Wille zur Selbstbewahrung

21. September 2013. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (21.9.2013) unterhalten sich der Sachbuchautor Rüdiger Safranski und der Literat Daniel Kehlmann (beide aktuell bzw. bis vor kurzem Spitzenreiter der jeweiligen SPIEGEL-Bestseller-Liste) in einem ganzseitigen Gespräch, von Felicitas von Lovenberg geführt, über Johann Wolfgang von Goethe, zu dem Safranski jüngst eine Biographie vorgelegt hat.

Darin wird der Olympier nicht nur ausgiebig gefeiert und in der Größe und "Gelungenheit" seines Lebens und Werks als Provokation für die heutigen demokratisch egalitär geprägten Deutschen dargestellt, die es doch lieber mit tragisch scheiternden Künstlern wie Hölderlin oder Kleist hielten (laut Safranski). Und seine Arbeiten werden nicht nur als die "vollkommensten Beispiele für sprachliches Gelingen" gewürdigt (von Kehlmann).

Sondern Goethe kommt auch als Vorbild für ein gelingendes Leben mit der neuen Netzkultur in den Blick. Safranski: "Für mich ist Goethe jemand, an dem man beobachten kann, wie ein kulturelles Immunsystem funktioniert. Dazu braucht man Beweglichkeit und einen Willen zur Selbstbewahrung. Man könnte das auch existentielle Urteilskraft nennen. Jedenfalls kommt es nicht darauf an, mit allem und jedem vernetzt zu sein. Man muss auch auf intelligente Weise ignorieren können. Goethe konnte das."

(chr)

 

Kommentar schreiben