"Amputation gelungen, Patient tot"

29. Januar 2014. In der Süddeutschen Zeitung (29.1.2014) widmet sich Dorion Weickmann dem bedrohten Theater Dessau. Durch gestrichene Zuschüsse des Landes ist dessen Fortbestand ungewiss.

"Wer die Verantwortung für das Desaster trägt, lässt sich kaum ausmachen: Die Stadt zeigt aufs Land, das Land auf die Stadt, die Künstler verzweifeln am Primat der Ökonomie, haben jedoch zur Misere auch ihr Scherflein beigetragen."

Doch selbst wenn Schauspiel und Ballett entfielen, würde der Unterhalt von Orchester und Oper eine Million mehr verschlingen. Musical, Operette, Weihnachtsmärchen seien ohne Tanz, ohne Schauspiel unmöglich. Gäste zu engagieren, würde wiederum Geld kosten. Es stelle sich die Frage, ob sich die Abwicklung überhaupt finanziell lohne. Kultusminister Dorgerloh bemerke den Unterschied zwischen einem festen Ensemble und Gästen, die nur den Spielplan ergänzen, nicht.

Intendant André Bücker seinerseits sei einen Schulterschluss mit ebenfalls kürzungsbedrohten Kollegen schuldig geblieben. Sowohl Nußbeck als auch Dorgerloh würden kritisieren, dass die Intendanten der sparbedrohten Häuser keine Anstalten machen, sich miteinander ins Benehmen zu setzen, geschweige denn über "Austauschmodelle unterhalb der Fusionsschwelle" zu verhandeln.

Weickmann zitiert zum Schluss den Chefchoreografen Tomasz Kajdanski: "Amputation gelungen, Patient tot". "Ich bin 1979 der polnischen Diktatur entflohen. Die Kultur hat mich gerettet. Kultur heißt für mich: Deutschland. Was soll ich denken, wenn Deutschland seine Kultur so kopflos begräbt?"

(mw)

 

Mehr zur Debatte: Den Umgang des Landes Sachsen-Anhalt mit seiner Kultur fasste Matthias Schmidt zusammen, woraufhin Kultusminister Stefan Dorgerloh auf dieser Seite mit einem Text antwortete.

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