"Die Ausländer verdienen zuviel"

1. Mai 2016. Die Personalabteilung der Nationaloper Bukarest hat über neun bei ihr angestellte Künstler*innen Hausverbot verhängt – das meldet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), und Karl-Peter Schwarz berichtet weiter über einen hausinternen Streit, der vorvergangene Woche an einem Aufführungsabend eskaliert sei: Die Musiker hätten sich geweigert, das zweite Klavierkonzert von Schostakowitsch zu Alexei Ratmanskys umjubelter Choreographie "DSCH" zu Gehör zu bringen. "Die Tänzer auf der Bühne, begründete Dirigent Tiberiu Soare dem verblüfften Publikum den Boykott, repräsentierten nicht das Ballett der Bukarester Nationaloper. (…) Ohnehin wusste jeder schon, worum es in dem Streit ging, der seit drei Wochen den Opernbetrieb lahmlegt: Es gebe zu viele Ausländer im Ballett, klagen Soare und viele Mitglieder der Opern-Belegschaft, und die Ausländer verdienten viel zu viel."

Auf der Hausverbots-Liste stehen der FAZ zufolge als prominenteste Künstler*innen die international renommierte Primaballerina Alina Cojocaru und ihr Verlobter, der dänische Tänzer und Choreograph Johan Kobborg – den Tiberiu Soare erst kürzlich von der Position des künstlerischen Ballettdirektors auf die eines einfachen Ensemblemitglieds hinabgestuft hatte, woraufhin Cojocaru und Kobborg sowie weitere Ensemblemitglieder, so die FAZ, eine Protestveranstaltung organisiert hätten und in eine Art Streik getreten seien; Kobborg kündigte zudem seinen Abschied aus Bukarest an.

Cojocaru Kobborg RB07 560Cojocaru (links) und Kobborg 2007 im Royal Ballet London © Scillystuff/wikipedia/CC BY-SA 3.0

Mittlerweile hätte sogar der rumänische Kulturminister versucht, zu schlichten – indem er erst den Dirigenten Soare als Interimsleiter wieder absetzte und den Pianisten und Dirigenten Vlad Conta an seine Stelle, der allerdings auch keinen Frieden brachte und deshalb seinerseits wieder gehen musste, so berichtet die FAZ: "Unterdessen ist der Streit auf der Bühne in einen politischen um die personellen Fehlentscheidungen und Improvisationen des Kulturministers übergegangen, der innerhalb von nur drei Wochen vier Operndirektoren ernannt hatte."

(FAZ / sd)

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