Abschied vom Elfenbeinturm

10. November 2023. Sind Theater zu elitär? Verpassen sie den Anschluss ans Publikum? Und wie kann man sie für eine diverse Stadtgesellschaft öffnen? Darüber debattieren im Theaterpodcast #62 Murat Dikenci, Dramaturg, Regisseur und Leiter des Studio R am Maxim Gorki Theater, und der Schauspieler Ulrich Matthes.

Von Susanne Burkhardt und Elena Philipp

Ulrich Matthes und Murat Dikenci nach der Aufnahme des Theaterpodcast #62 © Susanne Burkhardt

10. November 2023. Eigentlich müsste man sie abschaffen, diese starren Institutionen mit ihren hohen Personalkosten. Zugunsten flexibler Produktionszentren, die dem künstlerischen Wollen der lokalen und regionalen Communities offen stehen. Zumindest muss man die Häuser zugänglicher machen, für die Partizipation bislang kaum vertretener Publikumsgruppen. Oder?

Die Idee, Theater zu flexibilisieren, ist nicht neu. Vor zehn Jahren forderten das zwei Spiegel-Autoren in ihrem Buch "Der Kulturinfarkt". Ihnen ging es um eine Kostenersparnis, ihr Ansatz war ökonomisch motiviert. Die Wissenschaftler*innen rund um Birgit Mandel von der Universität Hildesheim, die seit sechs Jahren zu öffentlich gefördertem Theater in Deutschland, Frankreich und England forschen, zielen hingegen auf mehr Teilhabegerechtigkeit und eine auch in der Zukunft tragfähige Legitimation der aus Steuergeldern finanzierten Theater.

Öffnung für eine diverse Stadtgesellschaft

Bei der Tagung "Becoming Public!" in Berlin ging es um das Vorbild Großbritannien, wo das Arts Council England Fördermittel vor allem an Community Theatres vergibt, die aus deutscher Sicht eher Kulturzentren denn Theaterinstitutionen mit einem feststehenden Spielplan sind.

Inwiefern sich Theater öffnen müssen für eine diverse Stadtgesellschaft und wie das gehen kann, debattieren Murat Dikenci und Ulrich Matthes im Theaterpodcast. Dikenci hat eben die Leitung des Studio R am Gorki Theater übernommen, um dort einen Ort zwischen "Diskurs und Disko" zu schaffen. Ulrich Matthes, der bald sein 20. Jubiläum im Ensemble des Deutschen Theaters Berlin feiert, verteidigt die gemeinsame Konzentration an einem dem Zuhören gewidmeten Ort. Den er gar nicht so heilig findet wie Murat Dikenci.

Ans Eingemachte geht es in dem launigen Gespräch, das eine zeitgemäße Antwort auf Schillers alte Frage sucht: Was kann eine gute stehende Schaubühne eigentlich wirken?

 

 

 In Kooperation mit Deutschlandfunk Kultur.

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