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Trier rettet Theater mit Blitzergeld
Doppelspitze auf Dauer
15. Juli 2016. Der Stadtrat Trier hat am Donnerstagabend eine Rettungsmaßnahme fürs zahlungsunfähige Theater beschlossen, berichten der Trierische Volksfreund und der Trier Reporter übereinstimmend – insgesamt eine Million Euro wurden freigemacht, 400.000 Euro aus Einsparungen bei den multifunktionalen Veranstaltungsorten Europahalle und Arena, 264.000 Euro aus dem Dezernat von Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) und am umstrittensten im Stadtrat, so der Trier Reporter, 300.000 Euro aus dem Überschuss der städtischen Tempokontrollen im Straßenverkehr. Das Geld sei ursprünglich zur Verbesserung der Verkehrssicherheit in Trier vorgesehen gewesen.
Außerdem hat der Stadtrat seinen Beschluss bestätigt, dem Trierer Theaterintendanten künftig wieder einen gleichberechtigten Verwaltungsdirektor zur Seite zu stellen – auch auf Dauer. Als Notmaßnahme war bereits Anfang Juni eine Zusatzstelle geschaffen worden, um die Finanzen des aktuellen Intendanten Karl Sibelius zu kontrollieren, der sein Budget sowohl 2015 als auch im laufenden Jahr 2016 um geschätzt je 1,3 Millionen Euro überzogen hatte. Ob Sibelius Intendant bleibt, steht noch aus. Er hat sich nach der Stadtrats-Entscheidung noch nicht geäußert. Der Trierische Volksfreund zitiert ihn aus einem kürzlich geführten Fernsehinterview: "Ich weiß noch nicht, wie ich auf eine eventuelle Vertragsänderung, die mir noch nicht vorliegt, reagieren werde. Das hängt vom Inhalt ab."
Update: Der Trier Reporter leakt am Freitagmittag einen Vertragsentwurf, demnach Sibelius wie bisher weiterhin 11.700 Euro pro Monat verdienen und dafür die Leitung der Schauspielsparte dauerhaft übernehmen solle (nachdem Sibelius seinen Schauspielchef Ulf Frötzschner gekündigt hatte, hatte er die Schauspielleitung bereits kommissarisch übernommen). Der Trierer Stadtrat habe den Plan, Sibelius darüber hinaus für mindestens drei Produktionen als Regisseur, Dramaturg oder Darsteller zu verpflichten und auf diese Weise Gagen zu sparen, am Donnerstagabend in nichtöffentlicher Sitzung debattiert, aber noch nicht verabschiedet, so der Trier Reporter. Eine Entscheidung werde frühestens am 27. Juli fallen – muss allerdings bis spätestens zum 31. Juli fallen, weil Sibelius' aktueller Vertrag bis dahin ausläuft.
(Trierischer Volksfreund / Trier Reporter / sd)
Mehr zur Situation in Trier:
Presseschau vom 29. Juni 2016 – In Trier spitzt sich die kulturpolitische Krise zu
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wie kann das sein... es lässt einen völlig resignieren...
Man kann die Gagenhöhe auch absolut seriös diskutieren, fern ab der Meinung ob das zu hoch oder zu wenig ist (Er gibt die Verwaltung ab, aber übernimmt den Posten des Schauspielchefs).
Viel differenziertere und nicht unkritischere Berichterstattung geht so:
http://www.opernnetz.de/Seiten/Hintergruende/Trier_Sibelius_Zerban_160523.html
Zur Personalpolitik: Wenn Schauspieler statt eine Vorstellung zu spielen in der Ausnüchterungszelle sitzen muss man sie mindestens abmahnen, wenn Sänger ohne Urlaubsschein einfach tagelang nicht auf Proben erscheinen würde sie jeder Leiter entlassen und ein Schauspieldirektor, der alle Abteilungen zum Wahnsinn treibt und seine jungen Schauspieler "hörig" macht, ist auch nicht zu vertreten. Man kann alles von zwei Seiten betrachten. Hier die vom "Trier - Reporter" in Umlauf gesetzten Verleumdungen einfach 1:1 zu glauben ist erschreckend. Und es sind übrigens immer dieselben, die auch hier über Sibelius herfallen.
