Respektlose Aneignung?

20. Mär 2015. Der "Arbeitskreis Marginalisierte – gestern und heute" hat das Kunstprojekt "Zentralrat der Asozialen" kritisiert. Mit dessen Gründung als Kunstaktion auf Kampnagel will der Berliner Künstler und Performer Tucké Royale auf das Fehlen einer Erinnerungskultur für jene Menschen und Gruppen hinweisen, die von den Nazis als "asozial" diskrimiert und verfolgt wurden.

Es sei zu begrüßen, dass es Bemühungen gebe, sich mit dem Stigma "asozial" einschließlich der Singularität der NS-Verbechen an dem so kriminalisierten Betroffenenkreis auch von künstlerischer Seite auseinanderzusetzen", so der Arbeitskreis Marginalisierte. "Allerdings werden diese Aktivitäten konterkariert, wenn die Inhalte hinter dem aktuellen Forschungsstand zurückbleiben, das Stigma eher manifestiert, denn aufgehoben und aufgearbeitet", sowie ein Vertretungsanspruch per hierarisch organisiertem 'Zentralrat' als langfristiges Kunstprojekt und Marketingstrategie unter Ausschluss von Überlebenden der NS-Verbrechen sowie bereits bestehender Gruppen und Initiativen 'angeboten' werde. 

Der Arbeitskreis Marginalisierte beschäftigt sich seit 2007 einer Selbstbeschreibung zufolge mit den "Ursachen, Erscheinungsformen, Kontinuitäten und Brüchen der Ausgrenzung und Verfolgung von Menschen, denen u.a. das Stigma 'asozial' angeheftet wurde und wird".

Bereits im Januar hatte der Arbeitskreis offenbar eine Kooperationsanfrage von Tucké Royal im Vorfeld der Aktion aus ähnlichen Gründen zurückgewiesen. "Unangebracht finden wir, dass Ihr Euch vorhandene Formen wie z.B. den Kampf- und Feiertag der Arbeitslosen einfach aneignet, der bereits seit Jahren als politische Veranstaltung stattfindet. Wir hätten uns weit vor dem Zustandekommen eines Konzeptes einen Austausch gewünscht", so der Arbeitskreis im Januar 2015 u.a. in einem Schreiben an den Künstler, das auf der Webseite des Vereins dokumentiert ist.

(sle)

 

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