum mussten in der Vorwoche in Jan Bosses Robinson Crusoe für ein zivilisatorisches "Projekt einer Insel" herhalten. Nurkan Erpulat versteht in seiner Inszenierung von Maxim Gorkis "Kinder der Sonne" am Volkstheater das Aufeinanderprallen von Arbeiterklasse und Intelligenzija im vorrevolutionären Russland als Desillusionierung durch die Theatermaschinerie.
2. Festival des Absurden − Hubsi Kramar zelebriert den Wiener Überfluss im 3Raum Anatomietheater
Die Langobarden kommen
von Martin Pesl
Wien, 24. April 2012. Hubsi Kramars gottgleiche Stimme beschwört die Witwen des Chaos, dessen Kinder wir alle seien. Damit ist die Parole für "INXYZY – Flammende Liebe" ausgegeben, und für einen Moment sehen wir ein kleines Mädchen im weißen Kleidchen im grünen Gras im Licht aufleuchten. Das ist fast gruselig. Doch schon erscheinen eine Saxofonistin, ein Rapper und ein Pianist und machen ein bisschen Stimmung. Nächstes Bild: Eine Leiche wird mehrmals erschossen. Jemand sagt: "Die Langobarden kommen." Das bekommt man an diesem Abend noch öfter zu hören, genauso wie das Lied Die Liebe ist ein seltsames Spiel, Skelette und einige andere zufällig zusammengewürfelte Motive immer wieder auftauchen.
Winterreise - In Wien wagt Stefan Bachmann mit Elfriede Jelinek einen Blick in den Abgrund
Winterreise, angetaut
von Kai Krösche
Wien, 5. April 2012. Wie ein Wurm im Loch schaut sie aus, die dicke Frau im Fettanzug (Barbara Petrisch), nackt, aber mit Schmuck um Hals und Armgelenke; mit ihrem nach unten hin immer dicker werdenden Körper würde sie vermutlich ohnehin nicht mehr durch diese Öffnung kommen, selbst wenn sie wollte; eine Gefangene, die nicht mehr am Leben teilnimmt – und die aus ihrer einsamen Dunkelheit nur noch auf einen Abgrund blickt: In Stefan Bachmanns Inszenierung von Elfriede Jelineks "Winterreise" konkret auf die im steilen 45-Grad-Winkel von oben bis unten zulaufende Bühnenfläche. Es ist eine beeindruckende Skipiste ohne Schnee, die Olaf Altmann auf die Bühne des Akademietheaters bauen ließ – eine jener Bühnen, die ihre Darsteller zu dauerhafter Anspannung, zum Kampf mit dem Raum zwingen.
Regie: Günter Krämer
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