Ein Sänger, der eine Abmachung mit dem Intendanten hatte, dass er andere Engagements annehmen darf (soweit ich weiß klagt er ja auch gegen seine Entlassung und müsste das ja nicht tun, wenn es nicht erfolgsversprechend wäre), würde von keinem anderen Intendanten entlassen, wenn er bei einer kleinen Rolle ganz am Anfang der Probenzeit fehlt. Bei Erkrankung fehlt man auch ein paar Tage. Da würde bei anderen Intendanten ein Gespräch geführt, und damit ist die Sache erledigt. Ein Schauspieldirektor, der Abteilungen in den "Wahnsinn" treibt muss man fristlos entlassen? Wie sag denn dieses in den Wahnsinn treiben aus? Hat er sich zu stark für seine Produktionen eingesetzt? Zu viel gefordert? Die Abteilungen in die Pflicht genommen? Was rechtfertig eine fristlose Entlassung?
Die Schauspieler seien "hörig"? Wieso vernimmt man denn keine Stimme aus dem Schauspielensemble? Weil sie nicht reden dürfen, nehme ich an. Sehr wohl erwünscht sind Loyalitätsbekundungen Sibelius gegenüber. Die veröffentlicht er gerne auf der öffiziellen teatrier Homepage. Zuvor hat er mit Dutzenden Mitarbeitern laut eigener Aussage unter 4 Augen gesprochen. Also wer wird hier manipuliert? Das System Sibelius ist gar nicht so undurchsichtig. Und zu Ihrem letzten Satz: es sind vor allem immer dieselben, die ihm den Rücken stärken wollen! Und öffentlich, eine Schleimspur hinterlassend, Lobesreden über ihn ergießen, dabei ist doch bekannt, dass sibelius für künstlerische Inhalte, außer beim Musical, nicht verantwortlich ist, sondern seine fantastischen Spartenleiter Susanne Linke, Katharina John und Ulf Frötzschner.
wie Sie hier so gegeneinander hetzen, das läßt keine Seite aus der Ferne besonders sympathisch aussehen. Mit diesen Grabenkämpfen erweisen Sie auch Ihrem Theater einen Bärendienst.
Bezüglich des Sängers.
Wenn es stimmt, was @intern schreibt, geht es in diesem Fall um das unendschuldigte Fehlen.
Es ist zwar nur ein kleiner Nebenschauplatz, aber unendschuldigt Fehlen war noch nie ein vertretbares Verhalten und heutzutage ist die Möglichkeit zu kommunizieren so einfach wie noch nie.
Es geht bei dem Sänger um eine Verabredung zwischen Intendant und Künstler, bei berufsfördernden Engagemants freigestellt zu werden. Diese Verabredung wurde wohl zu Vertragsbeginn getroffen aber anscheinend nicht vertraglich festgelegt. Soweit ich es verstanden habe, wurde das Fehlen zwar kommuniziert aber nicht akzeptiert und als unentschuldigt ausgelegt.
http://www.opus-kulturmagazin.de/nc/news/kulturnachricht/beitrag/des-spektakels-naechster-akt.html
Im März 2014 wurde Sibelius zum neuen Intendanten berufen = 28 Monate.
http://www.trier-reporter.de/afd-fordert-sibelius-abschied/
Ohne eigenen Kommentar das Sprachrohr der AFD zu sein (gegen die Sibelius wie viele andere engagierte Trierer klar Stellung bezieht) und dann ein Komplett-Zitat des stellvertretenden Kreisvorsitzenden der AFD einzustellen, das ist alles andere als "unabhängig - kritisch - frei" (wie sich der trier reporter selbst betitelt).
Noch mal ein abschliessender Kommentar: ich bin mir sicher, dass Herr Sibelius in seiner aktiven Amtszeit manches falsch eingeschätzt hat und angegangen ist.
