Es dauerte kein Jahr

8. November 2016. Die Stadt Trier will sich von ihrem Theaterintendanten Karl Sibelius trennen. Das berichtet die Trierer Tageszeitung Der Trierische Volksfreund. Der Stadtvorstand will – das gab dem Bericht zufolge der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe am Montag bekannt – nicht mehr mit Sibelius zusammenarbeiten. Der Stadtrat müsse der Trennung am 17. November noch zustimmen. Eine Umfrage unter den Fraktionen habe aber gezeigt, dass er dies tun werde, "selbst wenn es teuer wird – läuft der Vertrag doch noch bis 2020".

Abgestürzter Hoffnungsträger

Sibelius sei als Hoffnungsträger gestartet, so der Trierische Volksfreund, er sollte "Chef einer neuen Theateranstalt öffentlichen Rechts werden, die nie gegründet wurde, er sollte einen Theaterneubau begleiten, den es nun niemals geben wird, er sollte frischen Wind durch die muffigen Theaterflure wehen lassen, das Publikum verjüngen und das Haus von jenem Abgrund wegführen, vor dem es jahrelang gestanden hatte. Doch dauerte es kein Jahr, bis erneut über eine Theaterschließung debattiert wurde, bis die verhasste Finanzdiskussion unter seiner Intendanz zum zentralen Thema wurde – und zu seinem Verhängnis."

Anwalt erstaunt

Dem Bericht zufolge hat der Anwalt von Karl Sibelius am Montag für seinen erkrankten Mandanten mitgeteilt, man sei erstaunt, dass bereits über Verhandlungsinhalte spekuliert werde, ohne dass die Stadt mit seinem Mandanten gesprochen habe. "Was mit dem Intendanten öffentlich passiert, ist in weiten Bereichen in höchstem Maße verleumderisch, rufschädigend und zerstört einen Menschen, ohne dass die Vorwürfe bislang in irgendeiner Weise konkretisiert wurden", zitiert der Zeitungsbericht Sibelius' Anwalt Andreas Ammer.

Gewerkschaften fordern irgendwie Zukunft

Zugleich haben sich die Gewerkschaften Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA), die Deutsche Orchestervereinigung (DOV), die Vereinigung deutscher Operchöre und Bühnentänzer e. V. (VdO) sowie die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Fachbereich Medien, Kunst und Industrie mit einem Offenen Brief zu Wort gemeldet. Sie fordern den Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe auf, die "Belange" der mehr als 200 "Beschäftigten" zu berücksichtigen. Es müsse nicht bloß eine "Aufklärung der Vorkommnisse stattfinden", es müssten endlich "Perspektiven geschaffen" und "zukunftsfeste Lösungen für das Theater und seine Beschäftigten" entwickelt werden.

Update: Am 10. November 2016 hat sich auch der städtische Steuerungsausschuss in nichtöffentlicher Sitzung ohne Gegenstimme dafür ausgesprochen, das Dienstverhältnis mit dem Intendanten Karl Sibelius zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu beenden. Damit wurde einem Antrag des Stadtvorstandes stattgegeben. Weiterhin hat der Stadtrat die endgültige Entscheidung am 17. November zu treffen, die Weichen scheinen indes mit diesem Votum gestellt.

(Der Trierische Volksfreund / trier-reporter.de / www.buehnengenossenschaft.de / sle)

 

Kleine nachtkritik.de-Chronik der Ereignisse:

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