Kolumne: Experte des Monats

Die Findungskommissäre

von Dirk Pilz

7. April 2015. Heute wieder zu unserem Theaterbetriebswesen. In Rostock brauchen sie jetzt ja einen neuen Intendanten. Auch die Volksbühne ist bald zu haben. Wer es dort nicht schafft, kann es in Dresden versuchen. Oder am Wiener Burgtheater, ebenfalls ein schöner, demnächst zu besetzender Posten, wenn auch etwas in Verruf geraten zuletzt. Kandidatenmangel muss dennoch nirgends gefürchtet werden. Wie man hört, wollen viele ins Intendantenamt, warum auch immer.

Kolumne: Aus dem bürgerlichen Heldenleben – Esther Slevogt über die Verteidigung der Freiheit und anderer Privilegien

Kolumne: Aus dem bürgerlichen Heldenleben

Je suis Stürmähr

von Esther Slevogt

31. März 2015. Kleines Gedankenspiel: Man stelle sich vor, im Februar 1933 hätten ein paar Inglorious Basterds eine Redaktionssitzung des "Stürmer" in Nürnberg überfallen und dort jeden umgebracht, der ihnen vor die Knarre kam. Zumindest retrospektiv, also aus der Sicht von heute, würde man angesichts der vom "Stürmer" in Umlauf gebrachten antisemitischen Hetzkarikaturen die Tat sicher mit einer gewissen Milde beurteilen. Selbst, wenn man Gewalttaten dieser brutalen Art sonst niemals billigen würde: Ziemlich wahrscheinlich würde man die "Basterds" sogar längst dafür feiern, auch ohne ein ausgewiesener Tarantino-Fan zu sein. Aber damals, also 1933, hätten die Leute gewiss den Mord an harmlosen Zeichnern und Zeitungsmenschen ebenso ruchlos und feige gefunden, wie wir den Mord an den Charlie-Hebdo-Zeichnern. Ist er ja auch. Ganz davon abgesehen, dass dieses Attentat in jenen Jahren auch gar nicht nötig war, um die Deutschen zum kollektiven Bekenntnis "Je suis Stürmähr", "Ich bin Der Stürmer" zu bewegen. Sie waren es längst.