Unterhaltsam, lehrreich und allgemeingültig

Frankfurt, 4. Dezember 2014. Im Kaisersaal des Frankfurter Römers wurden heute Abend die beiden wichtigsten deutschen Staatspreise für dramatische Literatur für Kinder und Jugendliche verliehen. Den Deutschen Kindertheaterpreis 2014 erhält Jens Raschke (Deutschland) für sein Stück: "Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute". Der Deutsche Jugendtheaterpreis 2014 geht an "Monster" (The Monster in the Hall) von David Greig (Großbritannien) in der Übersetzung von Barbara Christ (Deutschland). Die Preise sind mit jeweils 10.000 Euro dotiert.

In ihrer Laudatio lobt die Jury, dass es Jens Raschke gelinge, einen brisanten historischen Stoff literarisch und szenisch so aufzubereiten, dass er auch als eine Parabel auf die heutige Gesellschaft gelesen werden könne. Aus der Perspektive von fiktiven Tieren aus dem historisch verbürgten "Zoologischen Garten Buchenwald", die den Grausamkeiten auf der anderen Seite des Zauns zusehen müssten, stelle Jens Raschke die Frage nach der Rolle des Zuschauers, der aus sicherem Abstand Krieg, Tod, Folter, Flucht und Vertreibung beobachte. Ihm sei das Kunststück gelungen, einen historischen Stoff in einer fiktiven Geschichte zu erzählen, die unterhaltsam, lehrreich und allgemeingültig sei und dabei Mut mache hinzuschauen und sich nicht rauszuhalten.

Mit dem Deutschen Jugendtheaterpreis 2014 werden der Autor David Greig und die Übersetzerin Barbara Christ zu gleichen Teilen ausgezeichnet. Im Stück um ein 14-jähriges Mädchen, das nach dem Unfalltod der Mutter versuche, die Familie zusammenzuhalten, überrasche Greig immer wieder "mit ungeahnten Wendungen und wunderbar absurden Vorgängen". In "Monster" gelinge es dem Autor, den Personen eine enorme emotionale Tiefe und eine große Bandbreite des Handelns zu geben, ohne dabei die soziale Realität zu verleugnen, so die Jury. Die Protagonistin stelle uns der Autor dabei als Quelle von Kraft, Kreativität und seelischer Widerstandsfähigkeit vor. Barbara Christ sei es kongenial gelungen, David Greigs hochmusikalische, lakonische und umwerfend komische Sprache ins Deutsche zu bringen.

Der Jury für die Kinder- und Jugendtheaterpreise gehören neben Gerd Taube, dem Leiter des deutschen Kinder- und Jugendtheaterzentrums, Susanne Freiling (Künstlerische Leiterin des Theaterhaus Ensembles, Frankfurt am Main), Ulrike Hatzer (freie Regisseurin und Theaterpädagogin), Hannes Oppermann (Dramaturg und Theaterwissenschaftler) und Thomas Stumpp (Mitarbeiter im Bereich Theater und Tanz des Goethe-Instituts) an. Beide Preise werden seit 1996 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ausgelobt.

(Deutsches Kinder- und Jugendtheaterzentrum / chr)

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