Hamlet - Obsessiv entschleunigt inszeniert Intendantin Barbara Frey ihren sechsten Zürcher Shakespeare
Unendlich reflektierte Spiegelwelt
Von Kaa Linder
Zürich, 13. September 2018. Radikal streng ist diese Lesart von "Hamlet", die den Totenkopf zum Programm erklärt: In ihrer letzten Amtszeit bringt Intendantin Barbara Frey ihre sechste Shakespeare-Inszenierung auf die Zürcher Pfauenbühne. Das auftretende Personal am dänischen Hof ist von Anfang an mausetot. In uniform blickdichtem, schwarzem Samt, die Gesichter kreidebleich, geistert es zugeknöpft auf der ebenso schwarzen wie blickdichten, da spärlich erleuchteten, Bühne umher.
Weltzustand Davos - In Zürich vollenden Rimini Protokoll mit ihrem Ausflug in die Weltwirtschaft ihre Staat-Tetralogie
Im Oval der Mächtigen
von Valeria Heintges
Zürich, 12. Januar 2018. Ich bin Igor Tulchinsky, CEO der WorldQuant LLC. Meine Firma verwaltet Hedgefonds im Wert von fünf Milliarden US-Dollar. Neben mir sitzt Matthias Müller, CEO der Volkswagen AG. Auch Investor George Soros ist da und der Chef der Ölfirma Aramco aus Saudi-Arabien, die mit 510 Milliarden Dollar Umsatz als finanzstärkste Firma der Welt gilt. Wir, das sind die Chefs von 14 Millionen Mitarbeitern. Wir, das sind die Wirtschaftsvertreter des 48. World Economic Forum, das von 23. bis 26. Januar 2018 im schweizerischen Davos stattfinden wird. Wir, das sind die Theaterbesucher von "Weltzustand Davos" von Helgard Haug und Stefan Kaegi vom Theaterkollektiv Rimini Protokoll. Im Zürcher Schiffbau zeigen sie den vierten Teil der "Staat 1-4"-Serie, die Phänomene der Postdemokratie untersucht und sich bereits in München den Geheimdiensten, in Düsseldorf dem Phänomen der Grossbaustellen und in Dresden technologiebasierten Abstimmungen widmete.
Mir nämeds uf öis - Christoph Marthaler inszeniert am Schauspielhaus Zürich eine Science Fiction-Farce zur globalisierten Finanzwelt
Finanzjongleure in der Schwerelosigkeit
von Claude Bühler
Zürich, 14. Dezember 2017. Sagt man in der Schweiz "Mir nämeds uf öis" (Wir nehmen es auf uns), so passiert das an der Stelle, wenn die Melancholie des Unabänderlichen in die Zuversicht kippt, pragmatisch anpacken zu dürfen. Zu beiden Regungen ist das Personal aber weder bereit noch fähig, das Christoph Marthaler auf einen Spacetrip Richtung Ereignishorizont schickt: Die Finanzjongleure, Unternehmer und Briefkastenfirmen-Vernetzer stimmen mit frechem Weltgötter-Blick ins Publikum Richard Wagners Matrosen-Ruf "Hallajoh" aus der Oper "Der Fliegende Holländer" an.
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- 30. September 2023 Lüneburg: Gutachten für Erhalt des Theaters vorgestellt
- 29. September 2023 GDBA: Raphael Westermeier ist Stellvertretender Vorsitzender
- 29. September 2023 Grips Theater: Bund finanziert Erweiterungsbau
- 28. September 2023 Goldener Vorhang für Katharine Mehrling + Matthias Brandt
- 28. September 2023 Joachim Meyerhoff erhält Kassler Literaturpreis
- 27. September 2023 Christian Thielemann wird GMD der Berliner Staatsoper
- 26. September 2023 Shortlist für den Michael-Althen-Preis für Kritik 2023
- 25. September 2023 EU-Wahl: Sibylle Berg kandidiert für Die Partei