Medienschau: MDR – Fazit zu 30 Tagen Theater-Challenge

Wo der Theaterbus rollt

Wo der Theaterbus rollt

3. Mai 2024. Einen kompletten Monat lang haben sich Journalist*innen des MDR einer Theater-Challenge gestellt: Wie fühlt es sich an, jeden Abend ins Theater zu gehen? In Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt?

Nach ihren täglichen Berichten für den MDR ziehen die vier jetzt ihr Fazit. Positiv sind ihnen die Theater auf dem Land aufgefallen. Matthias Schmidt (auch Kritiker für nachtkritik.de) habe überrascht, dass es "auch an mittleren und kleineren Häusern Inszenierungen gibt, die schlicht umwerfend sind".

Probleme bereitete die Erreichbarkeit. "In Stendal gibt es zum Beispiel keinen guten öffentlichen Nahverkehr, sodass der theatereigene Bus zum Einsatz kommt", sagt Stefan Petraschewsky. "In Eisleben wiederum sei die An- und Abreise mit dem Bus teurer als die Theaterkarte."

Von "Besucherschwund" sei nichts zu spüren gewesen. Auffällig war für die Kritiker*innen, "dass sich die Genres Oper, Operette, Schauspiel und Ballett immer mehr vermischen".

(mdr.de / chr)

Mehr zum Thema:

  • Im Theaterpodcast #68 sprechen Matthias Schmidt und Marlene Drexler über ihre Erfahrungen auf der Theatertour durch Mitteldeutschland.
Kommentare  
Medienschau Theater-Challenge: Echt jetzt?
„Matthias Schmidt (auch Kritiker für nachtkritik.de) habe überrascht, dass es "auch an mittleren und kleineren Häusern Inszenierungen gibt, die schlicht umwerfend sind".“

Ach was!?…..sehr bezeichnend für den vorherrschenden Kultursnobismus….
Medienschau Theater-Challenge: Es gibt auch Bielefeld
Wie "Mamma Mia" habe auch ich mich über diese Formulierung sehr geärgert. Sie zeigt, dass die Theaterkritik nur einen Bruchteil der Aufführungen wahrnimmt, aber auch nur wahrnehmen kann. Die Konsequenz ist, dass nur über eine Bruchteil der Aufführungen berichtet wird und viele schlicht umwerfende Inszenierungen nur in den lokalen und regionalen Medien Aufmerksamkeit erfahren. In der NRW-Zeitschrift "kultur west" gibt es monatlich eine Punktetabelle, in der Aufführungen des großartigen Theaters meiner Nachbarstadt Bielefeld fast nie vorkommen. Vor einigen Jahren gab es "Faust II", ein eigentlich unspielbares Stück, in einer Inszenierung mit drei Darstellenden. Die Inszenierung gehört zum Besten, was ich in meinem Leben gesehen habe (Theaterbesuche seit ca. 45 Jahren): bildgewaltig, witzig, berührend. Die Aufführung blieb m. W. völlig unter dem Radar der überregionalen Öffentlichkeit.
Eine Konsequenz der selektiven Wahrnehmung der Theaterkritik ist sicher auch die Auswahl des Theatertreffens, wo irgendwie immer dieselben Bühnen zu finden sind. Laut Homepage werden dort ja die "bemerkenswertesten Inszenierungen" gezeigt - was für eine Arroganz! Oder war irgendjemand aus dem Auswahlgremium schon einmal in Bielefeld.
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