Kolumne Straßentheater – Janis El-Bira wundert sich über den explosionshaften Anstieg von Ödipus-Inszenierungen

Triell auf Kolonos

von Janis El-Bira

21. September 2021. Wie sich die Theater unsere Gegenwart zurechtlegen, verraten am schönsten die Spielplankollisionen der kurioseren Art. Vor ein paar Wochen sorgte eine solche selbst in Berlin für Aufsehen, wo es ja notorisch eh alles doppelt und dreifach gibt: An drei aufeinanderfolgenden Abenden waren da, quer durch Schauspiel und Musiktheater, drei Premieren zu sehen, die sich allesamt dem Ödipus-Mythos widmeten. Doch damit nicht genug, das Berliner Trio komplettierte sich an diesem Sonntag mit Maja Zades Stoffadaption an der Schaubühne zu einem ödipalen Quartett, Mitte Oktober wird Johan Simons in Bochum mit "Ödipus, Herrscher" nachziehen. Bestimmt sind in den kommenden Wochen irgendwo noch ein, zwei weitere thebanische Königssöhne auf der Suche nach den großen Zusammenhängen ihrer Existenz.

Kolumne Als ob! - Michael Wolf liest Bernd Stegemanns Buch über die "Wutkultur" als Rückzugsgefecht

Linke auf Abwegen

von Michael Wolf

7. September 2021. Der Dramaturg und Publizist Bernd Stegemann hat sein zweites Buch in diesem Jahr veröffentlicht. Auf Die Öffentlichkeit und ihre Feinde, in dem er die Identitätspolitik kritisierte, und zahlreiche Artikel, in denen er die Identitätspolitik kritisierte, folgt nun "im Vorfeld der Bundestagswahl" (Verlagsankündigung) der Essay Wutkultur, in dem Stegemann die Identitätspolitik kritisiert. Auf Seite 86 betitelt er die bevorzugte Textgattung ihrer Anhänger spöttelnd als "One-Trick-Pony": "'Ich bin wütend' wird zum Ausgangspunkt des immer gleichen Textes, der gegen eine vermeintliche Übermacht anbrüllt." Vermutlich war Stegemann die Ironie dieses Satzes nicht bewusst. Humor ist seine Sache nicht, dafür ist die Lage scheinbar zu ernst. 

Kolumne: Aus dem bürgerlichen Heldenleben - Esther Slevogt über einen besinnungslos von der Gegenwart absorbierten Betrieb

Theater ohne Gedächtnis?

von Esther Slevogt

17. August 2021. Am 20. Mai starb der Regisseur Jarg Pataki, noch nicht einmal sechzig Jahre alt. Wie immer versuchte die Redaktion, für die Meldung auf nachtkritik.de Informationen zusammenzutragen, nicht zuletzt zum genauen Ort und Datum seines Todes. Damit die konkreten Lebensdaten als Spuren eines Künstlerlebens hier im Archiv aufbewahrt sind. Einige von Patakis wichtigsten Arbeiten entstanden am Theater Freiburg, wo er am kontinuierlichsten gearbeitet hat. Dort freilich waren nähere Informationen nicht zu bekommen. Denn in Freiburg arbeitet schon seit 2017 eine neue, von Intendant Peter Carp geleitete Truppe.

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