Eine Demokratie muss solche Diskussionen aushalten

30. November 2016. Das Theater Magdeburg ist für die Einladung des Publizisten Götz Kubitschek in die Kritik geraten. Kubitschek soll am 19. Januar 2017 an einer Diskussionsveranstaltung unter dem Titel "Falsch abgebogen? – Rechtsruck in Sachsen-Anhalt und Europa" im Rahmen des "Politischen Salons" im Schauspielhaus Magdeburg teilnehmen.

Kubitschek gilt als einer der Vordenker der "Neuen Rechten". Er arbeitete als Redakteur für die Wochenzeitung "Junge Freiheit", ist Mitbegründer des "Institut für Staatspolitik", tritt regelmäßig als Redner bei PEGIDA-Veranstaltungen auf und pflegt Verbindungen zur als rechtsextrem geltenden "identitären Bewegung", zu deren Ideengebern er mit seinen Schriften auch zählt.

Die Einladung Kubitscheks zum "Politischen Salon" in Magdburg, wo er mit Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) und der Theatermacherin und künstlerischen Leiterin der Akademie Darstellende Kunst Baden-Württemberg Elisabeth Schweeger diskutieren soll (moderiert von MDR-Reporterin Vera Wolfskämpf), ist von Politikern des Landes Sachsen-Anhalt wie in den sozialen Medien von zahlreichen Kommentator*innen heftig kritisiert worden. Auch aus den Reihen der CDU-Koalitionspartner kommt Gegenwind, wie die Magdeburger Volksstimme berichtet.

In einer Presseerklärung verteidigt das Theater Magdeburg die Einladung Kubitscheks (hier im kompletten Wortlaut): "Die Theaterleitung ist sich in vollem Umfang darüber bewusst, dass mit Götz Kubitschek ein hochgradig kritikwürdiger Ideologe der 'Neuen Rechten' Bewegung eingeladen wurde", heißt es darin. Aber: "Eine Demokratie muss solche Diskussionen aushalten können." Ignoranz trage "nicht zum Verschwinden der Probleme und dem Rückgang der Einflussnahme durch 'Neue Rechte' bei."

Das Podium sei "ausgewogen" besetzt, wodurch "eine Selbstdarstellung Götz Kubitscheks in die Schranken gewiesen" werden solle. "Die Debatten werden über Inhalte geführt, auch um fundiert Kritik an 'neuen rechten' Ideologien äußern zu können."

Update, 30. November 2016, 19:30 Uhr. Laut Pressemitteilung des Theaters Magdeburg wird die geplante Podiumsdiskussion nicht stattfinden. Grund ist die Absage des Innenministers von Sachsen-Anhalt Holger Stahlknecht. "Das Ziel, eine fundierte Kritik an den 'neurechten' Ideologien Götz Kubitscheks mittels der Podiumsgäste üben zu können, ist durch das Ungleichgewicht, das durch die Absage von Herrn Stahlknecht entsteht, nicht mehr möglich", so das Theater Magdeburg.

(chr)

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