Die Heuchelei auf Seiten seiner erbitterten Gegner hier, liest sich in den Kommentaren doch aber sehr deutlich heraus: die Erfolge des Theaters werden ihm immer abgesprochen, nach dem Motto "da hat er ja nichts damit zu tun, das waren doch andere". Dann wird aber seine Amtszeit auf 28 Monate rückdatiert, damit er für möglichst viel Negatives, das nun wirklich nicht in seiner Verantwortung lag haftbar gemacht werden kann. Merken Sie was?
Ich kann nur noch mal sagen: mit so einer Kampagne bekommen sie jeden Intendanten klein... auch welche, die weit weniger künstlerische Ambitionen und Visionen wie Herr Sibelius haben.
ich stimme ihnen zu: der kommentar vom trier-reporter ist schlecht und eindeutig afd-nah.
andererseits hat der trier-reporter in seinen reportagen zum theater wichtige, reine tatsachen zur lage des theaters publik gemacht. das sind vornehmlich die zahlen.
doch es ist nicht nur der trier-reporter, der kritisch die entwicklungen des hauses beobachtet und kommentiert, sondern überregionale und z. t. bundesweite presse und tv. das ist nun auch ausreichend in den anderen nachtkritik-meldungen verlinkt, verknüpft und diskutiert. und selbst der wichtigere lokale player, der „volksfreund“, der als medienpartner immer ein großer unterstützer des hauses war, ist mittlerweile der theaterleitung sehr kritisch eingestellt.
nun stellt sich die frage, wer spielt denn eigentlich den kunstfeinden in die hand? sind es die politiker, die medien und die rührigen provinz-reporter?
eindeutig: nein - und wenn dann nur als folge der steilvorlagen, die sibelius liefert.
und diese steilvorlagen betreffen alle entscheidenden leitungs-bereiche eines (general)intendanten: a) finanzen, b) künstlerische leitung und c) personalführung- und management. in allen drei bereichen ist sehr viel kaputt gemacht worden und schief gelaufen:
zu a) hier sprechen die zahlen für sich: 2x 1,3 millionen euro defizit.
(die zahlreichen links erspare ich mir)
zu b) und c) die guten leute gehen freiwillig oder werden gegangen, die schauspieler wehren sich, die sänger und andere künstler zum teil auch
http://www.theaterderzeit.de/blog/meldungen/debatte/theater_trier_-_regisseurinnen_wehren_sich_gegen_kündigung_des_schauspieldirektors/
http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12616:presseschau-vom-26-mai-2016-trierer-medien-berichten-ueber-turbulenzen-am-ende-der-ersten-spielzeit-von-neuintendant-karl-m-sibelius&catid=242:presseschau&Itemid=62
es bringt jetzt dem theater und trier gar nichts, sibelius als medienopfer zu stilisieren und auf zeit zu spielen, sondern es muss die frage gestellt werden: ist er der richtige?
glauben sie mir: hier wünschen sich viele ein innovatives, kreatives theater, das von politik und presse kritisch begleitet werden kann - und das auch gerne den steuerzahlen was kosten darf.
"glauben sie mir: hier wünschen sich viele ein innovatives, kreatives theater, das von politik und presse kritisch begleitet werden kann - und das auch gerne den steuerzahlen was kosten darf."
Also genau das, was Sie mit Sibelius alles haben.
Von welcher Strukturreform reden Sie? Meinen Sie damit die zahllosen Kündigungen? Die roten Zahlen? Ich hoffe für Trier nicht auf eine Reform sondern eine Revolution! Aus der Distanz dieses Gebaren betrachtet, leuten bei mir schon bei langem die Alarmglocken. Ist dieser Stadt bewusst, was für tolle Schauspieler, Tänzer Regisseure und Spartenleiter dieses Theater hat und hatte? Ich wünsche den engagierten Künstlern, die tagtäglich Vorstellungen spielen und proben, viel Kraft und Durchhaltevermögen. Und Mut. Vielleicht ist eine Revolution ja möglich?
http://www.opus-kulturmagazin.de/nc/news/kulturnachricht/beitrag/noch-keine-sommerpause-beim-theater-trier-der-stadtrat-beraet-ueber-einen-neuen-intendantenvertrag.html